#2: The Apartments: "No Song, No Spell, No Madrigal" (Microcultures/Riley, Juni 2015) |
Völlig überraschend für mich gibt es ein neues Album
vom Australier Peter Walsh, der mal bei Ed
Kueppers Band Laughing Clowns den Bass gespielt hat und
auch mal für eine ganz kurze Zeit bei den Go-Betweens
als Gitarrist dabei war, ohne allerdings auf einem der Alben mitspielt
zu haben. Herzergreifend schöner Gitarrenrock, der die Traurigkeit
zur großen Kunstform erhebt. Ganz, ganz wunderbar. Vielleicht
sogar ein Kandidat für das Album des Jahres?
(19.11.2015)
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What Peter Milton Walsh does as a songwriter is so simple yet so beguiling it almost seems like a trick. Walsh, the leader of the venerable Australian chamber pop ensemble the Apartments, has the ability to craft melodies that are elemental yet timeless in their graceful, affecting beauty, and his lyrics hold a mirror to love and loss in a manner that's deeply evocative but never sinks into sentimentality or melodrama. Quite simply, Walsh has a touch that's all but miraculous, and a heart that's real even when it aches. 2015's No Song, No Spell, No Madrigal is the first album from the Apartments in 15 years, though it hardly sounds as if someone labored over it that long. Instead, this music feels as if it spontaneously emerged from the collective mind and spirit of Walsh and his collaborators, and the natural, immediate tone is a wonder in itself given the subtle precision of the arrangements and production, which are artful and dynamic without seeming overworked. No Song, No Spell, No Madrigal features eight new songs from Walsh, which marry the emotional intelligence of a gifted poet with the emotional intimacy of a conversation overheard in a coffee shop, and these sketches of heartache and disappointment may not go over at your next party, but on a quiet evening at home, this is just the sort of music that overcomes melancholy with its genuine beauty and superb craft (it's not often that songs with arrangements as spare and roomy as these also manage to sound so full-bodied), while "September Skies" shows there is room for sunshine in Walsh's world, suggesting Lloyd Cole in his classic period. No Song, No Spell, No Madrigal is a master class in intelligent pop songwriting that's a near perfect reminder that Peter Milton Walsh is a neglected hero worthy of rediscovery, and with any luck this album should open some fresh ears to his singular talent.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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#3: Locas In Love: "Use Your Illusion 3 & 4" (Staatsakt, Febr. 2015) |
Kürzlich im Vorprogramm von Der
Mann kennengelernt - eine der besten aktuellen, jungen (?) deutschen
Gitarrenbands mit einem gewaltigen Doppelalbum wie schon bei Guns
'n' Roses, aber zum Glück mit viel besserer Musik. Das zweite
Album ist übrigenz rein instrumental, ziemlich krautrockig und
mit Namen von Kölner Straßen und Straßenbahnhaltestellen
als Songtiteln. Cool!
(08.03.2015)
Konzerthighlight: Gebäude 9, Köln,
27.02.2015. Eine sehr schmackhafte Mischung aus Silbermond
(bzw. Juli) und Velvet Underground (bzw. Sonic
Youth) - Klingt komisch, ist aber so! Und ist vor allem nicht
ironisch gemeint (von wegen Juli und Silbermond).
(08.03.2015)
Ich hatte mich schon gewundert, warum bei meinem Doppelalbum keine
CD oder wenigstens ein MP3-Downloadgutschein dabei sind: die CD-Version
wird nicht über das unabhängige Label der Türen,
sondern vom Major Warner unter die Leute gebracht. Keine
Ahnung, wer sich so ein Marketingkonzept ausdenkt - oder haben die
Warner-Brüder nur einfach kein Interesse am schwarzen Gold
und überlassen die Brotkrumen den anderen? Fragen über
Fragen!
(13.03.2015)
Die Jahrescharts: Platz24im
Musikexpress!
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Locas In Love standen schon immer für Unbedingtheit und Konsequenz, fanden auf ihrem letzten Album »Lemming« (2011) zu einer künstlerischen Radikalität, die ihresgleichen sucht und die sie auf »Use Your Illusion 3&4« auf einen vorläufigen neuen Höhepunkt treiben.
Es geht darum, Dinge zu sagen, die gesagt werden müssen. Dinge, die nur Locas in Love sagen können. Sätze, die den Widerspruch »persönlich - allgemeingültig« auflösen, weil sie so persönlich sind, dass sie allgemein gültig werden. Und es geht um Haltung: nach zig Achtungserfolgen wäre eigentlich der Zeitpunkt gekommen, wo die Band mit einem Majorlabel im Rücken ihr kommerzielles Durchbruchsalbum auf den Markt wirft - stattdessen kommt ein Doppel-Album, das obendrein zur Hälfte aus Krautrock-Instrumentals besteht.
Das mag nicht kalkuliert und schon gar nicht karrieristisch sein, aber es ist konsequent. Dabei ist die Musik auf beiden Platten alles andere als schwierig oder sperrig um der Sperrigkeit willen, im Gegenteil, es ist es ihr straightester Pop seit SAURUS (2007). Während das »Text-Album« in Momenten an Sonic Youth, Pavement, Cocteau Twins, Stereolab, Velvet Underground, The National und Sonny&Cher erinnert, lösen sich die Songstrukturen auf dem Instrumental-Album zart auf in zwingende Soundscapes zwischen Noise-Miniatur und Cinemascope-Breitwandepos, wecken Assoziationen zu Neu!, Goblin, Feelies, Young Marble Giants, Wendy Carlos oder Mogwai.
Die vermeintlichen Widersprüche ihres scheinbar unbegrenzten Pop-Entwurfs, die Gleichzeitigkeit von unaufgeregt und völlig durchgedreht, schüchtern und radikal, krachig und hymnisch, radiotauglichen Melodien und Avant-Experimentalität schaffen eine große, befreiende Leichtigkeit. Und alle Konzeptualität mal beiseite: es sind einfach wahnsinnig schöne Songs. Ob mit Worten oder ohne: Locas In Love sind in ihrer Nüchternheit und Melancholie, in ihrer Unzufriedenheit und Uneinverstandenheit auf ihrer neuen Platte lebensbejahender und umarmender als jemals zuvor. Und das macht ihre Musik so hörenswert - und wertvoll.
K. & R. (Kraut und Ruhm):
»Es wurde aber auch wirklich mal Zeit, das eine Band ein Indierock- UND Krautrockalbum zur gleichen Zeit herausbringt. Als praktisches Doppel-Album! Zugegeben: Das Indierock-Album klingt auch schon mal nach zärtlichem Folk oder frankophilem Pop, und das Krautrockalbum auch schon mal wie Chicagoer Postpunk-Platten aus den Neunziger Jahren, aber all in all sind das die beiden Co-ordinaten, die X- und Y-Achse of Life, wenn es um den formidablen Doppel-Decker ›Use Your Illusion 3 & 4‹ der Kölner Institution LOCAS IN LOVE geht.
Und so wie sich hier die Bandwurmsätze nur noch durch Kommata trennen lassen, gehört auch auf (der Fan spricht schon heute von) ›U. Y.I Three & Four‹ doch alles irgendwie zusammen. Klebrig, vermutlich! Die 3 könnte also auch die 4 sein und umgekehrt. Aber keine Sorge: LOCAS IN LOVE sind keine Numerologen. Es finden sich Versatzstücke aus dem Kraut-und-Rüben-Teil in den Popsongs, und der Krautrock von LOCAS IN LOVE funktioniert auch formidabel als chicer Begleiter in allen Lebenslagen: Bahnfahrt, Bügelbrett. Jogging-Parcours und Sofa-Abfahrt! LiL, ein von der Band angedachtes aber nie etabliertes Akronym, ja der Fan spricht lieber von seinen ›Locas‹, lassen hier wirklich nichts anbrennen.
Die Teile flirren erleichtert durch die Lüfte und der Jugendwellen-Programmchef findet hier genauso seine Titel wie der nerdige Radio-Feuilletonist für der Nachtschiene. Ganz klarer Fall also: Ausnahmeband. Ausnahme-Konzept. Ausnahme-Album! So, whats so funny about ›Freundschaft, Manifeste und Zerstörung‹ ?! Der Fan folgt seinen Locas sowieso überall hin. Ja, und wie schreit es der Rock-O-Tarier es gleich zu Beginn einer Show heraus: ›Aaaaarrre yoooooooouuuuu reaaaaaaadddyyyy?‹ Locas in Love sind ready wie eh und je. Und dabei so gut wie nie zu vor!«
Auf ihrem Doppelalbum reichern die Locas ihren Indie-Rock mit Instrumentals an.
(musikexpress, März 2015)
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#4: Shelby Lynne: "I Can't Imagine" (Universal/Rounder, Mai 2015) |
Ihr bestes Album seit "I Am Shelby"?
Keine Ahnung! Zum einen bin ich mir nicht sicher, ob "I
Am Shelby" jetzt wirklich das Meisterwerk der
Lady ist, denn ich finde auch einige andere ihrer Alben richtig gut
(z.B. "Identy Crisis"
von 2003, "Suit Yourself"
von 2005 und die Dusty Springfield-Hommage "Just
A Little Lovin'" von 2008 ).
(10.05.2015)
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Shelby Lynnes Stimme, die zu zwei Teilen aus Alabama-Sonnenschein und einem Teil aus Memphis-Regensturm zusammengemixt zu sein scheint, gilt eines der großartigsten Instrumente in der gesamten Popmusik. Und auf ihrem neuen Album »I Can’t Imagine« kommt diese Stimme, dezent und sehr flexibel von einer exzellenten Band unterstützt, besser denn je zuvor zur Geltung. Dazu trägt auch bei, dass die zehn prickelnden neuen Songs die unverkennbare Handschrift der Grammy-Preisträgerin tragen.
Die Stücke reflektieren das breite Spektrum von Lynnes musikalischen Einflüssen: von Southern Soul über Rhythm’n’Blues aus New Orleans sowie kalifornischem Country & Western bis hin zum leidenschaftlichen Sozialbewusstsein eines Woody Guthrie und den bluesigen Vokalisierungen einer Billie Holiday. Als Künstlerin, die stets auf maximale Unabhängigkeit, Authentizität und Originalität bedacht ist, nimmt Shelby Lynne längst einen Platz an der Seite gleichgesinnter Musik-Renegaten wie Neil Young, Gram Parsons, Bobbie Gentry, Emmylou Harris, Willie Nelson, Bob Dylan und Johnny Cash ein. Und mit »I Can’t Imagine«, ihrem besten und bewegendsten Album seit dem 1999 erschienenen Meilenstein »I Am Shelby Lynne«, unterstreicht sie diesen Rang eindrucksvoll. Bei dem Album wirkte Ron Sexsmith als Co-Writer mit.
Auch bei diesen Sessions hatte Shelby Lynne wieder Ambitionen, eine ziemlich perfekt arrangierte Produktion à la Eagles vorzulegen.
(Stereo, Juni 2015)
Für alle, die keine Zeit zum Lesen haben: Ihr bestes Album seit langer, langer Zeit. Für alle anderen: Hier wächst zusammen, was zusammengehört. Schon durch die liebevolle Aufarbeitung des ebenso zentralen wie unvergleichlichen I Am Shelby Lynne-Albums bewies das ehrenwert-erfahrungsreiche Rounder-Label die nahezu naturgegebene Verbindung, die zu der ebenso eigenwilligen wie ungebundenen Singer-Songwriterin mit der einzigartig samt-rauchigen, seelenvollen Stimme besteht. Ganz folgerichtig erscheint auch ihr 2015er Studiovollwerk im ebenso schützenden wie angemessenen Heimathafen, und entpuppt sich als die Zusammenführung alles bisher Durchlebten und Dargebotenen, als Vereinigung aller verehrter Lynne-Liebenswürdigkeiten, als reifer Rückblick in eine gelassen-gleißende Zukunft. Ganz, als hätte sie meine Lobeshymnen auf das jüngste Schwester-Werk gelesen und meinen unterschwelligen Unmut bezüglich ihres eigenen Veröffentlichungs-Verhaltens zu Herzen genommen, schuf eine der Gallionsfiguren des Americana-Soul ein 10-Track-Album, das ihre tiefe Seele, ihre vielschichtige Kunst, ihr ganzes Gefühl in sich trägt, fast nebenbei ihre vielfältigen Talente bündelt und auf einen bewegenden Punkt bringt, Alternative- mit Nashville-Country vereint, sanft akustische Folk-, Balladen- und Blues-Elemente einfließen lässt, New Orleans-Groove und hymnischen, von verzerrter Neil Young-Gedächtnis-Gitarre getriebenen Roots-Rock atmet, beseeltes Soul-Sentiment und himmlische Gospel-Harmonien spüren lässt, und der mitreissend magischen Melange durch ihren herztief berührenden Gesang den eigenen, unvergleichlichen Stempel aufdrückt. Lange ließ sie uns auf ein Studio-Album-Lebenszeichen warten, aber das treue Harren hat sich mehr als gelohnt: Zeichneten sich einige ihrer letzten Alben immer wieder durch vereinzelte Glanzlichter aus, so ist I Can’t Imagine ein einziges, abgeklärtes, strahlendes Glanzlicht geworden. Welcome back, Shelby!
(cpa, Glitterhouse)
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#5: Dave Rawlings Machine: "Nashville Obsolete" (Acony, Sept. 2015) |
Hier war ich mir schon vorher sicher: eine Platte von Dave Rawlings
und Gillian Welch kann nicht schlecht
sein! Da kann man die CD sogar ungehört bestellen. Und so ist
es natürlich auch bei "Nashvile Obsolete". Schade nur,
dass die beiden zwar in den tollen, alten Analogstudios in Nashville
aufnehmen, aber keine analoge Vinylversion davon herausbringen. Wirklich
schade!
(03.10.2015)
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Acony Records präsentiert mit »Nashville Obsolete« das mit Spannung erwartete zweite Album von DAVE RAWLINGS MACHINE. Aufgenommen auf analogen Bändern in den Woodland Sound Studios in Nashville enthält »Nashville Obsolete« sieben Originalstücke aus den Federn von Gillian Welch und Dave Rawlings. Produziert von Rawlings selbst stellt das Album das brillante Können von Rawlings selbst und Welch an Leadgesang und Gitarre heraus. Mit dabei sind außerdem Paul Kowert (PUNCH BROTHERS) am Bass, Willie Watson an Gesang und Gitarre und Gastauftritte von Brittany Haas an der Geige und Jordan Tice an der Mandoline.
Vielmehr tendiert Rawlings zu tiefsinnigem Singer/ Songwriterfolk – herrlich angerichtet im Stile der 70er Jahre –, der schon nach kurzer Zeit sogartige Wirkung erzielt. Stark!
(Good Times, Oktober / November 2015)
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#6: Ethan Johns: "Silver Liner" (Three Crows, Nov. 2015) |
Man kann kaum etwas über Ethan Johns und seine Musik sagen,
ohne seinen Hintergrund ein wenig aufzuhellen: geboren 1969 als Sohn
der Produzentenlegende Glyn Johns, erstmalig von mir als Schlagzeuger
auf dem vom Vater produzierten John Hiatt-Album "Stolen
Moments" (1990) wahrgenommen, danach war er vor allem selber
als Produzent und Multiinstrumentalist aktive (u.a. für Ryan
Adams, Bernie Leadon, Tift
Merritt, Jayhawks, Crowded
House, Kings Of Leon
und Laura Marling). "Silver
Liner" ist bereits sein drittes, eigenes Album als Sänger,
Gitarrist und Songschreiber, auf dem er wie immer jemanden anderen
die Kontrolle als Produzent überlässt. Dieses mal ist es
Jeremy Stacey der Drummer seiner Begleitband, zu der neben
Bassist Nick Pini auch noch der legendäre britische Pedal-Steeler
B.J. Cole gehört. Die Platte ist richtig klasse und kann,
ohne ein Plagiat zu sein, irgendwo zwischen Neil Youngs "Harvest",
David Crosbys "If I Could
Only Remember My Name" und Ronnie Lanes "Anymore
For Anymore" einsortiert werden. Wunderbar.
Ach ja - Gillian Welch und Bernie
Leadon singen im Chor.
(09.12.2015)
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Wahrscheinlich haben die allermeisten bereits Musik von Ethan Johns gehört – wenngleich oftmals, ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn der 1969 geborene Brite hat sich in den letzten anderthalb Jahrzehnten vor allem als Produzent einen Namen gemacht. Ryan Adams, Paul McCartney, Laura Marling und Ray LaMontagne waren nur einige der Künstlerinnen und Künstler mit denen er gearbeitet hat. Außerdem war und ist er als Studio- und Tourmusiker für verschiedene Acts aktiv, darunter Crosby, Still and Nash oder Emmylou Harris. In dieser Rolle hat der Multiinstrumentalist auch Lead-Gitarren, Drums, Bass und Piano auf Ray LaMontagnes gefeiertem Debüt von 2004 eingespielt und war in vielfältiger Weise an den Aufnahmen von Ryan Adams' Alben beteiligt.
Mit seiner neuen Platte »Silver Liner« ist Johns jetzt in seiner Rolle als Songwriter und Performer zu erleben. Johns Solokarriere begann im Jahr 2012 mit seinem Debütalbum, an dem u.a. auch Ryan Adams und Laura Marling beteiligt waren. Adams übernahm dort auch die Produktion. Für seine neue Platte saß Ethan Johns wieder selbst an den Reglern und hat mit den Black Eyed Dogs eine Begleitband um sich versammelt, die man ohne zu übertreiben als Weltklasse bezeichnen kann.
Der Produzent als Solokünstler mit wunderbarer Americana.
(Rolling Stone, Dezember 2015)
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#7: Ryley Walker: "Primrose Green" (Dead Oceans, März 2015) |
Ein neuer Geheimtipp an der Akustikgitarre aus Chicago. Weil in den
Rezensionen (und auch in den Liner Notes der Platte!) die Namen Tim
Buckley, John Martyn und Davey Graham fielen, war
das natürlich ein Pflichtkauf.
(19.04.2015)
Die Jahrescharts: Platz25im Rolling Stone!
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Stoned, summery 70s-style jazz-folk
(The Guardian, 4/5)
'Primrose Green' sounds exactly like late-'60s Tim Buckley. I can only assume that Paul Rothchild manned the boards and Van Dyke Parks rolled the joints while this was being recorded.
(Grantland)
This is clearly someone reaching for their essence, on a mission to follow a philosophy rather than to slavishly recreate a mood.
(Uncut, 9/10)
The 10 songs move with a measured looseness, with Walker and his miraculous backing band of Chicago jazz players allowing plenty of space for tightly improvised explorations.
(Los Angeles Times)
With 'Primrose Green', Walker has developed into a thoughtful singer-songwriter following a tangled thread, one picked at by the likes of Tim Buckley, John Martyn, Van Morrison.
(NPR Music)
RYLEY WALKER ist die Reinkarnation des einzig wahren amerikanischen Gitarristen. Das bezieht sich sowohl auf sein stetiges Unterwegssein wie auch auf die Tatsache, dass seine Guild D-35 Gitarre schon ein ums andere Mal Zeit beim Pfandleiher verbracht hat. »Primrose Green« beginnt ungefähr dort, wo der Vorgänger »All Kinds Of You« uns verlassen hat, schreitet jedoch schnell und mit großen Schritten nach vorn.
Der Titel klingt pittoresk und gediegen, doch das »Grün« im Titel hat leicht halluzinogene Eigenschaften, was so auch für das gesamte Album zutrifft. Die Band ist eine Mischung aus altem und neuen Talent aus Chicago; Veteranen des Post-Rock und der Jazzkreise treffen zusammen auf eifrige, wissbegierigeJungspunde. RYLEY hatte nicht viel Zeit, die LP zu schreiben, weshalb manche Texte erst im Studio zu kompletten Songs wurden; oft auch munter improvisiert.
Der Titeltrack »Primrose Green« wurde beinahe geschasst, nachdem er an einem düsteren St. Patrick's Day in Oxford, Mississippi, entstanden war. »Primrose Green« ist die lokale Bezeichnung für einen Cocktail aus Whiskey und den Samen des Trichterwinden-Gewächses, der während des Genusses eine verträumt und leicht absinthartige Wirkung entfaltet, am nächsten Morgen jedoch einen desaströsdepressiven Kater verursacht. Niemand weiß, was die Zukunft für RYLEY WALKER bringen wird. Verzicht, Rückschläge und nicht gerade luxuriöse Unterkunft scheinen ihn auf der kreativen Seite nur anzustacheln. Mit »Primrose Green« läuft RYLEY Gefahr, seinen stetigen Strom des persönlichen Desasters abreißen zu lassen, weil er Erfolg haben könnte.
Eine relativ kurze Lebenszeit und konstante Übung resultieren in einem Meisterwerk; ein Album, das wir in dieser Art nicht mehr seit den Siebzigern gesehen haben.
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#8: Robert Forster: "Songs To Play" (Tapete, Sept. 2015) |
Wunderbar! Da dachte man schon, dass Robert Forster im Frühruhestand
sei, aber jetzt kommt plötzlich ein solch schönes Album
heraus, das total nach den Go-Betweens klingt - viel mehr,
als manche Forster-Soloalben aus den 90ern (die ich natürlich
auch alle mag!). Und das ist eben wunderbar!
(03.10.2015)
Die Jahrescharts: Platz8im
Rolling Stone!
Konzerthighlight: Gebäude 9, Köln,
10.12.2015. Mein letztes Köln-Konzert von Robert Forster
fand vor ein paar Jahren im schicken und gemütlichen Gloria-Theater
statt. Das Gebäude 9 ist weder schick noch gemütlich,
war aber immerhin ausverkauft, als Robert nur begleitet von seiner
geigenden Gattin Karin Bäumler gestern abend aufspielte.
Hier meine mehr oder weniger relevanten Erkenntnisse:
- Ich schaffe es glücklicherweise bereits wieder, über
eine Stunde in dicht gedrängter Menschenmenge zu stehen,
ohne dass meine Knie schlapp machen.
- Roberts Songs sind immer eine Offenbarung und
tragen ein ganzes Konzert. Besonders live von ihm selten gespielte
Go-Betweens-Klassiker wie "Head Full Of Steam",
"Draining The Pool For You " und "The House Jack
Kerouac Built" haben mich als Zuhörer glücklich
gemacht.
- Als Sänger und Entertainer ist er immer
überzeugend. Ich liebe seine Ansagen und sein "Stolzieren"
zwischen den Liedern.
- Als alleiniger Gitarrist ohne Unterstützung einer Rhythmusgruppe
oder von Grant McLennan (R.I.P.) hat das allerdings manchmal
seine Längen.
- Karin Bäumler spielt die Geige leider nicht so
schön wie etwa Amanda Brown das früher bei
den Go-Betweens tat. Ihre Begleitungen waren zwar nicht
wirklich schräg, aber auch nicht wirklich gut - was aber
letztendlich nicht wirklich gestört hat.
(11.12.2015)
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Die Lennon-Seite des Go-Betweens-Kern-Gespanns war immer schon etwas eigensinniger, auch was den Abstand zwischen seinen Solo-Werken betrifft. Diesmal sind nur sieben Jahren nach seiner letzten Voll-Album-Meldung vergangen, und wie beim Zusammentreffen mit lang vermissten, guten Freunden, fällt das erste Wiedersehen ein wenig zögerlich aus, gestalten sich die ersten Wechselworte eher schwierig, der Umgang sperrig, die erste Umarmung ungelenk. Auch die zehn neuen Songs des Australiers geben sich zunächst eher spröde, versprühen einen rauhen, fast rohen Charme, künden von handgemachter Hemdsärmeligkeit im Herangehen und einem direkten D-I-Y-Ansatz in den Arrangements. Gemeinsam mit einer handverlesenen Auswahl einheimischer, junger Musiker nahm der sympathische Eigenbrötler die doppelte Handvoll heimlicher Hymnen in einem Analog-Studio auf einem Berg bei Brisbane auf, Multiinstrumentalist Scott Bromley, Luke McDonald (John Steel Singers) und die als Geigerin und Duettpartnerin prägende Karin Baumler zählten zum überschaubaren Beiträgerkreis. Spätestens beim dritten Kontakt beginnen die Songs zu wachsen, ihr Eigenleben zu entfalten, gehen ins Ohr - und gehen einfach nicht mehr raus. Irgendwo zwischen Pub und Punk, Garage und Gefühl, Go-Betweens-Großtaten und Kinks-Gelassenheit, Beatles-Harmonie-Seligkeit, 60’s Pop-Pracht und französischem Chanson-Charme verwandelt der unterkühlte Sänger und riff-griffige Gitarrist seine zunächst simpel scheinenden Songs in unwiderstehliche Ohrwürmer, was als schieres Understatement begann, entpuppt sich als gelassen-gereifte Größe. Ein Roh-Diamant, der seine ganze Leuchtkraft erst bei wiederholtem Anschauen preisgibt, um dann umso nachhaltiger zu strahlen.
(CPA, Glitterhouse)
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#9: Kamasi Washington: "The Epic " (Brainfeeder, Mai 2015) |
Saxofonist Kamasi Washington war für mich bisher ein unbeschriebenes
Blatt. Sein in der Presse hochgelobtes Debüt auf 3 CDs von jeweils
etwa einer Stunde Laufzeit (also insgesamt 180 Minuten Wahnsinn!)
erinnert an die besten Momente von Alice Coltrane, Pharoah Sanders,
McCoy Tyner und Sonny Rollins aus den 7oern und ist
in jeder Hinsicht episch: Laufzeit, Kompositionen, Besetzung (zwei
Bassisten, zwei Keyboarder, drei Trommler, Sänger, Sängerin,
aber nur ein Trompeter und ein Posaunist, dazu bei einigen
Stüclen ein großes Streicherensemble und ein großer
Chor). Da wurde ich neugierig und habe mal reingehört: Das ist
natürlich alles total over the top, aber so dermaßen
gut gemacht, dass man davor nur den Hut ziehen kann. Für mich
das beste neue Jazzalbum seit Christian Scotts
"Yesterday You Said Tomorrow"
von 2010.
(07.06.2015)
Die Jahrescharts: Platz6im
Rolling Stone und Platz18im Musikexpress!
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Anfang Mai kündigt sich eine der spektakulärsten Jazz-Veröffentlichungen des Jahres an: Der 34-jährige Jazzgigant und Komponist Kamasi Washington veröffentlicht via Brainfeeder / Ninja Tune sein Albumdebüt »The Epic«.
Episch ist diese Veröffentlichung auf dem Flying Lotus Label in allen Belangen: Ein 172-minütiges Set, bestehend aus drei Bänden inklusive 32-köpfigem Orchester, einem 20-Personen Chor sowie Washingtons langjährigen Band-Projekten The Next Step und West Coast Get Down. Kamasi Washington arbeitete bereits mit Künstlern wie Lauryn Hill, Snoop Dogg oder Herbie Hancock zusammen und gilt als einer der talentiertesten Jazzmusiker mit weltweiter Reputation.
»He just plays the craziest shit, man. I mean, everything – the past, present, the future. What I am hearing is a leader among artists.« sagt Flying Lotus, dessen direkter Stammbaum mit Washingtons musikalischem Vorfahren John Coltrane verbunden ist.
It's Jazz! Der US-Saxophonist Kamasi Washington veröffentlicht mit seinem dreistündigen Debüt ›The Epic‹ das vielleicht relevanteste, radikalste Album des Jahres.
(Spiegel Online 05 / 15, 10.0 points)
Kamasi Washingtons wahrhaft episches Debüt-Album ›The Epic‹, es erstreckt sich über drei Vinyls / CDs und ist mit 172 Minuten so lang wie ›Der Pate‹, ist ein Meilenstein auf dem Weg, Brainfeeder zu einem so wichtigen Label zu machen wie Def Jam in den Achtzigern oder Impulse in den Sechzigern.
(Spiegel Online 05 / 15, 10.0 points)
In drei Teilen entsteht eine Saga, die vor Swing und Groove strotzt, die modal virtuos und lustvoll free wogt und rast, in der sich soulvoller Gesang und Biggest-Band-Arrangements mischen, dabei Novelty und Lounge anspielen und alle möglichen Fusion-Ideen ausführen. (...) Als heller Stern unter einigen Gleichen strahlt Washingtons massiver Ton – viel Coltrane, mehr Pharoah Sanders, leichter als David S. Ware – aus dieser afrofuturistischen Expedition. (...) Fantastisches Album!
(Rolling Stone 05 / 15)
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#10: Frazey Ford: "Indian Ocean" (Nettwerk, Okt. 2014 * Jan. 2015) |
"Indian Oceans" ist bereits das zweite Soloalbum der (ehemaligen?)
Sängerin und Gitarristin der wunderbaren Folkband The
Be Good Tanyas aus Kanada, aufgenommen zu großen Teil in
Memphis/Tennesse mit den Brüdern Charles, Mabon "Teenie"
und Leroy Hodges (an Orgel, Gitarre und Bass respektive), die
in den 70ern schon die Platten von Al
Green und anderen Soul-Größen veredelt haben. Das gefällt
mir fast besser als die ähnliche Aktion von Chan Marshall
(A.K.A. Cat Power) vor ein paar
Jahren.
(17.01.2015)
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Ein Teil davon, was Indian Ocean seinen goldenen Schliff verpasst, ist die Arbeit von Al Greens Band, The Hi Rythm Section, den Soul-Architekten vom fesselnden Groove des berühmten Sängers.
Die Wurzel aller Soul Musik ist Freiheit – völlige Unbekümmertheit. Es geht darum, ganz in den Gefühlen aufzugehen, die uns alle menschlich machen.
Kein Wunder also, dass Sängerin Frazey Ford die Ohren aufgesperrt und sich an der üppigen Tradition bedient hat, um ihren eigenen Geschichten auf ihrem neuesten Album Indian Ocean Stimme zu verleihen. Ein Album über Schmerz und darüber, mit schwierigen Wahrheiten umzugehen, aber auch über Vertrauen, Liebe, Reue und Kühnheit. Fords Selbstbeherrschung und Leidenschaft füllen das musikalische Gerüst aus und man hört, dass das Album das Wesen von Arethas Vorstellung von R-E-S-P-E-C-T trifft.
Ford und einige der talentiertesten und erfahrensten Soul-Musikanten zaubern 45 Minuten lang und erheben dabei Lieder mit den gegenseitig geliehenen Flügeln in süße Höhen. Ein Teil davon, was Indian Ocean seinen goldenen Schliff verpasst, ist die Arbeit von Al Greens Band, The Hi Rythm Section, den ikonischen Architekten des instrumentalen Sounds des berühmten Sängers. Dazu kommen zahllose andere, die in den 70ern mit Willie Mitchells Label Hi Records Memphis zusammengearbeitet haben, wie Charles Hodges (Orgel), Leroy Hodges (Bass) und Teenie Hodges (Gitarre), die Green geholfen haben, einige seiner berühmtesten Lieder zu schreiben. Ford war die Begünstigte dieses talentierten Trios, das ihre sinnlichen und reichen Vocals mit tiefen Bässen, raffinierten Backbeats und lässigen Orgelläufen unterstützt.
Alternative Country got Soul – nicht erst seit Tift Merritt’s erfreulichen Eskapaden in die bläsergetriebene Gefilde wissen wir die verführerische Verbindung dieser beiden Welten zu schätzen. Mit ihrem zweiten Solo-Album aber schenkt die Be Good Tanyas-Stimme diesem ansteckend-berührenden Amalgam eine weitere, tief-emotionale Ebene, bekleidet sie doch ihre ganz eigene, kaum vergleichbar verletzliche Art, sich mit ihrer Stimme unter die Hörer-Haut zu schleichen, reiben, schneiden mit einem ungemein gefühlvollen Soul-Gewand, das in seiner meisterlichen Darreichung seinesgleichen sucht. Dabei wundert die geradezu göttliche Meisterschaft des gelassen-großartigen Soul-Bettes nicht, lässt sich die einzigartige Stimme bei ihren selbstverfassten Country-Soul-Standards doch von einer der besten Bands begleiten, die man in diesem Genre heute noch finden kann: Mit Mabon „Teenie“, Leroy „Flick“ und Rev. Charles Hodges sr. hält ihr das Kern-Trio von Al Green’s Band, der Hi Rhyhthm Section, gleissend groovend den Rücken für ihre ergreifenden Stimm-Ausflüge frei, sorgen breite Bläsersätze, fein perlendes Gitarrenspiel und eine sinnraubend-schwelgende Orgel mit Gefühl und Macht für genau die richtige Menge Memphis, die Frazey’s Folk-Fragilität noch durch den sanft wandernden Groove erspüren lässt. Mal sanft schleichend, mal mit Macht mitreissend bahnt sich die Soul-Seele ihren Weg durch die edle 11-Song-Sammlung, lässt zwischen ansteckenden Einladungen zum Tanz und steinerweichend-seelenvollen Sonnenuntergangshymnen auch Atem-Raum für berückende Balladen und fiebernde Folk-Momente. Im Mittelpunkt dieser instrumentalen Kostbarkeiten aber herrscht die bewegende Verletzlichkeit dieses faszinierenden Gesangs, der – höchstens mit ähnlich wärmend-weichen, berührend-brüchig-beseelten Stimmen wie Ane Brun oder Natalie Merchant vergleichbar – bei allem meisterlich-lässigen Groove stets den Weg direkt ins Herz findet. Ein seelenverbindendes Meisterstück, das beste zweier Welten in elf bleibenden Weisen vereint. (cpa)
14er der Singer-Songwriterin und ex-Co-Leaderin der Be Good Tanyas. Ihre emotionale z.T. eine Spur vibrierende (zuständig für das gewisse Etwas, genau wie die sehr eigene teils offensive feine Phrasierung) klasse Stimme wird begleitet von der originalen legendären Hi Rhythm Section, Willie Mitchells Haus-Band um die 3 Hodges-Brüder (Orgel, Bass, Gitarre), damals im Dauereinsatz für Al Green, Ann Peebles etc.! Dementsprechend der Sound: Komplett und ziemlich pur feinster Soul der frühen 70er, mitsamt Bläser-Section. Daß das trotzdem nicht immer zu 100% retro wirkt, hat mit der Herkunft der Songs/den Vocals zu tun, da schimmern die Folk/Country-Roots noch (ab und zu deutlich) durch – was 1,2 mal zu einer Art Country Soul führt (oder „Songwriter-Soul“). Daneben ist manchmal eine Spur Gospel zu spüren. Einige Stücke grooven (sachte oder satt) sehr schön, die weite Mehrheit kommt balladesk, mal sehr „deep“, oder unglaublich gefühlvoll, leise und intim, gar fast feierlich, sporadisch klingt sie zerbrechlich und tough zugleich. Etwas Besonderes, Empfehlung! (dvd)
(Glitterhouse)
Herzerwärmende, aus der Zeit gefallene Retro-Pop-Songs.
(Rolling Stone, Januar 2015)
The second solo long-player from the Canadian folk-pop songstress and former Be Good Tanya, Indian Ocean finds Frazey Ford enlisting the help of the legendary Hi Rhythm Section, who were Al Green's not-so-secret weapons and the prime architects of the Memphis soul sound during the Stax era, and kicking out a warm, breezy, and not surprisingly soulful set of R&B-kissed country-pop confections that sound as timeless as they do of a particular era. Falling somewhere between Cat Power, Carole King, and Linda Ronstadt, Ford's sophomore outing dials back on some of the on the nose, soul-pop contrivances of 2010's Obadiah, which while solid and surprising enough at the time, at this point sounds more like an abandoned set of blueprints for what would eventually become Indian Ocean. The songs and performances are altogether more confident, due in large part to the near constant presence of some talented guests, most notably the aforementioned sibling soul alchemists Charles Hodges (organ), Leroy Hodges (bass), and Teenie Hodges (guitar), the latter of whom passed away during the recording of the album, and standout cuts like the world weary "September Fields," the bluesy and evocative "Runnin'," the gospel-tinged "Season After Season," and the epic and elegiac title track bring with them a patina of pure, tube-driven, smoky goodness that surrounds the listener in a cloud of nostalgia that yields no obvious compass points. Indian Ocean is sad, sweet, and warm as an August afternoon, and while its charms may feel old-fashioned and better suited to vinyl, the hardships it details are undeniably contemporary, and their conclusions oddly comforting.
(by James Christopher Monger, All Music Guide)
Recording Indian Ocean in Memphis' Royal Studios, Frazey Ford says she felt the energy and history of the place coming up through the floor as she sang. The results are tangible: Ford's second solo album comes marinated in the soul tradition inherent to its birthplace, and seasoned liberally by the influence of her legendary backing band.
Ford, who began her career in folk trio The Be Good Tanyas, enlisted as her collaborators the Hi Rhythm Section, which played with Al Green through the 1970s as the house band at Hi Records — and helped define the Memphis soul sound at the peak of the Stax era. Charles Hodges (organ), Leroy Hodges (bass) and the recently departed Teenie Hodges (guitar) acted as fluorescing agents on Ford's performance, brightening her brights and darkening her darks with an intensity unmatched on 2010's Obadiah.
Indian Ocean spans an emotional lifetime, but it doesn't waver in skill. "September Fields" is a bouncy, swinging introduction to the album, and to the singer and player Ford has become. Her voice remains airy, but she's anchored by the mastery of her band and by the new, steelier resolve her vocals have taken on. "You're Not Free," a pointed wake-up call aimed at combating stagnation and hopelessness, is as soulful as the always-emotive singer has ever sounded. And "Done," one of the album's clear standouts, offers up a profanity-laden indictment of past love that's both uncharacteristic and delicious in its ferocity. In Ford's hands, it's a dagger concealed in velvet. Backup singers Caroline Ballhorn (whom Ford met because the two are neighbors) and Debra Jean Creelman round out and mature Ford's voice, smoothing the edges of her unique, tangy diction without overshadowing. Their contributions never shine brighter than in "U Got Religion," a distractingly named but excellent gospel-inspired hymn.
Perhaps Ford was right about the magic present while she recorded Indian Ocean, but distinctly chemical forces are also at work here. These 11 songs sound decanted from her earlier work — put under pressure and revolved until the higher-density material settled to the bottom, where she's just now finding it. Her pronunciation seems clearer, her voice seems more confident, her band seems brighter and louder, and her lyrics seem sharper at every corner. Obadiah was beautiful and gentle. Indian Ocean runs deep.
(Katie Presley, www.npr.org)
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#11: The Staves: "If I Was" (Atlantic, März 2015) |
Nach der Zehn-Zoll EP "Blood I
Bled" vom vergangenen Herbst ist nun auch endlich das komplette,
im winterlichen Mittelwesten der USA bei Justin Vernon (AKA
Bon Iver) aufgenommene Album
der drei Staveley-Taylor Schwestern da! Wunderbar!
(05.04.2015)
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The Staves, a folk-influenced U.K. trio featuring sisters Emily, Jessica, and Camila Staveley-Taylor, made waves with their debut album, 2012's Dead & Born & Grown & Live, which put the emphasis on the siblings' vocals, both individually and in harmony, as they performed with spare acoustic arrangements. For their second full-length effort, 2015's If I Was, The Staves have taken a somewhat different approach; with Justin Vernon of Bon Iver producing, the sophomore album keeps one foot in contemporary folk while introducing elements of Americana and soft rock into their formula, all the while highlighting the sisters' clear and emotionally powerful singing. If I Was is an album that expands The Staves' musical range without smothering the qualities that make them so memorable, and it's a step forward that brings out the best in the trio.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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#12: Amy Helm: "Didn't It Rain" (Entertainment One, Okt. 2015) |
Endlich ist das Debüt der Tochter von Levon
Helm und Libby Titus da, an dem sie mehrere Jahre gearbeitet
hat und das eigentlich schon vor 2/3 jahren zur Veröffentlichung
anstand. In der Zwischenzeit verstarb ihr Vater (der noch bei einzelnen
Liedern am Schlagzeug zu hören ist), aber was wohl noch wichtiger
war: ihre inzwischen feste Liveband, The Handsome Strangers,
stellte sich als so gut heraus, dass einige der bereits fertig produzierten
Lieder mit ihr neu eingespielt wurden. Wie sie selber sagt, war das
ein teurer Spass, denn kein großes Plattenlabel finanzierte
diesen Mehraufwand. In der Band spielen übrigenz ihr alter Bandgefährte
von Ollabelle, Bassist Byron
Isaacs, Gitarrist Dan Littleton, der uns mit seinem Gitarrenspiel
das endlos lange Warten auf ein neues Ida-Album
etwas leichter macht, sowie der mir bislang unbekannte Trommler David
Berger. Dazu kommen ein paar wirklich exquisite Gäste, u.a.
die Tastenspieler John Medeski und Bill Payne, das sich
auf ähnlichem musikalischen Terrain bewegende Ehepaar Larry
Campbell & Teresa Williams, Elizabeth Mitchell (Lebens-
und musikalische Partnerin von Dan Littletons bei Ida!),
sowie die von mir hochgeschätzte Allison
Moorer, um nur einige zu nennen. Mithilfe der Stichworte The
Band, Ida und Olabelle
kann sich der eine oder andere von Euch vielleicht vorstellen, wie
gut diese Platte ist.
(11.10.2015)
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Although the personally charged, organically soulful Didn't It Rain is her first release under her own name, Amy Helm has been making music for most of her life. She's already won widespread praise as a singer, songwriter and live performer, first as a member of the celebrated alt-country collective Ollabelle and subsequently for her extensive work with her father, musical icon Levon Helm, who passed away in 2012.
Blessed with a commanding, deeply expressive voice and an uncanny songwriting skill that instinctively draws upon a deep well of American musical traditions, Amy Helm delivers a timelessly powerful statement with Didn't It Rain.
The spellbinding dozen-song set is rooted in first-person experience, exploring universal themes of life, love and loss on such musically and emotionally resonant originals as the smoldering soul ballad Rescue Me, the hushed, lilting Deep Water, the meditative Roll Away and the stark, haunting Wild Girl. Complementing Helm's originals are her personalized takes on the Sam Cooke classic Good News and the traditional title track, which she delivers with the heartfelt gospel urgency that's always been an element of her vocal persona.
Accompanying Helm on Didn't It Rain is an impressive roster of players and singers that demonstrates the esteem in which the artist is held by her peers. Helm's former Ollabelle bandmate Byron Isaacs, who produced the album, co-wrote the majority of the songs with Helm, and is featured as one-third of Helm's current live trio the Handsome Strangers, playing bass alongside guitarist Daniel Littleton and drummer David Berger. Also contributing their talents are Little Feat keyboardist Bill Payne; guitarists Larry Campbell, Chris Masterson and Jim Weider; keyboardists Marco Benevento, John Medeski and Brian Mitchell; and guest backup vocalists Carolyn Leonhart, Elizabeth Mitchell, Allison Moorer, Catherine Russell and Teresa Williams.
Didn't It Rain also marks the final recording sessions of Levon Helm, who acted as the project's executive producer as well as adding his unmistakable drumming on three tracks; Levon's distinctive count-off can be heard kicking off Amy's rousing take on Martha Scanlan's Spend Our Last Dime.
Amy says of her father:
He was the best teacher, in so many ways. He wasn't interested in overthinking anything; all he cared about was playing music. He saw himself as a working musician, and it was serious business and it had to be right. Playing side by side with him in the Ramble band for ten years, and building those shows with him, really changed the way I approached things, and his humility influenced and shaped me as a musician, as it did everyone who played with him.
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#13: And The Golden Choir: "Another Half Life" (Cargo/LOOB, Jan. 2015) |
Das grandiose Solodebüt des Berliner Musikers Tobias Siebert,
der bisher als Bandmitglied (Klez.E, Samba) und Produzent
(Kettcar, Philip Boa) tätig war - solo im wahrsten
Sinne des Wortes, denn er hat wirklich alles selber gespielt, gesungen
und aufgenommen. Die Kritiker schreiben was von Gospel (wohl wegen
der Chöre), aber meine einzige Assoziation sind die späten
Talk Talk, was natürlich
als großes Kompliment gemeint ist. Mein einziger, aber völlig
unwichtiger Grund zum Meckern: die (ansonsten wunderbare) Vinylausgabe
kommt in der Farbe Gold daher - was aber für mich
nicht edel, sondern eher ein wenig
hässlich aussieht. Aber da soll sich jeder seine eigene Meinung bilden.
(17.01.2015)
Die Jahrescharts: Platz26im
Musikexpress!
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Die eigene Gemeinschaft
Wann zog der Gospel eigentlich in die Indierock-Musik ein? Mit Spiritualized (»Ladies And Gentlemen, We Are Floating In Space«), »Tender» von Blur oder erst mit den Fleet Floxes? Wann oder wo auch immer, dem Berliner Musiker, Produzenten und Songschreiber Tobias Siebert ist mit seiner Herzensangelegenheit And The Golden Choir »Another Half Life« ein wundervolles Gospel-Album für alle Ewigkeit gelungen.
Und das im traditionell heidnischen Berlin, in dem die gerade gerückten Bassdrums und geißelnden Snare-Drums die Tempel der Stadt berauschen.
And The Golden Choir ist Religion, und Religion meint die Religion der Musik. Die berührten und bewegten Seelen in Transformation der Harmonien. Der freie Fall in den himmlischen Chor aus Welt und Kosmos.
Stimmen aus Angst gegen die Furcht fliegen über uns hinweg. Durch uns hindurch.
Ein Chor erhebt sich gegen das nihilistische Grundrauschen am Ende der Stadt.
Dem Ende der Geschichte, dem Ende der Welt, dem Ende eines Liedes...
Mensch, dreh doch endlich einer diese Platte um!
Tobias Siebert lässt seine Live-Playbacks, auf denen sich zu den Chören seine zärtlich hämmernden Klaviere, Bass, Schlagzeug, Gitarren und gelegentlich Streicher gesellen, bewusst von einem Plattenspieler abspielen. Nicht nur seine eigene Musik befindet sich auf diesen Schallplatten, sondern auch die Geister seiner eigenen Vergangenheit sind dort hineingeritzt. So schafft er sich in 33 1/3 Umdrehungen in der Minute eine Gemeinschaft der Seelen, die im Grunde nur seine eigene Musik gewordene halluzinierte Mehrspur-Gemeinschaft ist. Aber unsere Persönlichkeiten füttern sich nun mal aus dem Chor der Geister dieser Welt. Und ohne technische Hilfsmittel ist ihnen nicht so leicht beizukommen. Wie schon aus den Lautsprechern im Zimmer des Jugendlichen plötzlich jede Note auf seiner eigenen Haut vibriert und sein Blick ins Raufaser-Weiß hinein die kühnsten Träume halluziniert bis der Raum endlich Raumschiff wird.
Die ganze Einbildungskraft des Menschen steckt in diesen Liedern: Die Erinnerung an die größten Erweckungsmomente der eigenen Lebensgeschichte – und der Wunsch sich bis in alle Ewigkeit daran zu erinnern.
Kate Bush, Syd Barrett, Antony Hegarty, Curtis Mayfield, Robert Wyatt oder Richard Ashcroft: Sie alle sind oder waren aus demselben Holz geschnitzt. Der schwingende Körper als das Tor zur Welt. Die eigene Stimme das Vibrato einer fremden Zeit. Sie erhallt im Raum des Tagtraums. Gleißendes Licht.
»Another Half Life« ist der große wie einfache magische Moment, um das sich unser ganzes Sein Tag für Tag dreht. Für das die Christen einst den Sonntag und seine Choräle zum Orgelspiel erdacht haben: »The spirit in the sky« im Schoße der Gemeinschaft.
Verweilen wir also im Moment dieser großen Musik. Verweilen wir einen Moment lang in der Ewigkeit.
Der Plattenspieler läuft. Die Nadel setzt auf – es kann losgehen.
Wir sind schon seit abertausenden Jahren immer wieder dazu bereit.
Worauf warten wir?
(Maurice Antonius Summen)
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#14: Meg Baird: "Don't Weigh Down The Light" (Wichita Recordings, Aug. 2015) |
Das dritte Soloalbum der (ehemaligen?) Espers-Sängerin
ist ihr bisher bestes!
(14.08.2015)
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Sängerin und Multi-Instrumentalistin Meg Baird veröffentlicht mit »Don't Weigh Down The Light« ihr drittes Soloalbum. Meg ist vielen als Teil der amerikanischen Psychedelic-Folk Band Espers bekannt, mit der sie drei Alben veröffentlichte.
Daneben hat Meg Baird mit Bonnie »Prince« Billy, Sharon Van Etten, Steve Gunn und Kurt Vile aufgenommen und bereits die Bühne mit Größen wie Bert Jansch geteilt.
Nachdem Meg Baird in den vergangenen zehn Jahren ein Aktivposten in Philadelphias Musikszene war, ist sie kürzlich gen Westen nach San Francisco gezogen, wo sie mit Comets Of Fire & Assemble Head Musikern das Projekt Heron Oblivion gründete ... und dennoch fand sie die Zeit »Don't Weigh Down The Light« aufzunehmen!
... eine zärtlich-zauberhafte Produktion, die jedes Romantic-Fantasy-Movie untermalen könnte, ein musikalischer Tagtraum.
(Audio, August 2015)
Die Sängerin der Espers verzaubert mit fragilem Folk.
(musikexpress, August 2015)
Singer and songwriter Meg Baird takes her time between solo records. Her first offering, Dear Companion, was released between Espers' albums in 2007. Her second, Seasons on Earth, appeared in 2011, a year after the excellent covers set Leaves from Off the Tree with Sharron Kraus and Helena Espvall. Don't Weigh Down the Light follows after another four-year break, and is her first album since relocating to San Francisco from Philadelphia. What ties all of her albums together is her root sources. They are deeply steeped in, even haunted by, the English folk tradition informed but not dominated by psychedelia. Cut at Bauer Mansion Studio and mixed by Eric Bauer and Bob Marshall, this set offers a contrast to earlier outings in that Baird is confident enough to play several instruments with only longtime collaborator Charlie Saufley (Hexadic) accompanying her. As evidenced by the pre-release track "Counterfeiters," this is a spidery, subtle collection. The two-chord progression in this song comes right out of Neil Young's "Down by the River," though it's teased out and turned with fingerpicked acoustic guitars, a swooning slide here and there, and well-utilized reverb adding space and texture to Baird's plaintive, lovely voice. The pronounced, strummed 12-string on "Mosquito Hawks" is accented by a single-string lead line, while rounded, elegiac tom-toms underscore the longing in her lyric. Her voice is much more disciplined than on any previous album, adding heft and depth. It comes from the well of experience as her pitch glides on the tags, allowing emotion to flow freely and underscoring her lyric metaphors with meaning. The ghostly upright piano on "Past Houses" comes seemingly from the ether, adding dimension to a wispy, languid tune adorned by gauzy electric and acoustic guitars. "Stars Unwinding" is a nocturnal minor-key ballad that recalls -- and updates -- the tonal palette Pentangle employed on early albums. Its floating organ hovers around an aching lyric and modal fingerpicking. The title track is perhaps the most intimate thing here. Its unhurried pace is underscored as only guitars and reverb add ballast to a restrained lyric line. This is deceptive as it contains many gentle arc, and shadowy contours, making it nearly hummable. It opens onto the heartbreaking "Even the Walls Don't Want to Go," with its gently striated harmonies, and open, ringing, drone-like lead 12-string guitars and strummed rhythms. Baird's vocal is most impressive on this track; it recalls Liz Fraser's of the Cocteau Twins, and makes this the most blissed-out breakup song in recent memory. With repeated listening -- which it most certainly warrants -- Don't Weigh Down the Light, despite dynamic and instrumental economy, feels almost lush in its melodic sophistication and articulate, poetic lyrics. It carefully builds -- creatively and emotionally -- on everything Baird had accomplished so far and ascends to another level entirely.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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#15: Mercury Rev: "The Light In You" (Bella Union, Okt. 2015) |
Alle coolen Bands und Singer/Songwriter scheinen sich inzwischen beim
coolen englischen Label von Ex-Cocteau
Twin Simon Raymonde zu sammeln. Zwar haben die beiden "übriggebliebenen",
Sänger Jonathan Donahue und Gitarrist Grasshopper,
mehrere Jahre für das Abum gebraucht und mussten erstmalig auf
den langjährigen Bassisten und (inzwischen erfolgreichen Produzenten)
Dave Fridmann verzichten, aber "The Light In You"
ist ihnen trotzdem (?) ganz vorzüglich geraten!
(11.10.2015)
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Sieben Jahre nach dem letzten Studioalbum »Snowflake Midnight« melden sich Mercury Rev mit einem neuen Album und unter neuer Label-Flagge (Bella Union) zurück. Schon 2013 begannen die Aufnahmen zu »The Light In You«, und zum ersten Mal in der Bandgeschichte waren es nur Jonathan Donahue und Sean »Grasshopper« Mackowiak, die die Studio Sessions in den Catskill Mountains planten. Durch ihre enge freundschaftliche Verbindung entstand ein Album voller intimer Momente, das gespickt ist mit der wundersamen Melancholie, musikalischen Gefühlsausbrüchen und fantastischen Melodien, wie man sie von früheren Mercury Rev Alben kennt.
»Den Amerikanern gelingt es, im Grunde einfache Songstrukturen (›Amelie‹) zu einem im Wortsinn traumhaften Fächer aufzuziehen.« (stereoplay, Oktober 2015)
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#16: The Chills: "Silver Bullits" (Fire, Okt. 2015) |
Die Helden des neuseeländischen Indiegitarrenrocks aus den 80ern
sind zurück! Das erste Album von Martin Phillipps und
seiner Truppe seit vielen, vielen Jahren ist ein richtig gutes geworden!
(19.11.2015)
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The Chills made a name for themselves in the '80s and '90s as one of the most tuneful and impressive indie rock bands from New Zealand, maybe the whole world. Their leader Martin Phillipps wrote plaintive and beautiful songs, then sung them in an honest voice that resonated deeply. After releasing many timeless singles and a few very good albums, the band fell apart in the early to mid-'90s, seemingly for good. After that, Phillipps spent a long time battling demons, repairing his health, occasionally playing shows, and working his way back to the studio. A new single in 2013, "Molten Gold," marked Phillipps' return in fine fashion. With a new group and a renewed focus, the song harkens back to the band's peak with jangling guitars, rumbling rhythms, and a jaunty tune. Phillipps was in fine voice, and the song could have been one of the highlights on Submarine Bells. "Molten Gold" is featured on the 2015 album Silver Bullets, a comeback that works thanks to Phillipps' keen songwriting skills, his melodic gifts, and the nostalgic- but-not-stuck-in-the-past sound the band gets. Mixing in lots of keyboards, layers of guitar, and the occasional violin, the arrangements are rich without being overstuffed. Anyone hoping for a return to the woolly, rollicking feel of their early records may feel the album is a little slick, but for The Chills in 2015, it's almost better than anyone could have expected sound-wise. As for the songs, Phillipps doesn't let the side down there, either. Whether getting deeply political, like on "America Says Hello" and the ecologically minded "Underwater Wasteland," or strictly personal, the lyrics are understated and ring true. The melodies that wrap around the words are comfortingly warm, and if nothing here is as memorable as "I Love My Leather Jacket" or "Heavenly Pop Hit," that's OK. A few come close -- "Molten Gold" and the sophisticated pop ballad "Warm Waveform," to name two -- but really, Silver Bullets fits together as a whole and doesn't need a pop hit, heavenly or otherwise, to be interesting or worthwhile. It's enough that The Chills are back and just as good as they were when they left off.
(by Tim Sendra, All Music Guide)
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#17: Laura Marling: "Short Movie" (Virgin, März 2015) |
Das ist schon was ganz Besonderes - auch, wenn ich beim ersten Hören
(noch) nicht so begeistert bin, wie beim Vorgänger "Once
I Was An Eagle" von 2013. Vor allem die Lieder, wo Laura
zur E-Gitarre greift, sagen mir spontan nicht zu. Aber: unbedingt
abwarten & öfter hören!
(05.04.2015)
Die Jahrescharts: Platz10im Rolling Stone und Platz38im Musikexpress!
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Fast nichts trifft mich beim Schreiben des April-Kataloges so schmerzlich wie die Tatsache, dass ich dem fünften Werk dieser außergewöhnlichen Singer-Songwriterin vorab kein Ohr leihen durfte, sei es zum Schreiben einer Empfehlung, sei es schlicht zum eigenen Genuss. Zumal mich der Vorgänger zu einem rundum begeisterten „ihr Meisterwerk“-Urteil hinriss, zu dem ich bis heute, kurz vor Werk 5, immer noch stehe. So bleibe ich ebenso gespannt wie Ihr, bis mich das erstmals selbstproduzierte, neue Album dieser Ausnahmeerscheinung erreichen wird. Eine entsprechende Eloge folgt umgehend!
(Glitterhouse)
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auch gut ...
"Cub & Wolf" (StarGazer, Jan. 2015) |
Eine wunderschöne Duoplatte aus Schweden von Mattias Larson
von der Band Grant Creon und Linus Lindvall von Golden
Kanine. Schön rumpelige Singer/Songwriter-Mucke.
(31.08.2015)
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Im Wein liegt Wahrheit. Und manchmal auch Wunderkraft. Was sich hier ganz nebenbei, beinahe bescheiden, als Vinyl-only Produkt/Projekt auf meinem Plattenteller niederließ, ist eine Schallplatten-gewordene Sternstunde des Scandamericana, ein Hohelied auf handgemacht herzhafte, melancholisch-magische, gefühlvoll tiefschürfende Song-Kunst, die im weitesten Alternative Country-Feld zwischen Bonnie Prince Billy-Brüchigkeit, saftigem, nahezu klassischem Roots-Rock, tastender Teitur-Tristesse und einem wehen Hauch Dakota Suite-Depression in himmlisch-harmonische Höhen schwebt. Die stets spürbare Nähe zu allem, was uns Glitterhouse-Gläubigen heilig ist, kommt dabei nicht von ungefähr, stecken hinter dieser vinylen Stargazer-Label-Perle doch die beiden kreativen Köpfe Mattias Larson (Grant Creon) und Linus Lindvall (Golden Kanine), die sich bei einer gemeinsamen Weinprobe in Mattias‘ Studio in Malmö musikalisch annäherten und fanden, Ideen, Gedanken, Skizzen und Songs in nahezu blindem Einverständnis entwickelten, die im weinfreien Nachspiel ihre finale Form gewannen. Gemeinsam mit weiteren guten Freunden aus dem Golden Kanine-, Grant Creon-, New Partner- und Caleido-Umfeld wurden die wehmütigen Weisen vergoldet, erhielten ihren nie zu sehr glättenden Feinschliff, wurden zu handgewirkten, kunst- und gefühlvollen Kleinodien zwischen rein-reifen Folk-Songs, wortbefreiten Klang-Kunststücken, Steel-beglänztem Country-Rock, Wüstenwind-umwehtem Alt. Country oder streicher-bereicherten Stücken von fast kammerkonzertanter Kunstfülle, zwischen hymnisch-mitreissender Energie und fast schon Fink’schem Rumpel-Charme, gekrönt von zwei warmen-weichen, liebgewordenen Stimmen, die allein, zu zweit und im Chor die Seele zu rühren wissen. Ein handgewirktes, herrliches Hohelied auf skandinavisch-melancholische Country-Folk-Alternativen, die goldene Mitte zwischen Grant Kanine und Golden Creon, ein vinyl-gewordenes Geschenk an alle Freunde der bewegt-bewegenden emotionalen Tiefen jenseits des malmenden Mainstreams.
(cpa, Glitterhouse)
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The Decemberists: "What A Terrible World, What A Beautiful World" (Rough Trade/Capitol, Jan. 2015) |
Eigentlich haben die Dezemberisten die perfekte Mischung
Rock/Folk bzw. Elektrisch/Akustisch in ihrer Musik ...
(24.01.2015)
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»What A Terrible World, What A Beautiful World« von The Decemberists:
Das Leben in Songs gepackt
Mit ihrem neuen Studioalbum »What A Terrible World, What A Beautiful World« kehren die Decemberists nach knapp vier Jahren Pause zurück. Sie hatten sich eine mehrjährige kreative Auszeit vom Decemberists-Dasein gegönnt. Colin Meloy veröffentlichte in der Zwischenzeit eine Kinderbuch-Trilogie und schrieb ein Musical, und die vier anderen Decemberists haben ihr Nebenprojekt, die Country-Band Black Prairie, zum Hauptprojekt gemacht.
Abgesehen von der Pause haben sich die Decemberists auch beim Proben und Einspielen des neuen Albums »What A Terrible World, What A Beautiful World« viel Zeit gelassen. Über 15 Monate hinweg gingen sie immer wieder ins Studio und widmeten sich jedem der von Colin Meloy geschriebenen Songs einzeln und intensiv. Entstanden sind die Tracks zum Teil schon vor fünf Jahren, zum Teil erst während der Arbeit im Studio.
Die Decemberists bleiben sich mit »What A Terrible World, What A Beautiful World« treu und schlagen dennoch eine neue Richtung ein. Statt mystischer und historischer Themen widmen sich die Songs nun dem alltäglichen Leben (wenn es z.B. darum geht, bloß nicht das Kind aufzuwecken) und der Verarbeitung von Katastrophen und anderen schrecklichen Ereignissen, die in unseren Alltag eindringen.
Der Klang des neuen Albums ist wesentlich schlanker als früher: Weniger fetter Bombast, dafür mehr Folk- und Country-Einflüsse. Laut Colin Meloy möchte sich die Band deutlicher zu den zahlreichen Vorbildern bekennen, die jeden einzelnen von ihnen beeinflussen. Außerdem werden die Black-Prairie-Erfahrungen offenbar in den Sound der Decemberists integriert. Das beste Zeichen für die Kreativität einer Indie-Band ist schließlich, dass sie sich kontinuierlich weiterentwickelt.
Alles in allem ist »What A Terrible World, What A Beautiful World« von den Decemberists eine schöne Rückkehr des Quintetts und ein spannendes Album.
Jedes Lied entfaltet sich langsam zu einem kleinen Kunstwerk, ohne ins Pompöse abzudriften.
(Rolling Stone, Januar 2015)
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Hiss Golden Messenger: "Southern Grammar" (Merge, Jan. 2015) |
Das
Titelstück dieser EP ist ein Radiolivemitschnitt, den man/frau
in der Originalversion auf dem letzten Album "Lateness
Of Dancers" findet. Gekauft habe ich mir die 4-Track-Maxi
aber wegen des ersten Liedes der B-Seite, das es nur hier gibt und
mein aktuelles Lieblinxlied ist: "Brother, Do You Know The Road?"
klingt wie ein Bastard aus "Knockling On Heaven's Door"
und "Cortez The Killer". Ganz wunderbar!
(12.10.2016)
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This three-track set follows Hiss Golden Messenger's stellar Lateness of Dancers album by five months. Featuring many of the same players that helped that record make so many year-end lists, these three cuts include the title track, which was cut live at WXPN studio. It boasts the same basic, choogling, J.J. Cale vibe of the original, but it's much rawer, its immediacy underscored by a smoldering blues-gospel vibe courtesy of Alexandra Sauser-Monnig and drummer Matt McCaughan adding a soulful backing chorus under M.C Taylor's lead. Add a twinned slide guitar and saxophone head with a punchy Rhodes, funky snare shuffle, and earthy bassline, and it becomes a stunner. "Brother Do You Know the Road" is an older song that, until this record, had never found a home. Its slow, snaky dobro, brooding Wurlitzer, and fat bassline offered in a forlorn 4/4, frame Taylor's world-weary voice with support from his backing singers in call and response, singing the same line over and again hypnotically. "He Wrote the Book" is a holdover from the Lateness of Dancers sessions. Once more, Taylor uses gospel from the country side of the aisle. It is driven by a reverbed snare and kick drum, and an acoustic piano as the primary instruments. Eventually, a souled-out wah-wah guitar, doubled saxophones, and Sauser-Monnig's backing vocals shift it toward rural Southern soul. The last two tracks share the lyric "And though the storm’s passed over/And the sun is in its place/It’s been a long time/And the rain, how I know it." Though presented in very different contexts, its gutbucket truth rings out in both cases. It's as if Taylor -- who claims he's never done this kind of borrowing from himself before -- is articulating a metaphor that guides him through good times and bad. These three tunes add dimension to the music that appeared on Lateness of Dancers. They offer more proof that Hiss Golden Messenger may mine familiar, even classic musical terrain, but they do so in their own idiosyncratic and profound way and on their own terms. As welcome as this is, it's still just a taste that makes waiting for a new full-length that much harder.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Jessica Pratt: "On Your Own Love Again" (Drag City, Jan. 2015) |
(09.02.2019)
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Das zweite Album der Singer-Songwriterin aus San Francisco kommt auf Drag City heraus und trägt den Namen »On Your Own Love Again«. Ihr Debütalbum hat die Kalifornierin auf dem Label von White Fence Birth Records 2013 veröffentlicht.
Ihre schnörkellose Mixtur aus Newsom-Verschrobenheit, deren stimmliche Verwandtschaft zu Jessica Pratt verblüffend ist, Olsen-Melancholie und mit einer Verletzlichkeit, die stark an Vashti Bunyan erinnert, löste schon eine hypnotische Wirkung aus.
»On Your Own Love Again« entstand in Kollaboration mit Will Canzoneri (Cate Le Bon, Darker My Love), der es auch abmischte, und wurde gänzlich im intimen Rahmen von Pratts Wohnung aufgenommen. Die neun Songs sind sehr verspielt, mit vielen kompositorischen und textlichen Facetten, und sie bieten tiefe Einblicke in die fantastische Welt von Jessica Pratt an.
Das Album zeigt ihre außergewöhliche Pop-Sensibilität, aber auch viel Musikalität und Humor. Ein heißer Tipp für alle Fans von Joanna Newsom, Vashti Bunyan und Dawn McCarthy!
Bisweilen betörender Hippie-Folk der kalifornischen Märchenfee.
(Rolling Stone, Februar 2015)
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Spidergawd: "Spidergawd II" (Crispin Glover, Jan. 2015) |
Auf das zweite Album der norwegischen Supergroup (so
hieß sowas früher!) mit Motorpsycho-Verbindungen
musste ich nicht lange warten. Wie schon beim titellosen
Vorgänger im tollen Cover und nur auf Vinyl inklusive CD
erhältlich - kaufmännisch sinnvoll ist das
sicherlich nicht, aber eben doch künstlerisch wertvoll!
(01.02.2015)
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Hierzulande blieb uns kaum Zeit zum Durchatmen, liegt doch die Veröffentlichung der Debüt-Detonation des norwegischen Kraft-Quartetts um Frontmann Per Borten und Bent Saether (Motorpsycho) gerade mal wenige Monate zurück. Daheim im hohen Norden aber hatten die rauhen Metall-Ritter des Riff-getriebenen Hard- bis Heavy-Blues-Rock nahezu zwei Jahre Zeit, um ihre vehementen Visionen voranzutreiben. Nahezu ungebremst prasseln auch diesmal die mal fingerverwirrenden, mal tonnenschweren Gitarren-Akkorde auf den beseelten Freund der heftigen Klänge nieder, und obwohl der Zweitling zurückgelehnt, fast ruhig blues-akustisch startet, gibt es schon nach knapp 2 Minuten kein Halten mehr, alles prescht, alles peitscht, ab da geht es mit voller Kraft voraus. Der Gesang, mal mitreissend shouter-rauh, mal in mehreren Stimmlagen harmonisch-hymnisch gesetzt, fliegt über einem machtvollen Meer aus gleißenden, bis an den Rand verzerrten Gitarren, beglückend betäubende Ohrwurm-Akkordfolgen prasseln auf das Publikum nieder, und doch bleibt dem norwegischen Vierer bei aller Geschwindigkeit und greifbarer Gitarren-Gewalt immer noch die Zeit für Nuancen, für Seiten-Saiten-Sprünge, für farbenfrohe Vielfalt. Wieder erfreut den Alt-Glitterhäusler die Nähe zu der geradlinigen Rock-Kunst der frühen Bigbang (auch wenn Spidergawd definitv rauher unterwegs sind), die bluesgefärbten Momente weisen in Led Zeppelin-Richtung, tonnenschwere Grooves erinnern an pralle Pothead-Pracht, manches Riff hätte die Stones stolz gemacht, und wenn das Psyche-Space-Ship abhebt, sind Motorpsycho und auch Monster Magnet nicht weit. II ist geradliniger als der noch etwas experimentellere Erstling, und zeigt eine Band, die sich im Namen der heftig-deftigen Härte gefunden hat. Reinstes akustisches Adrenalin, in farbigem Vinyl verewigt und wiederum von einem prachtvollen Cover geschmückt. So müssen LPs für Liebhaber aussehen…
(cpa Glitterhouse)
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The Waterboys: "Modern Blues" (Kobalt/Harlequin and Clown, Jan. 2015) |
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich mir das letzte Mal ein
Waterboys- oder Mike Scott-Album direkt zur Veröffentlichung
gekauft habe - aber egal, denn der "Modern Blues" hat vielleicht
nicht ganz die Klasse von "This
Is The Sea" oder dem "Fisherman's
Blues", aber es ist auf jeden Fall ein gutes Album und keineswegs
(nur) eine nostalgische Angelegenheit. Eher etwas zeitlos Schönes.
(24.01.2015)
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Mit ihrem neuen Album »Modern Blues« besinnen sich The Waterboys auf ihre alten Qualitäten. Gerade Frontman Mike Scott hat mit und ohne die Waterboys ganz unterschiedliche Stile ausprobiert. Jetzt geht die Band zu ihren musikalischen Wurzeln, zu Blues und Folk. Außerdem sind sie nach Nashville gegangen, um das Album einzuspielen: Nirgends gibt es so viele Studios, nirgends ist der Wettbewerb unter Musikern so hart. Scott suchte die Herausforderung.
Für »Modern Blues« nahmen The Waterboys vertraute und neue Top-Musiker mit ins Boot: Lieblings-Waterboy-Fiddler Steve Wickham sowie Keyboarder »Bro« Paul Brown und David Hood, den legendären Studiobassisten der FAME und Muscle Shoals Studios. Hood fundiert den knackigen Sound des Albums, Brown lässt die Hammond-Orgel heulen und Wickham zaubert mit der Geige: Es fügt sich alles bestens zusammen.
Schon mit dem Vorgängeralbum machten sich die Waterboys zurück auf den Weg zu ihren Ursprüngen. Wie entfesselt kreativ sie in den 80ern gewesen waren, bewiesen sie sich und der Welt vor gut einem Jahr mit der Veröffentlichung der Fisherman’s Box. Sie enthält alle Aufnahmen, die im Umfeld ihres dritten Albums »Fisherman’s Blues« (1988) entstanden waren.
»Modern Blues« reicht locker an die Spielfreude und Leidenschaft alter Zeiten heran. The Waterboys führen vor, dass eine Band mit zunehmender Reife lockerer und cooler werden kann und damit grandios an ihre besten Zeiten anschließt. Mike Scott ist mit dem Ergebnis zufrieden. Er sagt, man solle von den Waterboys immer das Unerwartete erwarten.
Das Album ist unerhört gut gelungen. Für manch einen Rezensenten sogar wider Erwarten. Fast schade, dass The Waterboys aus »Modern Blues« kein Doppelalbum gemacht haben.
›Modern Blues‹ fehlt vielleicht das Über-Stück, in seiner Geschlossenheit erschließt es sich aber nach mehrmaligem Hören als weiteres Waterboys-Meisterwerk.
(Good Times, Februar / März 2015)
Mike Scott knüpft doch noch einmal an gute alte Blues-Zeiten an.
(Rolling Stone, Januar 2015)
Aufgenommen wurde live im Studio mit viel Gefühl und vitalem Punch… Feine Band, gutes Album!
(Audio, Februar 2015)
Live eingespielt in Nashville, lässt die analoge Produktion kaum Wünsche offen. Kompositorisch sind die neuen Nummern eingängig, mitreißend und griffig. Klingt fast wie früher.
(stereoplay, Februar 2015)
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Brainticket: "Past, Present & Future" (Cleopatra/Purple Pyramid, Feb. 2015 * Juni 2018) |
[Psychonaut |
Nik Turner |
Hedersleben]
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Mit den ambitioniertesten und melodisch anspruchsvollsten Kompositionen der Band seit ihrem außergewöhnlichen Debütalbum Cottonwoodhill!
Joel Vandroogenbroeck brachte eine außergewöhnlich talentierte Gruppe von Musikern zusammen, um seine Vision zum Leben zu erwecken, darunter UK Subs Gitarrist Nicky Garratt, Jürgen Engler von Die Kurpps, Jason Willer & Kephera Moon von Nik Turners Band und andere!
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Father John Misty: "I Love You, Honeybear" (Bella Union, Febr. 2015) |
Großer
Pop vom zwischenzeitlichen Fleet
Foxes-Drummer Josh Tillman. Statt zartem Indie-Folk unter
dem Namen J. Tillman hat er
es zusammen mit Produzent, Tonmeister und Multiinstrumentalist Jonathan
Wilson auch beim zweiten Mal klang- und arrangementtechnisch an
nichts fehlen lassen. Beide sind vom Allerfeinsten, aber bei den Songs
bin ich nach dem ersten Höreindruck noch nicht voll überzeugt.
Für meinen Geschmack brauchen solche Arrangements auch Lieder
in der Qualität von Songschreibern wie Brian Wilson oder
Randy Newman - oder mag ich einfach nur die alten, depressiven
Folksongs aus den Tagen vor seinem Fleet-Foxes-Engagement
nur lieber?
Das schwere Vinyl-Doppelalbum im Klappcover mit Poster gibt's
im übrigen zu einem vernünftigen Preis zusammen mit der
CD: 360g + X = That's It!
(14.02.2015)
Die Jahrescharts: Platz14im Rolling Stone und Platz8im Musikexpress!
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Großer, pompöser Singer / Songwriter-Pop im Stile von Rufus Wainwright, Harry Nilsson oder Randy Newman!
Knapp drei Jahre nach der Veröffentlichung des Debütalbums »Fear Fun« meldet sich Ex-Fleet Foxes Schlagzeuger Josh Tillman alias Father John Misty mit neuem Material zurück. Neben Phil Ek saß auch der großartige Jonathan Wilson auf dem Produzenten- und Gastmusikerstuhl und verhalf dem Album zum typischen Sound von Father John Misty.
Von dem in sich gekehrten Singer / Songwriter-Folk seiner vorherigen Soloalben ist nicht mehr viel übrig geblieben, denn hier werden bombastische Streicherarrangements ausgepackt, die die großartigen Songs in ein weiches Pop-Gewand hüllen.
Dazu gesellen sich noch ein paar Mariachis, Chorgesänge, elektronische Drumsolos, Ragtime Jazz Combos und Soulsänger und machen diese Platte zu einem wahren Hörerlebnis.
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Man: "Reanimated Memories" (Cherry Red/Esoteric Antenna, Febr. 2015) |
Nach dem ziemlichen schwachen Album "Kingdom
Of Noise" von 2009 müsste ich hier eigentlich skeptisch
sein, aber wegen des anstehenden Konzerts im Duisburger Steinbruch
habe ich einfach mal ohne große Erwartungen zugegriffen. Jetzt
kann ich einem herrlich altmodischem Rockalbum zuhören, das gar
nicht schlecht ist! Die Songs, geschrieben von Ace Snr.,
Ace Jnr. oder Phil Ryan, sind durchweg ordentlich bis gut
(vor allem der Opener "The Ballad Of Billy Lee" von Martin
Ace mit dem legendären B.J. Cole an der Pedal Steel,
das 10minütige "In Time" von Phil Ryan und eigentlich
alle Lieder von Sohnemann Josh Ace) und auch der Gesang ist
diesesmal deutlich besser (zumindest auf "The Ballad Of Billy
Lee" erinnert Martin Ace sogar ein wenig an den späten Johnny
Cash!)
(29.03.2015)
Konzerthighlight: Steinbruch, Duisburg,
16.04.2015. Das war nicht unbedingt zu erwarten: ein grandioses
Konzert der neuen Man-Besetzung. Die Gründe sind eigentlich
ganz einfach: Phil Ryan an den Tasten und der neue Leadgitarrist
James Beck setzten musikalische Glanzlichter. Neben einigen
Klassikern (Bananas, C'mon, Romain, Many Are Called ...) gab
es vor allem neue Lieder zu Hören, die gut neben
den alten bestehen konnten. Einziger trauriger Punkt, der mir ein
kleines Tränchen aus den Augen kommen ließ: bei manchen
der Klassiker habe ich die Engelsstimme von Originalgitarrist Micky
Jones (R.I.P.) vermisst, die natürlich nicht zu ersetzen
war. Aber sonst war alles wunderbar. Martin Ace war witzig,
aber nicht zu launisch/kryptisch in seinen Ansagen
und hat zum Glück nicht zu oft gesungen. Klasse
Gig.
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»Reanimated Memories« enthält 11 Songs, deren Inspiration ganz klar aus der Vergangenheit von Man kommt, während sie in Bezug auf Kreativität in die Zukunft blicken.
Aufgenommen haben Martin Ace (Vocals, Bass), Josh Ace (Vocals, Gitarre), James Beck (Vocals, Gitarre), Phil Ryan (Vocals, Piano) und Rene Robrahn (Drums) das Album in den Cowshed Studios in London.
Mit einem Gastauftritt von Pedal Steel Gitarrist B. J. Cole bei »The Ballad of Billy Lee‹, »We Know« und» »One More Ride on the Waltzers«.
»Reanimated Memories« deckt jede musikalische Facette der Band ab, von Phil Ryans ausuferndem »In Time«, dem reflektiven »God Delusion« von Josh Ace, bis hin zum letzten Stück »All the Birds«, geschrieben von Martin Ace.
Mans erstes Studioalbum seit fünf Jahren, »Reanimated Memories«, ist eine perfekte Ergänzung zum bisherigen Katalog der Band.
Hier und da schimmern Elemente des einstigen Markenzeichens noch durch, vor allem im Titelstück wie auch bei ›All The Birds‹ mit zahlreichen musikalischen Versatzstücken von einst; ansonsten liefern die verbliebenen Man- Bannerträger Martin Ace (b) und Phil Ryan (keys) sowie ihre jungen Mitstreiter Josh Ace (g), James Beck (voc, g) und Rene Robrahn (dr) einen nicht zu beanstandenden, teils herrlich altmodischen Rockmix mit gelungenen Songs.
(Good Times, April / Mai 2015)
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Phosphorescent: "Live At The Music Hall" (Dead Oceans, Febr. 2015) |
Live-Dreifachalben? Ich dachte, sowas gibt's gar nicht mehr. Das
durften in den 70ern Bands wie Yes machen, aber doch keine
Singer/Songwriter wie Matthew Houck in den 10er-Jahren des
neues Jahrtausends! Der bayrische Zündfunk hat mir aber
vor kurzem vorgeführt, dass das doch geht.
(01.03.2015)
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Aufgenommen an vier Abenden in The Music Hall in Williamsburg ist dies ein wahrhaftiges Best-Of Album einer Band auf der Spitze ihres künstlerischen Schaffens. Mit Klassikern von »Los Angeles« bis »Song for Zula« bietet PHOSPHORESCENT mit diesem Live-Album ein zeitloses Werk.
Mit von der Partie ist das komplette Line-Up der Band, bestehend aus Matthew Houck (Gesang, Guitar, Piano), Rustine Bragaw (Bass, Gesang), Christopher Marine (Drums), David Torch (Percussion), Jo Schornikow (Orgel, Gesang), Scott Stapleton (Piano, Gesang), Ricky Ray Jackson (Pedal Steel, Guitar, Gesang). Dieses Album ist alles andere als ein kommerziell ausgelegtes Live-Album – ganz im Gegenteil: Dieses Album kann als die ultimative PHOSPHORESCENT Platte gesehen werden, die die Songs aus den Studioalben nimmt und auf ein ganz neues Level hebt.
Nachdem Houck die Tracks sorgfältig auswählte, arbeitete er sich zusammen mit Mixer John Agnello durch die Songs, um den wahrhaften PHOSPHORESCENT Sound heraus zu kristallisieren. Dieses Album reiht sich in die Ruhmeshalle der großen Live LPs ein, gleich neben THE WHOs »Live at Leeds«, FRAMPTONs »Comes Alive«, NEIL YOUNGs »Rust Never Sleeps«, THE BANDs »The Last Waltz«, BOB MARLEYs »Live« oder CHEAP TRICKs »Live at the Budokan« – genau wie diese ist auch »Live at The Music Hall« ein Meilenstein in der PHOSPHORESCENT Discographie.
With his 2013 album Muchacho, songwriter Matthew Houck broke some new ground with his long-running Phosphorescent project, bringing new clarity and drive to his country-tinged indie songs and arranging them with a fantastic balance of atmospheric production effects. The album was loved by fans and critics alike, and Houck took his live band on a globe-trotting eight-month tour, ending up where they began in their home city of Brooklyn, New York with a four-night stand at the Music Hall of Williamsburg. Live at the Music Hall is very much a live album in the tradition of classic '70s live albums by roots rock and stadium acts alike. The 19 tunes here definitely push well into double-album territory, with an expanded band of players in a mode that borders on jam band territory but always stops short of over-extending the songs. Songs from Muchacho do stretch out and feel more alive with road-tested soloing, or in the case of the epic "Song for Zula," the addition of a live string quartet to fill out the electronic elements of the album version. "A Picture of Our Torn Up Praise" shows up a couple of times, first in a gorgeous and spare reading by Houck alone with just voice and electric guitar, but returned to a few tracks later (presumably recorded on a different night) backed up by simmering playing and drunken backing vocals from the full band. Like some of the better live albums from the classic rock era, it becomes hard to choose which is better -- the well-groomed album versions or the technically rougher but often more emotionally resonant live versions? Live at the Music Hall is Phosphorescent's well-studied take on this phenomenon, with the various versions of album songs amplified in their intensity by the shouts of the crowd and the wandering, wasted feel the live instrumentation adds
(by Fred Thomas, All Music Guide)
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Courtney Barnett: "Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit" (Marathon/House Anxiety, März 2015) |
Zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Ein paar gute Songs zwischen Punkkrach
und Folk. Irgendwie ein Bastard aus Chris Issak (die Leadgitarre!),
Lou Reed (die Besetzung!) und PJ Harvey (die Stimme!)
(29.03.2015)
Die Jahrescharts: Platz4im
Rolling Stone und Platz11im Musikexpress!
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A convincing argument that rock & roll doesn't need reinvention in order to revive itself, Courtney Barnett's full-length debut Sometimes I Sit and Think, And Sometimes I Just Sit. falls into a long, storied rock tradition but never feels beholden to it. By almost any measure, Barnett is a traditionalist -- a singer/songwriter supported by a guitar-bass-drum trio, cranking out ballads and squalls of noise. Certainly, those flurries of six-string fury do recall a variety of indie rock from the '90s, an era when there was a surplus of guitar-friendly singer/songwriters, and if Sometimes I Sit does occasionally seem reminiscent of Liz Phair's landmark Exile in Guyville, it also seems to go back even further, sometimes suggesting the twitchy nerves of the former pub rockers who cranked up the volume and sharpened their invective in the wake of punk. So, Barnett might be part of a long line of underground rock troubadours but, as always, what matters is her specificity. Barnett's thick Australian accent carries an unstated pride for her homeland, but her sly twists of phrase, alternately wry and melancholic, give a greater sense of place, time, and character. Offhand observations mingle with understated insights, a nice trick of songwriting that the music cannily mirrors. When called upon, Barnett and her band can be furious -- "An Illustration of Loneliness" and "Kim's Caravan" both work themselves up to a knotty, gnarled head -- but they can also slip into a soothing sadness ("Depreston," "Boxing Day Blues"). Usually, they're punchy but not precise, hammering the hard hooks of "Aqua Profunda!" and "Nobody Really Cares If You Don't Go to the Party" into place, giving "Elevator Operator" and "Pedestrian at Best" an urgency that mimics Barnett's cloistered, clever words. There are no frills here but there is a distinct, compelling voice evident in Barnett's songs and music alike. That's what makes Sometimes I Sit and Think, And Sometimes I Just Sit. so invigorating: it may have roots -- perhaps even some inadvertent ones -- but it's music that lives thoroughly in the moment.
(by Stephen Thomas Erlewine, All Music Guide)
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Godspeed You! Black Emperor: "Asunder, Sweet And Other Distress" (Constellation, März
2015) |
Ein GYBE-Album mit nur knapp 40 Minuten Laufzeit und außerdem
einem guten & transparenten Klang? Da schreit der Hardcorefan
vielleicht ja schon was von kommerziellem Ausverkauf.
Ich dagegen freue mich auf eine gesunde Dosis Krach mit guter Klangkonsistenz.
Ach ja: die Band spielte vor wenigen Tagen live in Essen
(!) - und ich hatte leider keine Möglichkeit, dabei zu sein.
(22.04.2015)
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15er, tatsächlich erst ihr 5. Album. Kaum zu glauben, eins in Normal-Länge! Die Godfathers of Post Rock klingen hier, in 4 Stücken, ziemlich heterogen. Nr. 1: Schleppend, monumental, z.T. brachial, ein Motiv wird geschickt immer wieder variiert; daraus entwickeln sich einige fast feierliche melodisch zum Zerschmelzen schöne (doch immer noch sehr dichte, intensive) Minuten, die gar einen Hauch Albert Ayler (!), New Orleans umfassen – um überraschend transparent/beinahe sparsam zu entspannen. Nr.2: Ein z.T. Fuzz-zerfressenes „Industrial-Ambient“-artiges Ein- und Ausatmen – sehr seltsam, irgendwie psychedelisch, fortgeführt in Track 3, dort langsam sich steigernd, zwischendurch erinnert mich das an frühe Cluster, um sich zu immer noch rhythmuslosen Crescendi dramatisch aufzutürmen. Nr. 4: (mit 14 Min. der längste Track) setzt zunächst viele Charakteristika des Openers neu zusammen, mündend in klassischer Post Rock-Grandezza, einem epischen Klang- und Melodie-Fest von berauschender Schönheit (wie schon zu Beginn Gitarren und Streicher in famoser Eintracht) und phasenweise enormer Wucht. Zuletzt sehr repetitiv. Wow, kann ich da nur sagen. Läßt mich ungefähr so erschöpft und aufgewühlt zurück wie zuletzt Magma (oder vor einiger Zeit die Swans). Sie bleiben nicht stehen, setzen immer noch Maßstäbe.
(dvd, Glitterhouse)
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Glen Hansard: "It Was A Triumph We Once Proposed" (Overcoat Recordings, März 2015) |
Der oskarprämierte Sänger der Swell
Seasons ("Once") spielt auf dieser EP Lieder von Jason
Molina (Songs: Ohia,
Magnolia Electric Co.) und
zeigt dabei zusammen mit Musikern aus dessen alter Band, was da für
ein grandioser und leider völlig unterschätzter Singer und
vor allem Songwriter da vor ein paar Jahren von uns gegangen ist.
(31.10.2015)
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In 1996, a Midwesterner named Jason Molina released his debut seven-inch single, cryptically titled Nor Cease Thou Never Now, on Will Oldham’s Palace Records. The most popular story about what happened next goes that some college kids in Indiana heard it and started a record label. Less well-known is the story of a young singer-songwriter halfway around the world: Irish Glen Hansard, then most notable for his role in the 1991 flick The Commitments, heard Cease and became obsessed. He wrote Molina a fan letter and was floored when Molina actually wrote back. The two struck up a friendship that evolved over the years: They toured and even recorded together, including a split seven-inch in 2000.
Molina’s death hit Hansard hard, but he took some solace in his friend’s music, assembling a group of musicians who had played with Molina and jamming. Initially, they had no plans to record, much less release anything, but the sessions went so well that they devised a tribute, and the result of his therapeutic re-immersion is an EP titled It Was Triumph We Once Proposed. Hansard chooses these five tracks as fan more than as a friend, and he wisely gives no thought to comprehensiveness. How could you possibly cover such a productive career in such a short tracklist?
Triumph opens with "Being in Love", from Songs: Ohia’s 2000 album The Lioness. The song isn't one of Molina’s best-known compositions, which only makes its inclusion feel like a discovery. The original is slow, quiet, and intense, with Molina singing about the risks of any relationship over a rusty industrial beat, a churchly organ, and sharp stabs of guitar. Hansard gives the song a classic-rock makeover, transforming Molina’s dark musings into a chorus that sounds just shy of hopeful. "We are proof," he sings, one beat before a guitar crashes through the vocal line, "that the heart is a risky fuel to burn." This is what the song might sound like if Magnolia Electric Co. had recorded it, and it works so well you can almost hear Molina singing along.
Nothing else on Triumph surpasses this nervy cover. Rather than radically rethink the other songs, he wraps them around himself like a warm blanket. On "Hold On Magnolia", his voice wavers slightly as he sings about Molina’s favorite subjects: the road, the moon, the heart, the job at hand. Likewise, "Farewell Transmission" is a sturdy rendition of one of Molina’s most popular songs, with Hansard’s vocals drawing out the measured optimism in the lyrics. Molina is often described as a bleak songwriter, and after his death in 2013, his reputation for facing up to dark truths only intensified. "The real truth about it is no one gets it right," Hansard sings, but he puts even more emphasis on the next line: "The real truth about it is that we’re all supposed to try."
Triumph offers implicit argument that Molina glimpsed the light of morning in the darkest night, and this idea serves as the EP's most powerful tribute. It is also a welcome corrective to the idea that Molina's struggles with addiction and depression can be decoded through his lyrics. Hansard shows us Molina trying to be his best self in his music. The EP builds to an abrupt finale with "Vanquisher" and "White Sulfur", a pair of songs that barely pass the two-minute mark. Hansard closes the record with the line, "So then, I have to be going, okay." At first it sounds like a tearjerker, but Hansard owns the words and directs them toward Molina. It’s powerful not because it reminds us that Molina is gone, but because it makes him feel present once again, if only for a few minutes.
(www.pitchfork.com)
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Allison Moorer: "Down To Believing" (Proper, März 2015) |
Ein neues Album von Allison Moorer, der jüngeren Schwester von
Shelby Lynne, ist immer meine Aufmerksamkeit
wert. Auch dieses Album, das erste nach der Scheidung von Steve
Earle, ist wieder rundherum gelungen - bzw. fast
rundherum, denn die eher nachgespielte Version des CCR-Klassikers
"Have You Ever Seen The Rain" wirkt in diesem Zusammenhang
überflüssig - und ist für meine Ohren sogar die schwächste
Nummer auf der Platte.
(10.05.2015)
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Die US-amerikanische Musikerin und Sängerin Allison Moorer wurde zunächst mit dem Song »A Soft Place to Fall« bekannt, der 1998 für den Kinofilm »Der Pferdeflüsterer« ausgewählt und Anfang 1999 als »bester Song« für den Oscar nominiert wurde. Bis 2000 gelangen Moorer vier Hits in den amerikanischen Country-Charts. Ihre ersten Alben bis Show sind reine Country-Alben, während die folgenden Werke ab »The Duel« musikalisch mehr in Richtung Pop und Rock gehen und die Texte sich vom Themenkreis der Nashville-Country-Musik absetzen.
Moorer ist die jüngere Schwester von Shelby Lynne und war mit Steve Earle verheiratet. Das Paar hat einen 2010 geborenen Sohn.
»Down to Believing« ist Moorers neuntes Album seit Alabama Song in 1998, für das sie für den Academy Award und einen Grammy nominiert wurde.
Die Aufnahmen zu »Down to Believing« begannen im Januar 2012. Im selben Monat wurde bei ihrem Sohn John Henry Autismus diagnotiziert, und so führte sie die Aufnahmen nur sporadisch fort. »Mama Let the Wolf In« ist ihre Antwort auf die Diagnose, in den sie all ihre Wut packte. »Thunderstorm Hurricane« entstand im Fieberwahn und sie ließ ihn, wie er war. So entwickelte sich das Album stetig.
»Down To Believing« ist ein Album, mit dem Moorer tiefen und unverblühmten Einblick in ihr Seelenleben gewährt. Gerade das macht die Songs noch intensiver und packt den Zuhörer mit jedem Mal neu.
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Jackson Browne: "Standing In The Breach" (Inside, Okt. 2014/April 2015) |
Bereits im September hatte ich mir, aufgrund alter Verbundenheit
und aufgrund guter aktueller Kritiken, das neue Album bestellt.
Die Vinylausgabe sollte zwar erst verspätet im November erscheinen,
aber ich habe mich trotzdem dafür entschieden. Der Oktober
kam in's Land, die CD erschien wie geplant, und ich guckte erst
einmal, wie erwartet, in die Röhre. Dann wurde die Vinylausgabe
zuerst auf Dezember 2014, anschließend sogar auf Januar 2014
verschoben. Leicht genervt und voller Ungeduld habe ich mir von
meinem Kumpel Wulf eine CD-"Sicherheitskopie" besorgt,
um endlich das Album hören zu können, dessen Vinylveröffentlichung
inzwischen auf den Februar 2015 verschoben ist.
(23.12.2014)
Der Februar verabschiedet sich schon bald wieder und die Veröffentlichung
der Platte ist inzwischen sogar auf den April verschoben worden
(der März wurde diesesmal frecherweise übersprungen!).
Das nervt!
(21.02.2015)
Am vergangenen Samstag traf die Platte tatsächlich bei mir
ein. Ich habe es mir, wie in früheren Zeiten, mit einer Tasse
Tee vor meiner Stereoanlage bequem gemacht und beim Hören die
Texte und Besetzungslisten zu den einzelnen Liedern mitverfolgt.
Das war sehr schön, natürlich etwas nostalgisch, aber
eben vor allem doch sehr schön. Und sofort wirkte
"Standing In The Breach" viel stärker als beim ersten
Hören der schnöden CD-Kopie an meinem PC!
(06.04.2015)
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Er macht als Solo-Künstler Musik seit den 70er Jahren und bildet mit Joni Mitchell und James Taylor die Speerspitze der amerikanischen Singer/Songwriter Szene. Allein Anfang der 80er Jahre erreichte jedes seiner Alben die Top Ten der amerikansichen Charts!
Jetzt erscheint sein 14. Studioalbum! Es gibt wieder wunderbare Songperlen, voller Tiefe, Emotionalität, Persönlichkeit und vor allem tollen Melodien!
Die Stimme ist selbstbewusst wie eh und je, die Rhythmen und Melodien so frisch wie lange nicht, der Sound brillant.
(Audio, Dezember 2014)
... zeitloser Westcoast-Sound mit Texten aufrichtigen Nachdenkens voller Anspielungen auf die politischen Verhältnisse.
(stereoplay, Dezember 2014)
Musikalisch tut er dies so hochklassig, wie man es schon von seinen letzten Werken gewohnt war, mit Musikern wie Val McCallum (g), Jeff Young (keys), Bob Glaub (b), Greg Leisz (pedalsteel), Jay Bellerose (perc) und Mauricio Lewak (dr) liefert Browne zeitlosen Singer / Songwriter-Folk-Rock.
(Good Times, Dezember 2014 / Januar 2015)
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Damon & Naomi: "Fortune" (20.20.20, März 2015) |
Neulich kam mir der übliche Gedanke zu popmusikalischen Aussenseitern:
"Was machen eigentlich ...?". Ich hatte in
den einschlägigen Magazinen schon lange nichts mehr über
Damon Krukowski und Naomi Yang gelesen und habe mich
ohne große Erwartungen im Netz schlau gemacht - und siehe da:
es hat doch tatsächlich ohne jedes Aufhebens im vergangenen März
ein neues Album der beiden das Tageslicht erblickt!
"Fortune" ist zwar nur eine halbe Stunde lang,
was wohl daran liegt, dass es sich um den Soundtrack zu einem entsprechend
langen Film von Bassistin/Keyboarderin Naomi handelt, aber
diese ist sehr gelungen. Und funktioniert auch ohne den Film.
(31.01.2016)
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The Monochrome Set: "Spaces Everywhere" (Tapete, März 2015) |
Vor einiger Zeit hatte ich mir "Eligible
Bachelors", den Klassiker dieser englischen Band aus den
späten 70ern/frühen 80ern gekauft, die damals spurlos an
mir vorbeigegangen sind. Kürzlich stellte ich fest, dass die
Band seit ein paar Jahren wieder zusammen ist und richtig gute Platten
macht - perfekten Schrammelgitarrenpop. Gerade ist auch ein ganz neues
Album zu erschienen ("Cosmonaut"),
aber ich habe mir erstmal dessen Vorgänger vom vergangenen Jahr
zugelegt. Und wie immer (?) bei Tapete gibt es die CD zur Platte
dazu.
(13.09.2016)
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The Monochrome Set gründeten sich 1978 in London und veröffentlichten auf Labels wie Rough Trade, Virgin, Warner und Cherry Red. Nach Trennungen, einer Reunion und verschiedenen Neuformierungen ist die Band um Lester Square, Andy Warren sowie Sänger und Songschreiber Bid seit 2011 wieder aktiv und veröffentlichte in der Folge zwei Alben.
Ihr Sound ist nach wie vor sehr eigen. So auch auf »Spaces Everywhere«: Obwohl diesmal Banjos, Hammond-Orgeln, weiblicher Backing-Gesang und sogar Flöten zu hören sind, merken Fachleute wie Laien sofort: Das sind The Monochrome Set. Unverzerrte, nervöse Gitarren, ein Sound zu einem Nouvelle-Vague-Film, irgendwie in den Fifties und Sixties verwurzelt, und doch empfindet man das Ganze als modern.
Dazu Bids Stimme, welche dieses Mal eher an die großen amerikanischen Crooner als an Lou Reed erinnert. Mit »Spaces Everwhere« veröffentlichen The Monochrome Set ein Album, das genauso ein moderner Klassiker werden wird wie »Eligible Bachelors« oder »Strange Boutique«.
Ballastfreie, zeitlose Songs der britischen Indie-Pop-Institution.
(Rolling Stone, März 2015)
»Spaces Everywhere« bezaubert mit charmanten Drei-Minuten-Songs, swingend, leicht psychedelisch, folkig-verspielt ...
(Audio, Juni 2015)
Fans seem baffled that the quirky U.K. crew known as the Monochrome Set aren't bigger than they are, but every culture gets the chart-toppers it deserves, and this world has yet to prove it deserves such wit, style, and spindly riffs. If it did, a snide-and-smart rebellion like Spaces Everywhere wouldn't be necessary, since the opening smarty "Iceman" comes on as paranoid and alone as every maverick who must walk amongst the provincial ("The Iceman, the eggman, and something wicked cometh"). Schooling the vacant is the kind of California dreaming that takes place during "When I Get to Hollywood" ("You told him he was beautiful, his eyes were like two nuts upon a plate"), but as deliciously snarky as the songwriting can be, main man Bid can also touch the heart now and then, as the rebel youth subject of "Oh, You're Such a Star" can't stand mom and grandmom's bitching, and probably because it hits too close to home ("She did not want to feel the aching, of their growing-up pains"). The bulk of the album sounds like Television married Sparks and had a baby during London's swinging '60s, and while Franz Ferdinand fans will find plenty to embrace with this veteran crew, the ridiculous prog rock of the title track predates the group's 1978 birthdate, plus as album closers go, it's a flute-filled, existential whopper ("Just where that chair is there used to be the shape of things to come"). There really are spaces everywhere, and most would be better served if they were filled with Monochrome Set albums.
(by David Jeffries, All Music Guide)
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Boz Scaggs: "A Fool To Care" (429 Records, März/April 2015) |
Eigentlich ist Boz Scaggs ja eine kleine Spur zu sehr "Mainstream",
um zu meinem Favoriten zu gehören, aber ich habe ihn schon früher
als Sänger der Steve Miller Band geschätzt (von ihm
stammt z.B. das Lied "Baby's Calling Me Home"). Sein
erstes Soloalbum auf Atlantic mit
Duane Allman war Bluesrock vom Feinsten. In den 70ern bis hinein
in die 80er kam der große Erfolg, aber dann wurde es ruhig um
den Mann. Vor zwei Jahren erschien mit "Memphis"
eine neue CD, fast auschliesslich mit Coversongs aus den Bereichen
Blues und Soul. Jetzt hat er daran wohl Spaß gefunden und ein
ähnliches Album nachgelegt. überzeugt zum Kauf haben mich
nicht die Duettgäste, obwohl die gut sind (Bonnie Raitt
und Lucinda Williams), sondern die Liedauswahl, vor allem "Small
Town Talk" aus der Feder von Bobby
Charles und The Band-Bassist Rick
Danko, sowie "Whispering Pines", geschrieben von Richard
Manuel und Robbie Robertson und zu finden auf dem grandiosen,
titellosen zweiten Album von
The Band.
(10.05.2015)
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Boz Scaggs follows 2013's killer Memphis with a second Tennessee album. A Fool to Care was recorded over four days with producer/drummer Steve Jordan and a core band of guitarist Ray Parker, Jr. and bassist Willie Weeks at Nashville's Blackbird Studio. These 12 songs are primarily covers that reflect various sources, the most prevalent among them being R&B and soul. The band is augmented occasionally with strings, horns, and Music City luminaries including guitarists Reggie Young and Al Anderson and pedal steel boss Paul Franklin. Simply put, there is no filler here -- virtually every song is a highlight. The opener is a swaggering, horn-drenched presentation of Dorothy LaBostrie and McKinley Millet's "Rich Woman." Scaggs' reading is inspired by Li'l Millet & His Creoles' 1955 version more than Canned Heat's or Robert Plant and Alison Krauss'. The title track was cut as a country swing tune by author Ted Daffan in 1940. Scaggs reads it through the New Orleans R&B of Fats Domino. And speaking of NOLA, Bobby Charles and Rick Danko's "Small Town Talk" is executed flawlessly with slippery breaks by Jordan and a simmering B-3 by Jim Cox. "Hell to Pay" is an original, a badass blues driven by Weeks' funky upright bass. Sung in duet with Bonnie Raitt (who also plays mean slide here), Scaggs takes an all too rare guitar solo. "Last Tango on 16th Street" melds Carlos Gardel, West Coast jazz, and Brechtian drama. Scaggs' delivery is full of restrained empathy, not pity. His version of Richard Hawley's otherworldly waltz "There's a Storm a Comin'" features Franklin's pedal steel crying amid accordion, bass, bump organ, and B-3. It is an elegant outlier here. Scaggs offers Curtis Mayfield's "I'm So Proud" with an expressive falsetto that would make the composer proud. Huey P. Smith's 1958 classic "High Blood Pressure" is rendered raw, ragged, and raucous. That shimmering falsetto returns to Memphis in a grooving version of Al Green's "Full of Fire" before slipping toward smooth Philly soul with a gorgeous take on the Spinners' 1974 classic "Love Don't Love Nobody." But Scaggs saves the very best for last. He teams with Lucinda Williams for Richard Manuel's (the Band) "Whispering Pines." Franklin's steel returns in a breezy, warm, atmospheric arrangement that relies on the depth in Jordan's floor tom-toms. The contrast between Williams' bluesy, grainy contralto and Scaggs' soul-basted croon underscores the wrenching heartbreak in the lyric. Ultimately, A Fool to Care is not only a companion to Memphis, but also to 1997's Come on Home and his earliest (pre-Silk Degrees) sides. Scaggs' voice is unmarked by time. Whether singing new or old songs, he presents them in the moment as living, breathing entities. He remains a song interpreter who has few -- if any -- peers.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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The Slow Show: "White Water " (Haldern Pop, März 2015) |
Die Platte hatte ich mir aufgrund guter Kritiken bereits vor dem
OBS-Auftritt bestellt, aber noch nicht erhalten. Der Auftritt
in Beverungen war dann zwar sehr schön, mir aber eine Spure
zu - wie sag ich's jetzt - pathetisch. Das war
zwar schon recht gut, vor allem klanglich und von den Arrangements
her, aber keineswegs so einzigartig, wie es in der Presse dargestellt
wurde:
"Es gab wohl noch nie eine Band aus Manchester,
die sich mit The Slow Show vergleichen lässt."
Die Band erinnerte mich musikalisch sogar ein wenig an späte
James, die im übrigen auch
aus Manchester sind und ebenfalls eine sphärische Trompete
einsetzen! Der Sänger hatte ausserdem etwas vom von mir hochverehrten
Stuart Staples von Tindersticks,
ohne aber dessen Klasse zu erreichen - was wiederum verständlich
ist, weil die Band ja noch sehr jung ist! Bei den Stichworten Langsam
und Manchester fällt mir ausserdem noch die Bands
I Am Kloot und Savoy Grand
ein. OK - letztere sind wohl nicht direkt aus Manchester, aber immerhin
eine Glitterhouse Band.
Zurück aus dem Weserbergland ist nun auch das Album "White
Water" bei mir angekommen - und das klingt ebenfalls gut. Ich
bin aber nicht sicher, ob ich es mir auch nach dem
Konzert gekauft hätte. Versteht mich jetzt nicht falsch: ich
mag The Slow Show durchaus und gönne ihnen die Begeisterung
der Presse, aber mich ärgert es, wenn ich so was lese von wegen
"noch nie dagewesen". Das ist in meinen Augen und Ohren
eine ungerechtfertigte Missachtung toller Bands wie James
und den Tindersticks.
(02.06.2015)
Konzerthighlight: 19. Orange Blossom Special,
Beverungen, 24.05.2015
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Tenors Of Kalma: "Electric Willow" (Enja/Yellowbird, März 2015) |
Finnlands Orgel- und Saxophonhexer Jimi Tenor, zusammen mit
dem Jazzgitarristen Kalle Kalima und dem Jazzdrummer Joonas
Riippa mal nicht auf den Spuren von Easy-Listening
oder Techno, sondern auf denen von Kraut- und Canterbury-Rock!
(05.04.2015)
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Ein außergewöhnliches Projekt von drei außergewöhnlichen Musikern: für das Album Electric Willow fanden Jimi Tenor, Kalle Kalima und Joonas Riippa unter dem Namen Tenors Of Kalma zusammen.
Im ersten Moment wirkt das wie ein Rollentausch. Verbindet man Jimi Tenor doch mit sehr unterschiedlichen, aber stets eher Richtung Pop und Funk orientierten Projekten, während Kalle Kalima bislang vor allem als querdenkender Jazzgitarrist auffiel. Doch Tenor ist nicht nur Konzeptkünstler, versierter Keyboarder, Sänger und Afrobeat-Liebhaber, sondern eben auch Saxophonist und Flötist.
Der ursprünglich angepeilte Gegenpol zu freien Improvisationen, also die klare Klangarchitektur von Kraftwerk, verschob sich während der Studiosessions Richtung Kraut- und Psychedelic JAZZ-Rock. Wer gerne historischen Referenzen auf der Spur ist, hat bei Tenors Of Kalma eine Menge Spaß. Nicht nur wegen der – dank einigem Vintage-Equipment – eher analogen Gesamtästhetik. Echos der frühen, rauschhaften Pink Floyd lassen sich ebenso ausmachen wie Ideen der Canterbury-Szene oder bewusstseinserweiterte Visionen amerikanischer Prägung. Komplexe rhythmische Strukturen changieren zwischen Afrobeat und King Crimson, in der Ballade »Blind« leuchtet sogar ein Satzgesang im Stil von Crosby, Stills & Nash auf.
Anders als manche Progrock-Ikonen behalten Tenor und Kalima selbst in frei improvisierten Momenten den Zusammenhang im Blick. Die beiden längsten Stücke dauern siebeneinhalb Minuten und halten jederzeit die Spannung…
Auf dem mit dem Drummer Joonas Riippa eingespielten Debütalbum ›Electric Willow‹ gehen die unterschiedlichen Einfl üsse, die die drei Musiker jeweils mitbringen, eine ganz vorzügliche Fusion ein: Jazz trifft Prog-, Psych- und Krautrock – kurz: alles, was schön spacig ist.
(Good Times, April / Mai 2015)
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Torpus & The Art Directors: "The Dawn Chorus" (Grand Hotel van Cleef, März 2015) |
Das zweite Album der Band aus Nordfriesland vom vergangenen Jahr.
Auch mit eigenem Material (die aktuelle
1o-Inch enthält ja nur Coverversionen) sind
die Jungs (zusammen mit ihrer schwedischen Bassistin!) richtig gut.
(29.05.2016)
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Seit ihrem Debütalbum für das Hamburger Label Grand Hotel van Cleef hat sich viel getan für die aus Niebüll stammende Folkband. Sie ist weit über ihre nordfriesische Heimat hinaus bekannt geworden, las ihren Namen in Musikzeitschriften, war öfter in Hamburg als zu Hause und tourte sogar in Schweden.
Alles Erfahrungen, die es verdienten, in Songs umgesetzt zu werden. In einer alten Schule in Nordfriesland, in der schon Kid Kopphausen und Clickclickdecker aufnahmen, entstanden zusammen mit dem Produzenten Simon Frontzek (Sir Simon Battle) 13 entspannt aufwühlende Songs.
Bis auf eine Ausnahme stammen sie aus der Feder von Sönke Torpus, doch ist der musikalische Einfluss der ganzen Band viel größer geworden. Ganz so viele Instrumente wie beim Vorgängeralbum »From Lost Home To Hope« (2012) sind zwar nicht zu hören, dafür klingt ihr Northern-Country-Folk jetzt viel kompakter und knackiger.
Drittes, sehr gelungenes Album der Hamburger um Songschreiber Sönke Torpus.
(Rolling Stone, März 2015)
Konzerthighlight: OBS 20, Beverungen, 15.05.2016.
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Peter Broderick: "Colours Of The Night" (Bella Union, April 2015) |
Den Multiinstrumentalisten Peter Broderick kannte ich bislang
als Klangveredler auf den Platten anderer Künstler im Bereich
Alternative-Folk/Singer/Songwriter (u.a. White
Hinterland, Horse Feathers, Chantal
Agda und Efterklang). Mit "Colours Of The Night"
entstand erstmals ein Broderick-Album mit einer festen Begleitband,
aufgenommen in der beschaulichen Schweiz.
(10.05.2015)
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Peter Broderick öffnet sich auf seinem neuen Studioalbum erstmals der Dynamik und Rhythmik einer begleitenden Band. Zum ersten Mal ließ sich der Multiinstrumentalist, der bereits mit Efterklang, M. Ward, Zooey Deschanel oder Nils Frahm gearbeitet hat, von einer kompletten Backing-Band inspirieren und begleiten, anstatt wie in der Vergangenheit alle Instrumente selbst einzuspielen. Im schweizerischen Luzern fand er die passenden Mitmusiker, die sein mitgebrachtes Songmaterial kreativ umsetzten und so eine neue Leichtigkeit in den Aufnahmeprozess trugen, die man hören kann.
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The Late Call: "Golden" (Tapete, April 2015) |
Johannes Mayer aus Münster lebt in Schweden, vertreibt
seine Platten über das mir immer sympathischer werdende Label
Tapete aus Hamburg und hat sein neues und viertes Album "Golden"
ausgerechnet in Bremen aufgenommen. Elektrischer als zuvor, aber sehr
gut.
(19.04.2015)
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Der Singer-Songwriter mit Band: Johannes Mayer zwischen 70er-Folkrock und Brit-Pop.
Drei Alben voller sparsam instrumentierter Kleinode hat uns der in Stockholm lebende, auf Englisch singende deutsche Singer-Songwriter Johannes Mayer aka The Late Call schon geschenkt. Allenfalls Ahnungen von Klavierakkorden und nur leichteste Akzente von Percussion waren darauf zu hören – die gezupfte und geschlagene Westerngitarre in allen erdenklichen offenen Stimmungen schuf das Unterholz, auf dem die Stimme des Sängers wanderte. Der machte sich irgendwann zu neuen Ufern auf.
Und so nahm sich Johannes Mayer nach seinem Album »Pale Morning Light« (2012) über zehn Monate Zeit, um neue Songs zu schreiben und eine Band zu finden, die seine Songmagie in andere Sphären überführt. Heraus kam ein Album wie aus den Frühsiebzigern, der Blütezeit des Folk-Rock.
Die Songs auf »Golden« sind warm und klar, zurückgelehnt und dynamisch, die Platte fängt mit ihrem Klang den Glanz einer goldenen Ära ein. Songs und ihre Stimmungen lassen zwar Folk und Americana anklingen, aber ebenso blitzt Frühneunziger-Independent-Pop englischer Prägung auf.
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The Lilac Time: "No Sad Songs" (Tapete, April 2015) |
Wird das Hamburger Label zum Exil für in der Heimat verkannte
Briten? Nach Lloyd Cole und
Martin Carr ist jetzt auch
Stephen Duffy hier vor Anker gegangen.
(19.04.2015)
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Besser denn je: neuntes Album der Band um Stephen Duffy.
Wir rekapitulieren: 1979, mit 18 Jahren, gründete Stephen Duffy zusammen mit John Taylor in Birmingham die Gruppe Duran Duran – und verließ sie, bevor sie berühmt wurde. Die Hits kamen 1982 mit der Band Tin Tin: »Kiss Me« und »Icing On The Cake« machten Duffy international bekannt. Der aber nahm wieder Reißaus und gründete mit seinem Bruder The Lilac Time. Nach mehreren von der Kritik geliebten, aber vom Markt verschmähten Platten, gelang Duffy 2004 sein erster Nummer-eins-Hit mit »Radio«, das er mit und für Robbie Williams geschrieben hatte.
Mit »No Sad Songs« erscheint das erste Lilac-Time-Album seit »Runout Groove« (2007), dem 2009 der Dokumentarfilm »Memory & Desire« und ein Best-of-Album folgten.
Die zehn Songs entstanden in Cornwall, der Titel »No Sad Songs« ist Programm. Schluss mit dem zynischen Quatsch. Die Engel sind gefallen und wurden sanft geborgen. Mit schunkeliger Gemütlichkeit haben aber weder die Musik noch die Texte was zu schaffen. Runterschalten, ankommen, aber nie aufhören anzufangen. Ihr bestes Album.
Balsam für die melancholische Seele!
(Good Times, April / Mai 2015)
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Cassandra Wilson: "Coming Forth By Day" (Sony/Legacy, April 2015) |
Meine Lieblingsjazzsängerin erweist Billie Holiday zu
deren 100sten Geburtstag mit einem Tributalbum die Ehre. Produziert
von Nick Launey, der auch für die letzten Nick Cave-Platten
verantwortlich war und von dort die Rhythmusgruppe mitgebracht hat
(Thomas Wydler und Martyn Casey): eine tolle Kombination!
(19.04.2015)
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Billie Holiday zum 100. Geburtstag: »Coming Forth By Day« von Cassandra Wilson
Auf ihrem neuen Album »Coming Forth By Day« zollt Cassandra Wilson ihrem Vorbild Billie Holiday Tribut, pünktlich zum 100. Geburtstag der Jazz-Legende am 7. April 2015. Cassandra Wilson sagt über Billie Holiday, sie habe gesungen wie niemand vor ihr: improvisatorisch und instrumental. Sie wusste den emotionalen Kern eines Songs zu erkennen und zu vermitteln. Dieser revolutionären Art zu singen huldigt Cassandra Wilson auf ihre eigene revolutionäre Weise.
Cassandra Wilson entwickelt für »Coming Forth By Day« einen entspannten, zeitgenössischen und fast experimentellen Ansatz, mit den Songs umzugehen, die als Billie-Holiday-Klassiker bekannt sind. Wilson und ihre Band singen und spielen einen Lobgesang auf Holiday, indem sie die Vorlagen dekonstruieren. So gestalten sie mit ihren neuen, improvisatorisch inspirierten Fassungen weit mehr als Coverversionen.
Wilsons Holiday-Adaptionen auf »Coming Forth By Day« sind einfallsreich und rhythmisch neu: beispielsweise die entschleunigte, hypnotisierende Interpretation von »The Way You Look Tonight« oder »Don’t Explain«, das in seiner sachlichen Art besonders anrührend gelingt. Alle Songs dieses Albums entfalten eine Unmittelbarkeit, die trotz der erwähnten Dekonstruktion dem Wesen des Holidayschen Gesangs besonders nahe steht.
Cassandra Wilson nähert sich Billie Holiday auf »Coming Forth By Day« von der musikalischen Seite. Der sozialgeschichtliche Aspekt war für sie weniger entscheidend. Und doch thematisiert sie mit der tranceartig-träumerischen Eigenkomposition »Last Song (For Lester)« die tiefe Freundschaft und musikalische Liebe Holidays zum Saxofonisten Lester Young.
Die Band dieser Einspielung unterstützt Wilson herausragend. Neben ihren langjährigen Weggefährten John Cowherd (Klavier) und Kevin Breit (Gitarre) spielen Thomas Wydler (Schlagzeug) und Martyn P. Casey (Bass) sowie die Gitarristen Nick Zinner und T Bone Burnett. Die Streicherarrangements stammen von Van Dyke Parks, produziert wurde das Album von Nick Launay.
Mit »Coming Forth By Day« ermöglicht uns Cassandra Wilson einen unmittelbaren, würdigen Zugang zur Welt von Billie Holiday.
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Jaga Jazzist: "Starfire" (Ninja Tune, Mai 2015) |
Diese norwegische Band ist ein Phänomen. Und sie nur als Jazzband
zu bzeichnen trifft es schon lange nicht mehr ....
(28.06.2015)
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Aufgenommen wurde die Platte in Los Angeles und im Heimstudio der Band in Norwegen. Nach den etwas pompöseren Werken »One Armed Bandit« und »Live with the Britten Sinfonia« begibt sich »Starfire« auf experimentelleres Terrain und ist bestimmt durch die Arbeit im Studio, wo jedem Song verschiedenste klangliche Nuancen beigemischt wurden.
Der Sound von Marcus Forsgrens Gitarre spielt auf »Starfire« eine ebenso prominente Rolle, wie der Einsatz von elektronischeren Klängen - das macht es zu dem am wenigsten jazzigen Album von Jaga Jazzist. So färbt Gastmusiker Leon Dewan den Song »Shinkansen« mit seinem Swarmatron, einem analogen Synthesizer, und auch Lars Horntveths Pocket-Piano-Synthesizer hat großen Anteil an den kantigeren, elektronischeren Sounds auf »Starfire«.
Die Live-Qualitäten der Band runden das Ganze ab und machen »Starfire« zu einem wunderschönen, tiefgründigen, absolut berauschenden Album, das einen in andere Sphären katapultiert. Es ist ein in seiner Strukturkomplexes, musikalisch sehr reichhaltiges Werk, dem es jedoch zu keiner Zeit an Sinnlichkeit oder menschlichem Mitgefühl mangelt. Es könnte Jaga Jazzists Meisterwerk sein.
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My Morning Jacket: "Waterfall" (ATO, Mai 2015) |
Ich bin erst ziemlich spät auf die Band von Jim James
aufmerksam geworden. Die Musik hat zwar einen kräftigen Schuß
Bombast in sich, ist aber immer noch auf der guten Seite angesiedelt,
weit weg vom gewöhnlichen Stadionrock. Produziert von Tucker
Martine, der bislang auch immer für Qualität stand.
(05.07.2015)
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My Morning Jacket veröffentlichen ihr siebtes Album »The Waterfall« – Alternative-Rock, moderne Psychedelia und Pop sind harmonisch miteinander verbunden.
»Jedes Album trägt den Geist jenes Ortes in sich, an dem wir das Album aufgenommen haben«, erklärt Sänger Jim James. »Dieses Mal haben wir Stinson Beach in Kalifornien gewählt. Wir fühlten uns wie im Himmel. Es war gleichermaßen eine psychedelische Erfahrung und doch arbeiteten wir völlig konzentriert.«
My Morning Jacket klingen auf »Waterfall« gleichsam verspielt wie aufgeräumt, sie arbeiten mit wunderbaren Harmonien und gönnen sich dennoch klangliche Experimente. Vorbote ist die Single »Big Decisions«.
Die Psychedelic-Indie-Rocker flirren zwischen kleinen Balladen und großem Breitwandsound.
(musikexpress, Mai 2015)
The Waterfall glänzt durch ein fein schwebendes, flirrendes Soundbild voll elegant verästelter Gesangsharmonien, die durch treibende Beats und bluesig-rockige Gitarren geerdet werden.
(Audio, Juli 2015)
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Graham Parker & The Rumour: "Mystery Glue" (Universal/Cadet Concept, Mai 2015) |
Selbst Mr. Parker ist nach 40 Jahren Karriere überrascht:
bereits das zweite Album nach der Wiedervereinigung mit seiner alten
Band The Rumour (2012 erschien schon das gute Album "Three
Chords Good") - und auch sein alter Arbeitgeber Universal
(damals hiessen die noch Phonogram bzw. Vertigo) hat
ihn wieder unter Vertrag genommen und dafür anscheinend das alte
Label Cadet Concept, in den späten 60ern die Rock-Abteilung
des Jazz- und Blueslabels Cadet, reaktiviert.
Ach ja: die Platte ist wirklich gut, tolle Songs, gut eingespielt.
Fast so schön wie "Howlin'
Wind".
(07.06.2015)
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Graham Parker & The Rumour, eine der Prä-Punk-Pioniere Großbritanniens, melden sich nun mit dem neuen Album »Mystery Glue« zurück.
»Mystery Glue« ist ein ganz bewusstes Rockalbum, das auf die genre-definierende Zeit von Graham Parker & The Rumour in den 70er Jahren zurückblickt und gleichzeitig ein Tribut an Dylan, Reggae, Soul und Rock’n’Roll zollt.
Und die zwölf schnörkellosen, gleichwohl virtuos gespielten Songs darauf knüpfen mit ihrem energiegeladenen Pub-Rocksound an stilprägende Alben wie ›SQUEEZING OUT SPARKS‹ (1979) an, mit denen sie großen Einfluss auf Künstler wie Bruce Springsteen, Elvis Costello und Paul Weller ausübten.
(Good Times, Juni / Juli 2015)
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Hugo Race & The True Spirit: "The Spirit" (Glitterhouse, Mai 2015) |
Ich hab mir nach vielen Jahren mal wieder ein Album des australischen
Sängers und Gitarristen gegönnt, der wie immer Interessantes
im Spannungsfeld von archaischem Blues und Avantgarde erschafft. Sehr
schön, irgendwie, aber ich bin gerade nicht auf der richtigen
Wellenlänge dafür. Das heisst: öfter mal wieder reinhören.
(02.06.2015)
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Am 29. Mai 2015 werden Hugo Race und seine Band the True Spirit ihr erstes Album seit 7 Jahren veröffentlichen. ‘The Spirit’ ist das zwölfte Studioalbum und markiert Race's Rückker zu seinen Wurzeln im Psychedelic Rock, der einst vom Melody Maker passend als ‘Industrial Trance Blues’ bezeichnet wurde. Produziert wurde das Album über einen Zeitraum von 3 Jahren von Hugo Race selbst in seiner Heimatstadt Melbourne. Aufgenommen im selben Line-Up (Michelangelo Russo - Electronics, Bryan Colechin - Bass, Brett Poliness - Drums und Percussion, Nico Mansy - Keys) wie die Alben Goldstreet Sessions (2003), Taoist Priests (2006) und 53rd State (2008), besticht The Spirit durch seinen energetischen rhythmischen Drive, hypnotischen Groove und Race's dunklen Humor.
“We built a studio in a house out on the city’s edge to slowly develop the songs at our own speed with no pressure. We’d never had the luxury before of playing new songs live before recording them. When we felt the time was right, we taped a lot of the final album with Idge at his Soundpark studio, capturing our sound with ambient mics and vintage processors. But the vibe of that house and the all-night recording sessions with the background buzz of cicadas and the homemade instruments in the tool shed, its all still there. We wanted to create a definitive album for The True Spirit and took our sweet time about it. This record is it.”
The Spirit ist ein fesselndes Album einer Untergrundlegende, die nie besser war als heute.
“I see the True Spirit as connected to my original reasons for making music in the post-punk time, a kind of collision of influences that include the cosmic side of psychedelia, the analogue razor blade attack of primal blues (ie – the 30s and 40s and early 50s), as well as soft sexy soul music and electronica. We’ve always felt comfortable outside the ‘box’ of easy categorization and we’ve never hesitated to pull in streams and influences from the political or the spiritual, developing our personal obsessions and refining them down into something for the mind and body and soul.” - Hugo Race
Hugo Race and his long time collaborators the True Spirit release their first album in seven years on May 29th 2015 through German independent Glitterhouse Records. ‘The Spirit’ is the band’s 12th studio album, not including live albums and retrospectives and while Hugo’s prolific and eclectic catalogue includes solo albums and an astonishing variety of international collaborations, The Spirit presents a return to his roots in a psych-rock zone tagged by Melody Maker in the band’s early days as ‘industrial trance blues’. Produced by Hugo over a period of three years in his hometown of Melbourne with the same line-up (Michelangelo Russo – electronics, Bryan Colechin – bass, Brett Poliness – drums and percussion, Nico Mansy – keys) featured on albums like Goldstreet Sessions (2003), Taoist Priests (2006) and 53rd State (2008), The Spirit is fuelled by high-energy rhythmic drive and Race’s darkly humorous lyrics with the band wielding space and sonic suggestion as instruments in their own right.
“We built a studio in a house out on the city’s edge to slowly develop the songs at our own speed with no pressure. We’d never had the luxury before of playing new songs live before recording them. When we felt the time was right, we taped a lot of the final album with Idge at his Soundpark studio, capturing our sound with ambient mics and vintage processors. But the vibe of that house and the all-night recording sessions with the background buzz of cicadas and the homemade instruments in the tool shed, its all still there. We wanted to create a definitive album for The True Spirit and took our sweet time about it. This record is it.”
The Spirit is a compelling statement by a legendary band at the height of their powers. The first single “Elevate My Love” (and the video by Donald Baldie) drops in April 2015, the complete album on May 29th and a second single “False Idols” (not included on the album) in October prior to the True Spirit embarking on a European tour in the autumn.
“I see the True Spirit as connected to my original reasons for making music in the post-punk time, a kind of collision of influences that include the cosmic side of psychedelia, the analogue razor blade attack of primal blues (ie – the 30s and 40s and early 50s), as well as soft sexy soul music and electronica. We’ve always felt comfortable outside the ‘box’ of easy categorization and we’ve never hesitated to pull in streams and influences from the political or the spiritual, developing our personal obsessions and refining them down into something for the mind and body and soul.” - Hugo Race
(Glitterhouse)
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"Rose Windows" (Sub Pop, Mai 2015) |
Das zweite, titellose Album der jungen Band aus Seattle, die knietief
in den 70ern steckt. Nicht uncharmant.
(15.05.2015)
Gerade habe ich gelesen, dass dieses Album bereits der Schwanengesang
der Band ist, die sich kurz vor Veröffentlichung aufgelöst
hat.
(28.06.2015)
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... 2. LP der Seattle-Band, verändert gegenüber dem Debut. Eine markante offensive Sängerin, die auffällt (Grace Slick-Vergleiche vom Debut treffen nur noch selten). Überwiegend atmosphärischer ganz/relativ dezent psychedelisierter und/oder kurzzeitig Acid-haltiger Rock recht unterschiedlicher Art (ein Spritzer differenzierter Früh-70er Rock, eine Spur hippie-esk, düster britzelnd und leicht okkult-artig, z.T. völlig zeitlos, sowieso nicht eindeutig retro), daneben ein paar bedächtige gediegene bis fast trance-mäßige teil-akustische Folk (Rock)-Tracks, gar ein dunkler schwerer mit Aufhellungen, Stoner/Doom/Acid Rock-beeinflußt zugleich. E-Gitarre dominiert, akustische und Tasten unterstützen, auffällig diverse Flötensounds. Offen interpretierbar/vergleichbar.
(dvd, Glitterhouse)
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Jim O'Rourke: "Simple Songs" (Drag City, Mai 2015) |
Der Avantgarde-Gitarrist und zeitweise Sonic Youth-Bassist
Jim O'Rourke mit seinem ersten "normalen", songorientierten
Album seit vielen Jahren, aufgenommen in Japan (!) mit einer japanischen
Band. Von den Musikern ist mir - wenig überraschend - keiner bekannt.
Ausserdem scheint der Mann (ich nehme mal an, dass er da selber auf
dem Cover abgebildet ist), ein Cooler
Smoker zu sein.
(28.06.2015)
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Nach 14 Jahren meldet sich der großartige US-amerikanische Experimental-Musiker, Musikproduzent, Filmkomponist und Kurzfilmregisseur Jim O'Rourke endlich wieder mit einem Vocal-Album zurück!
Bei »Simple Songs« handelt es sich um mehr als nur einen ersten Release seit so und so vielen Jahren! Es ist ein unglaubliches Album, voller erstklassiger musikalischer Unterhaltung. Das mag daran liegen, dass Jim O'Rourke musikalisch genau weiß, was er will und wie er es erreicht. Zehn Jahre sind vergangen seit Jims Stimme von einem neuen Release ertönte, und es ist schwer zu glauben, dass bereits fast 14 Jahre seit dem Album »Insignificance« vergangen sind. Als Jim 2009 sein instrumentales Werk »The Visitors« vorstellte, welches stark an »Bad Timing« erinnerte, fragten sich viele Leute, wann es endlich wieder ein Album wie »Insignificance« geben würde.
»Simple Songs« klingt aufgrund der hohen Instrumenten-Dichte wie O'Rourke's eigene »Wall of Sound«. Die Musik wirkt wie unter Zwangsstörung komponiert, und die vielen Instrumente wurden größtenteils vom Schöpfer selbst in reinster Makellosigkeit eingespielt.
Dieses Werk ist Jims bisher wirklich größte Projektionsfläche für seinen Pop-Song Stil und wahrhaftig atemberaubend. »Simple Songs« wurde wieder und wieder überarbeitet und brauchte vom Beginn bis zum fertigen Mix fünf Jahre oder sogar mehr. Und wer das Album als musikalische Ausdruck O'Rourkes in seinen Kopf sickern lässt, wird feststellen, dass sich das Warten gelohnt hat. Jim hat das, was die Welt gerade dringend braucht!
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JD Souther: "Tenderness" (CD: Sony Masterworks, Mai 2015 * Vinyl: Music On Vinyl, Dez. 2015) |
[Eagles |
Linda Ronstadt |
Lizz Wright |
Till Brönner]
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2013 wurde JD Souther in die Songwriters Hall Of Fame aufgenommen und ist eine Legende der Pop Musik. Als Architekt des Southern California Sounds und als großer Einfluss auf das moderne Songwriting hat JD Souther viele der Hits der Eagles mitgeschrieben, darunter »Heartache Tonight«, »Victim of Love«, »New Kid in Town«, »Best of My Love«, Don Henleys »The Heart of the Matter« und den 2007er Eagles Hit »How Long«. Southers großer Hit »You're Only Lonely« erreichte Platz Zehn der Charts und wurde dicht gefolgt von »Her Town, Too«, das JD zusammen mit James Taylor schrieb. Produziert von Larry Klein (Joni Mitchell, Rodney Crowell, Norah Jones, Melody Gardot, Herbie Hancock) setzt »Tenderness« den neuen Weg von Souther in punkto Sound und Stil fort; zugleich ist das Album jedoch ganz anders, als alles, was er zuvor aufgenommen hat. Auf dem Album streckt sich Souther musikalisch und balanciert zwischen Einflüssen aus Pop und Jazz, wobei er sich besonders vor den Großen des 20th Century Great American Songbook verneigt: Cole Porter sowie die Gershwins, Sammy Cahn und Jule Styne, Fred Coots, Yip Harburg bis zu Paul Simon und Bob Dylan. »Tenderness« ist ein spätnächtliches Meisterwerk, eindringlich und klug und eine perfekte Spiegelung dieses rätselhaft-großartigen Meisters.
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Ryan Adams: "Ten Songs From Live At Carnegie Hall" (Sony/Pax-Am, Juni 2015) |
Eigentlich waren die Voraussetzungen zum Kauf der neuen Ryan Adams-Platte
eher mäßig: die letzte,
titellose Platte fand ich ja bekanntlich nur "so geht
so", und jetzt gibt es "nur"
ein Solo-Livealbum, (fast) ohne neues Material und ganz ohne Band.
Aber ich habe nach guten Kritiken trotzdem reingehört und finde,
dass das eine richtig gute Platte ist: guter Klang, gute Liedauswahl,
gute Atmosphäre - alles wunderbar!
(03.10.2015)
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Zehn-Song-Extrakt aus zwei Konzertabenden an historischer New Yorker Auftritts-Stätte, aufgenommen am 15. und 17. November 2014 und kurzzeitig später als Nur-Netz-Veröffentlichung Rekorde brechend. Aus den 42 Songs der beiden Abende, im intensiven Alleingang vorgetragen, sparsam-karg, aber gepflegt-gekonnt nur von Gitarre, Mundharmonika und Klavier begleitet, wählte der Meister zehn Weisen aus allen Phasen seines Schaffens, und konzentriert so seine tiefgehend wirkende Sänger-Liedschreiber-Kunst auf 52 Minuten Spielzeit, die bleibende Spuren hinterlassen. Neue Songs (This Is Where We Meet In My Mind und How Much Light) stehen dabei neben herzerfüllenden Allzeit-Klassikern(Oh My Sweet Carolina, Nobody Girl, New York New York, My Wrecking Ball, Gimme Something Good, How Much Light und Come Pick Me Up), alles von wehmütig-versonnener Stimme tief unter die Haut gesungen und derart intim-intensiv dargeboten, dass auch luftig-leicht scheinende Weisen umgehend packen, final fesseln und schlicht nicht mehr loslassen. Die Adams-Essenz in zehn zeitlosen Live-Liedern.
(cpa, Glitterhouse)
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"Larry Campbell & Teresa Williams" (Red House, Juni 2015) |
Ehepartner auch als künstlerische Partner gibt bzw. gab es
so einige. Im Guten denke ich da an Richard
& Linda Thompson, Dan Singleton & Liz Mitchell
(Ida), Buddy
& Julie Miller oder Ira Kaplan & Georgia Hubley
(Yo La Tengo). Die Songs von Larry Campbell,
der ja bekanntlich ein vielbeschäftigter Gitarrist und Produzent
ist, sind ganz ordentlich, manchmal vielleicht etwas zu sehr Country
für meinen momentanten Geschmack, aber am Ende der CD glänzt
er mit seiner Herzensdame bei zwei Coversongs: "Keep Your Lamp
Trimmed And Burning" von Reverend Gary Davis (bekannt
dem einen oder anderen von Euch vielleicht durch die Hot Tuna
Version) und "Attics Of My Life" von den Grateful Dead
(von deren grandiosem Album "American
Beauty"), was dann schließlich den Kauf der CD gelohnt
hat.
(30.08.2015)
über Kopfhörer gehört, während ich am Rheinufer
in Köln sitze, muss ich mich ein wenig korrigieren: Larrys
Songs sind doch toll und nicht nur "ordentlich"! Seine
Gitarrenarbeit ist sogar phänomenal und der Sound der Platte
(leider gab's kein Vinyl!) sogar umwerfend, obwohl es bloss
eine schnöde CD ist.
(03.09.2015)
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Das elfte Album in knapp 3 Jahrzehnten Bandgeschichte spielte das Ur-Trio des Chicago-Urgesteins Doug Mcombs (Tortoise, Brokeback, Pullm15er, der Saitenvirtuose (8 Jahre bei Dylan, fast so lange als Bandleader bei Levon Helm, der hier kurz vor seinem Tod gastiert, usw. usw.) mit seiner Frau (Julie Miller, Levon Helm, Hot Tuna) im Duett, Lead Vocals abwechselnd, Harmonies (herrlich, klassisch z.T., ein Genuß!) der/die andere (3x gar durchgehend), die begleitende Band mit 2 Kollegen von Helm und Little Feats Bill Payne. Zur Hälfte gediegener Country (Americana), großteils balladesk, mit einigen Verweisen auf die 50er/60er (doch meist elektrisch, der Sound ein anderer), schon mal eine Spur Gospel mit drin. Daneben Stücke, bei denen die schmucklose kernige/knackige 1-A-Gitarre feinst zur Geltung kommt, Verbindungen von Country und Soul (R´n´B) in Rock (´n´Roll), ein Roots-Rocker R´n´B-style in natürlichem Southern Groove, eine kurze CCR-Reminiszenz; und eine fröhliche akust. old-timey-20s-Annäherung (all styles). Teresas eh schon beeindruckende und bestechend emotionale Stimme (teils ganz klar, strahlend in 50er-Country-Tradition) macht eins der 3 Cover (auch dabei: Grateful Deads Attics Of My Life), Keep Your Lamp Trimmed.., zu einem bluesigen vokalen Fest, großartig schmerzerfüllt phrasierend! Das ist schon das Geld wert! (dvd)
(Glitterhouse)
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Dawes: "All Your Favorite Bands" (HUB, Juni 2015) |
Bereits das vierte Album dieser tollen Band aus L.A. um den Sänger,
Gitarristen und Songschreiber Taylor Goldsmith und seinen trommelnden
Bruder Griffin Goldsmith, die so entspannt und ohne Nostalgie
die Musik aus der Zeit von Jackson Browne
und Fleetwood Mac (aus der Rumours-Phase)
aufleben lassen. Und weil diesesmal in Nashville von Dave
Rawlings produziert wurde habe ich mir die Platte ungehört
bestellt - und bin natürlich nicht enttäuscht worden.
(07.06.2015)
Die Jahrescharts: Platz16im Rolling Stone!
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Nachdem die Dawes zuletzt als Backingband von Conor Oberst fungierten, können wir uns jetzt auf neues Material aus eigener Feder freuen. Der vierte Longplayer »All Your Favorite Band« der Kalifornier auf dem bandeigenen Label HUB Records, wurde von David Rawlings (Dave Rawlings Machine, Gillian Welch, Robyn Hitchcock, Old Crow Medicine Show, Willie Watson) produziert und in den Woodland Sound Studios in Nashville, TN aufgenommen.
Das Zusammenspiel und musikalische Verständnis der Band, bestehend aus Taylor Goldsmith (lead vocals, guitar), Griffin Goldsmith (drums, background vocals), Wylie Gelber (bass) und Tay Strathairn (keyboards, background vocals) sucht auch dieses Mal seinesgleichen, zusätzliche musikalische Unterstützung gab es von Gillian Welch und The McCrary Sisters, sowie von David Rawlings (guitar/vocals), Richard Bennett (acoustic guitar) und Paul Franklin (pedal steel).
Nach Headliner-Shows und einigen Supportshows (mit Hozier) im Sommer dieses Jahres, geht es im Herbst auf Europatour im Vorprogramm von My Morning Jacket.
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Rickie Lee Jones: "The Other Side Of Desire" (Thirty Tigers/Tosod, Jun. 2015) |
Diese große Sängerin und Songschreiberin hatte ich doch
tatsächlich etwas aus den Augen verloren und deshalb wohl auch
dieses Album vom vergangenen Sommer zuerst übersehen. Als mich
meine Schwester vor Weihnachten um die äußerung eines Wunsches
bat., da fiel mir keine andere neue Platte ein, di ich mir noch nicht
besorgt hate, bis ich schließlich auf diese hier kam. Es hat
dann noch mal einige Wochengedauert bis die Platte dann hier war,
aber das ganze Weihnachtsgedöns ist ja nich mein Ding, weshalb
alles gut ist. Ach ja - eine schöne Platte ist das, sicherlich
die schönste von ihr seit einigen Jahren. Obwohl - so viele waren
das ja garnicht.
(17.01.2016)
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Rickie Lee Jones (* 8. November 1954 in Chicago, Illinois, USA) ist eine US-amerikanische Singer-Songwriterin, Sängerin, Gitarristin und Pianistin. Sie prägte einen neuartigen Stil des Song-Arrangements. Schon auf frühen Album spielten bereits Größen wie Dr. John, Michael Boddicker und Randy Newman Keyboards oder Steve Gadd das Schlagzeug. Michael McDonald (Doobie Brothers) sang für RLJ die Backing Vocals. Sie wohnte in dieser frühen Phase mit ihrem damaligen Lebensgefährten Tom Waits, tief verwurzelt in einer regen Musikszene, geprägt durch Künstler wie Jackson Browne, Warren Zevon, Frank Zappa, The Eagles, Linda Ronstadt und viele mehr. 1980 wurde sie für den Grammy unter anderem in den Kategorien bester neuer Künstler und bestes Album nominiert. Mit »The Sermon On Exposition Boulevard« stieg Jones im April 2007 auf Platz 70 der deutschen Albumcharts ein. Zu ihrem 2009er Album »Balm In Gilead« trugen auch Ben Harper, Victoria Williams, Jon Brion, Alison Krauss und kurz vor dessen Tod Vic Chesnutt bei.
Der Daily Mirror (UK) fasste das Werk wie folgt zusammen: »30 Jahre nach ihrem erstaunlichen Debüt ›‚Chuck E’s in Love‹ bleibt Jones ein einzigartiges Talent, das die Chance nutzt, mit diesen Liedern voller Unschuld und Erfahrung vollständig aufzublühen. Songs geschrieben über einen Zeitraum von 20 Jahren – manchmal brauchen gute Dinge Zeit, um zu reifen.«
Die relaxte Atmosphäre ihrer Wahlheimat New Orleans, wo Singer / Songwriterin Rickie Lee Jones ihr neues Studiowerk einspielte, hat ihren Niederschlag in den Songs gefunden. Entspannt hat sie ihr ganz eigenes Stilgebräu aus Folk, Jazz und R&B (und sogar Ragtime-Anleihen) angesetzt.
(Good Times, August / September 2015)
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The New Christs: "Incantations" (Impedance, Juni 2015) |
Australiens Antwort auf die Stooges und die MC5 sind
schon seit ein paar Jahren wieder aktiv. Von der alten Garde aus Distemper-Zeiten
sind aber nur noch Sänger Rob Younger und Basssist Jim
Dickson dabei.
(05.07.2015)
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The New Christs last gave us a full-length album of new material over five years ago, but the wait for a new release is finally over. June 6th will see the band return to record store shelves with their fifth studio album,"Incantations". Recorded by Jim Moginie (Midnight Oil) in his Sydney studio and mixed at the famed Alberts Studios by award winning engineer Wayne Connolly, the album highlights the bands diverse song-writing talents while maintaining the high-energy performance they have become known for across their three-decade long history. "Incantations" opens in party mode with "Ghostlike", a stomp that kicks in hard and never lets up.
The New Christs move into their unique and familiar rock sound tinged with surf and garage on tracks like "Waves Form" and the intriguing spytheme like "Unless". "It Means Everything" will more than satisfy the rock n roll crew, and there's a relentless grind and menace to "It's Not A Game" and "Precious Little". Overwhelmingly however, the record is speckled with moments of pure pop: "Golden Street" and "We Are Lovers" reveal a delicate side of The New Christs with Younger singing in a lower register to great effect. Then there is the gloriously bittersweet "This Is A Party", that would sit well alongside older gems like "On Top Of Me" (We Got This, 2002). "Incantations" is another diverse, cohesive and exciting record from a band that continues to be vibrant and vital. While it has taken some time to get together their new album, the band has kept busy during that time, completing two European tours, numerous Australian shows and playing at Dig It Up Festival in 2012.
Their last trip to Europe saw influential Spanish magazine Ruta 66 declare them "best international live act" for that year. Their Paris show was also a traffic stopper, literally, playing to a clogged street full of ecstatic rock fans for the annual Fête de la Musique. With a line-up that consists of founding member and vocalist Rob Younger (Radio Birdman) alongside longtime members Jim Dickson (bass), Dave Kettley (guitar) and Brent Williams (keyboards/ guitar), "Incantations" is the first recorded material featuring drummer Paul Larsen Loughhead. Originally borrowed from the Celibate Rifles for The New Christs European tour in 2011, he has now become a full-time member of the band. The New Christs are now ready to take "Incantations" to the stage with a European tour booked for June and July.
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James Taylor: "Before This World" (Universal/Concord, Juni 2015) |
Die ersten neuen Lieder vom Meister seit "October Road"
von 2002. Alles klingt hier wie erwartet - und das gefällt mir,
denn ich will bei einer neuen James Taylor-Platte gute Stimmen, gute
Songs und gutes Musikhandwerk hören. Und genau das bekomme ich
hier. Vielleicht kein neues Meisterwerk
mit neuen Klassikern, aber auf jeden Fall ein gutes,
vielleicht sogar sehr gutes Album.
Ach ja - ein gewisser Sting aus England darf bei einem Lied
mitsingen, was nicht weiter stört, aber eigentlich unnötig ist, weil JT mit
Arnold McCuller, David Lasley, Kate Markowitz und
Andrea Zonn bereits über einen der besten Chöre verfügt, den man im
Rock'n'Roll-Zirkus bekommen kann. Der Kritiker aus der NRZ glaubt sogar,
dass Sting für die Cello-Töne auf der Platte zuständig ist -
allerdinx stammen die vom wahren
Cellomeister Yo-Yo Ma.
(14.06.2015)
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Im Olymp der nordamerikanischen Singer/Songwriter thront James Taylor schon seit langem an der Seite anderer Größen wie Bob Dylan, Joni Mitchell und Carole King. Um so überraschender ist es, wenn einem bewusst wird, dass er bereits seit 2002 kein Studioalbum mehr mit neuen eigenen Songs herausgebracht hat.
Es ist nicht so, dass James Taylor all diese Jahre untätig war. Er feierte u.a. eine umjubelte Wiedervereinigung mit Carole King und den Musikern, mit denen er 1970 den Grundstein zu seiner erstaunlichen Karriere gelegt hatte, er nahm zwei Alben mit wunderbaren Coverversionen auf und tourte regelmäßig - mal als One Man Band, mal mit Begleitung - durch die Welt. Nur auf ein Studioalbum mit frischen Eigenkompositionen ließ der mittlerweile 67-Jährige seine Fans warten.
Dreizehn lange Jahre! Für ihre Geduld werden sie jetzt endlich mit Before This World belohnt. Das Album enthält neun neue Lieder aus Taylors Feder, die unterstreichen, weshalb man ihn als den Archetyp des einfühlsamen Singer/Songwriters bezeichnet.
Meine Songs nähern sich heute immer mehr dem an, was ich als mein Ideal bezeichnen würde sagt Taylor. Ich habe jetzt bloß keine besondere Eile mehr, sie herauszubringen. Ich möchte warten, bis sie wirklich fertig sind - und das hat diesmal eben eine Weile gedauert
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Richard Thompson: "Still" (Proper, Juni 2015) |
Richard Thompson hat sein neues Album bei Jeff
Tweedy im Wilco-Loft in Chicago aufgenommen.
Als ich das las, habe ich die Platte ungehört geordert - und
bin natürlich nicht enttäuscht worden!
(05.07.2015)
Konzerthighlight: Hirsch, Nürnberg,
30.09.2015: Anders als vor zwei Jahren bei Garland
Jeffreys waren diesesmal nicht 20/30 sondern mindestens 200/300
Zuschauer in Nürnbergs Rockdisco dabei, als Richard Thompson
im Trio mit Michael Jerome und Davey Faragher gezeigt
hat, dass auch Folkrocker locker in der Spielklasse von Trios wie
Rory Gallagher, Jimi und Cream mithalten können.
Gut wie erwartet und gut wie erhofft!
(03.10.2015)
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Das neue Album des legendären Songwriter und Gitarristen Richard Thompson, produziert von Jeff Tweedy (Wilco)
Der englische Folkmusiker Richard Thompson gehörte 1967 zur Gründungsbesetzung von Fairport Convention und blieb für fünf Studio-Alben und ein Live-Album bei der Band, bis er sich 1971 entschied, eine Solokarriere zu starten.
In seiner langen Karriere nahm er zahlreiche Alben auf, darunter auch einige mit seiner Frau Linda Thompson. Er ist Empfänger des BBC Lifetime Achievement Award und Mojo Les Paul Award. Die Americana Music Association ehrte ihn kürzlich mit dem Lifetime Achievement Award for Songwriting. Robert Plant, REM, Elvis Costello, Bonnie Raitt und viele andere haben Songs von Thompson aufgenommen.
»Still« wurde in Chicago unter Beteiligung von einigen Musikern aus Thompsons und Tweedys Bands aufgenommen, der auch das Album produzierte.
Der Schlüssel zur emotionalen Resonanz sind packende, neue Kompositionen von Thompson mit seinem einzigartigen Mix aus beißendem Humor und seiner emphatischen Art, Charaktere darzustellen, die kurz davor stehen, von ihren eigenen Emotionen, ihrer Vergangenheit oder sich selbst, überrollt zu werden.
»Still« ist ein kraftvolles Werk von einem anerkannten Meister geworden, der keine Angst davor hat, sich ständig neuen Herausforderungen zu stellen und ein weiterer Beweis für seinen endlosen Einfallsreichtum.
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Kathryn Williams: "Hypoxia" (One Little Indian/Caw, Juni 2015) |
Kathryn Williams ist eine der verlässlichsten Lieferantinnen
für hochwertige Singer/Songwriter- bzw. Folkmusik britischer
Prägung - und das bereits seit vielen Jahren. Das neue Werk "Hypoxia"
macht da selbstverständlich keine Ausnahme.
(21.06.2015)
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Kathryn Williams stellt ihr brandneues Album "Hypoxia" mit Songs vor, die von Sylvia Plath' Buch 'The Bell Jar' inspiriert wurden. Das Projekt entstand nachdem Kathryn 2013 einen Anruf von Claire Malcolm von New Writing North erhielt und gefragt wurde, ob sie anlässlich des 50. Jahrestages der Veröffentlichung von 'The Bell Jar' etwas über Sylvia Plath für das Durham Book Festival schreiben würde. Daraufhin las Kathryn das Buch erneut und entwickelte das Verlangen mehr über die Protagonisten und Charaktere des Buches zu schreiben, weshalb sie über die nächsten Jahre einige Songs zu Plath's Buch schrieb. Letztendlich, als acht Songs fertig waren, wandte sich Kathryn an ihren Freund Ed Harcourt, welcher das Album produzierte und ebenfalls den neunten Song "Cuckoo" beisteuerte. Das Album steckt voller Überraschungen, wie die dramatischen Glam-Rock Gitarren, die sich auf einmal zu wuchtigen Leads entwickeln und gepaart mit Kathryns sehr eigenen Lyriks eine einzigartige Mischung ergeben. Ihre sanfte Stimme ist mit einer unterschwelligen Härte unterlegt, die stellenweise fast kantig wirkt und niemals treffender geklungen hat.
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The Black Sorrows: "Endless Sleep" (Blue Rose/Rootsy, Juli 2015) |
Australien zum Zweiten: Joe Camilleris "Zweitband"
nach/neben Jo Jo Zep & The
Falcons wird seit längerer Pause mal wieder in Europa veröffentlicht
- und zwar mit einem Coveralbum. Das ist an und für sich nichts
Besonderes, aber so wie Camilleri hier Lieder von Willy
DeVille, Warren Zevon, John
Coltrane und vielen anderen unterschiedlichen Quellen zusammenbringt,
das hat große Klasse.
(19.07.2015)
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The Church: "Further/Deeper" (Unorthodox, Okt. 2014/Juli 2015) |
Australien zum Ersten: dort bereits im letzten Jahr
erschienen, jetzt auch bei uns in Europa als Doppelvinyl mit Bonustracks
und zusätzlicher CD erhältlich. Zum ersten Mal nach über
30 Jahren allerdinx ohne Marty Willson-Piper, aber Ersatzgitarrist
Ian Haug macht neben Peter Koppes seine Sache sehr gut.
Wichtigste Church-Zutat ist aber wie immer Steve Kilbey: Sänger,
Songschreiber, Bassist und Gelegenheitsgitarrist in Personalunion.
(19.07.2015)
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Die legendäre australische Kultband The Church meldet sich mit einem starken neuen Longplayer zurück!
Ein Konzert von The Church 1982 in Sheffield war der Anlass für Johnny Marr, Andy Rourke und Mike Joyce daraufhin The Smiths zu gründen. The Church sind seit den frühen 1980'er Jahren immer schon ein Maßstab für das Zusammenwirken von Post-Punk / New Wave und der aufkommenden Neo-Psychedelia gewesen.
Die einflussreiche Indieband legt nun in 2015 mit »Further / Deeper« ein gelungenes neues Werk vor, das atemberaubende neue Perspektiven und intensiv-emotionale Klangwelten bietet, das immense Anstrengung und dennoch mühelosen Ausdruck vermittelt.
Ein massgeblicher Grund für die Entstehung des Albums war für Gitarrist Peter Koppes der Weggang seines musikalischen Gegenstücks Marty Willson-Piper, der ihn zu einer Neuordnung des Quartetts nötigte, aus der alle spürbar neue kreative Energie schöpfen konnten.
Auch diesmal beschwören Steven Kilbey & Co. süße Sehnsucht und introvertierte Schwermut in verträumt-sphärischen Midtempo-Songs.
(Audio, Juli 2015)
Trotz 35 Jahren Pleiten, Pech und Pannen: Die Australier sind die wahren Meister des Psychedelic-Pop.
In Australien und den USA ist es schon im Oktober 2014 erschienen. Bei uns folgt das erste Church-Album seit 2009 Monate später. Das ist ein Indiz dafür, welche Probleme die Dauerbrenner mit der Musikindustrie haben – und das seit Jahrzehnten, in denen sie meist pleite und ohne Vertrag dastanden, sich nur mit Live-Gigs über Wasser halten konnten und mit Personalquerelen und den Folgen ihres Drogenkonsums zu kämpfen hatten.
Trotzdem macht das Quartett aus Sydney immer weiter. Selbst wenn es mit Marty Willson-Piper gerade ein weiteres Gründungsmitglied verloren hat. Doch Ersatz Ian Haug (Ex-Powderfinger) sorgt für frischen Wind, bewirkt, dass die Musik nicht mehr ganz so meditativ, transzendental und behäbig ist wie auf den Vorgängern, sondern durchaus dynamische und kantige Momente aufweist. Sei es beim mystisch-morbiden Opener „Vanishing Man“, der mit atmosphärischer Dichte und spannenden Gitarreneffekten glänzt.
Aber auch beim rockigen „Lightning White“, das sich durch verspielte Improvisation auszeichnet, und nicht zuletzt beim finalen „Miami“ – ein episches Song-Monster, das Klassikern wie „Tantalized“ oder „When You Were Mine“ in nichts nachsteht. Zudem kultivieren Steve Kilbey und Co. auch wieder ihre entspannte Seite, flirten mit akustischen Gitarren, Westcoast-Pop und psychedelischen 60s-Sounds. The Church haben ihre Nische gefunden, und werden darin hoffentlich noch richtig alt.
(Marcel Anders, Musik Express, Juni 2015)
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Eleventh Dream Day: "Works For Tomorrow" (Thrill Jockey, Juli 2015) |
Alle paar Jahre gibt es ein neues Album meiner alten Helden! Und immer
noch ist es ein gutes Album! Immer noch klingen sie wie eine bessere
Version von Crazy Horse und sind immer noch völlig eigenständig
dabei. Das Kerntrio ist mit wechselnden Zweitgitarristen bereits seit
der Bandgründung in den 80ern zusammen (Sänger/Gitarrist
Rick Rizzo, Schlagzeugerin/Sängerin Janet Bean und
Bassist Douglas McCombs), seit etwa 10 Jahren werden sie dabei
von Keyboarder Mark Greenberg unterstützt. Erstmals gibt
es sogar eine Quintettbesetzung, denn erstmals seit 20 (!) Jahren
ist wieder einen zweiter Gitarristen im Team: James Elkington
spielt auch zusammen mit Janet Bean auch bei The
Horse's Ha.
(03.09.2015)
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Das elfte Album in knapp 3 Jahrzehnten Bandgeschichte spielte das Ur-Trio des Chicago-Urgesteins Doug Mcombs (Tortoise, Brokeback, Pullman), Rick Rizzo und Janet Bean (Freakwater) mit Jim Elkington (Tweedy) und Mark Greenberg (The Coctails) in Wilco’s Loft Studio ein, als Gäste fungierten dabei Rich Parenti (Blechgebläse) und Martin WSenk (Calexico). Eine eingehende Würdigung des neuen Werks eines unserer ewigen Lieblinge folgt umgehend, bis dahin mag Euch die 4-Sterne-Rezension des Allmusic Guide als Wegweiser dienen: „Eleventh Dream Day is probably as much a force as a band at this point. There's something about it that draws Rick Rizzo, Janet Bean, and Doug McCombs (and Mark Greenberg, for the last few albums) back together every X years to show that they're still one of America's most underappreciated rock bands. (…) It's pretty amazing when a band that's been around 30-plus years puts out an album that rocks as hard as its debut, but it's not just the energy level and renewed twin-guitar attack. The guitar breakdown in "Cheap Gasoline" is reminiscent of the break in "Tenth Leaving Train" and the slide guitar on "Requiem for 4 Chambers" harks back to tunes like "Tarantula" and "Life on a String." Works for Tomorrow stands alongside their best albums. Whatever it is that keeps bringing this band back, let's be thankful for it.”
(Glitterhouse)
Since first hitting the road in a battered Econoline van in the 1980s, Eleventh Dream Day continues to build on their history by moving forward musically, while never forgetting what inspired them. On Works For Tomorrow, core band members Rick Rizzo, Janet Beveridge Bean, Mark Greenberg, and Douglas McCombs are joined by James Elkington (Brokeback, Tweedy), marking the first time the band has recorded with a second guitarist since 1994. Elkington’s addition has unleashed the band’s strengths. The ferocious and visceral interplay between Rizzo and Elkington charge the band with a joyous exuberance that sweeps the listener in for the 43 minutes of Works For Tomorrow. The album also features performances by long time friend Martin Wenk (Calexico) and Chicago stalwart Rich Parenti on horns.
Eleventh Dream Day is known for their raw, inexhaustible live performances. They honed the songs on Works For Tomorrow during an extended residency at Chicago’s Hideout Club, and the packed, sweaty energy of those shows is unmistakable on this new recording. Drummer and sometime lead vocalist Janet Beveridge Bean breaks free as never before, her vocals igniting the songs with an animalistic urgency, as she furiously propels the songs with pure command from behind the kit. Works For Tomorrow was recorded and mixed by Greenberg at the Loft (Wilco’s studio) and Mayfair Recordings. The 10 tracks on the album center on embracing a future which does not succumb to the past, but challenges it in order to adapt and grow. This reframing and understanding of history is keenly stated in the album’s title track when Rizzo sings, “You see her, this must be the beginning or the end of whatever that was.”
“Vanishing Point,” the album’s opening track sets the tone with its brute force and driving rhythm. Written by Bean while on long distance runs, the song captures the thrill she feels on a motorbike as she takes that perfect line through the curve, setting her up for the burst of speed on the straightaway. The guttural urgency of Bean’s vocals on this track are counterpoised by a guitar tour de force. “Requiem For 4 Chambers” -- a clever song on the complexities of the human heart -- imagines the heart as a disembodied organism moving simultaneously toward destruction and light. From the reimagined, deliberate version of Judy Henske and Jerry Yester’s “Snowblind,” to the quieter, melodic tracks like “Deep Lakes,” Eleventh Dream Day’s fiery performances and inventive arrangements make for the most complex and compelling record of their career. Works For Tomorrow finds the band fixed on the road ahead, barreling toward the horizon with the radio turned up -- way, way up.
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Shiny Gnomes: "Garage X" (Fuego, März/Juli 2015) |
Das erste Album meiner Lieblinx-Nürnberger (nach/neben Ihre
Kindern) nach einigen Jahren (un-) freiwilligen Pausierens.
Zwar gibt es den Download wohl schon seit März, aber da noch
kein Vertrieb gefunden wurde ist es als physikalischer Tonträger
erst seit Juli und nur bei Konzerten erhältlich. Alternativ
schickt Ihr wie ich einfach eine E-Mail an Sänger/Gitarrist
Limo und die CD kommt per Post zu Euch nach Hause.
Der erste Höreindruck: das hat klanglich nicht ganz die Klasse
der 80er- und 90er-Alben
auf Polydor und Rough Trade (eine Geldfrage?) und
auch nicht die Verschrobenheit des Duos Fit
& Limo. Auch das Cover ist nicht nach meinem Geschmack (war
der Graphiker nicht ganz bei der Sache oder hatte er es nur eilig?).
Aber in alter Verbundenheit zur Band werde ich mir mehr Mühe
beim Hören geben und dann noch mal über meine Eindrücke
berichten ...
(07.08.2015)
Wie versprochen (und ausnahmsweise auch gehalten) berichte ich
von meinem zweiten Hör- und Guckversuch. Optisch habe ich inzwischen
meinen Frieden mit dem Frontcover gemacht, finde den Rest der Optik
aber immer noch höchstens "O.K.", also
weit unter dem Niveau, was man bisher von den Shiny Gnomes (z.B.
Dirk Rudolphs Cover für "Fivehead") und Limos
Nebenprojekten (alle Fit
& Limo LP-Cover sind wunderschön!) gewohnt ist. Aber
die Musik ist doch deutlich besser, als ich das beim ersten Hören
dachte. Da hat sich die Geduld in jedem Fall gelohnt - auch wenn
das vielleicht nicht meine Platte des Jahres wird - aber das muss
sie ja auch gar nicht. Jetzt hoffe ich vor allem, dass ich die Band
bald mal wieder live erleben kann (also gucken und
hören!)
(06.09.2015)
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Someday Jacob: "It Might Take A While" (Haldern Pop, Juli 2015) |
Das Debüt (?) der jungen (?) Band aus Bremen, die aber doch sehr
amerikanisch klingen. In Rezensionen steht meist was über die
Nähe zu den USA (u.a. weil in Nashville aufgenommen bzw. abgemischt
wurde), aber mich erinnert es in manchen musikalischen Momenten und
auch von der Qualität her eher an Prefab
Sprout oder meine schwäbischen Helden von Loretta.
(03.10.2015)
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Bei manchen dauert es wirklich länger, bis sie etwas wirklich Gutes auch als solches erkennen. Da geistert die optisch eher unscheinbare Papp-Promo-CD seit Wochen hin und her durch das Tonträger-Gewirr auf meinem Schreibtisch, und selbst große beteiligte Namen wie Vance Powell (Mixing/Kings Of Leon, Jack White, White Stripes), Richard Dodd (Mastering/George Harrison, Tom Petty, Dixie Chicks) oder Israel Nash Gripka schaffen es nicht, die CD bis ins Abspielgerät zu hieven. Vielleicht liegt es ja wirklich an meiner eingestandenen einäugigen Blind-Huhnigkeit, wenn es darum geht, kostbare Country-Körner deutscher Provenienz zu würdigen, die mich bislang hinderte, dieses in Deutschland, UK und USA aufgenommene Prachtstück der Bremer Band um Kopf, Hirn und Stimme Jörn Schlüter als das zu nehmen, was es ist: Ein einzigartig gelungenes, vielfarbig schillerndes, rundum überwältigendes Meisterstück des gesammelten, weltweiten Americana-/Desert-/Country-Rock-Wesens. Streng genommen sollte ich mir das ganze „Nicht-vor-internationalen-Vergleichen-verstecken“-Schmarrn einfach sparen, denn das zweite Album-Prachtstück der Bremer (auf Haldern Pop) ist reifste Alternative Country-Kunst, ganz ohne Grenzen oder Herkunftsangaben. Hier findet sich wirklich alles, was der Americana-Anhänger begehrt: Twangene, gleißende, saftig verzerrte Gitarren von fein-filigraner Kings Of Convenience Quiet-Kunst über singend-segnende Steel-Guitar bis hin zur beidhändig geschwungenen Neil Young-Axt, das komplette Wurzelinstrumentarium mit Banjo, Fiddle und Akkordeon, aber auch kunstvolle Streicher-Sätze von barocker Eleganz, eine bewegend-berührende Solo-Stimme, delikate Duett-Gesänge und herzergreifende Harmonie-Chöre, treibende Roots- und deftig schleppende Country-Rocker, düstere Wüsten-Winde und fast schon progressive Klang-Rausch-Phantasien, exotische Elemente und ansteckend-akustische Lagerfeuer-Folk-Flammen, sanfte Sentenzen und machtvolle Mauern, Leonard-Cohen-Düsternis, Al Stewart-Weichheit, Nils Lofgren-Harmonie-Klarheit, Thom Yorke-Gefühlstiefgang, Mumford-Mitreißen, Pub-hymnische Go-Betweens-Gelassenheit. Das seit langem vielfältigste Wurzel-Werk, der bunteste Alternative-Country-Cocktail, das herzhafteste Americana-Amalgam kommt derzeit aus Norddeutschland. Verzeiht mir meine Ignoranz, aber besser spät als nie und: Gute Musik wird ja zum Glück nicht schlecht!
(cpa, Glitterhouse)
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Trembling Bells: "The Souvereign Self " (Tin Angel, Juli 2015) |
Schottische Band um den Trommler/Songschreiber Alex Neilson
und die Sängerin Lavinia Blackwall, die ich von ihrer
Zusammenarbeit mit Bonnie "Prince"
Billy kenne ... stilistisch irgendwo zwischen Folk-, Garagen-
und Progrock, auch wenn das vielleicht erstmal eine unmögliche
oder ungeniessbare Kombination zu sein scheint. Oder so: Sandy
Denny und Richard Thompson
mit der Rhythmusgruppe der Stooges, dazu Rick Wakeman
an den Tasten ...
(03.09.2015)
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15er. Spätestens mit dem großartigen letzten Album (mit Will Oldham) haben sich die Glasgower zu einer der interessantesten wie besten Brit-Bands entwickelt. Das hier ist genau so abwechslungsreich und voller toller Ideen, speist sich z.T. aus elektrischem englischem Folk Rock (auf faszinierende originelle Art! Schon durch die strahlend klare exzellente Stimme von Lavinia Blackwall; nur entfernt Anklänge an Fairport Convention oder, eine Spur deutlicher, Incredible String Band), verzichtet aber auch manchmal ganz auf Folk in Richtung vielschichtiger Rock eigener feiner Art, verwendet mehrfach Acid Rock/Psychedelic-Einfluss (Gitarren!), in einem frappierenden freigeistigen atmosphärisch starken/dramatischen Track gar mit Prog-Anleihen kombiniert; oder es geht gen Garage Rock meets Westcoast Psyche meets Folk Rock meets Deep Purple (!), mal taucht eine Spur Country auf, kurz dachte ich an John Cale, Curved Air. Lavinias Gesang wird von männlichem ergänzt (z.T. kombiniert), Orgel (seltener Piano) unterfüttert die E-Gitarre (oft Fuzz, auch Wah-Wah), ab und zu Geige, Flöte. Wenig Balladeskes, einiger Druck, lauter lange Stücke mit Substanz! Klare Empfehlung!
(dvd, Glitterhouse)
Glaswegian eclectics Trembling Bells offer up their freewheeling fifth LP, The Sovereign Self, an eight-song odyssey named after a line by revered British television writer Dennis Potter. That they cite influences like Potter, Greek tragedies, the painter El Greco, and socialist activist William Morris, reveals just how unlike any of their indie rock contemporaries they really are. In their six years together, they've never made any bones about their obscure historical leanings, but neither do they attempt to wholly re-create music of a certain era. Led by band mastermind and drummer/singer Alex Neilson, they trip deeply through veins of psychedelic pop, prog, British folk, early music, and even country. Following 2012's Marble Downs, their inspired collaboration with Bonnie "Prince" Billy, Neilson and singer/keyboardist Lavinia Blackwall formed the Crying Lion, a side project with a cappella group Muldoon's Picnic, who released a beautiful collection of original choral songs in 2014. Their mix of madrigal, Gregorian chant, and American Sacred Harp singing represented yet another facet of Neilson's far-flung interests, consequently affecting Trembling Bells, whose layers seem to deepen with each release. The Sovereign Self opens with the epic eight-minute "'Tween the Womb and the Tomb," an invigorating psych romp that showcases the interplay between guitarists Mike Hastings and new recruit Alasdair C. Mitchell, whose loosely contained fire recalls Fairport's Thompson/Nicol heyday. There are cerebral folk-pop meanderings like the lovely "Sweet Death Polka" and "The Singing Blood," as well as pastoral '60s rockers like "Killing Time in London Fields," which serves as yet another vehicle for Blackwell's powerhouse vocals. They even take a crack at the famed "Padstow May Day Song" under the title "O, Where Is Saint George?" An extension of their ever-evolving canon, The Sovereign Self is possibly Trembling Bells' most colorful journey yet, with a wayfaring rock & roll spirit and a madcap zeal that keep it sounding fresh even when the band devolves into an extended jam around David Bowie's "The Width of a Circle" on album-closer "I Is Someone Else." Trembling Bells may not be for everyone, but they are easily one of the U.K.'s most fascinating acts.
(by Timothy Monger, All Music Guide)
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"John Howard And The Night Mail" (Tapete, Aug. 2015) |
[Louis Philippe And The Night Mail]
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John Howards Songs sind klasse, genau wie seine stilvolle Interpretation von Roddy Frames Hit ›Small World‹. Und selbst die Produktion ist durchweg passend, schlüssig und gelungen. Eine wunderbare Überraschung – aus dem Nichts.
(Audio, Dezember 2015)
A veteran of the post-Bowie, post-McCartney British pop of the mid-'70s, John Howard received an unexpected comeback in the new millennium once his Kid in a Big World saw reissue on RPM Records in 2003. Soon, his vaults not only were cleared -- first came Technicolour Biography, a collection of demos, then Can You Hear Me OK?, which gathered remainders -- but he returned to active duty, issuing sharply crafted collections of exquisitely sculpted pop over the next decade. All of these are worthwhile but 2015's John Howard & the Night Mail, his first effort with a backing band -- he's joined by guitarist Robert Rotifer, bassist Andy Lewis, and drummer Ian Button -- is something special, a robust pop album that recalls the feel of the '70s without seeming like a throwback. To an extent, Howard always operates in this mode -- he seems habitually unable to avoid melodies that soar -- but pairing with the Night Mail turns his gorgeous songs into full-blooded, majestic drama, music that envelops through its movement. As sweeping as John Howard & the Night Mail is, one of the keys to its resonance is how Howard retains an eye for telling detail. It's not an accident that he covers Aztec Camera's "Small World": he's fond of such intricate, delicate vignettes and, beneath those honeyed melodies, he shows a similar flair in his original material. This knack has been displayed time and time again on his new millennial records but what makes this 2015 album pop is the addition of the Night Mail, a sympathetic trio that helps his songs pop, whether it's the stop-start soft psychedelia of "Intact & Smiling," the circling triplicates of "London's After-Work Drinking Culture," or the deft piano boogie of "Control Freak." Here and elsewhere on this tight 11-track album, Howard makes beautiful pop that rocks and that combination of momentum and craft turns John Howard & the Night Mail into one of his very best albums.
(by Stephen Thomas Erlewine, All Music Guide)
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Yo La Tengo: "Stuff Like That There" (Matador, Aug. 2015) |
Vor 25 jahren gab’s mal das schöne Album "Fakebook":
obskure Coversongs, Neuinterpretationen eigener "Klassiker"
und ein paar neue eigene Lieder, alles im leichten, akustischen Sound
eingespielt mit der Unterstützung des ehemaligen Leadgitarristen
Dave Schramm. Beim neuen Album wurde diese
Idee wieder aufgegriffen, Dave Schramm
war wieder dabei, ebenso Gene Holder (ex-dBs) als Tonmeister.
Mehr zu den Liedern in Kürze.
(03.09.2015)
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Genial gelassene Zeitreise in die Zeitlosigkeit. Oder: In der konzentrierten Knappheit liegt die Country-Kraft. Oder: Fremde Federn sind die schönsten. Bzw.: Ein Vierteljahrhundert nach Vol. 1 fasziniert Fakebook Folge 2 umso mehr. 25 Jahre nach der ersten Sondersachen-Sammlung findet sich die Urmannschaft wieder ein (incl. Altkamerad und Fakebook-Mittäter Dave Schramm), um einer 14-Song-Melange aus Coverversionen, neu interpretierten Band-Klassikern und frischem Yo La Tengo-Stoff die ganz eigene Alt. Country-Behandlung angedeihen zu lassen. Reduziert auf weniges und wenigstes Wüsten- und Wurzel-Werkzeug gewinnen die derart über dem fiebrigen Feuer gekochten Weisen einen Grad der Gelassenheit, der einfach einzig ist; garniert mit herrlich dargereichter, twangender und slidender Saitenkunst und gekrönt von Pernice-sanftem wechselnden Mehrstimm-Harmoniegesang entwickelt sich ein luftig-leichter, langsam-friedlicher Song-Fluss durch seliges Americana-Areal, zwischen klassischem Country, 50’s Rock’n’Roll, Spät-60’s US-Sonnen-Pop, Desert-Country, Lagerfeuer- und Psyche-Folk hindurch zum finalen, sanft-wohlklingenden, stets verhalten verhallten Harmonie-Himmel. Dabei stört den ebenso weichen wie herrlich handgewirkten Lied-Fluss auch nicht, ob der solcherart frisch abgehangene Alt-Country-Song gerade von Ira Kaplan, Georgia Hobley, James McNew stammt, oder bereits von The Cure, Hank Williams, Lovin‘ Spoonful, Darlene McCrea, Great Plains, Parliamant, Antietam oder gar Sun Ra zu hören war – das eigens wiederbelebte Quartett fügt u.a. I’m So Lonesome I Could Cry, All Your Secrets, Ballad Of Red Buckets, Friday I’m In Love, Butchie’s Tune, I Can Feel The Ice Melting, Deeper Into Movies oder Somebody’s In Love zu einer gewachsenen Einheit zwischen harmonie-satter Low-Lieblichkeit, Pernice-Sanftmut, intimer Handsome Family-Tiefe und rauh-reibendem Giant Sand-Wüstenwind zusammen. Und diese Wüste wächst und wächst und wächst…
(cpa, Glitterhouse)
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Chantal Acda: "The Sparkle In Our Flaws" (Glitterhouse, Sept. 2015) |
Kurz nach "Casting Nets", dem Bandalbum von Distance,
Light & Sky mit Chris Eckman
und Eric Tielemans auf Glitterhouse, kommt jetzt auch das neue
Soloalbum der belgischen Sängerin aus dem Weserbergland, im Team
mit den amerikanischen Multiinstrumentalisten Peter
Broderick und Shahzad Ismaily. Große Klasse!
(03.10.2015)
Konzerthighlight: OBS 20, Beverungen, 15.05.2016.
Mittags um kurz vor Eins stand die Sängerin mit ihrer Band
auf der Glitterhaus-Bühne und hat mit ihrer tollen Musik den
Regen für eine Weile weggezaubert. (16.05.2016)
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Knapp ein Jahr ist es her, dass Distance, Light & Sky mit Casting Nets selbst bewanderte Hörer und wahre Musikkenner überraschte, erfreute und aus kunstkritischer Katatonie weckte. Und diese nachhaltig nachhallende Wirkung war nicht nur den beiden Männern des Trios (Eric Thielemans und Chris Eckman) zu verdanken, sondern auch und vor allem der seidigen Samt-Stimme der Belgierin Chantal Acda. Ihr wundersam wohlig bewegender, herrlich hauchzarter Gesang traf dabei so manchen wie ein sanft bohrender Pfeil aus dem Nichts, dabei hat die in den Niederlanden geborene Feintönerin eine vielbeschäftigte Vorgeschichte als und mit Sleepingdog, Isbells, True Bypass und Marble Sounds vorzuweisen, bis sie unter eigenem guten Namen begann, Werke zu veröffentlichen. Mit den acht Sanft-Song-Kostbarkeiten ihres 2015er Art-Americana-Objekts, realisiert im festen Trio-Kreis mit den Weggefährten Peter Broderick und Shahzad Ismailly und Gästen wie Heather Woods Broderick, Eric Thielemans und Valgeir Sigurdsson, ist sie glücklich und glücklicherweise im Glitterhouse-Hafen gelandet, denn The Sparkle In Our Flaws ist das samt-schillernd Schönste, was unserem guten Hause seit langem begegnet ist. Irgendwo zwischen brüchigem Bonnie Prince Billy-Country, leidend-lieblichem Laura Veirs-Folk, weltmusik-grenzwandernden Instrumentalimaginationen, streicher-umsäumten symphonischen Weiten, Boxharp-Klangraum-Spielereien und Sigur Ros-gleicher Fernwelt-Feen-Feinheit, zwischen karg-köstlichen Gitarren, schmeichelnden Geigen, sphärischen Schweb-Schwaden und zarten Keyboard-Tupfern beginnt die endlos weich-schöne Klang-Blumenwiese der Chantal Acda zu erblühen, gekrönt von einer der sanftesten Stimmen des gesamten Americana-/Singer-Songwriter-Genres, die sich in ungemein friedlich fließenden, mitunter auch aufbäumenden Weisen ein- und mehrlagig in den wunderbarsten Melodien und Harmonien ergießt. Ein Album von schier berückender Schönheit, ein Wohlklang-Werk nicht von dieser Welt. Herzlichst willkommen bei uns! (cpa)
Zur Zeit in Belgien lebend, veröffentlichte Chantal Acda unter dem Künstlernamen Sleepingdog seit 2006 3 von der Presse umjubelte Alben. Für das letzte Album ‘With Our Heads in the Clouds and Our Hearts in the Fields’ (2010), arbeitete die 1978 in den Niederlanden geborene Künstlerin mit Adam Wiltzie (Stars of the Lid, A Winged Victory For The Sullen) zusammen und tourte intensiv in Europa und Nordamerika. Neben Sleepingdog spielte Chantal außerdem noch bei Isbells, True Bypass und Marble Sounds, wobei sie sich im Laufe der Zeit Gedanken über Angewohnheiten machte, die alle Menschen teilen. Somit begab Chantal sich auf die Suche nach Gleichgesinnten mit denen sie ein Album aufnehmen könnte, das durch Freiheit und Intensität geprägt ist, und die sich dieser Verhaltensmuster ebenso bewusst sind, in die wir immer wieder verfallen. Einer der ersten Musiker der ihr bei dieser Suche über den Weg lief war der deutsche Pianist und Produzent Nils Frahm. Als sie kurz danach auf den Multi-Instrumentalisten Peter Broderick (bekannt für seine Solo Arbeiten für Labels wie Bella Union und Erased Tapes, sowie für seine Arbeit mit u.a. Efterklang) und Shahzad Ismaily (Gastmusiker von u.a. Lou Reed, Tom Waits und Bonnie Prince Billy) traf, wusste sie sofort, dass dieses Trio die perfekte Beseztung für ihr Solo-Debüt ist. Was als Reise begann, endete in einem wunderbaren Album – eines auf dem alle Musiker ihren Platz gefunden haben und zusammen ihre 9 Songs andauernde Geschichte erzählen. ‘Let Your Hands Be My Guide’ (veröffentlicht in 2013). Als die Tour zu diesem Album anstand, stellte Chantal sich die Frage, wie man diese Songs auf die Bühne bringt. Die Musiker die auf ‘Let Your Hands Be My Guide’ spielten waren beides, begabt und charakteristisch, was es erschwerte, den Sound dieser Platte mit einer anderen Band aufzuführen. Somit entschied sich Chantal vom Sound des Albums loszulassen und Live-Musiker zu finden, die ihren eigenen Stil haben und in der Lage sind Chantals Musik zu einem neuen Ganzen werden zu lassen, indem sie die Stücke weniger interpretieren, sondern neu beleben. Diese eigenständigen Live-Versionen wurden von Alan Gevaert (dEUS, Trixie Whitley) am Bass, Gaetan Vandewoude (Isbells) an der Gitarre und Eric Thielemans (Jozef Dumoulin Trio, Lidlboi, Tape Cuts Tape) aufgeführt und auf dem Album ‘Chantal Acda – Live In Dresden’ 2014 veröffentlicht. Nach den Aufnahmen zu ‘Let Your Hands Be My Guide’ merkte Chantal bereits, dass die Verbindung die sie zu Peter Broderick und Shahzad Ismaily gefunden hatte einzigartig war. Es bestand keine andere Möglichkeit für sie, als mit den neuen Songs zu ihnen zurückzukehren. Neben Peter und Shahzad, sind außerdem Valgeir Sigurdsson, Heather Woods Broderick, Niels Van Heertum und Eric Thielemans auf ‘The Sparkle In Our Flaws’ zu hören.
Currently based in Belgium, Dutch-born Chantal Acda (b. 1978) has worked under the Sleepingdog moniker since 2006, making three acclaimed albums that closed on the ‘With Our Heads in the Clouds and Our Hearts in the Fields’ (2010) album for which she collaborated with Adam Wiltzie (Stars of the Lid, A Winged Victory For The Sullen), and touring extensively both in Europe and North America. Also playing in various other formations (Isbells, True Bypass, Marble Sounds) had made her conscious of the patterns that we all, as humans, share in. So, she sought out kindred spirits with whom she might record an album filled with freedom and intensity, and who were conscious of the patterns we so often fall back on. One of the first to cross her path was inventive German pianist and producer Nils Frahm. When, shortly thereafter, multi-instrumentalist Peter Broderick (known from his solo work on labels such as Bella Union and Erased Tapes and from his work with a.o. Efterklang) and Shahzad Ismaily (regular collaborator of a.o. Lou Reed, Tom Waits and Bonnie Prince Billy) also stumbled into the picture, she instantly knew that these were the people with whom she wanted to record her first real solo record. What began as a journey ended in a wonderful record - one wherein all musicians were able to find their place and, together, with great warmth, tell their nine-song story. ‘Let Your Hands Be My Guide’ (released in 2013). When it came to touring around this release, the main challenge Chantal was facing was how to bring these songs live. The musicians that helped her record the album were both genius and very specific, and it was hard to recreate that same sound on stage with a different band. So she decided to step away from the album sound and employ the same vision of freedom towards the live set-up, surrounding herself with musicians that were able to bring their own magic to the table and transform her music into a new and refreshing whole by interpreting the songs rather than recreating them, and allowing her and us to experience the songs in a different way. These unique live versions as performed with her touring band - Alan Gevaert (dEUS, Trixie Whitley) on bass, Gaetan Vandewoude (Isbells) on guitar and Eric Thielemans (Jozef Dumoulin Trio, Lidlboi, Tape Cuts Tape) can be savoured on the album ‘Chantal Acda – Live In Dresden’ which appeared as a limited edition in 2014.
After recording ‘Let Your Hands Be My Guide’ Chantal instantly knew that the bond that she experienced with Peter Broderick and Shahzad Ismaily was one to last for a lifetime. So it was compulsive to turn to them again for her new album ‘The Sparkle In Our Flaws’, which she had written in-between touring on the first album, and on which she wanted to further explore the musical freedom she felt while playing with them. Besides Peter and Shahzad, you will also hear contributions from Valgeir Sigurdsson, Heather Woods Broderick, Niels Van Heertum and Eric Thielemans. Inspiration for the album title came from the magical setting where recordings took place - “The Sparkle” Studio in Pacific City (Oregon) - and from the vulnerability that is exposed in them: played and captured in the moment, inherently flawed but all the same brilliant.
The Sparkle In Our Flaws’ will be Chantal Acda’s first release on the Glitterhouse label and will be out on September 25th, 2015.
(Glitterhouse)
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Lisa Bassenge: "CanyonSongs" (MPS, Sept. 2015) |
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Ehre, wem Ehre gebührt
2015 beginnt für Lisa Bassenge ein neues Kapitel in ihrer Musikerkarriere. Mit »Canyon Songs« veröffentlicht die Berliner Jazzsängerin ihr erstes Album beim legendären Jazzlabel MPS (Musik Produktion Schwarzwald).
Und darauf covert sie dieses Mal alles, was Rang und Namen hat und in den 1960er- und 1970er-Jahren im kalifornischen Laurel Canyon ein- und ausging: James Taylor, Buffalo Springfield, The Doors, Joni Mitchell, die Beach Boys, Shuggie Otis, Rickie Lee Jones und Warren Zevon. Tom Waits wird sogar gleich zweimal berücksichtigt. Insgesamt elf Songs der damaligen Singer-Songwriter-Elite widmet sich Bassenge auf »Canyon Songs«.
Die einzige Ausnahme auf dem Album bildet »Angeles« von Elliott Smith. Der Song erschien erst 1997 und ist somit nicht der Ära des Laurel Canyon zuzuordnen. Dennoch spielte Smith eine wichtige Rolle für Los Angeles. Er hatte einige Zeit seines Lebens in L. A. gelebt, bevor er dort 2003 unter mysteriösen Umständen ums Leben kam.
Mit »Canyon Songs« gelingt Lisa Bassenge eine ganz eigene Interpretation dieser Songs. Mutig kombiniert sie Jazz mit Elementen des Blues und Pop. Dabei gehen zwar die Originale immer mehr verloren, dafür entstehen aber ganz neue, einzigartige Songs – zwischen Gemütlichkeit und Melancholie.
Für die Produktion des Albums ging es, wie sollte es anders sein, ebenfalls nach Los Angeles. In den East West Studios am Sunset Boulevard arbeitete Lisa Bassenge im April 2015 zusammen mit Larry Klein. Der Produzent, Songwriter und Exgatte von Joni Mitchell produzierte zuvor bereits die Songs zahlreicher Jazzmusiker, darunter auch der deutsche Till Brönner. Hier wiederum schließt sich der Kreis, denn der Startrompeter ist gleich bei drei Songs auf »Canyon Songs« mit von der Partie. Weiteren Support gab es unter anderem vom norwegischen Sänger und Gitarristen Thomas Dybdahl.
Mit »Canyon Songs« huldigt Lisa Bassenge einigen der größten Künstler der Welt. Aber auch die dürften sich aufgrund der einzigartigen Interpretationen der Jazzsängerin durchaus geehrt fühlen.
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Phil Cook: "Southland Mission" (Thirty Tigers, Sept. 2015) |
Phil Cook dürfte dem aufmerksamen Leser dieser Seiten ein Begriff
sein. Als Gitarrist, Banjospieler und Keyboarder hat er u.a. bei Megafaun
und zuletzt bei Hiss Golden Messenger
mitgewirkt. Auf seinem zweiten Soloalbum musiziert er äußerst hörenswert
in der Tradition von Ry Cooder.
(19.12.2016)
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Phil Cook, Megafaun member and orbiter of Justin Vernon's universe, turns in a passionate solo album forged out of love for Southern blues and raggedy Blue Ridge folk. He's preaching and, like any good missionary, his fervor is infectious.
Phil Cook’s second solo album opens with an expression of the truest contentment. But first, "Ain’t It Sweet" spends a full minute stretching out: A steady guitar chug beckons a Wurlitzer’s gap-tooth whistle; low fiddle dips around skittish piano notes, before everything whips to a gentle crest. Only then do Cook, his brother and Megafaun bandmate Brad, and Justin Vernon blast the title, exalting like sunflowers at dawn—or a rural bar band toasting a lock-in. The sweetness is Cook’s comfort in knowing that, ultimately, he and his wife will lie together in the ground. He’s not singing about heaven, but turns the gothic foreboding of death-do-us-part into radiant, secular gospel: "Well we’re wide awake then we’re dead and gone/ But we find a way just to carry on."
That’s the stuff, right there—not that carrying on is as simple as just saying so; Cook spends much of Southland Mission attempting to find the way, just as the path to this he record was its own calling. "It had to come out of me," he has said. "I didn’t realize it had to come out of me, but it had to." A decade ago, Cook moved his family from Wisconsin—where he was a member of Bon Iver’s orbit—to North Carolina, lured by the music of the Delta, Bayou, and Appalachia. He played gorgeous, doleful folk rock in Megafaun, complemented the cohorts of Matthew E. White and Hiss Golden Messenger, acted as bandleader for the Blind Boys of Alabama, and produced for Indigo Girls’ Amy Ray. In 2011 he released Hungry Mother Blues, a low-key solo instrumental record that chased Ry Cooder and John Fahey. Southland Mission is a more full-bodied commitment. Whether simple banjo fare, outlaw stompers, or reeling strut, each one of Cook’s modes is an easy and infectious exertion. And like any good missionary, Cook’s fervor is infectious.
Although Southland Mission is studiously steeped in tradition, it wears it lightly. Recorded in the Blue Ridge Mountains, the warmth of the Durham, N.C. community behind the record (the likes of Matt McCaughan, Mountain Man’s Amelia Meath) beams through as its own kind of congregation, though there’s occasionally a homespun gospel duo here, too, in the golden tones of Sophie Blak and Jeanne Jolly. They’re crucial to the record’s two-part centerpiece: chastising Cook for procrastinating on "Sitting on a Fence Too Long" before coming to "Lowly Road", a bluesy spiritual reckoning, which ends with a call-and-response as the duo welcome him home. Like Hiss Golden Messenger’s Lateness of Dancers, Southland Mission handles doubt with the possibility of redemption, reinforced by the record’s persistent, joyous uplift.
Cook navigates the extremes of the squeezed middle class on Southland Mission, staring down what it looks like to fight or flee. "1922" is a cover of a Charlie Parr song about the Piedmont musician’s parents’ Depression-era experiences, where "ain’t it sweet" becomes "ain’t that the way it is." Fed up of giving all his money to the government, a boy leaves his dead end job, gets beat up in a new town, and, dead broke, has no choice but to go back home: "Times are hard here and I can’t roam/ But I ain’t got nothing more." Every verse ends with Cook addressing some "boys," like it’s a tale of bar stool bravado, though choice is never treated as an act of heroism on Southland Mission. "Nothing sacred, nothing saved/ Get your ass on the morning train or get the hell out the way," he sings on "Great Tide", an empathetic epic that swings between tender moments and brisk, reeling jubilation.
Ultimately, choosing to stay and stoke life’s intimacies wins out over fleeing. "Anybody Else", a duet with Frazey Ford, sees Cook resisting easy reassurances in favor of a deep and nourishing love. "Gone" is a parable about how you might as well give it all you’ve got when you can’t take anything with you. To have is not necessarily to hold, and when possession is transient, belonging is all you have. Southland Mission lights up tradition with rare and overt joy and palpable gratitude. It’s an open invitation from a man who’s found home. Say yes.
(www.pitchfork.com)
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Plainsong: "Reinventing Richard: The Songs Of Richard Fariña" (Fledg'ling, Sept. 2015) |
Iain Matthews und Andy Roberts hatte ihre gemeinsame
Band ja eigentlich vor ein paar Jahren beendet, aber die Idee für
eine Tribute CD für Richard Fariña hat die beiden
umdenken lassen. Richard ist vielleicht nicht besonders vielen Leuten
bekannt, denn er starb bereits zu Beginn seiner Kariere durch einen
Motorradunfall, weshalb es eigentlich nur zwei Platten gibt, die er
zu Lebzeiten mit seiner Frau Mimi veröffentlicht hat.
Ich kann Euch also neben diesen wunderbaren Coverversionen das Album
"Reflections In A Crystal Wind"
von 1965 empfehlen.
(26.01.2016)
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2015er Singer-Songwriter-Folk-Legenden-Treffen – die immer noch (und immer wieder) aktiven Ikonen des britischen Folk-Rock (mit Herz und Hang zu amerikanischer Westcoast-Sonneneinstrahlung) verneigen sich mit dieser Fledg’ling-Veröffentlichung vor dem nachhaltigen Schaffen des Song-Schmieds und Mimi-Gatten. Auch wenn Farinas Nachlassenschaft eine quantitativ überschaubare war, so zählen seine zwei zeitlebens veröffentlichten Alben zu den wegbereitenden Werken des Folk-Rock, und Plainsong-Gründer Iain Matthews wurde nie müde, Farinas Songs zu interpretieren. Gemeinsam mit den Langzeit-Partnern Andy Roberts und Mark Griffiths und instrumental unterstützt von Plainsong-Frischling Clive Gregson trägt Matthews 15 wertvolle Weisen in saitengleißenden, gitarrensatten, halb-akustischen Settings in das Hier & Jetzt des Folk-Rock, prächtig und glasklar produziert und von der gewachsenen Reife der Songs wie der Beteiligten gleichermaßen geprägt. In der Mitte zwischen amerikanischen und britischen Wurzeln, zwischen Folk, Blues und Westcoast, getragen von CSN-/America-wertem Drei-Stimmen-Harmonie-Gesang werden Klassiker wie Pack Up Your Sorrows, One Way Ticket, Another Country, Lemonade Lady, Children Of Darkness oder Reflections In A Crystal Wind gefühl-, kunst- und respektvoll mit neuem, edlen Leben gefüllt, und eingerahmt von zwei stimmungsreichen Instrumentals zu einem silbern-gleißenden Song-Fluss vereint.
(cpa, Glitterhouse)
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Rivulets: "I Remember Everything" (JellyFant, Sept. 2014) |
Das
Label JellyFant aus Oberhausen (!) ist erst seit kurzem auf
meinem Radar, Dank Björn Kleinhenz.
Dort fiel mir auch diese Band auf, die ich bisher nicht kannte. Da
hatte natürlich auch mit dem wunderbaren Cover zu tun, das sowohl
auf meine Seite "Cool Smokers"
als auch "Cover Girls"
passt. Sparsamer und wunderschöner Singer/Songwriter-Folkrock
von einem gewissen Nathan Amundson aus Denver, Colorado. Erinnert
mich ein wenig an Galaxy 500
bzw. Damon & Naomi - oder
an den späten Jason Molina (Magnolia
Electric Co.).
(31.12.2015)
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Im Rahmen einer neuen Kooperation der Labels JellyFant und popup-records bildet »I Remember Everything« den Anfang einer vielversprechenden Serie. Somit ist das bereits hochgelobte Werk »Ein sicherer Kandidat für das Album des Jahres«. (Westzeit).
Die gefühlte Wahrheit: Rivulets ist der Act, der auf Festivals auf einer Nebenbühne spielt. Auftritt ca. 17 Uhr. Ein paar Leute haben sich gezielt zum Auftritt begeben, viele hören im Vorbeigehen, wie Nathan Amundson wahlweise in die Saiten seiner akustischen oder elektrischen Gitarre greift. Einige verlangsamen das Tempo, drehen sich mit Bier in der Hand zur Bühne, bleiben stehen, hören zu, und zum Ende der Show steht dort eine kleine Menge an Leuten, die, auch wenn sie Rivulets bis dato noch nicht kannten, Teile seiner Songs mitsingen und im Kopf mit nach Hause nehmen. Rivulets baut nach und nach Draht zum Hörer auf, er weckt und nährt den Instinkt der Verbundenheit und streut dafür hartnäckig repetitive Elemente.
"Are you ready now?", fragt der Mann aus Denver wieder und wieder im Opener "Reinforced/Delicate". Warum macht er das? Vielleicht weil mit "Into the night" eine der beiden Herzklappen von "I remember everything" folgt. Der Song, so lässt es sich jedenfalls interpretieren, erzählt von einer Person, die in Selbstmitleid badet, trinkt, und soziale Beziehungen unentwegt gegen die Wand fährt: "How long till you've had everyone?" Tristesse und Schönheit zugleich versprühend wäre es ein schmückender Song für jeden Road-Movie, dessen gedoppelte, dezent kanonisch angelegten Vocals den Hörer ruckzuck in den Chor der Melancholiker einschließt. "The clicking of the keys, a sound that keeps you company into the night."
Wie auch schon Strand Of Oaks mit "JM" auf "Heal" huldigt Amundson auf seinem fünften Album als Rivulets dem zu früh verstorbenen Jason Molina, der ein wichtiger Einfluss für "I remember everything" gewesen sein muss. In "Ride on, Molina" drehen die Gitarrenfiguren viele Schleifen und Amundsons Textpartikel ebenso: "The muse don't care what chords you use / The time to burn is yours to choose." Mit fast acht Minuten geht das wohl als epischer Minimalismus durch. Oft dem Slowcore zugewandt, kann Amundson auch anders. Im nur gut einminütigen E-Akustik-Stück "Carry you" gesteht sich die Hauptfigur häufiges Scheitern ein, während "My favorite drug is sleep" seine Zuflucht in der Bettenburg sucht und dabei ein wenig so klingt, als würden Nick Drake und Elliott Smith den "Mellow gold"-Beck interpretieren.
Wir sind aber noch die zweite Herzklappe schuldig. Auch wenn sich "Is that all you've got" beste Mühe gibt, sticht dann doch nicht die Singer-Songwriter-Nummer mit Banjo-Begleitung im Lo-Fi-Gewand am eindringlichsten neben "Into the night" hervor. Zu großartig baut sich "Your own place to ruin" auf. Dabei dreht Amundson gegen Ende des Indie-Rock-Songs nur an ein paar Stellschrauben: Die Snare scheppert etwas mehr, der Griff in die Saiten wird ein Tick beherzter und der Gesang ein wenig intensiver, was der Kernfrage "Isn't it time you find your own place to ruin?" mehr und mehr Nachdruck verleiht. Das sind jene Zeilen, die man mit nach Hause nimmt und die morgen auf T-Shirts prangen.
PS: In puncto Cover des Jahres auch ziemlich weit vorne.
(Stephan Müller, www.plattentests.de)
I've known Nathan for many years and we've played shows and made records together, so I know his thing - hushed, reaching vocals weaving an often melancholic impression over sparse guitar and ambient backdrop. As the opening song ("Reinforced/Delicate") stumbles in, carrying that familiar weight, I thought I knew what was coming, but I was wrong. By the first two lines of "Into the Night", the second song, I had to sit down because if the rest of the record was going to be like this, I knew I wanted to be there with it. To my delight, it did not let up - every song a relentless epiphany, the ragged edge of emotional, even physical, abandon. Timeless songs like "My Favorite Drug is Sleep" and "I was Once a Handsome Man" careen into the more artful/obtuse textures even thru the sprawling electric tribute of "Ride on, Molina." This is what happens when someone with a truly unique vision sticks to their guns and proves it.
(Alan Sparhawk, Low)
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Figaro Sportelli: "Near And Distant" (Sept. 2015) |
Konzerthighlight: Hirsch, Nürnberg,
30.09.2015: Micha Sportelli, ein junger Mann aus Biel in
der Schweiz, der sich Figaro nennt, weil er im Hauptberuf
ein Frisör mit eigenem Laden ist, bestreitet ganz alleine mit
seiner Gitarre das Vorprogramm von Richard
Thompson. Und da er mir dabei gut gefallen hat und ich alle
angebotenen Platten vom "Chef" (wie ihn Sportelli ehrfurchtsvoll
nennt) bereits habe, habe ich am Verkaufsstand genau hier zugeschlagen.
(03.10.2015)
Während der Auftritt noch sehr spärlich geriet - ein
Mann und seine Gitarre, wenn auch durchaus virtuos gespielt - ist
die EP mit 5 Liedern auf der ersten und überhaupt keinem Lied
auf der zweiten Seite doch eine andere Geschichte: manche Lieder
sind fast schon Pop und andere eher Folk, was vielleicht an der
Produktion in London liegt, für die Richard Causon als
Keyboarder, Produzent und Tontechniker zuständig war. Der Mann
hat wohl schon mit Tom Jones gearbeitet, taucht in meiner
Musikdatenbank aber als Kollaborateur von Ryan Adams (auf
"Gold"), den Jayhawks
(auf "Rainy Day Music")
und Ethan Johns auf. Kein
schlechtes Umfeld für einen jungen Mann aus der Schweiz.
(17.10.2015)
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Kurt Vile: "B'lieve I'm Goin Down" (Matador, Sept. 2015) |
Eine äusserst angenehme und entspannte Mischung aus Folk-Geschrammel
und Noise-Rock liefert mal wieder der gute Kurt ab, Ex-Partner von
Adam Granduciel in den Anfangstagen von The
War On Drugs.
(03.10.2015)
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Eine akustische Reise von der Ost- zur Westküste und von Woody Guthrie zu Dinosaur Jr.
Wenn Kim Gordon ein Album mit den Worten »I love this record« auszeichnet, muss es mindestens brillant sein. Womit wir bereits bei The-War-On-Drugs-Gründungsmitglied Kurt Vile und seinem neuen, mittlerweile sechsten Langspieler »B'lieve Me I'm Going Down...« wären.
Dabei ist es kein Geheimnis, dass sich nicht nur die Sonic-Youth-Ikone für den Gitarristen und Singer/Songwriter aus Philadelphia begeistert. Spätestens seit seinem letzten Album »Wakin On A Pretty Daze«, das von Publikum, Kritikern und Kollegen gleichermaßen gefeiert wurde, ist der Lockenkopf im modernen Alternative-Rock-Olymp angekommen. Ganz klar, der stoische Stoner gehört mittlerweile zu den Großen. Und davon legt auch das in Los Angeles und Joshua Tree aufgenommene und gemixte »B'lieve Me I'm Going Down...« klingend Zeugnis ab.
Es führt auf einer akustischen Reise von der Ost- zur Westküste und durch die Geschichte des Landes von Woody Guthrie zu Dinosaur Jr. »B'lieve Me I'm Going Down...« ist ein sehr erwachsenes und authentisches Rock-Album geworden, das in unserer schnelllebigen digitalen Zeit, in der alles möglich scheint, fokussiert, klar und aufrichtig für angenehm frischen Wind sorgt.
Kurt Vile nennt ›B'lieve I'm Goin Down ...‹ sein dunkelstes Album. Wer weiß, vielleicht ist es auch sein bestes.
(Audio, Oktober 2015)
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Alela Diane & Ryan Francesconi: "Cold Moon" (Believe Recordings/Rusted Blue, Okt. 2015) |
Alela singt zur exquisiten Gitarrenbegleitung von dem mir bislang
kaum bekannten Ryan Francesconi (u.a. Begleiter von Joanna
Newsom). Die Arrangements sind sehr schlank, meist gibt es nur
eine oder mehrere Gitarrenspuren von Francesconi zu hören, zu
denen die Sängerin ewas sperrige, aber trotzdem (?) sehr schöne
Melodien und Worte hinzugefügt hat.
(31.10.2015)
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Singer/Songwriterin Alela Diane und Gitarrist Ryan Francesconi haben sich zusammengefunden, um gemeinsam etwas Einzigartiges zu schaffen. Das Resultat dieser Kollaboration ist das Album »Cold Moon«, das via Believe Recordings erscheint.
Getroffen haben sich die beiden Künstler aus Portland, Oregon auf einem Konzert eines gemeinsamen Freundes im Oktober des letzten Jahres. Beide durchlebten zu dieser Zeit eine Art kreativen Stillstand, der zwischen ihnen eine Art Verbundenheit herstellte. Ryan fehlte die Inspiration für mehr Instrumentalmusik und Alela war ratlos, wie sie nach der Geburt ihrer Tochter wieder ins Songwriting eintauchen konnte. Wenige Tage später schickte Ryan an Alela eine Reihe seiner neuesten Aufnahmen und fragte damit frei heraus, ob sie sich eine gemeinsame Zusammenarbeit vorstellen könnte.
Während der Herbst in Portland einzog, hörte sie die Aufnahmen des Gitarristen in Dauerschleife und fand beim Blick aus dem Fenster bei all den Farben und Veränderungen der Natur endlich neue Inspiration. Dennoch blieb sie sich unschlüssig, was sie mit ihrer Stimme beisteuern könnte. Dann jedoch platzte der Knoten. Erst kamen die Lyrics, dann die Melodie und das alles wie von selbst. Im folgenden Winter besuchte Alela immer wieder Ryan, um gemeinsam an neuem Material zu arbeiten. Dort besprachen sie bei Unmengen Tee die neuen Songs. Bevor sie sich selbst so richtig im Klaren darüber waren, wurde ein Album fertig: Eine Kollaboration aus Stimme und Gitarre mit immateriellen Stimmungen und Resonanzen. Eine Sammlung aus Stücken, die dazu bewegen, zu reflektieren und neue Hoffnung zu finden.
Es ist in ihrer Atmosphäre im Kern eine eher winterliche Art von Musik geworden, die auch im Dezember geboren wurde.
Allerfeinst: die zarte Alela Diane hat sich für diese Portland-Kollaboration mit dem Gitarristen Ryan Francesconi (ebenfalls aus dem Umfeld von Joanna Newsom) zusammengetan. Der spielt eine subtile akustische Gitarre, folkgeschult bis richtig klassisch und angenehm impressionistisch eingesetzt. Viel mehr Begleitmusik verträgt die filigrane Gesangskunst von Alela Diane auch nicht. Hier und da noch ein paar kleine Streicher, einmal auch so eine Art (elektronischer?) Drone, ansonsten bleibt hier alles leise und feinfühlig arrangiert. Die Songs mäandern oft frei fließend in Richtung Joni Mitchell, ein wenig esoterisch verdaddelt (meint der Rocker in mir), aber doch ganz und gar faszinierend bis suggestiv. Denn Francesconis Gitarre entfaltet ebenfalls diesen angenehm unkonkreten Flow, der aus gewöhnlichen Songs musikalische Erzählungen macht, die man nicht einfach nebenher hört, sondern die einen beim Hören förmlich einsaugen. Alelas Stimme klingt gedoppelt ganz besonders schön, stilistisch ist diese Musik in ein Stadium von völlig zeitlosem klassizistischem Kammerpop transformiert, klassifizierbare Genres wie (Psych-)Folk oder Jazz kann ich nur in minimalsten Dosen heraushören, irgendeine Art von Country schon gar nicht. „Cold Moon” hätte so also auch schon in den 60ern aufgenommen worden sein können. Ein minimalistisches Kleinod.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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Brokof: "Eviction Notice EP" (Goldrausch, Okt. 2015) |
Drei
Lieder der Berliner Band vom nächsten Album, das Anfang (?) 2016
erscheinen soll und die schon sehr neugierig machen ...
(07.11.2015)
Konzerthighlight: MUZ Club, Nürnberg,
04.11.2015: bei meinem dritten Versuch habe ich endlich die komplette
Brokoff-Band zu sehen und hören bekommen - und bin sehr angetan!
Weniger Folk und mehr Rock, fast im Velvet-Underground-Stil:
viel schönes Gitarrengeschrammel und weitgehender Verzicht
auf (unnütze?) Gitarrensoli.
Beim Einlass gab es die neue EP gratis als Promo-CD dazu, was mich
natürlich sehr gefreut hat, denn ich hatte mich im Vorfeld
schon ein klein wenig geärgert, weil sie anscheinend nur als
Download, also weder als Silberling noch als Vinyl im Handel erhältlich
sein sollte. Ausserdem hat mich Fabian Brokof im Publikum
auch noch wiedererkannt und angesprochen, was ich ziemlich nett
und aufmerksam fand. So bin ich quasi drumherum gekommen, mich wie
ein Fan oder Groupie zu benehmen. Und natürlich habe ich auch
darauf verzichtet nachzufragen, ob ihm denn die W4L-CD gefallen
hätte, um die er mich vor einiger Zeit nach dem Weseler
Konzert gebeten hatte. Aber bei Studio- und Labelbetreibern
sammeln sich ja bekanntlich Unmengen unaufgefordert
eingesandter Demo-CDs an - und vielleicht auch aufgefordert
eingesandter CDs.
(06.11.2015)
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Dave Heumann: "Here In The Deep" (Thrill Jockey, Okt. 2015) |
Das Solodebüt des Sängers, Gitarristen und Songschreibers
von Arbouretum klingt (wenig
überraschend) nicht unähnlich seiner Hauptband, nur nicht
ganz so schwer rockend, aber dafür klanglich sogar etwas abwechselungsreicher.
Das kommt gut.
(19.11.2015) |
Die Nerven: "Out" (Glitterhouse, Okt. 2015) |
Ichpersönlich mag den Glitterhaus-Laden ja sehr, aber deren Veröffentlichungen
haben in den letzten Jahren nicht immer meinen und noch viel seltener
den Geschmack der Mainstream-Rockjournaille getroffen. Mit dem deutschen
Gitarrentrio Die Nerven ist das zur Abwechselung mal ein bisschen
anders. Irgendwo zwischen den Pixies und The Notwist
einzuordnen, gibt es sogar gute deutsche Texte jenseits von Pur
und Konsorten.
(19.11.2015)
Konzerthighlight: OBS 20, Beverungen, 14.05.2016.
Die Jahrescharts 2015: Platz21im
Rolling Stone und Platz28im
Musikexpress!
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OUT ist ein Meisterwerk. Schartig, laut, aufbegehrend. Hier wird Haltung ausgedrückt, Genervtheit, Frustration, Realitätsflucht, Wut, Ausbruch. Und Liebe? Ja, auch Liebe, irgendwie. Unbequem ist das, widerborstig, intensiv, bitter, besonders. Bessere Lieder muss man erstmal schreiben. „Barfuß durch die Scherben“, „Wüste“, „Jugend ohne Geld“ oder „Hast Du was gesagt?“ – allesamt epochal.
2010 in Esslingen bei Stuttgart als noisiges LoFi-Duo gegründet, veröffentlichen DIE NERVEN, zum Post-Punk/Noise-Rock Trio mit deutschsprachigen Texten und einem Hang zur Düsternis gewachsen, nach diversen Singles, EPs und Download-Alben 2012 endlich Fluidum, ihr erstes physisches Album (This Charming Man Records). 2014 erscheint mit Fun der einhellig bejubelte Nachfolger - und wird (nicht nur) von Jan Wigger von Spiegel Online als "eine der wichtigsten und besten deutschsprachigen Platten dieses Jahrzehnts" bezeichnet.
DIE NERVEN alias Julian Knoth (Gesang, Bass), Max Rieger (Gesang, Gitarre) und Kevin Kuhn (Schlagzeug) sind „das vielleicht beste deutsche Trio seit Trio“ weiß der Wiener Standard. Sie spielten Festivals wie Roskilde (DK), Melt!, Appletree-Garden und Eurosonic in Groningen (NL), dazu eine Israel-Tour, und veröffentlichten als erste deutschsprachige Band auf dem stilprägenden US-amerikanischen Label Amphetamine Reptile Records (!!!). Christian Ihle (taz) nennt die Band „beste Liveband des Landes“. Dem möchten wir nicht widersprechen. Jüngst war John Bramwell (I Am Kloot) nach einem ihrer fulminanten Konzerte derart begeistert, dass er DIE NERVEN gar als "the best thing I've seen since The Pixies opened for My Bloody Valentine on their first tour in Britain" adelte. Mit dem Stempel Punk kommt man vielleicht der Energie und Haltung des Trios nahe, der musikalischen Umsetzung jedoch nicht annähernd. Sind DIE NERVEN eine Punkband, Speerspitzen eines Achtziger-Revivals oder die Hoffnung des Postpunk? "Scheißegal", hat die Band eine unaufgeregte Haltung zum eigenen Selbstverständnis und Werk. Hier möchte niemand Teil einer Jugendbewegung sein. Wie steht es so lakonisch wie die Realität verwirrend spiegelnd auf tumblr: „DIE NERVEN Professionelle Rockmusik seit 2010“. Süßer Vogel Jugend: my ass.
Das neue Album OUT erscheint bei Glitterhouse Records. Und wird nicht nur Freunden von Mission Of Burma, Wipers, Bauhaus, Swans, Abwärts, Sonic Youth, Fehlfarben, frühen Blumfeld, Helmet oder Mudhoney gefallen. Ein reinigendes Gewitter. Wie erwähnt: Meisterwerk.
(Glitterhouse)
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Joanna Newsom: "Divers" (Drag City, Okt. 2015) |
Wie immer ein gewaltiges Album der Harfenspielerin, obwohl es diesesmal
"nur" zwei statt wie beim Vorgänger "Have
One On Me" von 2010 drei Platten geworden sind und die Harfe
nicht bei jedem Lied im Mittelpunkt steht.
(31.10.2015)
Die Jahrescharts: Platz3im Rolling Stone und Platz10im Musikexpress!
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Auf Tauchgang mit Joanna Newsom
Joanna Newsom ist eine Künstlerin, an der sich die Geister scheiden. Die Rezensionen und Berichte über die Multiinstrumentalistin, Songwriterin und Sängerin sind oft voller Lob, aber wo Lob ist, sind auch die Kritiker nicht weit. Die Gründe für die gespaltenen Meinungen sind meist ihre »spezielle«, kindliche Stimme und ihr besonderer Musikstil. Ist das nun Pop, Barockmusik oder Folk? Die Antwort darauf lautet ganz klar: ein bisschen von allem.
Wie gut diese Kombination funktioniert, hat die Sängerin bereits mit drei Alben bewiesen. Und auch ihre vierte Platte »Divers« setzt diese Tradition fort – denn was definitiv feststeht, ist, dass Joanna Newson eine begnadete Musikerin ist. Neben zahlreichen Tasteninstrumenten beherrscht sie seit ihrem siebten Lebensjahr das Harfenspiel wie keine Zweite und hat ganz nebenbei auch noch Komposition und Creative Writing studiert.
Klar, dass das ihre Musik merkbar beeinflusst. So auch auf »Divers«. Sie selbst berichtete bereits, dass sie ca. ein bis zwei Jahre an den Arrangements für ihr Album feilte, damit die Klangwelten von Song zu Song variieren. Dafür benutzte sie unter anderem zahlreiche verschiedene Keyboardvariationen, darunter Clavichorde, Mellotrone und Marxophone.
Außerdem arbeitete sie für »Divers« mit den Komponisten Ryan Francesconi und Nico Muhly sowie Songwriter und Dirty-Projectors-Frontmann Dave Longstreth zusammen. Zu den unterstützenden Musikern auf dem Album gehören unter anderem Kevin Barker, Peter Newsom, Neal Morgan und das City of Prague Philharmonic Orchestra, die Produktion übernahmen Steve Albini und Noah Georgeson.
Einen ersten Einblick in die musikalische Vielfalt und die Expertise auf »Divers« gibt es bereits seit dem 10 August 2015 mit der ersten Singleauskopplung »Sapokanikan« – ein etwas skurriler, aber gut gelaunter Klaviersong, der im weiteren Verlauf Unterstützung von Paradetrommeln, Blechbläsern und Flöten erhält.
Auf »Divers« von Joanna Newsom ist der Name Programm. Gemeinsam mit ihren Hörern taucht die Sängerin tief in die Musik ein – in verschiedene Stile und vielfältige Arrangements.
If music is a time machine, able to transport listeners to different places and eras as well as deep into memories, then Joanna Newsom steers Divers as deftly as Jules Verne. She flits to and from 18th century chamber music, 19th century American folk music, '70s singer/songwriter pop, and other sounds and eras with the lightness of a bird, one of the main motifs of her fourth full-length. Her on-the-wing approach is a perfect fit for Divers' themes: Newsom explores "the question of what's available to us as part of the human experience that isn't subject to the sovereignty of time," as she described it in a Rolling Stone interview. It's a huge subject, and even though she worked with several different arrangers -- including Dirty Projectors' David Longstreth and Nico Muhly -- she crystallizes Have One on Me's triple-album ambition into 11 urgent songs that still allow her plenty of variety. "Leaving the City," with its linear beat and electric guitar, is the closest she's come to an actual rock song; "You Will Not Take My Heart Alive" could pass for medieval music, despite its mention of "capillaries glowing with cars." While Divers is musically dense, it may be even more packed with ideas and vivid imagery; its lyrics sheet reads like a libretto (and is a necessary reference while listening). The bird calls that bookend the album -- and the way its final word ("trans-") flows into its first ("sending") -- hint at the album's looping, eternal yet fleeting nature, while "Anecdotes" introduces how each track feels like a microcosm (or parallel universe) dealing with war, love, and loss in slightly different ways. "Waltz of the 101st Lightborne," in which time-traveling soldiers end up fighting their own ghosts, highlights Divers' sci-fi undercurrent, which is all the more intriguing paired with its largely acoustic sounds. Newsom combines these contrasts between theatricality and intimacy, and city and country, splendidly on "Sapokanikan," named for the Native American settlement located where Greenwich Village stands. As she layers the ghosts and memories of old Dutch masters, potter's fields, Tammany Hall, and allusions to Percy Bysshe Shelley's Ozymandias, the music nods to ragtime and other vintage American styles; it could be overwhelming if she didn't return to the simple, poignant refrain: "Do you love me? Will you remember?" Indeed, despite its literacy and embellishments, Newsom's music is never just an academic exercise. The album's emotional power grows as it unfolds: "Divers" itself reaches deep, bringing the album's longing to the surface. "A Pin-Light Bent" finds Newsom accepting that time is indeed finite with a quiet, riveting intensity, building to the majestic finale "Time, As a Symptom," where the personal, historical, and cosmic experiences of time she's pondered seem to unite as she realizes, "Time is just a symptom of love." Newsom can make her audience work almost as hard as she does, but the rewards are worth it: Dazzling, profound, and affecting, Divers' explorations of time only grow richer the more time listeners spend with them.
(by Heather Phares, All Music Guide)
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Christian Scott: "Stretch Music" (Lonestar/Ropeadope, Okt. 2015 * Juni 2016) |
Das neue Album des grandiosen Trompeters erschien auf CD in den USA
zwar schon Ende 2015, ist aber auf Vinyl anscheinend nur über
das deutsche (Klein-)Label Lonestar seit letztem Sommer erhältlich
- und wurde leider erst vor wenigen Tagen von mir entdeckt. Meiner
Meinung nach sein bestes Album seit "Yesterday
You Said Tomorrow". Neu in seiner Band ist Elena Pinderhughes,
eine junge, hübsche und überaus virtuose Flötistin.
Man(n) und Frau verzeihe mir diesen zarten Anflug von Sexismus.
(12.03.2017)
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Christian Scott aTunde Adjuah, Nachkomme einer großen Künstlerfamilie aus New Orleans. Neffe von Donald Harrison, Jr. und Enkel des legendären Big Chief Donald Harrison Sr. (d. 1998) und New Orleans Legend Award Preisträger, Herreast J. Harrison. Er ist außerdem der eineiige Zwillingsbruder des ausgezeichneten Regisseurs Kiel Adrian Scott, einem Schützling Spike Lees.
Als Vater der »Stretch Music« und Designer innovativer Trompeten, bringt Christian den Jazz auch mit seiner Stretch Music App technologisch auf ein neues Level. 2007 wurde er für den Grammy nominiert und 2010 und 2012 erhielt er den renommierten Edison Award. 2008 bat ihn der Regisseur Steven Soderbergh eine kleine Rolle neben George Clooney in dem Film » Ein verlockendes Spiel« zu übernehmen.
New Orleans musician Christian Scott craves a more absorbent and sensitive kind of jazz. Stretch Music finds him experimenting with moods and electronic textures, bumping against the genre's conventions even as he remains rooted in tradition.
Stretch music, according to New Orleans jazz musician Christian Scott, is an approach that engenders a more absorbent and sensitive kind of jazz. "We are attempting to stretch—not replace—jazz's rhythmic, melodic and harmonic conventions to encompass as many musical forms/languages/cultures as we can," he says on his website. He titled his fifth album after the concept, but this sensibility is visible even in his earliest work as a leader; the title track of 2007's Anthem is jazz in its instrumentation, but it also obeys the rhythms and structures of post-hardcore, a series of contrasting shapes which build an atomically tense and spectral space, like a cathedral at night.
His description of "stretch music" somewhat resembles the omnivorous jazz approaches of bassist/singer Esperanza Spalding and pianist Robert Glasper. It's similarly collaborative and elastic. But Scott's genre splicing is not as mosaic as Glasper's. It’s doesn’t lock different genres together in unusual patterns as much as it melts them down into asymmetrical and indivisible sculpture. It's almost curious to call it "stretch music" when it feels as if jazz isn’t so much expanded here as collapsed into small, oblique jewels.
Later in his mission statement, Scott describes his intention to draw unusual instruments through distortion. This is how Stretch Music begins: A piano, played by Lawrence Fields, struggles through noise, as if pressing and blurring against a force field. Instruments undergo a kind of metamorphosis in Scott’s aesthetic, which is reflected in the album cover: his trumpet bends and warps into elastic shapes.
On record, Scott’s playing is patient and crisp, and it seems the product of spatial reasoning, more concerned with the area around his notes than their actual occurrence. He is sometimes accompanied by the ribbony flute phrases of Elena Pinderhughes, which contrast pleasingly with the routine collapse of the backdrop.
This collapse is occasioned by the percussion, played by Corey Fonville and Joe Dyson, Jr., alternately on drums and SPD-SX pads. Snare rolls are enhanced into dense exaggerations, glitching in and out of compressed rattles which physically approach vortexes of static. It lends the songs the accelerated yet organized rhythms of accident; it reminds me of sparks convulsing from a severed cable.
Sometimes the instrumentation is more obscure, as on "Tantric" and "Perspectives", each chord landing and shimmering with a kind of blurred phosphorescence. There are also more typical fusion exercises, as on "West of the West", where Matthew Stevens’ guitar recalls the metallic echo of Sonny Sharrock.
When Scott played at this year’s New Orleans Jazz & Heritage Festival, he said "West of the West" describes the sense of dislocation he felt when he lived in L.A., a place that seems unlocked from its own geography, released into imaginary and aggressively blank space. His music is the opposite of dislocated; it is thoroughly articulated, busy and compressed. The reach of Stretch Music can often feel literal—even as the threads warp and drift a deeply woven structure is preserved.
(Brad Nelson, 07.10.2015, www.pitchfork.com)
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Lizz Wright: "Freedom & Surrender " (Universal/Concord, Sept./Okt. 2015) |
Eine der aktuell besten Jazzsängerinnen covert u.a. Nick Drakes
"River Man". Dies ist vielleicht ihr bisher "normal-jazzigstes"
Album, aber trotzdem (?) ein sehr schönes.
(31.10.2015)
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Lizz Wright entdeckt ihren Ideenreichtum wieder
Eine Schreibblockade, ein kreatives Loch – wie man es auch nennt, manchmal kommen selbst die besten Musiker und Songwriter einfach nicht weiter. Was da helfen kann, ist ein kleiner Anstoß von einem besonderen Menschen, und schon fließt die Kreativität wie nie zuvor – so geschehen bei Lizz Wright.
Ganze fünf Jahre gingen ins Land, nachdem man das letzte Mal etwas von der Jazzsängerin gehört hatte. Mit »Freedom & Surrender« präsentiert sie ihr neues Album – von einer Schreibblockade keine Spur.
Doch eben diese führte fast dazu, dass Wright statt ihres neuen Albums ein Coveralbum aufgenommen hätte. Das nämlich schlug ihr ihre neue Plattenfirma Concord Music im Zuge ihrer Schaffenskrise vor. Doch dann kam alles anders: Produzent und Songwriter Larry Klein, den das Label für eben dieses Album auswählte, erweckte in ihr neuen Schöpfergeist. Dass er davon etwas versteht, hatte er bereits bei Plattenproduktionen mit Tracy Chapman, Mary Black und Joni Mitchell bewiesen.
Für die Aufnahme suchten sich Klein und Wright einen Kader von populären Musikern zusammen, darunter die Schlagzeuger Vinnie Colaiuta und Pete Korpela, Bassist Dan Lutz, die Gitarristen Dean Parks und Jesse Harris sowie die Keyboarder Kenny Banks, Pete Kuzma und Billy Childs. Zusätzlich holte Klein seinen langjährigen Songwritingpartner David Batteau ins Studio, mit dem Wright im Schreibprozess eng zusammenarbeite.
Das Resultat der Teamarbeit heißt »Freedom & Surrender« und ist das mittlerweile fünfte Studioalbum von Lizz Wright. Laut eigenen Angaben handele es sich dabei um ein ehrliches Bild von ihrem Leben. So singt die Jazzsängerin mit der erdigen Altstimme vor allem von der Liebe und ihren verschiedenen Stadien.
Insgesamt 13 Lieder sind auf dem Album zu hören, darunter auch einige besondere Feature-Songs, zum Beispiel mit dem Jazz-Shootingstar Gregory Porter oder Sängerin Maia Sharp. Auch der deutsche Star-Trompeter Till Brönner unterstützt Wright auf ihrem Album bei einem Cover von Nick Drakes »River Man«.
Statt eines Coveralbums ist Lizz Wright mit »Freedom & Surrender« etwas ganz eigenes gelungen. Großartige Vocals treffen auf einige der besten Jazzmusiker unserer Zeit – mehr Jazz geht nicht.
»›Freedom & Surrender‹ entstand behutsam, Schritt für Schritt, und kommt organisch im Sound rüber, obwohl hier unterschiedliche Stile aufeinander stoßen. Gäste wie der vielfach gefeierte Sänger Gregory Porter oder der deutsche Trompeter Till Brönner sorgen für Akzente, die Studiotechnik kümmerte sich um die passende Mischung aus Präsenz und Opulenz – sie rahmt die Stimme ein, ohne zu sie zu dominieren.«
(stereoplay, Oktober 2015)
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She Owl: "Animal Eye" (Bekassine/Broken Toys, Okt./Nov. 2015) |
Ein
italienisches Duo mit Homebase in San Francisco spielt auf seinem
zweiten Album leicht depressive, aber (warum "aber"?) immer
wunderschöne Musik. Nicht nur was für Späthippies.
(06.11.2015)
Konzerthighlight: MUZ Club, Nürnberg,
04.11.2015: Da ich Brokof ja schon kannte war das die eigentliche
Entdeckung des Abends: Jolanda Moletta und Demian Endian
sangen und spielten dazu auf einer Unmenge toller Instrumente (hauptsächlich
Trommeln und mehr oder weniger alte Tasteninstrumente) nicht unbedingt
virtuos, aber immer genau passend zu den Liedern.
(06.11.2015)
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Blitzen Trapper: "All Across The Land" (Lojinx, Nov.2015) |
"Destroyer" von 2010
fand ich ja richtig gut. Die folgenden Album "American Goldwing"
(2011) und "VII" (2013) waren mir dann aber viel zu sehr
im Mainstream verankert. Beim neuen Album klingen mir die Keyboards
zwar wieder zu sehr nach Bruce Springsteen in den 80ern, aber
sonst ist das Album doch ganz schön geworden ...
(09.12.2015)
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Die Alternative-Country-Rocker tauchen ganz tief in den Americana ein.
(musikexpress, Dezember 2015)
Die Band aus Portland will es wissen: Countryrock mit Straßenromantik und ohne Experimente, auf den Punkt gespielt.
(Rolling Stone, Dezember 2015)
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Circles Around The Sun: "Interludes For The Dead" (Rhino, Nov. 2015) |
Der
Titel der Doppel-CD beschreibt ganz profan den Inhalt dieser Doppel-CD:
Zwischenspiele für die Grateful Dead - und zwar für
die videounterlegten Pausen zwischen den beiden Sets bei den Abschiedskonzerten
zum 50. Jubiläum vom vergangenen Sommer. Justin Kreutzmann,
Videoregisseur und (überraschung!) Sohn von Dead-Trommler Bill
Kreutzmann, hatte Neal Casal (Hazy
Malaze, Ryan Adams, Chris
Robinson Brotherhood) mit Untermalung seiner Vidos beauftragt,
welcher dieser dann mit seinem CRB-Kumpel
Adam MacDougal (keyb), Bassist Dan Horne und Trommler
Mark Levy an zwei Tagen eingespiel hat. Bei den Dead-Konzerten
kam die Musik dann so gut an, dass sie von Dead Label Rhino
jetzt eigenständig veröffentlcht wurde. Und ich muss gestehen:
ich glaube, dass gefällt mir fast besser - bzw. ist für
mich interessanter - als die Musik der Dead vom vergangenen Sommer,
von der es ja jetzt auch eine Veröffentlichung gibt ...
(20.12.2015)
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Dead- & Neal-Fans aufgemerkt! Was erst als eine reine Beiwerkidee begann, sich zunächst zum reifen Rand-Geschehen mauserte, um dann in vielen Ohren auf Dauer hängen zu bleiben, findet jetzt dankenswerterweise auch seinen Weg auf den physischen Tonträger. Dank der euphorischen Reaktionen des Publikums gibt es die Zwischenspiele der Grateful Dead/Fare Thee Well-Shows zum Nachhören in werter 6-seitiger Digipak-Verpackung auf Rhino. Neal Casal, kreativer Kopf hinter den Sonnenkreisen, sollte schlicht nur die musikalische Untermalung für die Pausen-Visuals kreieren, die Regisseur Justin Kreutzmann für die Bühnen-Pausen konzipert hatte. Gemeinsam mit Adam McDougall (Keyboards/Chris Robinson Brotherhood), Dan Horne (Bass/Beachwood Sparks) und Mark Levy (Schlagwerk/The Congress) erschuf Casal in nur zwei Tagen zehn psychedelische Jams zwischen West Coast und Space, atmosphärisch fließende Rock-Raumflüge, die die Sinne erweitern und den Dead-Geist in sich tragen (Titel wie Hallucinate A Solution, Kasey’s Bones, Scarlotta’s Magnolias oder Mountains Of The Moon sprechen dabei schon fast für sich). Phantasie-sprühend faszinierender, packend treibender Trip, gelassen-geniale, Gitarren-getriebene und -getragene Verneigung vor einer außerordentlichen Band, dargeboten von einem kongenial agierenden Quartett.
(cpa, Glitterhouse)
Circles Around the Sun isn't a band so much as a project; one that served a specific purpose. Neal Casal, guitarist for the Chris Robinson Brotherhood -- and occasional member of Phil Lesh & Friends -- was approached by Justin Kreutzmann to provide five hours of music to accompany his visuals that would play during the intermissions of the Grateful Dead's 50th anniversary sendoff Fare Thee Well concerts. Casal enlisted keyboardist Adam MacDougall (a fellow member of the Robinson Brotherhood and Lesh's bands), bassist Dan Horne (Beachwood Sparks, Jonathan Wilson), and drummer Mark Levy (the Congress) to that end. They walked into a studio with engineer J.P. Hesser having nothing prepared, spent two days recording live, and left with their mission accomplished. No overdubs were added during post-production. Concert attendees were so responsive to what they heard that Rhino decided to assemble this double disc. The titles of these ten tunes offer clues -- some quite deceptive -- as to the origins of these jams. While this music often references the Dead's approach, just as often they follow the legendary jam band's example: it travels outside the given lanes to discover new paths. Only two tunes are under ten minutes. Opener "Hallucinate a Solution" is a gorgeous example of Casal's lyrical guitar soloing and interplay with his bandmates; it's adorned by silvery reverb and delay in trancelike, exploratory psychedelia. The two-chord foundation of "Kasey's Bones" is bright, danceable boogie. Horne's bass lays down an unshakable groove as MacDougall, on both Rhodes and organ, delivers irresistible solos with Casal adding lyrical fills. The set's longest (and strongest) number, "Farewell Franklins," offers a sparkling soul-jazz exposition before cracking itself open to psychedelic ghost conjuring, sparkling melodic pop, elliptical spacy jamming, and rocking jazz-funk over 25 minutes. And speaking of the latter, "Scarlotta's Magnolias," with its bluesy, relaxed pace, recalls the good-time music Jerry Garcia made with Merl Saunders, John Kahn, and Bill Vitt on Live at Keystone. "Hat and Cane" touches on the Dead's quiet, unhurried ability to make magic out of open and minor chords, while "Mountains of the Moon" is a graceful, loosely interpreted instrumental reading of the Garcia-Robert Hunter tune. Given the cultural pressure cooker Circles Around the Sun were inside to make this record, Interludes for the Dead is remarkable, not only as a series of of jams inspired by the Grateful Dead, but on its own merit. If a listener is at all open to music created in the moment, pushing itself as far as it will logically go -- and far beyond -- this is two and a half hours of pure pleasure. Only time will tell if this group plays together again, but based on what's here, let's hope so.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Locas In Love: "Kalender" (Caroline/Staatsakt, Nov. 2015) |
Wow!
Ein dreiviertel Jahr nach dem starken Doppelalbum "Use
Your Illusin Part 3 & 4" gibt es schon wieder ein neues,
starken Album der Band aus Köln!
(17.12.2015)
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Schon 2002 waren die Kölner in jungen Jahren beim Orange Blossom Special dabei und heute klingen Locas In Love noch immer wie eine jugendliche und ungemein frische Band. Mit ganz und gar unprätentiösen deutschen Texten, melancholisch und alltagsnah, wissend und auch mal angenehm sonnig. Das neue, auch schon siebte Album heißt nicht nur „Kalender“ und beschäftigt sich ausgiebig mit dem Thema Zeit, sondern bietet als Gimmick auch ein Miniwandkalender-Booklet. Derartigen Schnickschnack braucht die Musik aber eigentlich gar nicht, denn die hat längst ganz zu sich selbst gefunden. Zwischen den Polen Schrammel-Indierock und klassischem Pop haben sich Locas In Love als versierte Könner deutschen Popschaffens etabliert. Die Songs von Mastermind Björn Sonnenberg sind ebenso gradlinig wie eingängig, sein Gesang angenehm knarzig und immer schön entspannt. In der Intonierung ein wenig an Gisbert zu Knyphausen erinnernd, allerdings ganz ohne dessen expressives Pathos. Da steht Nils Koppruch stilistisch schon näher. Aber auch der Gesang von Stefanie Schrank weiß zu gefallen, Bernadette La Hengst klingt durchaus nicht unähnlich. Und dann sind da noch die liebevollen, nie überladenen Arrangements, mal mit kleiner Beatbox, mal mit Trompete. Perfekte, unaufgeregt deutsche Popmusik – da gibt es nicht allzu viel echte Konkurrenz.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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Nive and the Deer Children: "Feet First" (Glitterhouse, Nov. 2015) |
Nive
Nielsen aus Grönland bildet zusammen mit ihrem musikalischen
Partner Jan de Vroet (aus Belgien) den Kern dieser "Band".
Im Studio wurden die beiden von vielen mehr oder weniger bekannten
Kollegen unterstützt, von denen ich sinnvollerweise nur ein paar
der bekannteren erwähnen möchte: Howe Gelb (Giant
Sand), John Parish (PJ Harvey), Ralph Carney (Tom Waits)
und die Mitglieder der dänischen Americana-Band The
Desoto Caucus. Wunderschöner Folk-Pop-Rock.
(20.12.2015)
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“Feet First”, das neue Album der aus Grönland stammenden Folk-Pop-Sängerin Nive und ihrer Band The Deer Children, wurde zwischen 2012 und 2015 weltweit aufgenommen: In Grönland, Dänemark, Belgien und England, außerdem in den den USA in Tucson/Arizona, Athens/Georgia, Lexington/Kentucky, Nashville/Tennessee und Asheville/North Carolina. “I thought it was anamazing experience to travel while making this record. I feel that if you constantly change your surroundings and not get stuck in one place you will constantly change your perception and not get stuck with just one idea. I just wanted these songs to grow with me on my travels and they did just that.” so Nive.
“The first track on the album "Still the Same" for example would have never had that cumbiarhythm at the end without going to southern Arizona and playing with Howe Gelb and his Tucson crew in the comfort of their own homes. Also, the same goes for songs like "Tulugaq", track four. I wrote that song along with a set of twelve year old twin girls from a foster care far up north in Uummannaq, Greenland. It was the very last song recorded for the album and would have never happened if I recorded this album traditionally in one place.”
Auf “Feet First” finden sich außerdem Gastmusiker und Freunde der Band wie Howe Gelb, Ralph Carney, Teitur und John Parish wieder. Das neue Album enthält 12 Songs und wird am 20. November auf Glitterhouse Records veröffentlicht.
Gäbe es Nive Nielsen nicht, müßte man sie erfinden. Als ethnische Grönländerin, also Inuit oder Inuk (wie sich die uns als Eskimos bekannten Nordländer selber bezeichnen) in Nuuk aufgewachsen, in jungen Jahren eine Lebens- und die Zeiten bis heute überdauernde Musikpartnerschaft eingegangen mit Jan de Vroede, dem Sänger einer belgischen Boygroup, die ihre größten Erfolge ausgerechnet in Grönland feierte und der dann dort hängenblieb, beseelt von einer unglaublichen Neugier auf alles, was sonst noch in der Welt vor sich geht. Ausgestattet mit einer wunderbaren, warmen und ausdrucksstarken Stimme und der Gabe sehr feine, sofort ins Ohr gehende Songs zu schreiben. So ziehen Nive Nielsen, Jan und ihre wechselnden Bandmitglieder nun schon seit Jahren nomadenhaft durch die Welt, spielen Konzerte in China, Südamerika, Tokio, natürlich auch Europa und vor allem den USA, da vornehmlich in Tucson, Arizona, wo sie schnell eine zweite Heimat fanden und sich eng mit den Geistesverwandten Howe Gelb sowie Calexico anfreundeten. Zu Howe Gelb’s (der auch als Gastmusiker ebenso wie u.a. John Parish, oder Teitur dabei ist) Großtruppe Giant Giant Sand gehören sie als fester Bestandteil, den Kulturpreis der dänischen Kronprinzessin hat sie anno 2013 abgeräumt, als Wintermützen-Model war sie weltweit auf Plakaten zu sehen und jetzt hat sie nach dreijähriger Aufnahmezeit in aller Welt mit tausend Gästen ein ganz feines Album abgeliefert, „Feet First“. 12 Songs lang, im Grundgerüst klassisch Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang, dazu aber viel Raum für weitere, teils überraschende Instrumente von Piano, Cello über Kazoo bis Posaunen und Klarinetten bietend. Weit über den üblichen, gefälligen Alt. Country/Giant Sand Sound hinausgehend, wird hier –klangtechnisch absolut überzeugend- ein warmer, abwechslungsreicher Indie-Folk geboten, der durch Nive’s herausragende Stimme perfekt abgerundet wird. Neben den zehn englisch-sprachigen Songs finden sich auch zwei in ihrer Muttersprache Kitaamiutut gesungene Songs, die eine ganz eigene Faszination ausüben.
(lrm, Glitterhouse)
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Anna von Hauswolff: "The Miraculous" (City Slang, Nov. 2015) |
Eine junge Schwedin macht Krautrock mit der Kirchenorgel und alle
Kritiker jubeln, sodass ich auch neugierig geworden bin. Jetzt sitze
ich hier und höre zu, kann aber für mich noch nicht sicher
sagen, ob das jetzt "genial" oder doch nur "verschwurbelt"
ist.
(27.01.2016)
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Dem Schall-Schaffen der Schwedin mit mageren Worten gerecht zu werden, ist weiterhin schier und schlicht unmöglich. Bereits ihre City Slang-Premiere mit Ceremony entlarvte meine elaborierten Elogen als vielleicht elegante, aber ärmliche Eloquenz angesichts der Klang-Kaskaden, die die vielbegabte Instrumentalistin, Tasten-Magierin, Sanft-Sängerin und Meisterin der säkularen Sakral-Ton-Säulen über den bis an die Grenze der Lähmung hypnotisierten Hörer ausgießt. Mit dem erhabenen Acusticum, einem mit 9.000 Pfeifen besetzten Orgel-Monument, im zaubrischen Zentrum ihrer Klang-Kathedralen, erschafft die artistische Architektin Wälle und Wogen zwischen Macht und Magie, zwischen Mythos und Mystik, zwischen romanischer Kirche und Gothic-Temple, gewaltige Klang-Gebilde werden über Minuten hinweg erbaut, um mit gleißender Gewalt wieder einzustürzen, schneidend-schwärende Wunden erleben ihre leiden-lindernde Auflösung in heilender Harmonie. In Hausswolffs Himmel existieren engelsgleiche Chöre neben höllischer Düsternis, Heavy Metal-Härte neben verlockend-sanfter Verführung, prachtvoll keyboard-lastiger Progressive Rock neben wüstenwehem Americana-Twang, Kirchen-Choräle neben nordischen Folk-Weisen, frühe Floyd-Psychedelia neben metallischen Bulgarian Voices-Harmonien. Es gibt keinen einenden Nenner für diese mauernsprengende, grenzen-aufbrechende Kunst, allein die Größe und Welten-Weite atmende Einzigartigkeit der Klang-Kreatitvität einer bemerkenswerten Künstlerin. Ein düster leuchtender Edelstein, ein orgiastischer Ozean, ein düsterer Dom von unschätzbarer Größe und Güte.
(cpa, Glitterhouse)
With The Miraculous, Swedish singer, songwriter, and keyboardist Anna von Hausswolff has delivered an album as different from 2013's celebrated Ceremony as that was from 2010's Singing from the Grave. On Ceremony, Hausswolff discovered the sonic possibilities of the cathedral organ. Her four-octave vocal range rose above compositions that wove classically tinged Gothic art pop and skeletal post-rock that touched on Sweden's gloomy operatic and folk traditions. Sometimes gentle and dreamy, and just as often moody and droning (sometimes inside the same tune), she has created an iconoclastic brand of indie music. On The Miraculous, Hausswolff doubles down on the organ. The instrument she's using here is an enormous 9,000-pipe Acusticum Organ designed by Gerard Woehl. Its vast tonal and instrumental possibilities include sounds for glockenspiel, vibraphone, celeste, percussion, and indefinable high-pitched shrieking sounds that extend the upper reaches of the Western harmonic system (these pipes are partially submerged in water). Vocally, Hausswolff moves effortlessly through her range, but she also employs guttural throat and body sounds, as well as skittering, glossolalic vocalizations (à la Diamanda Galas and Jarboe). For her, the voice becomes an integral instrument in her sound. The relatively brief, almost funereal "The Hope of Only Empty Men" has a rhythm created from the organ's swirling pulse accentuated by a kick drum and whispering cymbals with industrial noise spinning above. Her monotone singing offers an emotionally devastating lyric, but the restrained melody remains unaffected because her voice barely rises above the sonics. In contrast, "Pomperipossa" is a short, melodic, tender Gothic love song that reveals the enduring influence of Kate Bush. "Come Wander with Me" is stunning. Over nearly 11 minutes, the music moves through droned-out Gothic blues (think Desertshore-era Nico), crushing doom metal, early King Crimson-esque prog-industrial noise rock, Swedish folk, and something approaching Byzantine chant. Its nerve-cracking guitars, bashing processional drums, layered percussion, and waves of feedback are all fueled by her earth-quaking organ. Hausswolff's voice is equally extreme. It shifts wildly between alto and soprano, delivering an apocalyptic lyric when words don't suffice. This is excess-laden extreme music at its grandiose best. The ten-minute title number couldn't be more different: It begins on a brooding, sub-baritone organ drone; it very gradually lightens in color and timbre with gentle dissonances and timbral shifts. When she begins signing -- four minutes in -- treated backing vocals shade her own tender, passionate, multi-tracked performance. The cut's mood is altered from balladic to liturgical, from duskily ethereal to brightly lit, and the effect is transformative. Closer "The Stranger" is a cinematic folk-rock song; it's like a tune in a spaghetti western soundtrack produced by Lee Hazlewood with glockenspiel, harp, and cymbalom sounds crisscrossed with guitars and subdued percussion. As a composer, singer, and sound sculptor, Hausswolff is in full control on The Miraculous, balancing harshness and intimacy, heaviness and airy melancholy. It's an uncompromising view, but it's also welcoming.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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The Wainwright Sisters: "Songs In The Dark" (Play It Again Sam, Nov. 2015) |
Martha Wainwright und
Lucy Wainwright Roche sind die Töchter von Loudon
Wainwright III, allerdinx aus verschiedenen Ehen. Marthas Mutter
ist die leider vor einiger Zeit verstorbene Kate
McGarrigle, Lucys Mutter ist Terre
Roche. Eine geballte Ladung Musikalität im Familienclan!
Alleine vier der hier aufgenommen Lieder wurden von einer der Mütter
oder vom Vater geschrieben. Wie es der CD-Titel schon andeutet, so
dreht sich alles um die dunklen Stunden des Tages, aber nicht zum
Gruseln, sondern zum friedlichen Einschlafen. Die beiden erschaffen
sogar eine unpeinliche Version von "El Condor Pasa".
(26.01.2016)
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Was für eine Geschichte: der Wainwright-Clan (Vater Loudon, Bruder Rufus) bringt neue personelle Konstellationen hervor, denn hier spielen die Halbschwestern Martha (Tochter von Kate McGarrigle) und Lucy (Tochter von Suzzy Roche) gemeinsam, die gar nicht zusammen aufgewachsen sind, hier aber umso harmonischer und intimer klingen. Ist auch ein echtes Familienalbum geworden, denn es werden gleich mehrere Songs aus den Federn der Eltern gespielt, aber auch scheinbar abgenudelte Coverversionen wie „El Condor Pasa“ – das ich bislang für einen der schlimmsten Songs aller Zeiten hielt, das sich hier aber als traumhaftes Kleinod von größter Charmanz und mit gänsehautgenerierenden Harmony Vocals erweist. Wie man sich doch täuschen kann. Weitere Songs stammen u.a. von Townes Van Zandt, Woody Guthrie und Jimmie Rogers. Ganz betörend gerät auch das britische Folk-Traditional „Long Lankin“ (Steeleye Span) als Acapella-Nummer. Das Album ist extrem sparsam arrangiert, die perfekt harmonierenden, eigentlich recht unterschiedlichen Stimmen ganz im Zentrum. Dieser kammermusikalische Ansatz lediglich mit akustischer Gitarre, Piano und etwas Banjo, Geige oder E-Piano hat fast schon Hausmusikcharakter. Ein zartes Kleinod irgendwo zwischen Mary McCaslin, Natalie Merchant und Nancy Griffiths zu Zeiten von „Other Voices. Other Rooms“.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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Björn Kleinhenz: "Ursa Minor" (JellyFant, Dez. 2015) |
Ein
Schwede (mit deutschen Vorfahren?) auf einem kleinen Label aus Oberhausen
spielt gute Americana-Musik. Zum ersten Mal war mir Björn vor
ein paar Jahren mit seiner Zehnzoll-Veröffentlichung "Dackes
Drabanter" aufgefallen, die noch eher in die Abteilung Folk/Homerecording
fiel. "Ursa Minor" ist dagegen ein echtes Bandding und erinnert
manchmal an Jason Molina (Songs:
Ohia und Magnolia Electric
Co.), also letztendlich an Neil Young zu frühen Crazy-Horse-Zeiten.
Es gibt sogar schöne Streicherarrangements. Das nächste
Level ist also erreicht.
(20.12.2015)
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Nachhaltig beeindruckender Schwede mit famoser Band, gestern Abend live erlebt – trotz beschämend wenigen Zuschauern haben die fünf Burschen ein ganz wunderbares Konzert gespielt. Der Sound ist Americana in der elegischen Variante: zwei Gitarren und Keyboards plus kompetenter Rhythm Section. Björn Kleinhenz ist ein eigenwilliger Sänger mit leicht knarzigem Organ, besonders charmant finde ich ja seinen schwedischen Akzent beim Singen. Live klingt das dann doch das eine oder andere Mal nach den sanfteren Momenten von Crazy Horse. Auf diesem neuen Album mit teils älteren Songs, die aber alle mit seinen aktuellen Mitstreitern neu eingespielt wurden, klingen die Songs etwas ruhiger und melancholischer, einige wurden mit unaufdringlichen Streichern angereichert oder auch mal mit Banjo ein wenig countryfiziert. Das Ganze erinnert mich an den großen Jason Molina, in manchen Momenten schimmert auch die atmosphärische Dichte von Talk Talk durch. „Ursa Minor“ wäre also wie gemacht fürs Glitterhouse-Label, die Kollegen von Jellyfant (checkt mal deren tolles Programm, zuletzt u.a. Rivulets) waren aber diesmal schneller. Nach dem Konzert war ich mir aber mit meinen Begleitern rundum einig: Björn Kleinhenz und seine Band wären eine absolut perfekte Besetzung fürs Orange Blossom Special.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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(2019-07-05)