#2: The Thorns (Columbia/Aware, Mai 2003) |
Drei mehr oder weniger erfolgreiche Singer/Songwriter tun sich zu
einer Band zusammen. Da wir nicht mehr das Jahr 1969 haben nennen
sie sich auch nicht "Mullins, Sweet & Droge", sondern
kurz&knapp "The Thorns". Trotzdem hat das Ganze viel
mit dem Westcoast-Sound der späten 60er bis frühen 70er
zu tun, obwohl alles nicht zuletzt durch die Produktion von Brendan
O'Brien (Pearl Jam, Red Hot Chilly Peppers, etc) und die musikalische
Unterstützung von meinem Lieblinxtrommler Jim Keltner,
Steelgitarren-Hexer Greg Leisz und Roy Bittan von der
E-Street-Band am Piano doch in gewisser Weise "modern" (im
Sinne von Pop und professionell) und nicht "Lo-Fi" klingt.
Von den drei Herren hatte nur Shawn Mullins vor einigen Jahren
mal mit "Lullaby" einen "echten Hit", an den ich
mich aber nicht wirklich erinnern kann, ebenso wenig an sein damaliges
"Hitalbum". Etwas bekannter ist mir der in Seattle beheimatete
Pete Droge, der bei Rick Rubins American-Label 1996
sein Debütalbum herausbrachte (produziert von Brendan O'Brien),
danach aber wieder in der Versenkung verschwand. Eine schöne
Platte, bei der er aber für meinen Geschmack etwa zu deutlich
nach Tom Petty klang (na ja - der Mann kann ja nix für seine
Stimme!). Am meisten vertraut von den dreien bin ich mit Matthew
Sweet, der seit Mitte der 80er hochkarätige Alben herausbringt,
z.B. das wunderbare "Girlfriend"
von 1991 oder das von O'Brien produzierte "100% Fun" von
1995, die aber (natürlich!) kaum jemand gehört hat. Als
Autoren treten die drei weitestgehend gemeinsam auf, 1x Sweet alleine
(das schöne "Now I Know" mit den für ihn typischen
Brian-Wilson-Chören, 1x Droge und Mullins ohne Sweet ("No
Blue Sky" entstand vor Sweets Einstieg in die Band) und als einziges
Cover "Blue" vom Jayhawks-Album "Tomorrow
The Green Grass" von 1995).
(19.07.2003)
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The Thorns ist wohl das charmanteste, warmherzigste
und einschmeichelndste Stück Musik, das seit den frühen
tagen von Crosby, Stills & Nash, Eagles oder Poco aus diesem gesegneten
Teil der Welt zu uns rübergekommen ist. Die 13 Songs bestechen
durch detailliert ausgearbeitete Gesangsharmonien und geradezu pathologische
Melodieseligkeit. (Musikexpress. 5 Sterne)
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#3: The Go-Betweens: "Bright
Yellow Bright Orange" (Clearspot, Feb. 2003) |
Robert Forster und Grant McLennan von den Go-Betweens
gehören zu meinen absoluten Helden. Soviel vorneweg, damit hier
klar ist, dass es hier nicht um eine irgendwie "objektive"
CD-Besprechung geht. Seit einigen Monaten wusste ich, das dass Reunion-Album
"The Friends Of Rachel Worth"
keine einmalige Sache bleiben würde. Seit Wochen wusste ich,
dass die CD am heutigen Montag im Laden stehen würde. Seit einigen
Tagen kannte ich auch schon einzelne der neuen Lieder von einem Livemitschnitt
vom vergangenen Jahr aus Neuseeland. Ich war voller Vorfreude und
bin natürlich heute Vormittag an meinem Urlaubstag (nein, ich
habe nicht extra dafür frei genommen!) direkt zu Peter gefahren
(er betreibt meinen Lieblingsplattenladen "Elpi" in Wesel)
und kann nun das Album ENDLICH hören!!! Die Platte ist wunderbar
geworden (hatte ich auch nicht anders erwartet!!!), sie klingt irgendwie
altmodisch (besser gesagt: zeitlos) und ist konservativ im besten
Sinne: keine Digitalexperimente, kein Versuch, einen Hit zu produzieren,
genau 10 Lieder mit insgesamt knapp 40 Minuten Spielzeit (ich sollte
mir wohl unbedingt noch eine echte Vinyl-LP davon zulegen!) und auch
endlich wieder das doppelte "L" im Titel. GoBe-Fans wissen
Bescheid.
(03.02.2003)
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"... 8. Album von Robert Forster und Grant McLennan,
Nachfolger zum mehr als erfreulichen Wiederauftauchen mit The Friends
Of Rachel World. Und wieder scheinen die mittlerweile vergangenen 2 Jahre
spurlos an den beiden Songschreibern vorbeigezogen zu sein: Anbiederungen
an irgendwelche Strömungen haben die 10 Pub-Rock-Pop-Perlen einfach
nicht nötig, dafür sind ihre Melodien, ihre Geschichten zu zeitlos,
da gleichbleibend zeitnah. Sanft gleiten die Harmonien dahin, unaufgeregt
dargereicht von Forster (E-, A- und Slide-Gitarren, Hammond und Piano)
un McLennan (A- und E-Gitarren), lächelnd-lässig begleitet von
Adele Pickvance (Bässe, Keyboards,Vocals) und Glenn Thompson (Drums,
Gitarren, Keyboards. Vocals); die Gitarren versprühen den gewohnten
Dezent-Schrammel-Charme in Arrangements, die eine Spontan-Umsetzung in
der heimischen Garage auf den ersten Blick fast schon empfehlen. Und dennoch
ist das, was zunächst schlicht und einfachst klingt, eben doch angefüllt
mit Kilometern an Erfahrung (gerade die ermöglicht erst die nicht
zu imitierende Leichtfüssigkeit), mit Stil-Wanderungen und kleinen,
um so bunter leuchtenden Klang- und Besetzungs-Ideen. Und so ist schon
das Ersthören der Platte wie das Wiedertreffen eines guten alten,
unbemerkt schmerzlich vermissten Freundes."
(Glitterhouse)
Hier sind die Go-Betweens kleine Geschichten über feministische
Buchhändlerinnen, Caroline von Monaco und tintenschwarze Tagebuchwörter,
wie sie andernorts auch in Stein gemeißelt wurden. Hier sind A-
und B-Seite im digitalen Zeitalter. Und Bob Dylan, Lou Reed und John Cale,
Patti Smith und die Monkees...
(Musikexpress, 5 Sterne)
Auch auf ihrem achten Studioalbum Bright Yellow Bright Orange
bleiben Robert Forster und Grant McLennan alias The Go-Betweens ganz sich
selbst und damit einem Rezept treu, das keins ist: Authentizität, die
Aufrichtigkeit im Lied. Dass beide stets zusammen als Songautoren genannt
werden, hat eine ähnliche Bedeutung wie bei Lennon/McCartney: Es ist
ein Markenzeichen; auf wessen "Mist" der einzelne Songs zu wachsen
begonnen hat, hört man doch immer nach ein paar Takten. Forster, wenngleich
etwas altersmilde, hat immer noch den stärkeren Hang zum sinistren,
unbequemen und McLennan zum leichteren Pop-Appeal, wobei er dieser Tage
gern ein bisschen öfter im Schatten sitzt als früher.
Dass, so betrachtet, eine Annäherung der zwei Antipoden stattgefunden
hat, zieht allerdings nicht das flaue Lüftchen nach sich, das die
nachgeschobenen Spätwerke vieler wiederbelebter Bands auf fatale
Weise kennzeichnet. The Friends Of Rachel Worth (2000), ihr erstes gemeinsames
Album nach 12 Jahren, war einfach ein angemessen erwachsenes, ausgereiftes
Album, an das sich das neue ähnlich nahtlos anschließt wie
Send Me A Lullaby (1981) an Before Hollywood (1983). Natürlich fehlt
den gereiften Männern heuzutage die juvenile Wut und offen ausgetragene,
klaustrophobische Verstörung, die jene Alben in den Achtzigern zum
Rettungsring im stark verkühlten Gefühlsmeer machte, und den
kantigen, knochentrockenen Schlag von Gründungs-Schlagzeugerin Lindy
Morrison kann weder Glenn Thompson auf diesem Album ersetzen noch konnte
Janet Weiss (Sleater-Kinney) es auf dem letzten. Aber selbst Lindy, davon
ist auszugehen, trommelt heut' wohl milder als sie es damals tat. Wo auch
immer sie es tut.
(Rolf Jäger, aus der Amazon.de-Redaktion)
Seit zwei Jahren ist es wieder so wie früher, vor dem
Split. Robert Forster und Grant McLennan feierten Wiedervereinigung, ohne
sich sonderlich zusammenraufen zu müssen. Die Chemie war die alte;
eine gewisse Midlife- Melancholie war dazugekommen - gerade wenn man zum
Vergleich die unlängst erschienenen remasterten Frühwerke heranzieht.
Diese versöhnliche Traurigkeit pflegt das australische Duo weiter,
unterstützt von einem Quintett, das ihre akustisch grundierten Songs
mit allen möglichen dezenten Streichinstrumenten, Orgeln und Keyboards
betupft. Allerdings so zag und zart, dass einem das Schimpfwort "überarrangiert"
nicht in den Sinn kommen will. Schönstes Lied: Das beschwingt dahintrabende
Lebensresümee "Too much of a Thing", das melodisch und poetisch
geradezu schimmert vor zeitloser Klasse. "I have broken the expectations
of a king", singt McLennan, und vielleicht ist das wahr. Für unsere
Erwartungen aber gilt das keineswegs.
(Kulturnews)
Fans of the Go-Betweens were happily amazed when Robert Forster and Grant
McLennan reunited after 12 years and began recording again. This is the
second product of their hopefully long-lived reunion. Recording in its
native Australia, the duo added bassist and vocalist Adele Pickvance and
drummer Glenn Thompson to the band for 2003's Bright Yellow Bright Orange.
All the hallmarks of a great Go-Betweens record are here: memorable melodies,
wry and literate (in Forster's case, literary) lyrics, Forster's dramatic
vocals, and McLennan's sweet croon. It is indeed a great record, but falls
just short of being a great Go-Betweens record. Bright Yellow Bright Orange
lacks some of the energy and excitement that Friends of Rachel Worth (and
some of the earlier records) had. That record had the thrill of rediscovery
in its favor; this album feels more like Forster and McLennan are settling
comfortably into their partnership. The tempos are relaxed, the melodies
easy to hum along with and underpinned with strummed acoustic guitars,
the music very straightforward and steady, and the lyrics almost sentimental.
A larger number of tracks than usual feature lush background vocals; Pickvance
picks up where the sorely missed Amanda Brown left off and provides timely
harmonies. McLennan's tracks sound particularly mellow: "Mrs. Morgan"
is a gently propulsive strum-pop gem, "Crooked Lines" is a ballad
with lovely vocals by Pickvance, and "Unfinished Business" is
a brief, achingly pretty, piano-based ballad that ends the record on a
strong note. Forster's contributions are more dramatic: the near spoken
word track "In Her Diary," an unsparing look at a lonely life;
the country ballad "Too Much of One Thing"; and the hard-rocking
"Make Her Day," with some very nontypical distorted guitar.
Album highlight "Old Mexico" pulls off the rare feat of featuring
Forster and McLennan sharing vocal duties. It is an instant classic, the
pounding beat and staccato vocals of the verses giving way to the lush
chorus that is vaguely and pleasantly reminiscent of "Bachelor Kisses."
Go-Betweens fans should be very happy with Bright Yellow Bright Orange
and glad the band decided to stay together and continue to make smart,
exciting adult pop music.
(by Tim Sendra, All Music Guide)
With "bright yellow bright Orange," quirky Eighties
art-pop combo the Go-Betweens demonstrate that their exquisite 2000 comeback
disc, The Friends of Rachel Worth, was no fluke. Main men Robert Forster's
and Grant McLennan's distinctly different songwriting styles mesh brilliantly
here, with Forster's wry wordplay, deceptively simple structures and arch
vocals (e.g., his fetching ode to Princess Caroline, "Caroline and
I") the perfect complement to McLennan's wistful melancholia and sweet
croon (check out his mopey "Unfinished Business"). Though the
two usually write separately, and each sings his own songs, Forster and
McLennan make a rare duo appearance on the tantalizing collaboration "Too
Much of One Thing." And that's not too much of one thing.
(HOLLY GEORGE-WARREN, RS 918, March 20, 2003)
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#4: The Allman Brothers
Band: "Hittin' The Note" (Sanctuary/Peach, April 2003) |
Also da war ja nun wirklich nicht mit zu rechnen: die alten Knaben
sind zurück und liefern ein erstklassiges Album ab! Konstanten
seit dem Beginn der Band in den späten 60ern: Sänger und
Hammondmeister Greg Allman und die beiden Trommler Butch Trucks
und Jaimoe. An den Gitarren natürlich nicht Duane Allman
(schon ca. 30 Jahre tot) und auch nicht Dickey Betts,
dem letztes Jahr gekündigt wurde, bzw. der ausgestiegen ist (kommt
wahrscheinlich drauf an, wen man da fragt), sondern Rückkehrer
Warren Haynes, der in den 90ern schon mal dazugehörte,
letztes Jahr bei Phil Lesh & Friends
zauberte und entscheidend zum guten Songmaterial
beiträgt und auch die Produktion übernommen hat, sowie der
noch ziemlich junge Neffe vom einen Trommler, Derek
Trucks. Nur der Bassist und der Perkussionspieler sind mir
unbekannt. Absolut überzeugend ist für mich der tolle Sound
der Hammond B3, das filigrane und trotzdem kraftvolle Zusammenspiel
der beiden Gitarristen und der dichte Rhythmusteppich (immerhin von
3 Mann geknüpft!), das klingt alles überhaupt nicht nostalgisch,
sondern einfach ZEITLOS.
(02.05.2003)
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Haynes scheint für die Brothers der entscheidende Zündfunke gewesen zu sein (gibt auch Gregg Allman zu), der den Allman-Big-Block wieder schön rund laufen ließ, denn er tritt hier nicht nur als Gitarrist auf, sondern schrieb einige Songs, singt ab und zu die erste Stimme und war auch mitverantwortlicher Produzent.
Das Songmaterial orientiert sich zwar an den Grenzen des ABB-Sounds, aber es ist sowohl abwechslungsreich als auch frisch, noch dazu mit hörbarer Spielfreude und reichlich Biss ("Rockin' Horse") dargebracht. Hier ist eine Band, in der zur Zeit offenbar keiner ein Drogen-, Alkohol- oder Ego-Problem hat und die sich ganz auf dieses Album konzentrieren konnte.
Wie gesagt, die eine oder andere Gitarrenfigur erinnert an Duane/Dickey, gerade wenn sich Wayne/Derek bei dem an "Sweet Melissa" erinnernden "Desdemona" in den Jam-Teil des 9-Minüters eingrooven, aber das ist eher eine Verbeugung vor den beiden als eine Kopie. Feist groovenden Blues gibt es mit der Freddy King Nummer "Woman Across the River", superb akustisch wird es bei "Old Before My Time", "Heart Of Stone" der Stones bekommt ein Slow-Blues-Arrangement verpasst und immer wieder gibt es genug Raum für gnadenlos gute Gitarrenduelle, wie man sie im Southern-Rock eine Ewigkeit nicht mehr gehört hat. Das 12-minütige, treffend betitelte "Instrumental Illness" sei stellvertretend genannt. Auch auf den letzten paar ABB-Scheiben gab es längere Jams, aber man höre sich das hier vergleichsweise mal an, hier ist kein langsam verwesender Southern-Korpus am Werk, das lebt und kickt Ass! Zum Spass -um es noch einmal zu erwähnen- trägt die Kanaltrennung der Gitarristen extrem bei. Oteil Burbridge sorgt für souveränen Bassgroove, der von drei Trommlern unterfüttert wird: den alten Kempen Jaimoe und Butch Trucks an den Drums und Marc Quinones an der Percussion. Die klopfen je nach Bedarf ganz abgezockt vor sich hin, um im nächsten Moment eine Trommelorgie sondergleichen zu veranstalten.
Natürlich wären die Allmans nichts ohne den verbliebenden Bruder Gregg. Der ist neben Warren Haynes der Hauptsongschreiber und sorgt für wohltuende Piano-Licks und elektrisierende Hammond B3-Flächen (wenn man das hört, sollte man alle anderen Keyboards verbieten). Natürlich verfügt er noch über die ziemlich beste weiße Soul/Blues-Stimme, die über die Jahre noch gereift scheint und durch den scheinbar gewachsenen Resonanzkörper nun noch mächtiger und eindruckvoller klingt als in den Frühtagen (und das war ja auch nicht wirklich schlecht).
Mit angezogener Handbremse schließt das 75-minütige (!) Album mit "Old Friend", bei dem uns eine Akustische, eine Dobro, eine elektrische Slidegitarre und ein röhrender Gregg Allman nochmal richtig den Blues geben.
Besser kann man sowas heutzutage nicht mehr machen! Respekt!
(Glitterhouse)
These southern-rock road warriors' first studio album since 1994 is surprisingly solid: Returning guitarist Warren Haynes -- the best axman to pass through the band since Duane Allman -- plays with a steely, tensile power, while youngblood Derek Trucks (drummer Butch Trucks' nephew) counterpoints with mellower, more even-keeled lines. It's an effective restatement of the original chemistry between Duane and ex-guitarist Dickey Betts. The other pieces are in place as well: Gregg Allman's gruff, soulful vocals and cool Hammond organ, Oteil Burbridge's melodic, groove-laden bass work, and the rhythmic sizzle of three percussionists. The freewheeling "Instrumental Illness" lets the guitarists riff, climb and, well, hit the note for another dozen minutes.
(Rolling Stone US)
There have been many tales of terror, nervousness, and depression -- as well as raw excitement and anticipation -- since the Allmans went into the studio to make their first album of new material in a decade, and the band's first record ever without guitarist Dickey Betts, who wrote and sang the last of the band's true hits in the 1970s. The result weighs on the latter side of the equation -- nervousness and fear that the old-road dogs didn't have it in them to make new music are completely unfounded. Hittin' the Note is the band's finest studio outing since Brothers and Sisters over 20 years before. The level of songwriting, inspiration, and execution is more than admirable; it's downright bone-chilling in places. The Allman/Haynes collaboration "Desdemona," while centered in Southern soul and earthy blues, is a rock & roll powerhouse with glorious jazz overtones à la "In Memory of Elizabeth Reed" in the instrumental break. Haynes, whose ringing, stinging tone cuts through the mix like a fine-edged stiletto, is complemented beautifully by Derek Trucks. Trucks displays the round-toned beauty that adds warmth and dimension to the twin-guitar interplay that is very much built on the Duane Allman/Betts model, but creates shadowy chord figures that come more from jazz than blues, adding another shade to the tonal palette. But it's the sheer melodic power and soul feel that comes right through a studio soundboard that is most astonishing. It feels like the Allmans live, which is the thing they most wanted to get across. Instrumentally, the band's fiery exuberance is in abundance -- the organ-guitar duel in "Woman Across the River," which features a fine Haynes vocal, is given more thudding intensity by drummers Jaimoe and Butch Trucks and percussionist Marc Quiñones. The bass chair is held down by newcomer Oteil Burbridge, who, like Derek Trucks, adds a younger, more ambitious feel to the rootsy sound of the brothers, with his popped and thumped bass lines that pay often just behind the beat to add space to the framework of a given track. The sprawling "Instrumental Illness" displays the awesome guitar power that the Allmans have at their disposal, as well as their ability to improvise off cues and feelings in a way that would make some jazz musicians jealous. "Old Before My Time," a Haynes/Allman collaboration, is the most haunting song on the record. Allman sings with all the world-weariness that has truly been his lot as a road dog who has endured his share of tragedy. It begins as a folk song, with Haynes' acoustic under Allman's voice before the band enters with slide guitar; staggered in 4/4 time and littered with hand drums and a swell that transforms it into a country song of regret, remorse, and resignation, it literally stops the listener in his or her tracks. There's little time to think about the tune, however, before the spooky, dark, bluesed-out funk of "Who to Believe" comes uncoiling from the speakers like a crawling king snake from the swamp. A wonderful surprise on this set is an absolutely riveting cover of the Rolling Stones' "Heart of Stone," transformed into a rock & roll version of a Ray Price honky tonk song as if it were reinterpreted by Albert King. In sum, Hittin' the Note does exactly what its title claims -- 11 tracks' worth and it burns on every one. This album is in-the-pocket, deep-grooving Allman Brothers Band blues-rock at its best.
(by Thom Jurek, AMG)
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#5: I Am Kloot (Play It Again
Sam/Echo, Sept. 2003) |
Die Platte ist zwar schon etwas älter - ziemlich genau ein Jahr
- aber für mich dennoch recht neu, da ich die Band im August
beim Halderner Open Air zum ersten mal hörte. Zwar kannte
ich sei vom Namen her - aber der ist zugegebenermassen nicht so besonders
toll und machte mich bisher nicht neugierig. Obwohl die Band dank
sitzendem Bassisten und leicht genervtem Sänger/Gitarristen
beim Publikum im Unterschied zu vielen anderen Acts in Haldern nur
mittelprächtig ankam (vorsichtig ausgedrückt), hatte sie
es mir besonders angetan: zum einen der Überraschungseffekt,
zum anderen die tollen Songs im schlichten Gitarre/Bass/Drums-Arrangement
ganz ohne solistische Ausflüge - aber vor allem diese tolle Stimme
von John Bramwell! Jetzt habe ich das zweite Album der Band
endlich daheim und bin in meiner ersten Begeisterung bestätigt.
Nur rätsele ich weiterhin, an wen mich die Stimme des Sängers
erinnert. Mir fallen zwar John Lennon und Tim Booth
(James) ein, aber da war noch wer anderes...
(19.09.2004)
Mehr ...
I Am Kloot machen da weiter, wo sie aufgehört haben
und verzücken ein zweites Mal mit dunkeldichten Melodiewundern der
Extraklasse. Zwei Jahre ließ sich das Trio aus Manchester nach deren
in Kritikerkreisen hochgelobtem Debüt Natural History für den
selbstbetitelten Nachfolger Zeit, wechselten das Label -- und alles ist
wie es war.
Man taucht nach einem etwas hölzernem Opener in die schwelgende
songseligkeit von "From Your Favourite Sky", um gleich danach
mit dem schmissig eckigen "Life In A Day" wieder auf den Boden
der Tatsachen zu gelangen, gefolgt vom nächsten leisen Heuler "Here
From The World". Und so geht das unentwegt weiter. John Harold Arnold
Bramwell, so der volle Name des Genies hinter I Am Kloot, hat nichts von
seiner Inspiration eingebüßt. Inbrünstig und mit Ironie
gebeizt berichtet der Lebenskünstler vom mühevollen Dasein mit
sich und anderen. Es gibt Alben, die hört man am liebsten alleine,
mit denen möchte man intim sein. I Am Kloot ist eines davon. Augen
zu und rein. (Felix von Vietsch, amazon)
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Manchester wird wieder größer und größer
auf Englands Pop-Landkarte. Wurde das vor zwei Jahren beim Debüt von
I Am Kloot zumindest in Deutschland noch gerne überhört, legt
das Trio jetzt unmissverständlich nach. Mit zwinkerndem Auge erzählt
Sänger und Texter Johnny Bramwell vom Beziehungsirrsinn und kleidet
seine ironischen Betrachtungen in dunklen Gitarrenpop. Diese unwiderstehlichen
Melodien soll I Am Kloot erstmal einer nachmachen! Nicht verlassen sollte
man ich aber auf ihre Single-Auswahl. Wie schon bei "Natural History"
sind die wahren Höhepunkte auf dem Album versteckt. Denn gerade die
ruhigen Songs wie "From your favourite Sky" oder "Here for
the world" machen diese Platte zum besten Freund in stürmischen
Herbstnächten. (cs, Kulturnews) |
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I Am Kloot's self-titled sophomore album is an absolutely gorgeous expansion
of the dark and fractured sound of the band's debut. Where John Bramwell
and company explored twisted love and regret on the relatively sedate
and folk-oriented Natural History, I Am Kloot explodes with scuzzy epic
rock guitars and jagged basslines, adds ornate backing instrumentation,
and fleshes out its songs until they bleed anthemic charisma and emotion.
Producer Ian Broudie offers a hand at the production desk, providing a
welcome sheen closer to his work with Echo & the Bunnymen than his
own Lightning Seeds material. The album feels every bit a grand coming-out
party on par with the Verve's Urban Hymns, where that band kicked its
art into overdrive. Indeed, fans like the Gallagher brothers of Oasis
fame and other A-list artists were seen crawling out of the woodwork to
praise I Am Kloot and revel in the group's live shows at the time of this
album's release, just as they did with the Verve. If the album's overall
sound takes on a more neo-psychedelic and heavier feel than the debut,
touching on influences such as the Hollies, the Rolling Stones, and the
Beatles, and maybe small doses of Sparklehorse and the Beta Band, I Am
Kloot thrives most tellingly here on three superb highlights purely of
the band's own creation. Album opener "Untitled No. 1" sets
things in motion with a poetic combination of Bramwell's weary, pretty
vocals and fascinating inflection, a spooky piano motif, and Andy Hargreaves'
shuffling, wonderful drums. "Mermaids" is a chilling slice of
sonic perfection as Bramwell's vocals slow to a crawl, a rattle of ghostly
chains sits uneasily under pristine slabs of shimmering guitars, and a
heartbreaking yet subtle chorus makes the song an instant classic. Immediately
following "Mermaids" is the beautiful and rousing ballad "Proof,"
easily one of the prettiest songs of 2003, and along with "Mermaids"
creating surely one of the finest one-two punches in ages. I Am Kloot
is a marvel of emotion and mood, hitting zero wrong notes and positioning
John Bramwell among the finest songwriters of his time. The album's timeless
textures and nostalgic feel are likely to bother some listeners who might
claim the music is unfashionable. Such a stance only serves to keep those
listeners in the dark to some truly wonderful songs. Creating a masterpiece
on its second try, I Am Kloot is earmarked as one of the most interesting
bands of its time. (by Tim DiGravina, AMG)
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2003er Album der Band, die sich beleidigt fühlte, als
man ihren Erstling wohlmeinend mit Oasis verglich. Auf diesem Werk schwelgt
das Trio in den musikalischen Wurzeln ihrer Heimatstadt Manchester, verbindet
akustische Feinheiten mit Freude-sprühendem Schlagwerk, greift zu Life
In A Day schon mal heftiger in die E-Gitarre, versprüht in The Same
Deep Water As Me erhabene Tindersticks-Tristesse und feiert den unbeschwerten
Crowded House-Harmonie-Pop in Proof. Dem nicht mehr ganz frischen New
Acoustic Movement im Herzen verbunden, den britischen Pop mit all
seinen Nuancen aufgesogen, den lauten und psychedelischeren Tönen gegenüber
aufgeschlossen: Ein in vielen Farben leuchtendes, frisches Objekt der Freude.
(Glitterhouse) |
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#6: Rickie Lee Jones:
"The Evening Of My Best Day" (V2, Okt. 2003) |
Diese CD wäre zwischen den anderen neuen Glanztaten meine alten
Helden fast untergegangen! Nach einigen wenigen Versuchen in den 90ern,
die nicht wirklich schlecht waren, die mich aber auch nicht direkt
umgehauen haben, kehrt sie hier zu alter Qualität zurück.
Ricky Lee, wir haben dich vermisst!
(26.10.2003)
Mehr ...
Die ist irgendwie anders. In so ziemlich jeder Hinsicht.
Eine der einflussreichsten und am meisten bewunderten Songschreiberinnen
des Planeten zu sein und sich dennoch eine sechsjährige Auszeit
zu nehmen, ist für Rickie Lee Jones nur auf den ersten Blick
ungewöhnlich: zwischen The Magazine (1984) und Flying Cowboys
etwa lagen auch fünf Jahre. Während die allerdings beim
Tabletten- und Alkoholentzug vergingen, war es diesmal schlicht das
Ausbleiben des kreativen Impetus.
Ausgerechnet, so Jones, die Wahl von George W. Bush zum US-Präsidenten
habe ihn wieder geweckt. Hört man sich an, was dabei herausgekommen
ist, muss man ihm fast danken. The Evening Of My Best Day ist nichts
weniger als Neuerfindung der Rickie Lee Jones durch sich selbst, einer
Künstlerin, die auch von ihren Fans geliebt würde, wenn
sie nur noch lauwarmen Eintopf servieren würde. Das allerdings
war Rickies Sache nie. Schon Pirates
(1981), ihr zweites Album, brach mit den Ästhetiken ihres selbstbetitelten
Debütalbums (1979), um die künstlerische
Persönlichkeit der Jones noch deutlicher werden zu lassen. Lieber
schlug sie mit dem modernistischen Versuch Ghostyhead (1997) glorios
fehl, als stillzustehen.
Locker swingend beginnt das Album mit "Ugly Man", und man
merkt es sofort: Rickie hat eine politische Botschaft, die bei "Tell
Somebody", einem gospelhaft gestalteten Statement gegen den fatalen
Patriots Act der Bush-Administration, noch deutlicher wird. Vor allem
die Jazz-Anteile ihrer Musik sind stärker in den Vordergrund
gerückt. Der Bläsersatz bei "Ugly Man" erinnert
an Charles Mingus (in leise), "Bitchenostrophy" ist ein
souliges Selbstzitat -- auf Französisch (!), "Little Mysteries"
klingt interessanterweise ein bisschen nach Moloko, "Lap Dog"
wie ein einziges, langes Tom-Waits-Zitat. "A Tree On Allenford"
könnte mit seiner ergreifenden emotionalen Dichte fast vom Pirates-Album
stammen, kommt aber ohne die orchestrale Breitwand aus.
Natürlich hat Mrs. Jones wieder eine kongeniale, virtuos gefühlsechte
Musikerriege um sich versammelt, aus der vor allem die instrumentale
Stimme von Gitarrist Bill Frisell herausragt, die so genau mit Rickies
vokaler ineinander greift, dass man sich fragt, warum die's erst jetzt
miteinander machen. Vielleicht war's einfach vorher nicht so weit,
wie ja auch The Evening Of My Best Day erst jetzt eins der besten
Alben der Rickie Lee Jones werden konnte.(Rolf Jäger, Amazon)
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#7: Gillian Welch: "Soul
Journey" (Acony, Juni 2003) |
Das vierte Album der Neo-Traditionalistin wurde, wie der Vorgänger
Time (The Revelator), von
Partner David Rawlings produziert und auf dem eigenen Acony
Label veröffentlicht. Bei den ersten beiden Album stand noch
T-Bone Burnett hilfreich zur Hand, aber man kann hier deutlich
hören, dass Welch und Rawlings dabei genug gelernt haben, um
es jetzt selber hinzukriegen. Während "Time..." noch
völlig karg arrangiert war - 2 Stimmen, 2 Gitarren bzw. Banjo
und sonst absolut nix- haben sich die beiden jetzt eine halbe Band
dazu geholt (Geige, Gitarre, Bass, Dobro). Beim letzten Stück
gibt es sogar eine E-GITARRE und bei einigen Stücken davor sogar
ein SCHLAGZEUG (so weit ich weiß ist das eine Premiere bei den beiden!),
das von einem der beiden Hauptprotagonisten selber gespielt wird -
und zwar im rudimentären Stil von Kenny Buttrey auf Neil Youngs
Harvest-Album, was bedeutet:
BUMM-TSCHACK-BUMM-TSCHACK - also total simpel und total effektiv.
Außerdem ist das ja wohl ein supersüsses Cover!
(05.07.2003)
Mehr ...
"Es sei das "sonnigste" Album, das sie je
gemacht hat, sagt die Protagonistin selber, aber "sonnig" ist
nicht unbedingt das erste Wort, das dem Fan bei ihrer Musik in den Sinn
kommt. So ist "teils bedeckt" sicher auch der bessere Ausdruck,
um "Soul Journey" zu beschreiben und das ist gut so, denn sie
ist am besten, wenn sie ihre dunklen Geschichten über ausgedünnten,
intensiven Arrangements erzählen kann. Und da ist für Sonne
wenig Platz.
Aufgenommen wurden die Songs in verschiedenen Besetzungen, von voller
elektrischer Band über kleines akustisches Trio bis zu A Capella-Songs.Gerade
letzteres ist ein Novum, denn bislang hatte Gillian Welch zumindest ihre
eigene Gitarre oder David Rawlings zur instrumentalen Verstärkung
hinter sich. Nun liefert sie hier gleich drei ganz karge, aber umso eindringlichere
Alleingänge ab: das Original "One Little Song", sowie die
beiden Traditionals "Make Me A Pallett On Your Floor" und "I
Had A Real Good Mother And Father".
Die restlichen Songs sind alle mit Bandbegleitung, eine Truppe, die Gillian
liebevoll "a reliably unpredictable bunch" nennt: mit Son Volt
Bassmann Jim Boquist, Saitenass Greg Leisz, Fiddler Ketch Secor und Gitarrist
Mark Ambrose. Alle anderen Instrumente (Gitarren, Drums, Orgel etc.) wurden
von Gillian und David eingespielt.
Das ist den früheren Welch Alben in der Stimmung nicht unähnlich,
orientiert sich an den alten Country-Folk-Blues-Klassikern, bleibt aber
nicht in der Vorkriegszeit stehen. Sie schafft es, alte Folk-Traditionen
mit der Moderne zu verbinden und dabei mit unverwechselbarer Stimme atmosphärische
Geschichten zu erzählen, in der die Hobo-Poesie eines Woody Guthrie
ebenso viel Platz hat wie der Appalachen Folk eines Dock Boggs.
Bei "Wrecking Ball" (nicht der Neil Young Track), dem letzten
Stück, entwickelt sich aus einer Art Jam-Session heraus eine elektrisch/akustisches
Feuerwerk, dessen Qualität an die magischen Momente zwischen Dylan
und der Band erinnert. Eine famoses Ende eines famosen Albums."(Glitterhouse)
|
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by Zac Johnson
Gillian Welch and David Rawlings may, in fact, shock and appall folk
purists with their fourth album, Soul Journey. "Are those drums?"
"Is that an organ?" "Wait a minute, is that an electric
bass?!?" The album uses these musical elements to drive home a living-room,
lazy-summertime jam-session feel that hasn't really shown itself on Welch's
previous releases. The album's opener, "Look at Miss Ohio,"
evolves into her toughest rocker since "Pass You By" on her
debut, Revival, and the whole album culminates in the relative cacophony
of "Wrecking Ball," a drunked-up barroom stumble highlighted
by Ketcham Secor's loping fiddle lines and Rawlings' fuzzed-out guitar
solo. Between these bookends is a mixed bag of traditional folk songs
("Make Me a Pallet on Your Floor," "I Had a Real Good Mother
and Father"), loose blues phrasing ("Lowlands," "No
One Knows My Name"), and a number of trademark Welch/Rawlings near-whispered
murder ballads and orphan love songs. The thing that shines through most
clearly is that the group had a lot of fun making Soul Journey, but that
doesn't necessarily translate into a terrific album. Aside from a handful
of real solid honest-to-gosh gems, the whole album feels a little too
casual and off-the-cuff to stand on equal footing with her other recordings.
The choruses often become just repeated phrases over and over again ("Lowlands,"
"No One Knows My Name," "I Made a Lovers Prayer,"
and the unfortunate "One Monkey"), and the songwriting seems
less developed, as if the initial construction of the song has taken a
back seat to the sheer enjoyment of performing it. That being said, it
is a wonderful, dusty summertime front-porch album, full of whiskey drawls
and sly smiles, floorboard stomps and screen-door creeks. While it does
not exactly meet the impeccable standards that her previous three releases
set, it is still a fine addition to her discography and well worth listening
to all summer long
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#8: Warren Zevon:"The
Wind" (Artemis, Sept. 2003) |
Vor ungefähr einem Jahr war in der Presse zu lesen, dass Warren
Zevon unheilbar an Krebs erkrankt ist und vor seinem Tod noch unbedingt
sein letztes Album fertig stellen wollte. Ich hatte Zevons "Karriere"
zwar immer verfolgt, aber in den letzten Jahren leider ein wenig die
Aufmerksamkeit für ihn verloren. In Verlauf des Jahres 2003 war
dann auch nichts zu hören (nicht dass Zevon bei uns je viel Presse
hatte!). Beim Tod von Johnny Cash
vergangenen Freitag (12.09) musste ich dann auch wieder an ihn denken.
Über die Internetsuche kam dann heraus: der Mann starb wenige
Tage vorher, am 07.09., kurz nach Veröffentlichung seines letzten
Albums! Darüber kam natürlich nichts in Funk und Fernsehen.
Versteht mich jetzt nicht falsch, Johnny Cash hat all diese Ehrbezeugungen
verdient (auch wenn sie ihn wahrscheinlich nicht wichtig wären!),
aber solch ein phantastischer Mann wie Zevon kriegt kaum die angemessene
Würdigung (auch ihm wird das wahrscheinlich selber ziemlich egal
sein!).
Zurück zum Album "The Wind", dass wirklich gut geworden
ist. Neben 10 eigenen Songs, ganz "klassischer Zevon" wie
ein Frühwerk (z.B. "Werwolves Of London") und meist
mit seinem Langzeitpartner und Bassisten Jorge
Calderon geschrieben (der auch mitproduzierte) bringt dann
dieser alte Halunke ein eigentlich nichtmehrnachspielbares Stück,
von dem er hier die meines Achtens ultimative Version bringt: Dylans
"Knocking On Heaven's Door"!
Gleichzeitig eine kraftvolle Meditation ("Open Up! Open Up!"),
aber eben auch ein grosser Witz. Zevon, der alte Zyniker, bringt es
tatsächlich fertig, sich über sein eigenes Sterben lustig
zu machen! Wenn jetzt nochmal irgendeiner sich an dem Lied vergreifen
sollte (z.B. Axl Rose oder Randy Crawford) müsste man ihn/sie
eigetlich aus der Konzerthalle prügeln.
Das ganze Album hat einen sehr rockigen, gleichzeitig völlig
entspannten und reduzierten Sound. Zur Stammrhythmusgruppe (neben
Jorge Calderon ist das natürlich the one and only Jim
Keltner!) gesellen sich zahlreiche Freunde Zevons, die meist
wesentlich prominenter sind als er und von denen keiner durch seinen
Beitrag das Gesamtwerk verhunzt. Ganz im Gegenteil. Das Ganze scheint
irgendwie ein großes Abschiednehmen gewesen zu sein, bei dem alle
ihr Herzblut investierten!
Hier jetzt mein kleines Namedropping. Oft der einzige Weg, Leute von
einem Album zu überzeugen:
Ry Cooder, Don Henley (der beim Opener "Dirty Life
And Times" richtig schön trommelt!), Dwight Yoakam,
Bill Bob Thornton, Bruce Springsteen (spielt ne klasse
Gitarre!), John Waite (woher kenn ich den noch mal?), David
Lindley, Timothy B. Schmitt (Poco, Eagles), Jackson
Browne, T-Bone Burnett, James Raymond (David Crosby's
Sohnemann), Tom Petty und sein Gitarrero Mike Campbell,
Emmylou Harris und Joe Walsh.
(18.09.2003)
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"The Wind is like an X-ray with a dark shadow that
shouldnt be there and cant be ignored. Recorded after Zevon
was diagnosed in 2002 with inoperable lung cancer, it sounds like the
work of a guy who's still fighting, but also starting to wrap things up.
Although Zevon is best known for his poison-dart wit, hes always
been a bit of a softie, too. Its no surprise, then, that The Wind
leans heavily on irony-free ballads such as "Shes Too Good
for Me," "El Amor de mi Vida," and "Please Stay."
But theres also a dose of defiant blues ("Rub Me Raw")
and plenty of dirty slide guitar, courtesy of Ry Cooder and David Lindley.
(Other guests include Bruce Springsteen, Don Henley, Tom Petty, Jackson
Browne, and Dwight Yoakam).
If the lyrics generally lack the literary precision of Zevons best
work, the songs take on greater weight given the circumstance under which
they were recorded. Heard in 1983, a party-hearty anthem like "The
Rest of the Night" wouldve sounded like yet another dumb argument
for hedonism, and "Numb as a Statue" might have come off as
the self-lacerating joke of an alcoholic unable to deal with his emotions
directly. However, on The Wind, these songs are genuinely touching, the
work of a guy deadened by meds but unwilling to surrender to The Big Sleep
just yet. A cover of Dylans "Knockin on Heavens
Door" is the albums most direct comment on Zevons fragile
health, but the most touching song is the album-closing acoustic ballad
"Keep Me in Your Heart," recorded by Zevon at home after the
star-studded studio work was complete. Clearly, Zevon survived one hell
of a farewell party last night, but now it's morning again and theres
no telling what the rest of the day might bring." (Keith Moerer,
Amazon)
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The song that feels most like death on what is probably
Warren Zevon's last album is "Prison Grove," a moaning phantom
that sounds like a cross between Blind Willie Johnson's "Dark Was the
Night (Cold Was the Ground)" and a Russian folk dirge. Between Ry Cooder's
chilling slide guitar and the chanted chorus (Jackson Browne, Billy Bob
Thornton, Bruce Springsteen, T-Bone Burnett, Jordan Zevon), the listener
has no choice but to contemplate the end and only the end. Zevon sees it
here as an execution, an inmate of life being led from the dismal known
to the terrifying unknown.
Death has always fascinated Zevon, of course, as it has many musicians.
Few, though, have had a chance to write about it with full knowledge of
its imminent arrival. Even for Zevon, who has terminal lung cancer, intimations
of mortality have usually been an undertone inspiring some character's
reaction to a chaotic situation or risky career choices ("Lawyers,
Guns and Money"). In somebody else's defiance of death, we in the
audience get an intense affirmation of life, not to mention some of the
best jokes in rock & roll history. And that's the tradition that informs
most of this album. Zevon wants to look back and see what it all adds
up to ("Dirty Life and Times"), wants to set things right with
the friends and fans who have loved him ("Numb as a Statue"),
wants to bestow a last gift of his wit and enthusiasm ("The Rest
of the Night"), hopes that people remember him fondly ("Keep
Me in Your Heart"). But he's also too honest an artist not to look
forward into the void. Humor and talent can get you out of a lot of jams,
but not this one. Hence "Prison Grove." Zevon's a lucky man
in the sense that brilliant songwriters are granted a form of immortality
denied everyone else. People continue to sing their songs long after they're
gone. The Wind reminds the rest of us that we're going to be gone someday,
too, and it leaves a heroic lesson in how to face the truth.
CHARLES M. YOUNG
(RS 931, September 18, 2003)
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In late August of 2002, Warren Zevon was diagnosed with mesothelioma,
a virulent and inoperable form of lung cancer; with his life expectancy
expected to be no more than a few months, Zevon focused his dwindling
energies on completing a final album, and The Wind, released a year after
Zevon learned of his condition, was the result. With a back story like
that, it's all but impossible to ignore the subtext of Zevon's mortality
while listening to The Wind, though, thankfully, he's opted not to make
an album about illness or death (ironically, he already did that with
2000's Life'll Kill Ya) or create a musical last will and testament. While
The Wind occasionally and obliquely touches on Zevon's illness -- most
notably the mournful "Keep Me in Your Heart" and the dirty blues
raunch of "Rub Me Raw" -- in many ways it sounds like a fairly
typical Warren Zevon album, though of course this time out the caustic
wit cuts a bit deeper, the screeds against a world gone mad sound more
woeful, and the love songs suggest higher emotional stakes than before.
The Wind also lays in a higher compliment of celebrity guest stars than
usual, and while obviously a lot of these folks are old friends wanting
to help a pal in need, in some cases the ringers help to carry the weight
for Zevon, who, while in good voice, can't summon up the power he did
in his salad days. And remarkably, the trick works on several cuts; Bruce
Springsteen's rollicking guest vocal on "Disorder in the House"
offers just the kick the tune needed, Tom Petty's laid-back smirk brings
a sleazy undertow to "The Rest of the Night," and Dwight Yoakam's
harmonies on "Dirty Life and Times" are the perfect touch for
the tune. In terms of material, The Wind isn't a great Zevon album, but
it's a pretty good one; "El Amour de Mi Vida" is a simple but
affecting look at lost love, "Prison Grove" is a superior character
piece about life behind bars, and "Numb as a Statue," "Disorder
in the House," and "Dirty Life and Times" prove the prospect
of imminent death hasn't alleviated Zevon's cynicism in the least. (It's
hard to say if he's being sincere or darkly witty with his cover of "Knockin'
on Heaven's Door," though he manages to make it work both ways.)
And the assembled musicians -- among them Ry Cooder, David Lindley, Joe
Walsh, Don Henley, and Jim Keltner -- serve up their best licks without
taking the show away from Zevon, who, despite his obvious weakness, firmly
commands the spotlight. The Wind feels less like a grand final statement
of Warren Zevon's career than one last walk around the field, with the
star nodding to his pals, offering a last look at what he does best, and
quietly but firmly leaving listeners convinced that he exits the game
with no shame and no regrets. Which, all in all, is a pretty good way
to remember the guy.
(by Mark Deming , All
Music Guide)
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#9: Ryan Adams: "Love
Is Hell Pt. 1" (Lost Highway, Nov. 2003) |
Klär mich doch bitte mal jemand auf! Was ist der Unterschied
zwischen einer EP mit 8 "richtigen" Songs und 2 "Bonustracks"
und einem normalen Album? Vielleicht nur der Preis? Oder der Aufwand
für Marketing? Auf jeden Fall kostet "Love Is Hell Pt.1"
weniger als das "richtige" Album "Rock'n'Roll",
zu dessen Anschaffung ich mich noch nicht durchringen konnte. Am besten
lass ich das wohl auch erst mal. Schließlich hat mir Kollege
Frankie von den Craving Hands angeboten, mich mit Selbstgebranntem
zu versorgen (bös, bös, ...).
Ansonsten: ein schönes, kleines Album. Vielleicht nicht so spannend
wie "Gold" vor 2 Jahren.
Oder zumindest nicht mehr so überraschend. Aber das war ja auch
ein wirkliches Ausnahmewerk. Kurioserweise verschafft mir die einzige
Coverversion ("Wonderwall" von Oasis) Klarheit bei einigen
offenen Fragen:
- Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen dem "Nachspielen"
und dem "Interpretieren" von Liedern anderer Leute.
Das erste machen diese meist schrecklichen Barden in den
zahlreichen Irish Pubs weit und breit. Das letzte schafft
Ryan Adams hier mit Leichtigkeit.
- "Wonderwall" ist eigentlich ein wunderschönes
Lied.
- Noel Gallagher kann nicht Singen und Oasis sind auch weiterhin
eine furchtbare Kapelle.
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Demnächst vielleicht doch noch was zu dem eigentlichen neuen
Album. Oder dann erst, wenn der 2.Teil von "Love Is Hell"
im Dezember herauskommt. Schau'n wir mal.
(23.11.2003)
Mehr ...

"Na, geht doch! Nachdem das gleichzeitig erschienene
volle-Länge-Album "Rock`n´Roll" zumindest im
Hause Glitter so garnicht gezündet hat (diverse Gazetten von
Rolling Stone bis Mojo sind anderer Meinung), sind wir froh, mit "Love
Is Hell, Pt. 1" den alten Ryan Adams wieder zu haben.
"Love Is Hell" ist das Album, das Adams bei seinem Label
Lost Highway als Nachfolgewerk zu "Gold" einreichte, welches
aber wegen "too bleak" und "dark" abgelehnt wurde.
So stellte er sich 5 Tage ins Studio und schredderte "Rock`n´Roll"
runter - "a fun record", wie er selbst sagt. Nun ja. Zumindest
durfte er die "Love Is Hell" Sessions als zweiteilige EP
mehr oder weniger zeitgleich veröffentlichen.
"Love Is Hell, Pt. 1" hat 8 Songs plus 2 Bonustracks (die
aller Wahrscheinlichkeit auf den GB- und US-Versionen nicht zu finden
sind), das hier mit 44 Minuten ein richtig rundes und schönes
Album abgibt. Hier ist der Ryan Adams, den zumindest ich liebe: karge
Balladen, mal im Tempo etwas angezogen oder im Arrangement ausgeschmückt,
aber im Zentrum einfach gute Songs. Besonders hervorheben möchte
ich "This House Is Not For Sale", das von einem perlend-sentimentalen
Piano getragene "The Shadowlands" und das Oasis-Cover "Wonderwall",
das Adams hier zur Melancholieperle aufputzt.
Der Titeltrack gibt sich zimelich rockig, ein wenig grandioses Midtempo
("World War 24") hier und da, aber im Prinzip finden wir
genau den hoffnungsvollen Songwriter, den wir seit Jahren schätzen.
Produziert hat John Porter.
Gut das wir das noch zu hören bekamen..."
(Glitterhouse)
Wie jedes Album des Alternative-Country-Musikers Ryan Adams hat auch „Love Is Hell“ eine Entstehungsgeschichte der spezielleren Art. Ursprünglich geplant als Nachfolger des Erfolgsalbums Gold, tat sich der bekennende „The Smiths“-Fan Adams mit deren Produzenten John Porter zusammen und plante einen wahren Trauerkloß in Plattenform. Sein Label Lost Highway hatte jedoch anderes im Sinn und bat um neue Aufnahmen, die dann unter dem Titel „Rock N Roll“ verkauft wurden. Der Kompromiss: am Veröffentlichungstag erschienen auch einige der abgelehnten Titel – als EP „Love Is Hell Pt. 1“. Und nur wenige Wochen später folgte die EP „Love Is Hell Pt. 2“.
Die Fans waren dann endgültig irritiert, als Lost Highway fünf Monate nach „Rock N Roll“ auch „Love Is Hell“ als volles Album herausbrachte, als Kombination beider EPs plus das unveröffentlichte „Anybody Wanna Take Me Home“. Man kann also sagen: Adams hat sich durchgesetzt. Und allein das atemberaubend ehrliche Cover von Oasis’ „Wonderwall“ ist es wert, diese LP zu hören.
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#10: Josh Rouse: "1972"
(Rykodisc, Sept. 2003) |
Das Cover und erst recht der Titel des vierten Albums des Singer/Songwriters
geben klar die Marschroute vor: RETRO! Die ganze Platte klingt nach
den tiefsten und analogen 70ern: mit Hilfe zahlreicher Gitarren, Wurlitzer-Piano,
Hammond, Bass zwischen Folk und Funk, Schlagwerk zwischen perkussiv
verspielt über 4-to-the-floor bis Rumba und Disco, jeder Menge
Streichern, Bläsern und loungigen Querflöten (nicht wie
bei Waldschrat Ian Anderson, sondern wie bei meinem Namensvetter Herbie).
Da aber das Songmaterial durchgängig gut und eigenständig
ist, trotz der vielen feinen Zitate, klingt das Ganze dann eben nicht
wie eine billige Kopie.
1972 ist für mich bisher eines der ergiebigsten Jahre der Popmusik,
was viel zu wenig gewürdigt wird. Letztens las ich das auch nochmal
in einem Artikel, in dem, soweit ich mich erinnern kann, auf solche
Meisterwerke wie "Harvest"
von Neil Young, "Pink
Moon" von Nick Drake, das Debüt
von Roxy Music, "...Ziggy
Stardust" von David Bowie und "Transformer"
von Lou Reed hingewiesen wird. Josh Rouse's neues Album klingt
direkt nach keinem dieser Alben, aber: es befindet sich in guter Gesellschaft!
Auch in meinen Plattentipps wird das
deutlich: das Jahr 1972 hat nach 1970 und 1969 die meisten Zugriffe
(nachzulesen in der Online-Statistik)!
Leider habe ich das Jahr 1972 damals altersbedingt noch weitestgehend
verpasst, da ich meinen ersten Plattenspieler erst im nächsten
Jahr bekommen habe. Aber ich war immer noch näher dran als Josh
Rouse, Geburtsjahr 1972!
(21.09.2003)
Mehr ...
"Und obwohl er den selbstgestellten Retro-Anspruch konsequent erfüllt,
gelingt es ihm, den 10 Tracks die größtmögliche Pop-Stil-Vielfalt
zu verleihen; es gibt die fließende dezent soulige Ballade, das
echte Klavier auf Rumba-Basis, die reine Akustik-Gitarren-Lagerfeuer-Einsamkeit,
Countryfiziertes, Gospel-Untermaltes, vor allem aber glasklare Pop-Diamanten,
die auch auf einer Steely Dan-Platte geleuchtet hätten."
(Glitterhouse)
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"Josh Rouse's new 1972 is named after the year of
his birth, as well as the year of the music he's into right now: a smooth,
soulful sound informed by the light rock and lush R&B of the early
'70s. The album incorporates traces of Marvin Gaye, Van Morrison, Steely
Dan, and Carole King, but pinning down the influences isn't important,
because 1972 isn't about throwback shtick or note-for-note copying. Rouse
shadows the sophistication and perfection of classic pop, trying to replicate
its power to make listeners feel more at peace with their awkward relationships.
He keeps the lyrics fairly simple-no abstract song-suites about broken
marriages, like those on his sublime 2002 album Under Cold Blue Stars.
And while 1972 has its tales of drunks ("James") and bullied
underdogs ("Flight Attendant"), the preponderance of strings,
flutes, vibes, horns, and handclaps outweighs any sullen moments. The
feel-good chant-along "Love Vibration" is atypical Rouse, but
typical of 1972: Its sweet orchestrations and chipper mood couldn't be
more buoyant. "Sunshine" and "Slaveship" are similarly
complex in arrangement and minimal in concept, the former an uptempo declaration
of love and the latter an even more beat-crazy plea for understanding.
The album's second half gets mellower and more sensual, starting with
the supple "Come Back (Light Therapy)," a proto-disco ballad
about the wished-for return of a metaphorical and literal sun, and continuing
through the muted make-out number "Under Your Charms," highlighted
by a dusky duet of strings and fuzzy guitar. Rouse's usual restlessness
crops up on 1972, and if the record has a common lyrical theme, it has
to do with an urgent reaching out for something good. A lot of that good
resides in Rouse's own music and its confident assurance of beauty, but
he goes further on "Rise" (perhaps his best song yet), as he
invests a spiritual, ascendant hope in the reliability of waking up next
to the same person every day."
(The Onion)
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Josh Rouse's 1972 gives away the game in the first line of the first
song, the exquisite title track, when he name-checks Carole King. The
record is going back in time and it is going to have fun doing it. Rouse's
records have always been highly literate and highly musical, but they
have never been fun like this, and make no mistake, 1972 is a fun record.
Rouse sounds as loose as a goose and the songs reflect that. Not always
lyrically, as some of the songs touch on such non-fun subjects as loneliness,
repression, and bitterness, but definitely musically. To that end, Brad
Jones' production is spot-on perfect -- not an instrument is out of place
and the whole record has a jaunty bounce and a lush dreaminess. 1972 is
coated with sonic goodness: fluttering strings, piping horns, cotton-candy
sweet flutes, funky percussion, handclaps, and great backing vocals. Rouse
and Jones find inspiration in all the right places: in the laid-back groove
of Al Green, the California haze of Fleetwood Mac, the dreamy melancholia
of Nick Drake, the sexy groove of Marvin Gaye, and the wordy lilt of Jackson
Browne or James Taylor. The songs are the strongest batch Rouse has written
yet. "Love Vibration" is the hit single; it has everything a
hit single needs: musical hooks, lyrical hooks, vocal hooks, a smoldering
sax solo (optional), and a groovy video. Other songs that are sure to
be in heavy rotation are "James," a funky ballad that shows
off Rouse's wonderful falsetto (as does "Comeback [Light Therapy]")
and takes time for that most elusive creature, a good flute solo; "Under
Your Charms," a sultry, sensual ballad that takes a potentially squirm-inducing
subject and actually does it right, Marvin-style; and "Rise,"
a beautifully orchestrated epic that ends the record on a perfect note.
1972 should vault Rouse to the forefront of intelligent pop alongside
kindred spirits like Joe Pernice and Kurt Wagner (of Lambchop). If you
say you've heard a better adult pop record this year, you are lying. [Initial
pressings of the album came complete with a bonus DVD featuring the video
for "Love Vibration" and a short documentary about Josh Rouse
and his music. The first 100 copies even came with autographed liner notes.]
(by Tim Sendra, All
Music Guide)
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Bonnie 'Prince' Billy: "Master
And Everyone" (Domino, Jan. 2003) |
Die Platte lag schon ein paar Tage bei mir herum, bis ich endlich
in der passenden (ruhigen) Stimmung war, um sie zu hören. Für
viele ist Will Oldham, der seine Platten unter wechselnden
Pseudonymen (Palace Brothers, Palace Music, etc.) veröffentlicht,
ja nur ein Spinner, der vielleicht interessante Songs schreibt und
auch sonst ganz geheimnisvoll tut, aber eigentlich weder singen noch
Gitarre spielen kann. Inzwischen ist er aber durch seinen Gastauftritt
bei Johnny Cashs "Solitary
Man" geadelt und singt auf seinem neuesten Werk auch für
normale Hörgewohnheiten ganz passabel. Mir hat sein "Gesang"
ja schon immer gefallen und er ist durch das "Besserwerden"
sogar künstlerisch gereift. Viele seiner Lo-Fi-Kollegen versagen
ja, sobald man sie in eine professionelle Umgebung steckt und sie
nicht mehr auf dem "Homerecording"-Charme bauen können.
(03.03.2003)
Mehr ...
Will Oldhams dritter Vollwerk-Auftritt als Bonnie
Prince Billy, auf Domino. Ein klangliches Wunder ist den Oldham-Brüdern
in genialer Gemeinschaft mit Tony Crow (Lambchop) gelungen: Selten
nur hörte ich ein derart minimal instrumentiertes Album so rund,
ja voll klingen. Die ebenso von Optimismus kündigenden wie von
Melancholie duchzogenen 10 Lieder stehen dabei, fast nur aus akustischer
Gitarre und einer der sanftesten Stimmen des Songwriter-Genres erbaut,
wie sanft strahlende Felsen in den Meeren aus Schnellebigkeit und
Vergänglichkeit. Nur selten gesellt sich eine E-Gitarre zur leisen
Pointierung dazu, ein Cello unterstreicht die wehmütige Stimmung
von The Way, fast unbemerkt sorgen sakrale Keyboard-Untertöne
in Aint You Wealthy für eine Loslösung vom Erdgebundenen,
der Rhythmus wird, wenn überhaupt, durch Fussstampfen betont.
Herzzerbrechend schön sind die vokalen Duette mit der Sängerin
Marty Slayton, die erfreulich oft ihre vokale Sanftheit der Oldhams
zur Seite stellt. Und wenn der Prinz zu klarsten akustischen Gitarren-Akkorden
Joy And Jubilee in die ohnehin offenen Ohren schmeichelt, darf man
ungestraft den reinigenden Tränen freien Lauf lassen.
Bei aller schimmernden, allein schon in der Ruhe des Albums und in
der am Rand der zarten Brüchigkeit der Stimmen angelegten Melancholie,
scheint mit dies das hoffnungsvollste Album Bonnie Prince Billys
zu sein, mit Sicherheit lässt es den hoffnungslos Liebeskranken
unter uns (dem ich das Album wärmstens ans Herz legen möchte)
in allem Schmerz ein Licht sehen, an ein Alles ist dennoch gut
glauben.(Glitterhouse)
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Ed Harcourt: "From Every Sphere" (EMI/Heavenly, Feb. 2003) |
Komisch! Nach dem wunderbaren Debüt "Here
Be Monsters" von 2001, das erst viel später meine Aufmerksamkeit
bekam, entging mir doch auch der Nachfolger, der diesmal zeitgleich
in Deutschland herauskam. Haldern ist schon wieder lange vorbei, doch
ich lausche dem Mann und seiner fantastischen Band auch weiter mit
Begeisterung. Was auch sehr schön ist: beide Platten sind mit
einer richtigen Band ohne viele Gaststars eingespielt, die auch in
Haldern komplett auf der Bühne stand: Gitarrist Leo Abrahams,
Bassist Arnulf Lindner (aus österreich!), Trommler Nick
Yeatman und Trompeter Hadrian Garrard.
(13.09.2003)
Mehr ...
Der 25-jährige Brite hatte mit dem debüt
Here Be Monsters ein Pfund vorgelegt, schwer, manchmal orchestral,
ein Tagträumer auf der Suche nach dem letzten großen Song
auf Gottes Erde. Harcourt gehört zu jener Spezies Liedermacher,
die unter dringendem Verdacht stehen, ein paar Liter Herzblut zu viel
in ihre Songs zu befördern. Beruhigend wirkt auf From Every Sphere
die Zuhilfenahme von zahlreichen über die Pop-Jahre immer wieder
durchgecheckten Aufhellern. Ein paar beatleske `Uhuus´ inmitten
reicher Balladenpracht, ein Pianosong aus der James-Taylor-Meisterklasse,
ja, und war das gerade eine kombinierte Tribut-Übung an die Adressen
von Brett Anderson (Gesang) und David Bowie (Heroes-Gitarren)?
(Musikexpress. 4 Sterne)
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The Ben Taylor Band: "Famous Among The Barns" (Iris 2002/Feb. 2003) |
Das Debüt des Sprösslings von James Taylor und Carly
Simon kam zwar als Eigenproduktion schon Ende 2002 raus, wurde
aber wohl erst dieses Jahr von einer Plattenfirma veröffentlicht
worden. Aufmerksam geworden bin ich auf Ben Taylor durch Frank
Ipach von den Craving Hands, der mir eine "Sicherheitskopie"
seiner Promo-CD zur Verfügung stellte und mich letzte Woche zum
Konzert der Band in's Kölner "Underground" mitgeschleppte.
Vor ca. 25 Zuschauern, mindestens die Hälfte davon auf der Gästeliste
(wie auch Frankie - nur ich leider nicht!), sahen wir ein Klassekonzert.
Ben Taylor sieht aus wie sein Vater (natürlich in jünger!),
singt wie sein Vater und macht eine ähnliche Musik - und das
ganze ist trotzdem (?) in keinster Weise peinlich, sondern sogar richtig
gut, denn die Songs des Juniors sind gut und die Band spielt gut -
und es gibt eben viel schlechtere Vorbilder als James und Carly. Jetzt
auf der Platte kommt de Musik etwas geschliffener rüber als live,
aber auch da passt alles. Tolle Platte.
Hier geht's zu Frankies Konzertbericht
für das Home-Of-Rock. Schließlich musste er sich
seine Freikarte und seine Muster-CD ja irgendwie verdienen!
(21.12.2003)
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Richard Thompson: "The Old Kit Bag" (Cooking Vinyl, Feb. 2003) |
Ebenfalls heute erschien auch das neue Album eines meiner anderen
Helden (insgesamt eine schöne Parallele - da fehlte heute nur
ein neues Neil Young Album, möglichst besser als "Are
You Passionate?", denn Jerry Garcia ist ja leider schon tot).
Der Engländer Thompson lebt schon lange im sonnigen Kalifornien
und macht doch die britischste Rockmusik, die man sich vorstellen
kann. Vor einiger Zeit flog er auch bei seiner Major-Company Capitol
Records raus (wollten die mit ihm "Hits" produzieren?) und
hat jetzt nach 4 Jahren ein sehr abgespecktes Album herausgebracht,
auf dem er nur von Kontrabassist und Langzeitpartner Danny Thompson
und dem mir unbekannten Trommler Michael Jerome begleitet wird.
Gelegentlich kommt Judith Owen mit ihrer zweiten Gesangsstimme
dazu. Ohne den (jetzt wohl zu teuren) Produzenten Mitchell Froom,
der aber meiner Meinung nach nicht die Capitol-Alben der Vergangenheit
ruiniert hat, wie ich jetzt in manchen CD-Kritiken lese, stattdessen
mit dem Produzenten John Chelew, dem wir "Bring
The Family" von John Hiatt und das 1996er-Album
von Norma Waterson (an dem die beiden Thompsons schon beteiligt
waren) zu verdanken haben, legt Richard Thompson hier ein klasse Album
vor, mit allem was ihn für mich so wichtig macht: vorzügliche
Songs, musikalisch und textlich auf höchstem Niveau, inspirierter
Gesang und dann eben dieses grandiose Spiel auf der Gitarre. Er ist
einer der wenigen Stilisten an der Gitarre, den ich glaube, immer
heraushören zu können (zumindest beim Solospiel auf der
Stratocaster). Außerdem: wer außer Thompson ist gleichzeitig als Sänger,
Songschreiber und Gitarrist dermaßen gut? Auch nicht Neil Young (der
vielleicht die etwas besseren Songs hat, sicherlich nicht Bob Dylan
und Van Morrison wegen deren limitierten Gitarrenkünsten. Es
fallen mir höchstens der Kanadier Bruce Cockburn und Nashville-Mann
Vince Gill ein, wobei mich Gills Lieder nicht so beeindrucken
und Cockburn zwar gut ist, aber mir nicht so nahe geht wie Thompson.
(03.02.2003)
Mehr ...
"... Ein Werk, dass beim ersten wie beim 30. Anhören
gleichermassen zu beglücken weiss; ein kreativer Rundumschlag von
einem, der die reiche Erfahrung hinter sich weiss, sich aber immer noch
den Luxus von Visionen leistet; 12-Song-Sammlung, die gleichermassen den
gereiften Songwriter, den modernen Folkie, den traditionsgebundenen Rockmusiker,
den intensiv-ergreifenden Sänger und den genialen Gitarristen präsentiert.
Ohne Ausnahme findet erfreut der erfahrene Hörer hier Lieder für
die Ewigkeit, von dem lässig-schleppenden bis zum rollenden Rocker,
vom diffizilen Blues über Brit-Folk-Puritäten und leichtfüssigen
Jazz bis zur end-ergreifenden Ballade. Diese Reife verpackt die Eminenz
des Brit-Folk weise in knappe Arrangements, Trio- und Quartettbesetzungen,
die den Songs ihren rauhen Glanz lassen, sie als ungeschliffene Rohdiamanten
erstrahlen lassen.
Neben Richard Thompson (Gitarre, Akkordeon, Dulcimer, Mandoline, Harmonium)
sind es die nicht minder genialen Handwerker Danny Thompson (Double Bass)
und Michael Jerome (Drums, percussions), die hier ihre ganze Kunst ausspielen,
ohne sie dabei raushängen zu lassen. Und das derart großartig,
dass das Lächeln nicht und nicht und nicht aus dem Gesicht verschwinden
möchte. Als Besetzungsluxus singt sich Judith Owen in herrlichen
Duetten an Richards Seite, dessen Gesang die Jahre unbeschadet und ergreifend
überstanden hat.
Eines dieser Alben, die einem den Glauben an alles, was gut, ehrlich und
schön ist, wiederzugeben vermag." (Glitterhouse)
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"Now entering his 31st year as a solo artist, and still
garnering the same old 'Britain's best kept secret/cult' remarks in the
press - but why? To everyone in the know (and this is probably a lot more
people than you'd think) RT is, without a shadow of a doubt, one of the
greatest British post-war songwriters. Not only this, he is the master of
a guitar style that is as influential and as distinctive as that of, say,
Hank Marvin or Steve Howe. And not just in the folk idiom either - without
Thompson there would be no Tom Verlaine for starters...Now he returns with
another text ripped from the pages of suffering and heartache, but more
importantly, the guitar is aflame once more.
This album marks a far more stripped down approach than of late. Backed
only by Danny Thompson's fleet-footed bass and solid drums courtesy of
Michael Jerome, Thompson shows he's not lost the ability to evoke the
bleaker side of the human condition. While the album's title implies the
necessary resilience needed to forget one's woes and carry on with the
game of life, the songs themselves speak of a life filled with lost loves
(''I've Got No Right To Have It All''), bitter regrets (''A Love You Can't
Survive'') and people of untrustworthy motives (''Pearly Jim'', ''I'll
Tag Along'').
Inexplicably split into two halves: 'The Haunted Keepsake' and 'The Pilgrim's
Fancy', this collection of ''Unguents, fig leaves and tourniquets for
the soul'' may come with a standard 'olde worlde' folk sleeve but is full
of Thompson's skill in taking a contemporary subject matter and placing
it within a story-telling tradition. The aforementioned ''A Love You Can't
Survive'' is a standard tale of misfortune and twisted fate, but concerns
a coke smuggler and the first half's songs are peppered with some of the
spikiest six-string mayhem for a good while. Yet songs such as ''Jealous
Words'' could come from any of the last two thousand years.
It's this timeless quality that allows Thompson to float above the crowd
and stake his claim as a true British classic. He may be working on the
West Coast these days and his muse may still reside in Middle England,
but Richard Thompson remains a world-beater." (Chris Jones)
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The Dead: "The Warfield
Theatre, Valentines Day 14.02.2003" |
Premiere! Zum ersten mal möchte ich hier eine Art Bootleg-CD
vorstellen, obwohl es das nicht ganz trifft, denn diese 3CD-Veröffentlichung
kann sich jedermann/frau samt Coverdesign von der Homepage
der Grateful Dead herunterladen. Am Tag der Verliebten gab es
ein Konzert im "Wohnzimmer" der Dead, dem Warfield Theater
von San Francisco mit Dead-Texter Robert Hunter im Vorprogramm und
dann als Topact die "neue" Band der 4 überlebenden
Grateful Dead Musiker Bob Weir, Phil Lesh, Mickey
Hart und Bill Kreutzmann. Ohne Kreutzmann spielte man schon
seit 1999 gelegentlich unter dem Namen The Other Ones, benannt
nach dem Dead-Konzertklassiker-mit-Überlänge #2 (#1 ist
natürlich "Dark Star"!) "That's It For The Other
One", wieder zusammen. Als Kreutzmann dazukam (es gab meines
Wissens einige Gigs im letzten Jahr) war die Resonanz so überwältigend,
dass man sich zu einer Art Neuanfang entschloss. Da aber Jerry
Garcia noch immer tot ist, war klar, dass der alte Bandname tabu
war - "The Dead" waren geboren. Als Dank an die Fans gibt
es nun das komplette Konzert auf 3 CDs zum legalen Download. An den
Keyboards sind Jeff Chimenti von Bob Weir's Band Ratdog
und Rob Barraco von Phil
Lesh & Friends dabei. Den härtesten Job hat wohl Leadgitarrist
Jimmy Herring, der sich schon durch sein Mitwirken bei der
Edel-Grateful-Dead-Coverband Jazz
Is Dead und ebenfalls bei Phil
Lesh & Friends für diesen Job empfohlen hatte. Saiten-Unterstützung
kommt bei einigen Titeln von Gitarrist Warren Haynes (Allman
Brothers, Gov't Mule, Phil
Lesh & Friends) und Geiger Michael Kang (von den neuen
Jamrock-Stars String Cheese Incident), gesanglich helfen Joan
Osborne (remember "What If God Is One Of US"?) und Ersatz-Van
Halen-Sänger Sammy Hagar. Die Dame ist auch auf der kommenden
Tour als festes Bandmitglied dabei (sie macht das scheinbar besser
als damals Donna Godchaux, denn sie darf auch mal solistisch
ran, etwa bei "Casey Jones" oder Otis Reddings "Too
Hard To handle", das damals Pigpen so göttlich vorgetragen
hatte - oder die Herren sind inzwischen emanzipierter!). Alles klingt
ganz wunderbar, auch wenn manche Miesepeter meckern werden, weil Herring
und Haynes eben nicht Jerry ersetzen können - aber was soll's:
die Vibes stimmen und beide Gitarristen sind absolute Granaten. Haynes
kommt außerdem z.B. bei "Sugaree" als Sänger gut rüber.
Nur "Rocker" Sammy Hagar will mir nicht so recht schmecken
- vielleicht wegen meiner Einschätzung von Mainstreamhardrock
im Allgemeinen und Van Halen im Besonderen - wahrscheinlich aber eher,
weil er "Loose Lucy" singt, eines der wenigen Dead-Stücke,
das ich nicht so besonders mag. Die 4 alten Deadhasen sind gut wie
immer, vor allem natürlich Bassist Phil Lesh, das Herz der Band,
aber auch die beiden Drummer Hart und Kreutzmann . Und Bob Weir singt
klasse (wie immer in den letzten Jahren, als er neben Jerry als 2.
Frontmann reifen konnte) und wird m.E. als Rhythmusgitarrist in seiner
Bedeutung total unterschätzt.
(21.06.2003) |
Janet Bean And The Concertina Wire: "Dragging Wonder Lake" (Thrill Jockey, März 2003) |
"Indie- und Roots-Fans mit wenigstens einem
offenen Ohr werden Janet Bean als Schlagwerkerin bei Eleventh Dream
Day und als eine Hälfte von Freakwater kennen. Schließlich
verewigt sich die in Kentucky aufgewachsene Musikern seit fast 20
Jahren auf diversen Tonträgern.
Nachdem die andere Freakwater-Mitstreiterin Catherin Irwin erst
kürzlich ein Soloalbum vorlegte, das sie wie erwartet ganz
zurück zu den klassischen Country-Wurzeln führte, zieht
Janet Bean nun mit ihrem Solodebüt nach. Und wer wie ich Janet
als alternative Emmylou Harris eingeordnet hatte, also sehr wohl
der Wurzeln bewusst, aber doch lieber ohrenfreundlich als zu wurzelig/sperrig,
nun, der sieht seine Erwartungshaltungen hier getäuscht.
Zwar durchzieht die Pedal Steel von Jon Spiegel die gesamte Platte
mit einem countryesken Unterton, aber dagegen setzen mit Fred Lonberg-Holm
und Jim Baker zwei bekannte Chicago-Avantgardisten in diesem Zusammenhang
ungehörte Zeichen. Das gesamte Album könnte so eigentlich
auch zirka `72 erschienen sein, eingespielt von einer Singer-Songwriterin,
die von ihren Country-Folk-Wurzeln zu neuen Ufern aufbricht und
somit die Arrangements etwas komplizierter gestaltet, die Stimmung
etwas verdunkelt, hin und wieder relativ straight musizieren lässt,
dann aber Songs wie Neil Young´s "Soldier" gegen
den Strich bürstet. Auch die andere Fremdkomposition, "The
God Song (That´s Why I Love Mankind)" von Randy Newman
ist eher ambitioniert umgesetzt.
Natürlich ergeben sich absolute Hinschmelz-Momente ("Paper
Thin"), aber der Großteil der Songs und das Album als
Ganzes lassen/lässt sich nicht direkt im ersten Durchgang erschließen.
Doch der Hörer spürt hier die Tiefe und fühlt sich
angezogen von einer dunklen Songkollektion, die intensive Beschäftigung
verlangt und somit sicher auch über eine lange Halbwertszeit
verfügt."
Das mit dem Singer/Songwriter-Sound "zirka 1972" hat
Hand und Fuß: auch beide Coverversionen sind aus diesem Jahr. Das
ganze Werk ist etwas sperrig, aber schon beim ersten Hören
sehr spannend. Auch die Instrumentierung liegt ganz auf meiner Welle.
Außerdem hat es die Lady nicht nötig, sich auf dem Cover optisch
auszubreiten (sie könnte! Habe ich in 11th
Dream Day und Freakwater-Konzerten
schon feststellen können!), sondern hat da ein wunderschönes
Gemälde platziert.
(16.04.2003)
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The Be Good Tanyas: "Chinatown" (Nettwerk, März 2003) |
Das zweite wunderbare Werk dieses schrägen Damentrios aus Kanada.
Mit einer tollen Version des Townes Van Zandt-Klassikers "Waiting
Around To Die" und erneut einer Version eines eigentlich unspielbaren
Lieds: "House Of The Rising Sun", geschunden von so ziemlich
allen Beat- und Rockbands aus meiner Generation in ihren Frühphasen.
Auf ihrem ersten Album "Blue
Horse" kriegten sie ja schon bei "Oh Susannah"
("I come from Alabama with the banjo on my knee...") elegant
die Kurve...
(16.04.2002)
Mehr ...
"Während das Debüt dieses weiblichen
Trios aus Vancouver noch vom naiven Charme und absolute keiner Erwartungshaltung
lebte, man also sozusagen frisch von der Leber weg musizierte, zog
der Erfolg vor allem in England eine andere Herangehensweise nach
sich.
Aber vielleicht sind die drei Damen auch einfach nur erwachsener geworden,
denn genauso hört sich "Chinatown" auch an - gereift,
ernsthaft und mit Tiefgang. Natürlich ist ihr Harmonizing und
das Fingerpicking noch immer stark geprägt von Hinterwäldler-Folk,
Appalachen-Country und amerikanischer Traditions-Musik (man denke
an die Fellow-Canadians The Band), gerade die sparsam arrangierten
Songs könnten Überarbeitungen aus Harry Smith´s Anthology
Of Ameican Folk Music sein, sie sind aus dem gleichen Holz geschnitzt,
wurden aber von der Band selbst geschrieben.
Und wenn schon Traditionals, dann gleich "House Of The Rising
Sun"! Hey, ich meine, das geht doch nicht mehr?!? Hier geht es.
Und mutig ist es dazu. Eine ähnliche Frischzellenkur verpassen
sie "In My Time Of Dying", dass ich glaube ich nie besser
gehört habe. Peter Rowan covern sie im Verlauf des Albums und
bieten dem Hörer noch einige wunderbare eigene Songs, sodaß
man die CD nach 56 Minuten und 30 Sekunden mit der Gewissheit aus
dem Player holt, etwas Besonderes in der hand zu haben.
Wer Freakwater und Hazeldine mag, wer sich für eine erfrischende
Runderneuerung traditioneller Country-Musik erwärmen kann, der
sollte hier mal reinhören. Er wird spätestens bei Track
2. überzeugt sein von der Qualität dieser Platte. Garantiert!"
(Glitterhouse)
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The Electric Family: "Ice Cream Phoenix" (Hypertension, März 2003) |
Tom Redeckers Duo mit dem Berliner Emilio Winschetti
"The Perc Meets The Hidden Gentleman" fand ich immer klasse.
Diese Musik wurde von Tom Redecker nach der Trennung auf einem Soloalbum
und dem inzwischen dritten Album seiner "Band" (besser:
Session-Zirkustruppe) fortgeführt. Während mir dabei bisher
immer der Antagonismus zwischen Tom und Emilo fehlte (Tom ist mit
seiner tiefen Stimme gesanglich doch etwas limitiert) und alles auf
Platte doch zu sehr nach unverbindlicher Session klang, ist die Sache
jetzt endlich wieder so "rund" wie damals zusamen mit Emilio.
Also kann ich auch die "Elektrische Familie" jetzt bedenkenlos
weiterempfehlen!
Zur Familie gehören u.a.: The Voodoo (perc) von Philip
Boas altem Club, Hagen Liebig (war kurz mal bei den Ärzten),
Volker Kahrs (Grobschnitt-Keyboarder), Dieter Serfas
(Amon Düül II) und sogar Ulla Meinecke! Die meisten
Songs sind zwar von Tom Redecker, es gibt aber auch zwei interessante
Coverversionen: "Careful With The Eugene", das Pink Floyd-Ein-Akkord-Stück-Mit
Dem-Schrei (kommt klasse!), und "Dancin' Lady" eine Crazy
Horse-Nummer ohne Neil Young, von deren unbekannten 78er-Album "Crazy
Moon" (eine nicht so nahe liegende Wahl - wäre ich nie drauf
gekommen!)
(17.05.2003)
Mehr ...
"Alle eint eine gemeinsame Vorliebe für Wasserpfeifenmusik,
die mal auf flauschigen Synthie-Teppichen ruht, mal von effektgeladenen
Gitarren umgarnt wird. Ausnahmen sind relativ bodenständige Songs
wie Dancing Lady oder Wisdom Of Wolves, wobei Letzterer der gelungenste
Track des Albums ist. Redeckers Gothic-nahe Brummstimme harmoniert
mit derlei Psychedelic-Rock nicht immer hundertprozentig, ist aber
auf jeden Fall ein weiterer eigenartiger Aspekt eines eigenartigen
Albums. Dazu gehört auch ein Remake der Pink Floyd-B-Seite Careful
With The Axe Eugene." (Musikexpress. 3 ½ Sterne)
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Dar Williams: "The Beauty Of The Rain" (Razor & Tie, März 2003) |
Dar Williams ist eine Sängerin und Songschreiberin, die mir bisher
nicht aufgefallen war. Entdeckt habe ich sie "über drei
Ecken": Zuerst fiel mir die wunderschöne Version von "Whispering
Pines" auf dem neuen Tribute-Sampler "Endless
Highway - The Music Of The Band", gesungen von Jakob Dylan
und Lizz Wright, auf. Dann bin ich
auf der Suche nach Text und Akkorden dazu auf der Webseite von Dar
Williams gelandet und habe dort ein bisschen gestöbert. Neugierig
hat mich dann die sehr hochkarätige Besetzung der Platte gemacht.
Zu hören sind u.a. Banjogott Bela Fleck, Jazzorgler Jon
Medeski, Harmonika-Ass John Popper (Blues Traveller), Bluesgrass-Queen
Alison Krauss und gleich zwei von den Hooters: Eric Bazillian
und Rob Hyman. Der Kauf der CD war also Pflicht - und hat sich
absolut gelohnt!
(17.06.2007)
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Vic Chesnutt: "Silver Lake" (Blue Rose/New West, Apr. 2003) |
Finde
ich richtig gut, dass mal jemand den Mut gefunden hat, den alten Gitarrenschrammler
mit guten Musikern aufzunehmen, denn weder ist der Mann ein wirklich
guter Sänger, noch spielt er selber virtuos Gitarre (was bei
ihm rein körperlich nicht geht!). Und bisher waren alle seine
Platten immer irgendwie "schrammelig" (und haben mir trotzdem
gefallen!). Jetzt gibt's auf jeden Fall keinen Ausverkauf, sondern
ein angemessenes Umfeld für einen großen Songschreiber, dank
solch ausgezeichneter Musiker wie Doug Pettibone, Don Heffington
und Darryl Johnson.
Mehr ...
"Seit Chris Eckman mir vor 10 Jahren Vic Chesnutt ausdrücklich empfahl versuche ich es mit dessen Musik. Der Funke ist nie übergesprungen, ich konnte damit nichts anfangen. Bei dem Zuspruch, den Vic auch von Musikern erfährt, mußte an ihm was dran sein, ich habe es nicht verstanden.
Das hat sich mit "Silver Lake" geändert. Was aber bedeuten könnte, dass harte Chesnutt-Fans hier möglicherweise passen, denn hier knarzt und rumpelt nichts. Produzent Mark Howard (Dylan, U2, Lucinda etc.) hat den Sound mit einer Glanzschicht überzogen und zur Umsetzung Profimucker aus den Bands von Alejandro Escovedo, Emmylou Harris, Lucinda Williams, Tracy Chapman und gar Christina Aguilera angestellt. Die hatten keine Probleme damit, das Songwerk
live im Studio umzusetzen. Die Kombination aus Spontanaufnahme und noch nicht zu abgezockten Profis funktioniert hier vorzüglich. Howard hat in die Widescreen Arrangements noch ein paar unübliche Ideen eingebaut (was allein bei "Styrofoam" passiert...), den Gesang mit einigen Chören angedickt und so ein Album geschaffen, das ebenso variabel wie eindruckvoll geriet.
(Glitterhouse)
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Willard Grant Conspiracy: "Regard The End" (Glitterhouse, Mai 2003) |
ab
in die Grabbelkiste! |
Richmond Fontaine: "Post To Wire" (El Cortez, März 2003) |
Ein Zufallsentdeckung! Im Urlaub hatte ich mir aus Mangel an Alternativen
das englische "Q"-Magazin gekauft und fand auf der beiliegenden
CD diese amerikanische Band in bester "No Depression"-Tradition
à la Jayhawks, Uncle Tupelo oder Whiskeytown.
Soweit ich weiß, ist dies hier schon das sechste (!) Album der Band
um den Singer/Songwriter Willy Vlautin, die sich sogar einen
hauptamtlichen Pedalsteeler leistet, ohne zu sehr nach Nashville zu
klingen und es ist zumindest in den USA schon im letzten Jahr erschienen.
Gerüchteweise soll die Band mit "Post To Wire" jetzt
groß rauskommen. Schau'n wir mal. Schöne Scheibe.
(02.07.2004)
Mehr ...
... es wird langsam schwierig, bei jeder neuen Richmond Fontaine-Scheibe
in Superlative zu verfallen. Aber was muss das muss! 'Post To Wire', ein
Begriff aus dem Pferderennsport, der soviel bedeutet wie "die Führung
gleich am Start übernehmen und bis ins Ziel nicht mehr abgeben",
macht seinen Titel eindrucksvoll zum Motto. Es gibt aber auch nicht die
winzigste Schwachstelle auf diesem unglaublich starken 6. Album des Quartetts
aus Portland, Oregon, das sogar den gefeierten 2002er Vorgänger 'Winnemucca'
(s.a. Chill@GH 05/02) auf Distanz hält. Die vielen schwelgerischen
Passagen und atmosphärischen Ströme jener Platte gibt's auf
'Post To Wire' zwar wieder in großen Zügen, allerdings lockert
die Band das konzepthafte Programm (Postkarten eines fiktiven Walter Denny
und darum herum gesponnene Kurzgeschichten in Form eines akustischen Roadmovies...)
mit straightem, dynamischem Country Rock, semiakustischen Folksongs und
härteren Guitar Rock-Gangarten kongenial auf. Dazu hat Leader Willy
Vlautin (Gesang, Gitarren) wie immer seine kraftvollen, bildstarken, dabei
hochpoetischen Texte verfasst, die diesmal immerhin teilweise abgedruckt
sind. Musikalisch spielen Vlautin & Co. mittlerweile auf ihrem eigenen
Planeten, besonders Paul Brainard begeistert durchweg mit traumhaften
Licks auf der Pedal Steel, die so dominant wie nie zuvor eingesetzt wird!
Auf einer knappen Gästeliste stehen u.a. Gitarrist Ian Moore und
Deborah Kelly (Damnations), die auf dem Titeltrack im Duett singt, produziert
hat der erfahrene JD Foster (Richard Buckner, Silos, Dan Stuart, Schramms).
Referenzen zu Uncle Tupelo, Son Volt, Whiskeytown und Green On Red waren
wohl selten so berechtigt wie bei dieser Band, aber spätestens mit
'Post To Wire' haben Richmond Fontaine ein Stadium erreicht, wo sie derartigen
Vergleichen entwachsen sind. Dieses Meisterwerk kommt mit auf meine Insel!!"
(Glitterhouse)
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Sons Of Jim Wayne: "Sweet Madonna" (NTT, März 2003) |
Ein
Duo aus dem nordöstlichen Ruhrgebiet mit Musik irgendwo zwischen
Bluegrass und Indie-Rock mit Homerecording-Charme. Stefan Kulik
spielte vorher im Jim Wayne Swingtett, das ich aber leider
nie selber gehört habe. Sein Kollege ist dagegen ein alter Bekannter
für mich: Bernd Uebelhöde spielte vor 10 Jahren bei
den grandiosen Ferryboat Bill. |
The Jayhawks: "Rainy Day Music" (Lost Highway/American, April 2003) |
Ich war bei Ankündigung des Albums sehr überrascht und als
ich dann erfuhr, dass das "Nachwuchs"-Produzentengenie und
Multiinstrumentalisten Ethan Johns an den Reglern saß, auch
voller Vorfreude. Die ersten Töne sind dann wirklich göttlich
und alles ist auch wieder eine Spur sparsamer als beim letzten Mal
- eben etwas weniger "Pop". Außerdem schafft es Drummer
Tim O'Reagen allmählich ein wenig in die Rolle des ausgestiegenen
und oft vermissten Sängers/Songschreibers Marl Olson zu schlüpfen,
indem er auch zwei eigene Songs beisteuert und zusammen mit dem verbliebenen
Gitarristen Gary Louris den zweistimmigen Leadgesang, früher
mal Trademark der Band, teilweise wieder aufleben lässt. Einziges
Makel der Platte: die Spannung und Qualität der ersten 4/5 Songs
wird bis zum Ende nicht ganz durchgehalten, sodass die Platte wahrscheinlich
nicht mein Album des Jahres werden kann - die Konkurrenz (z.B. Luci
und die Go-Be's!) ist jetzt schon groß, aber: schau'n wir mal!
(17.05.2003)
Mehr ...
"2003er Album, das - ohne den extremen Pop-Faktor
zu verleugnen - sich wieder mehr den Helden der Cosmic American Music
zuwendet. Schon bei den ersten silbrigen Gitarrenklängen von
Stumbling Through The Dark hört man den Byrds-Hasen freudig springen,
ein flugs einsetzendes Banjo leistet den Roots-Beitrag, und kaum singen
uns die zwei Lead-Stimmen harmonische Duette ins Ohr, wissen wir uns
in sauberen und guten Händen. Weitere Wurzel- und Wüsten-Weite
verleiht die ab und an auftauchende Steel-Gitarre, Weichheit spenden
- selten aber doch - ein paar Streicher, die Hauptarbeit wird mit
dem Grundinstrumentarium Gitarre (viel akustisch, weniger elektrisch),
Bass und Schlagwerk (incl. ein wenig Percussion) bestritten und dies
wäre in dieser Form auch vor 30 Jahren nicht anders eingesetzt
worden: Naturbelassen ist alles, was die Jayhawks 2003 um ihre Songs
weben, und mehr braucht es auch nicht, denn die 13 Lieder sind sämtlich
Tortenstücke. Mit einem weichen Harmonie-Gesang, auf der halben
Strecke zwischen Hollies und Crosby, Stills & Nash gelegen, wird
hier jede zeitlose Melodie final bezuckert und für die Best Of-Americana-Compilationen
kommender Jahrzehnte vorbereitet. Klingen die Kompositionen im ersten
Durchlauf noch etwas glatt, entwickeln sie bei Hören zwei bis
vier einen derartigen Mit-sing/-pfeif/-fühl-Faktor, dass es breit
lächeln macht. Bringt strahlende Sonne in die regnerischen Tage."
(Glitterhouse)
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Daniel Lanois: "Shine" (Epitaph, April 2003) |
Das Album hatte ich im April doch glatt übersehen und es mir
kürzlich als "Nice price"-CD gekauft. Das ist zwar
schön für mich, aber doch traurig mit anzusehen, wie schnell
manche Platten heutzutage in die Resteverwertung gehen! Nach fast
10 Jahren endlich ein neues Album des Mannes, der ansonsten seine
Zeit damit verbringt, die Arbeiten anderer Leute (immerhin Dylan,
U2, Peter Gabriel, Emmylou, u.a.) zu veredeln. Anlass soll seine "Wiederentdeckung"
der Pedalsteel sein, die hier dann auch sehr ausführlich zum
Zuge kommt (und harte U2-Fans vielleicht abschreckt?). Erschienen
auf dem Epitaph-Label von Brett Gurwitz (Bad Religion), das sich in
den letzten Jahren auch um Tom Waits, Merle Haggard
und Solomon Burke gekümmert hat. Ein feine Familie.
(28.12.2003)
Mehr ...
Sein typischer, glasklar-wattiger Sound bestimmt auch
dieses Album, mit Emmylou Harris und Bono verpulvert er gleich bei
den ersten beiden, wundervollen Songs seine Superstars, bevor er alle
Fäden übernimmt wird. Der perlende Klang der Pedal Steel
Guitar wird ganz weit weg von großen Budgets oder gar Stadionrock
vorsichtig mit Elektronik gepaart, die Songs sind dabei leise und
unaufdringlich, aber nie seicht, zum Teil instrumental oder aber von
seiner hohen Stimme besungen. Manchmal erinnert mich das an David
Crosby´s Solodebüt "If I Could Only Remember My Name",
das ähnlich einsam und einzig vor sich hin glitzerte. "Shine"
ist so ein sehr sympathisches, wunderschönes und stilles Album
gelungen, an dem es viel zu entdecken gibt. (Glitterhouse)
"Hingebung ist auch das Zauberwort für diesen
ungewöhnlich schimmernden, sinnlichen Trip. Die Pedal-Steel-Gitarre
gibt den Ton an, Emmylou Harris und Bono schauen zwecks Duett vorbei,
Reggaeanklänge und hawaiianische Luftströme verleihen Bluesanflügen
Leichtigkeit, Instrumentalstücke, vor allem das ausklingende
`JJ Leaves LA´, sind von trauriger Wehmut, und alles fließt
ineinander. Ein Album voll Liebe und Wärme, leise, kontemplativ
und mit starken Motiven, die einen nicht mehr loslassen." (TIP
Berlin)
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Old And In The Gray (Acoustic Discs, April 2003) |
Ein scheinbar schon im vergangenen Jahr erschienene bzw eingespielte
Neuauflage der legendären, aber kurzlebigen Hippie-Bluegrasstruppe
Old And In The Way. Okay, sie
sind "alt und grau", Jerry Garcia und John Kahn schon
lange tot. Trotzdem schaffen es die alten Haudegen Peter
Rowan (Gitarre; spielte in jungen Jahren bei Bill Monroe &
seinen Bluegrass Boys, später bei Earth
Opera, Seatrain und mit seinen Brüdern als The Rowans), David
Grisman (Mandoline; Earth
Opera, etc.) und Vassar Clements
(Geige) locker, den alten Geist von vor 30 Jahren wieder aufleben
zu lassen!
Old And In The Way wurden immer im festen Zusammenhang mit der
Grateful Dead Scene betrachtet und schlugen eine wichtige Brücke
zwischen Rock Musik und Bluegrass. Viele Hippies haben so diese Musik
zum ersten Mal wahrgenommen (auch ich habe zum ersten Mal bluegrassartige
Töne über das genrebildende David
Grisman Quintet gehört. Für "Old And In The Gray"
haben sich die Drei die noch relativ unbekannte junge Bassistin Bryn
Bright (spielt sonst mit Peter Rowan zusammen) und den Sänger
und Banjospieler Herb Pedersen
(Emmylou Harris Hot Band, Linda Ronstadt, Desert Rose Band, etc.)
als Garcia-Ersatz geholt! Alle Songs wurden garantiert live-im-Studio
eingespielt, darunter mit 'Rainmaker' und 'Meadow Green' zwei Rowan-Originale.
Der Rest ist wie damals eine bunte Mischung aus Stanley Brothers,
Louvin Brothers, Carter Family, Bill Monroe, John Hartford, Townes
Van Zandt ('Pancho & Lefty') und sogar Rolling Stones ('Honky
Tonk Women').
(03.05.2003) |
Yo La Tengo: "Summer Sun" (Matador, April 2003) |
Welche Bands aus den 80ern sind immer noch dabei und machen immer
noch fantastische Platten, werden sogar besser, je älter sie
werden? Da fällt mir außer Yo La Tengo aus Hoboken/New Jersey
eigentlich keine andere ein! OK, hätten meine allergrößten
Helden aus dieser Zeit nicht in den 90ern eine "Kunstpause"
eingelegt, müsste ich hier natürlich die Go-Betweens
anführen. Es bleibt also das Trio um das Ehepaar Ira Kaplan
(Gesang & Gitarre) und Georgia Hubley (Gesang & Schlagzeug),
seit nun mehr 10 Jahren schon mit James McNew am Bass.
Alle drei bedienen auch live und im Studio die Keyboards, was hier
vor allem eine uralte Schweineorgel ist. Bei einem Konzert in Duisburg
vor ca. 2/3 Jahren war das sehr schön anzusehen und zu hören.:
Ira geht mit Klebeband bewaffnet (jeder richtige Musiker hat immer
Gaffa-Tape dabei!) zur alterschwachen Orgel und drückt nacheinander
die für die nächste Viertelstunde benötigten Töne
und klebt sie mit dem Gaffa fest. Dann zurück zur Gitarre und
weiter gesungen. Zwischendurch werden dann mal einzelne Töne
von einem der drei herausgenommen oder hinzugefügt: absolut genial,
besser als jede Kapelle mit computergesteuerten Einspielungen!
Das neue Album ist eine schwer melodische Pop Platte, ausgerichtet
an den wohlklingenden Vorbildern der 60s, produziert von Roger
Moutenot. Die Bläsersätze mit viel Querflöte, was
ich sonst eigentlich nicht so sehr mag, lagen dabei in den Händen
und Instrumenten von Roy Campbell jr. (Pyramid Trio), Daniel
Carter (Test, Other Dimensions In Music) und Sabir Mateen
(Test) und kommen ganz besonders gut im vorletzten Lied, dem über
10minütigen "Let's Be Still".
In vergangenen Jahren waren Yo La Tengo auch immer gut für eine
geniale Coverversion (mit "Fakebook"
gab's sogar mal ein ganzes Album voll davon!). Diesmal ist es zum
Abschluss der CD "Take Care" von Alex Chilton, zu
finden auf dem dritten Big Star-Album "Sister
Lovers" (Geheimtipp!), hier herzergreifend gesungen von Georgia
und veredelt vom Lambchop-Musiker Paul Niehaus mi seiner
Pedal Steel.
(18.04.2003)
Mehr ...
schwer melodische Pop Platte, ausgerichtet an den wohlklingenden Vorbildern der 60’s, produziert von Roger Moutenot. Die Bläsersätze lagen dabei in den Händen und Instrumenten von Roy Campbell jr. (Pyramid Trio), Daniel Carter (Test, Other Dimensions In Music) und Sabir Mateen (Test). Ausserdem dabei Lambchop-Steeler Paul Niehaus und Kumpels aus der Hoboken-Szene.
(Glitterhouse)
Ausgerechnet in Nashville haben Yo La Tengo ein Album aufgenommen, das so sonnensatt, so blütenduftig klingt, als sei es zwischen San Francisco und Big Sur entstanden. Wenn unser Sommer so wird wie diese Platte, dürfen wir uns freuen.
(Rolling Stone. 4 Sterne)
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Rosanne Cash: "Rules Of Travel" (Capitol, Mai 2003) |
7 Jahre nach dem "10 Songs
Demo" endlich ein neues Klassealbum von Johnny's ältester(?)
Tochter. Singer-Songwriter-Country-Rock, geadelt durch die Mitwirkung
von John Leventhal (Ehegatte, Co-Autor, Produzent, Toningenieur,
Multi-Instrumentalist). Dazwischen lagen Kinderkriegen (die Platte
ist ihrem Sohn Jake gewidmet) und Krankheiten (sie hatte für
längere Zeit ihre Stimme verloren)
(31.08.2003)
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Dem Schatten des Vaters ist sie deutlich entwachsen (der ihr dennoch
einmal die Duett-Stimme leiht), überhaupt zeigt sie sich hier sowohl
als Singer als auch als Songwriter beeindruckend gewachsen/gereift. Stimmlich
an Carly Simon in ihren besten Momenten erinnernd, sorgt ihr Gesang für
die klare Linie in Balladen und Mid-Tempo-Rollern, die Songs strahlen
eine Reife aus, die ich bei ihr in dieser Form noch nicht erlebt habe.
Als weitere Gäste grüßen Sheryl Crow, Teddy Thompson und
Steve Earle, mit dem sie sich in Ill Change For You ein gesungenes
Gespräch a la Baby Its Cold Outside liefert, das eindeutig
das Zeug zum Klassiker hat. (Glitterhouse).
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John Hiatt & The Goners: "Beneath This Gruff Exterior" (Sanctuary, Mai 2003) |
Auf Mister Hiatt ist wie immer Verlass! Alle 1-2 Jahre haut er eine
gute, manchmal sogar sehr gute Scheibe raus - und diesmal ist sie
sehr gut! Insgesamt sind das seit seinem Debüt von 1974 schon
über 20 an der Zahl. Zusammen mit seiner alten Kapelle, den Goners
(Slidegitarrengott Sonny Landreth und die tolle Rhythmusgruppe
Ken Blevins und Dave Ranson) wird dieses mal sogar auf's
heftigste gerockt. Die Zusammenarbeit muss wohl so gut gewesen sein,
dass die Jungs auch erstmals in bester "Elvis Costello &
The Attractions"-Manier mit auf den Titel durften. Was mir noch
auffällt, ist ein kleiner Trend unter meinen aktuellen Lieblingsplatten:
2 Gitarren, Bass & Drums - und sonst nix, wie auch schon beim
neuen Meisterwerk von Lucinda Williams vom
letzten Monat. Einziger Gastauftritt kommt von Saxofonlegende Bobby
Keys (Rolling Stones, etc.). 12 mehr oder weniger neue Klassesongs
werden geboten, nur die letzte Nummer "The Most Unoriginal Sin"
gab's vor ca. 10 Jahren schon mal in einer Version von Willie Nelson
auf dessen Comeback-Album "Heartland". Einzige Schwachstelle
vielleicht der etwas merkwürdige Titel: ohne Nachzuschlagen sagt's
mir gar nichts und klingt nur etwas bescheuert.
(05.06.2003)
Mehr ...
"Neues Album des Songwriters, der nun auch schon knapp
30 Jahre dabei ist. Und es so ziemlich sein rockigstes geworden! Schon
die ersten drei Tracks legen ungebremst los, die ganze Band scheint vor
Spielfreude völlig aus dem Häuschen zu sein und Edelgitarrist
Sonny Landreth nutzt hier praktisch jede freie Sekunde, um eine Note reinzupressen.
In nur 8 Tagen praktisch live im Studio eingespielt waren die Sessions
offensichtlich eine so homogene Sache, dass Hiatt sich gezwungen sah,
seine Band auf dem Cover zu erwähnen.
Ab und zu schalten sie einen Gang runter, ohne aber an Schärfe und
Dynamik zu verlieren. Und wie es sich für ein hemdsärmeliges
fühl-dich-gut-Album gehört, bleibt allzu Tiefschürfendes
aussen vor, dafür gibt es Songs mit einem Schuß Ironie wie
How Bad´s The Coffee? und den Almost Fed Up With
The Blues Blues. Hiatt´s Stimme scheint hier einige Male an
seine Grenzen zu kommen, aber die hat ja sowieso in etwa die Konsistenz
einer rostigen Kette und das liebt man ja letztendlich auch an ihm."
(Glitterhouse)
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John Hiatt ist das Paradebeispiel der so genannten "ehrlichen
Haut" in der traditionellen Rockmusik -- ein Kumpel, dessen Songs schon
von u. a. Bonnie Raitt, Dr. Feelgood, Iggy Pop und den Neville Brothers
gecovert wurden, bevor er selbst als Interpret von seiner Musik leben konnte.
Seine raue, offene Stimme ist sein Markenzeichen, eine ebenso persönliche
wie verlässliche Melange aus Rock 'n' Roll, Country, Blues und Folk
genau der Stoff, um dessentwillen ihm spätestens seit dem Durchbruch
mit Bring The Family (1987) die Fans die Treue halten. Beeinflusst von
etwa den Rolling Stones und Bob Dylan, erinnern seine Lieder gelegentlich
auch an Springsteen, kommen aber ganz ohne dessen naiv-pompöses Sozialgehabe
aus. Hiatt sieht den Leuten in den politisch profanen Alltag, erzählt
von eigenen Dingen und spielt gerne mal zum Tanz auf.
Beneath This Gruff Exterior wie den Vorgänger The Tiki Bar Is Open
wieder mit den Goners (mit u. a. Slideguitar-Koryphäe Sonny Landreth)
als genuines Band-Album eingespielt zu haben, steht dem Sänger, Gitarristen
und Songwriter aus dem nordamerikanischen Indianapolis im Übrigen
ausgezeichnet.
(Rolf Jäger, Aus der Amazon.de-Redaktion)
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Stacey Earle & Mark
Stuart: "Never Gonna Let You Go" (Gearle, Juni 2003) |
Neben Buddy & Julie Miller
und Gillian Welch & David Rawlings
gibt's jetzt in Nashville eine weitere musikalische und Lebenspartnerschaft
im Singer/Songwriter-Genre: Steve Earles kleine Schwester Stacey
Earle und Mark Stuart. Die Stücke sind durchweg gelungen,
wobei mich der Opener "Me And The Man In The Moon" an irgendwas
von Guy Clark erinnert, das ich aber gerade nicht auf den Punkt
bringen kann. Ist ja auch keine schlechte Referenz! Der Sound wird
getragen von den Akustikgitarren der beiden, ihrem Doppelgesang, dem
Kontrabass von Byron House und dem Besenschlagzeug von Craig
Wright. Dazu gibt es gelegentlich Mandoline und Akkordeon vom
Produzenten Michael Webb und sogar E-Gitarre von Mark Stuart.
Fast also so, wie Waiting For Louise auch klingen (sollen).
Sehr schön finde ich auch, das es auf einer 2. CD die Rohversionen
der Lieder gibt, "just gutar & voice"!
(07.09.2003)
Bei der Gelegenheit möchte ich hier mal kurz meine Lieblingsduos
(zumindest Duos im musikalischen Sinne!) aus dem Bereich Singer/Songwriter/Country/Folk/Rock
aufführen. Neben den drei oben genannten Pärchen sind das:
Mehr ...
"Famos, famos, die kleine Schwester von Steve
Earle steht mittlerweile ganz fest auf eigenen Beinen und die Zusammenarbeit
mit Ehemann Mark Stuart klingt von Mal zu Mal harmonischer. Das 4.
Album des Paares ist einfach ein Traum, einer zum Anfassen aber, denn
die mit kleinem/einfühlsamen Ensemble eingespielten Songs kümmern
sich nicht um Country-Charts, Crossover oder gefälligen
Sound. Hier wird ganz tief in die Roots-Truhe gegriffen und 50 Jahre
Americana in die Eigenkompositionen eingefiltert, vom countryesken
Singer/Songwritertum (Lay Down) zum Swing (das mitreissende
If You Want My Love, hier funktioniert sogar ein Kazoo),
vom Ragtime (Spread Your Wings) zum Blues (Fishbowl),
von den Bergen (Maybe That´s Just Me) in die West
Texas Plains (Me And The Man In The Moon). Bei Our
World lassen sie es gar zünftig/elektrisch rocken. Und
das waren nur die ersten 6 von 13 Songs
" (Glitterhouse)
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Steely Dan: "Everything Must Go" (Reprise, Juni 2003) |
Ein Muss für mich. Walter Becker und Donald Fagan,
diese beiden mürrischen, inzwischen älteren Herren, die
"Walldorf und Stadler" des Rock'n'Roll, können überhaupt
keine schlechten Platten machen. Ich sitze und lausche ergeben, jeder
alte Dan-Fan wird's genauso tun. Ob ein paar neue dazukommen werden?
Ist mir ziemlich egal. Und den beiden wohl auch.
(21.06.2003) |
Tindersticks: "Waiting For The Moon" (Beggars Banquet, Juni 2003) |
Für mich sich sind Tindersticks eine der wenigen aktuellen (?)
Bands, bei denen ich mir bei jeder Neuerscheinung sicher bin, dass
es mir gefallen wird und trotzdem (?) immer spannend bleibt. Beim
letzten Album "Can Our
Love" von 2001 war ich sogar extrem begeistert, denn mir
hat dieser "Soul Sound" besonders gut gefallen. Und auch
jetzt sind die ersten Töne, die zu hören bekomme wieder
wunderschön. In der Eröffnungsnummer "Until The Morning
Comes" klingts melancholisch, fast wie bei Leonard Cohen, danach
wird's dann etwas heftiger (irgendwie Tim Buckley-mäßig).
Und der vierte Titel erinnert tatsächlich an Velvet Underground,
meine alten Helden. Keine schlechten Koordinaten für musikalische
Grosstaten.
(14.06.2003)
Mehr ...
"Stuart Staples und sein musizierender Fünfer
(seit Bandgründung unverändert!) ist sich treu geblieben,
man erkennt den Sound der Band spätestens beim einsetzenden Nuscheln.
Die Soul-Einflüsse der letzten beiden Alben sind verschwunden,
der alte Sound ist zurück. Da regiert die klassische Ballade
in all ihrer Schönheit, mal melodramatisch opulent, mal auf ein
paar Pianotöne reduziert, grundsätzlich ein Ohrenschmaus.
Aber es gibt auch Stücke mit Tempo, so geriert sich z.B. "4.48
Psychosis" wie ein Velvet Underground-White-Light-Outtake, inklusive
psychotischer Viola/Violine. Eine beinahe funkig zu nennende Bassfigur
treibt "Say Goodbye To The City" voran, die auch kurzfristig
auftauchende Bündlungen von nervösen Streicher/Bläser-Attacken
wieder in den Griff bekommt. Geradezu poppig, von einem federleichten
Streicherarrangement emporgehoben, zieht "Sometimes It Hurts"
seine Kreise. Lhasa de Sela´s nicht ganz akzentfreies Englisch
bildet hier den sexy Gegenpart zu Staples' extra nörgeliger Stimme.
Beim nachfolgenden "My Oblivion" entwickeln die Streicher
eine eigenartige Sogwirkung, hymnenhafte Backingvocals verstärken
das noch. Bei "Just A Dog" klappern Mandoline und Banjo
gelassen vor sich hin - die Band versucht also den sich selbst vorgegebenen
Soundrahmen zu dehnen." (Glitterhouse)
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Love: "The Forever Changes Concert" (Snapper, Juli 2003) |
Brian Wilson hat es mit "Pet
Sounds" in beeindruckender Weise vorgemacht und Arthur
Lee holt es mit "Forever Changes"
nach: ein grandioses Alben der Rockgeschichte komplett aufführen.
Bei dem "Beach Boy" Brian Wilson funktionierte das Ganze
nicht zuletzt wegen der jungen und enthusiastischen Begleitband, den
"Wondermints" so gut, die vorher eigentlich eher
so was wie eine Beach Boys-Revival Band waren, zumindest stark davon
inspiriert. Arthur hatte die L.A.-Band "Baby Lemonade"
dabei, die sich ganz natürlich im Stil der späten 60er bewegt.
So wurden die Jungs von Lee kurzerhand zu den neuen "Love"
erklärt. Eigentlich arbeitet man ja schon seit Mitte der 90er
zusammen, aber Lee war noch bis Jahresbeginn 2003(?) im Gefängnis
(wofür eigentlich? Drogen?) und stieg mehr oder weniger direkt
vom Knast in den Flieger nach England um, wo Love schon immer die
meisten Fans hatten, auch in schwierigen Zeiten (das gilt übrigenz
auch für die Beach Boys!). Höhepunkt der Tournee war dann
der Auftritt in der Royal Albert Hall am 15. Januar 2003, der
für diese Doppel-CD und eine DVD mitgeschnitten wurde.
Das Ergebnis klingt einfach wunderbar: die 5köpfige Band, verstärkt
um 8 Streicher und 3 Bläser aus Schweden (!), spielt da komplette
Album - nein, nicht "nach", sondern zelebriert es!
(05.09.2003) |
Eugene Kelly: "Older Faster" (Geographic, Aug. 2003) |
"Offensichtliches Solodebüt des ex-Vaselines,
die höchstens noch entfernt als C-86-Band und von den Nirvana-Covern
(allein 3 bei MTV Unplugged) bekannt sein dürften. 4 Songs
und 15 Minuten countryesker Wohlklang, entfernt an Neil Young während
"Comes A Time" erinnernd, aber dann auch wieder recht
britisch im Ansatz. Harmonika, sanfte Akustikgitarre und eine unaufgeregt
agierende Bands rühren hier vier Sunshine-Tracks zusammen,
von denen ich dachte, so was würde heute nicht mehr gemacht."
(Glitterhouse)
Auch ich kannte den Mann bisher nicht. Aufmerksam geworden bin
ich dann schließlich durch eine Besprechung der Platte in der "Westzeit"
(ihr wisst schon, dieses Ungetüm von Musikzeitschrift, das
kostenlos in Szenekneipen ausliegt), die ich nach langer Zeit mal
wieder auf dem Halderner Open Air gelesen habe.
Habe ich schon erwähnt, dass Patti Smith dort 2 Meter
entfernt an mir vorbeilief und später am Abend dann einen göttlichen
Auftritt hinlegte?
Zurück zu Mr. Kelly: dem Vergleich des Glitterhäuslers
mit "Comes A Time"
kann ich zustimmen. Ansonsten bleibt festzustellen: SCHLICHT, SCHöN,
GöTTLICH. Nur viel zu kurz. Hoffentlich gibt's da bald ein
ganzes Album. Sonst muss ich wohl noch anfangen, nach Vaselines-Platten
zu forschen. Oder mir "Nirvana MTV Unplugged" anhören.
(01.09.2003)
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Kings Of Leon: "Youth And Young Manhood" (RCA, Aug. 2003) |
Es hat ein bisschen gedauert, bis der Groschen bei mir fiel: Kollege
Frankie von den Craving Hands hatte mir eine "digitale
Sicherheitskopie" der Platte zur Verfügung gestellt, aber
ich blieb beim Hören ziemlich unbeeindruckt. Hatte vielleicht
was mit dem "Hype" um die Junx zu tun. Neulich habe ich
dann im Plattenladen die Vinylausgabe in der Hand: eine Doppel-10-Inch!
- und ich habe als alter Querkopf sofort zugeschlagen. Zu hause habe
ich dann aber doch nicht den Plattenspieler angeschmissen, sondern
noch mal die Sicherheitskopie in's PC-Laufwerk geschoben, während
ich die schöne Platte in Händen hielt. Schließlich hat es
dann doch noch "Klick" gemacht: schöne Rockmusik, altmodisch
und trotzdem jung & frisch. Und beim Blättern im Booklet
stelle ich fest, dass den Junx bei einigen Liedern ein gewisser "Angelo"
geholfen hat. Das interessiert jetzt wahrscheinlich kein Schwein,
aber der Mann ist einer der angesagtesten Nashville-Country-Songschreiber
und mir schon gelegentlich bei Kim Richey (Co-Autor von "I'm
Alright", das zu den von Waiting For Louise gecoverten
"10 Songs" gehört!) und
anderen aufgefallen. Und somit in "Alternativ"-Kreisen sicherlich
als völlig "uncool" einzuschätzen. Ich glaube,
ich schweife etwas ab. Gute Platte. Wie gesagt.
(irgendwann in 2004)
Mehr ...
Neulich in London waren ganze U-Bahn-Stationen mit Postern der Kings
Of Leon bepflastert, da wittert wohl jemand die neuen Strokes oder ähnliches.
Zumindest sehen die drei Brüder Caleb, Nathan und Jared Followill
und ihr Cousin Matthew Followill aus, als wären sie gecastet, um
in einer Sitcom CCR oder die Byrds während der Drogenphase darzustellen.
Noch dazu sind sie aus Tennessee (mal was anderes), sehr süß
und der Stoff, aus dem britische Hype-Träume sind.
Das interessante aber ist, das die zwischen 16 und 23 Jahre alten Burschen
wahrscheinlich schon Jahre in ihrem vermoderten Keller vor sich hin üben
und sich abends beim Bud ein paar Skynyrd, Allman oder AC/DC (man ist
ja noch jung) Alben zu Gemüte führen. Und eher zufällig
in den Sog einer PR-Maschine gerieten und jetzt mal ein wenig wie John
Boy Walton die große weite Welt bestaunen. Musik machen jedenfalls
können sie, die Zutaten sind allesamt erprobt und geliebt, reichen
von all den bereits erwähnten bis hin zu Z.Z. Top (die ersten 5 Alben),
abgehangenen Stones-Riffs, Johnny Cash und stadionkompatiblen FM-Rock
à la Bad Company.
Gute Songs, ein nöliger Sänger, ein paar greasy Licks und ein
solider Groove mehr braucht es nicht zu einem famosen Album.
(Glitterhouse)
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Allison Moorer: "Show" (Universal-South, Aug. 2003) |
Ein starkes Teil von Shelby Lynne's kleiner
Schwester! Am 4. Januar diesen Jahres spielte sie mit ihrer starken
Band in einem kleinen Club in Nashville und ließ das Ganze in Bild
und Ton festhalten. Als limitierte Auflage gibt's den Auftritt jetzt
als Audio-CD und Video-DVD im Doppelpack. Besonders beeindruckend
sind dabei die Gesangskünste von Mrs. Moorer, bei drei Lieder
sogar zusammen mit ihrer ebenso bezaubernden Schwester! Auch der Gastauftritt
von Kid Rock ist weit weniger bizarr oder rüpelhaft als
man meinen sollte.
(14.11.2003)
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... am Anfang standen Country Music, der Auftritt im 'Horse Whisperer' Film, die Vergleiche mit der berühmteren Schwester (Shelby Lynne) und ein feines Debütalbum: 'Alabama Song'. Fünf Jahre später sind wir bereits bei CD #4 und der Name Allison Moorer ist in der modernen Americana Music ein fester Qualitätsbegriff jenseits der Optionen "independent versus mainstream". Ähnlich wie eine Emmylou Harris, Mary Chapin Carpenter oder Kim Richey bildet die Moorer ihre ganz eigene Kategorie! 'Show' ist genau das. Ein 74-minütiger heißblütiger Livemitschnitt aus dem Nashville Club 12th & Porter vom 4. Januar 2003 mit ihren wichtigsten Songs wie 'Day You Said Goodbye', 'Alabama Song', A Soft Place To Fall', 'Steal The Sun', 'Send Down An Angel', 'Dying Breed' usw., einigen neuen und 'Don't Cry No Tears' von Neil Young. Erstklassige Begleitband mit Gitarrist Joe McMahan (Kevin Gordon, Jeff Finlin, Amy Rigby), Pedal Steeler Pete Finney (Radney Foster, Patty Loveless), dazu Keyboards, Bass und Drums. Special Guests sind Shelby Lynne, Lonesome Bob und... Kid Rock.
(Glitterhouse)
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Rodney Crowell: "Fate's Right Hand" (Epic/DMZ, Sept. 2003) |
Das neue Werk des ehemaligen Emmylou Harris-Begleiters (z.B.
auf "Luxury Liner")
und Johnny Cash-Schwiegersohns habe ich zwar schon seit einigen
Wochen hier liegen, aber es ist wohl irgendwie verschütt gegangen.
Nach den starken frühen Soloalben, die ich Dank meiner Hartnäckigkeit
bei der Durchforstung von Grabbelkisten schon seit längerem,
also sogar schon vor meiner "Country-Phase", mein eigen
nenne (z.B. das geniale Debüt "Ain't
Living Long Like This" von 1978), der Zusammenarbeit mit
Ex-Gattin Rosanne Cash in den 80ern, den kommerziell erfolgreichen
eigenen Nashville-Alben in den 90ern (wo ich ihn aus den Augen verloren
habe) und dem autobiographischen Comeback-Album "The
Houston Kid" beim Bluegrass-Kultlabel Sugar Hill vom
vergangenen Jahr ist er mit seinem neuen Werk wieder ganz der Alte.
Sogar wieder bei einem Major, aber dieses mal wohl ohne Hitsingles.
Die braucht der Mann aber auch sicherlich nicht mehr.
(21.12.2003)
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"...absolut überragender Nachfolger zu 'The
Houston Kid' (Sugar Hill, 2001), eine Comeback-CD nach mehrjähriger
Pause, die bis dato für mich als sein stärkstes Werk galt.
Crowell scheint eine Lebenslage erreicht zu haben, in der er nichts
mehr falsch macht, da sitzt jeder Song, jedes Arrangement, da stimmt
der Flow der einzelnen Tracks, die Produktion ist schnörkellos
(aber nicht glatt), sein Gesang ist voller Charme und die Grundstimmung
erfrischend offensiv mit wenigen nachdenklichen Momenten. Die 11 Stücke
stammen allesamt aus seiner Feder und werden zum größten
Teil im zügigen bis mittelschnellen Tempo sehr Guitar/Roots-poppig
(à la Tom Petty) gespielt, wenige reine Acoustic/Folk-Stücke
nehmen zielsicher etwas Geschwindigkeit raus. Ein unglaublich komplettes
Album von erlesener Qualität, auf dem ein Ohrwurm den nächsten
jagt! Die Liste der Begleiter ist selbstverständlich vom Feinsten!
Feat. Pat Buchanan, Will Kimbrough, John Jorgenson, Richard Bennett,
Steuart Smith, Jerry Douglas, Bela Fleck, Charlie McCoy, Michael Rhodes,
Greg Morrow, Kim Richey, Gillian Welch & David Rawlings, Carl
Jackson, Russell Smith, Marcia Ramirez, John Cowan u.a." (Glitterhouse)
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Emmylou Harris: "Stumble Into Grace" (Nonesuch, Sept. 2003) |
Wenn ich eine Lieblingssängerin nennen müsste (muss ich
natürlich nicht!) so bräuchte ich nicht lange nachdenken:
natürlich die göttliche Emmylou! Am 27.10. werde ich sie
in der Düsseldorfer Tonhalle ENDLICH live erleben. Warum hat
das nur so lange gedauert? Nach Van Morrison eine weitere "alte
Heldin" von mir, die mit einem neuen Werk total überzeugt.
Darf man bei Damen eigentlich das Alter in's Spiel bringen? Nur soviel
sei gesagt: Mrs. Harris veröffentlicht immerhin seit 1969, als
ich selber noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum meine Runden
drehte, eigene Platten!
(26.10.2003)
Mehr ...
"Gemeinsam mit u.a. Linda Ronstadt, Jane Siberry,
Kate & Anne McGarrigle, Bernie Leadon, Buddy & Julie Miller,
Daniel Lanois und Gillian Welch verfolgt sie die Spur von Red Dirt
Girl weiter und überzeugt mit Eigenkompositionen, die sie in
Zusammenarbeit mit der auch uns ans Herz gewachsenen Schar von Feingeistern
"auf dem Fussboden jammend" zur jetzigen Blüte wachsen
liess. Und im Gegensatz zu anderen großen Namen, die nurmehr
für den Fallhöhen-Vergleich taugen und deren Lorbeeren zu
verwelken beginnen, ist Emmylou mit der 11-Song-Kollektion ein solch
rundes, warmes, liebenswertes Werk gelungen, dass es eine durch nichts
getrübte Freude ist. Die Country-Folk-Basis wird immer wieder
aufgelockert durch die einfühlsame Einarbeitung von dezenten
Elementen aus weltweiter Folklore (von Peru über Fidschi bis
Frankreich) oder einem flauschigen Trip Hop-Teppich, instrumental
reicht es von silbrigen Gitarren und dezenter Perkussion über
Steel-Guitar und Hammond B 3 bis hin zu Akkordeon und kubanischer
Churanga. Wunderbar aber vor allem die Songs, die wie nie zuvor die
Kreativität Harris' als Autorin farbig ausleuchten, die vor herzerwärmenden
Melodien, umsäumt von einschmeichelnden Vokal-Harmonien schier
schillern. Textlich zeigt sie sich politisch wachsam und zeitkritisch
wie selten, ihre Stimme - ob schmeichelnd oder schneidend - ist für
mich für alle Zeit jeglicher weltlicher Kritik enthoben. Geschenk
für Gehör und Gefühl, Labsal für Geist und Seele."
(Glitterhouse)
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Shelby Lynne: "Identity Crisis" (Capitol, Sept. 2003) |
Nach der kleinen Schwester Allison Moorer
nun die große! Der Vorgänger "Love, Shelby" ging
irgendwie an mir vorbei. Den hab ich mir inzwischen zwar für
schlappe 2,45€ von irgendeiner Resterampe besorgt, er hat aber
ein blödes Cover und ist, wie auch der Glitterhäusler richtig
anmerkt, etwa zu mainstreamig geraten (Produzent Glen Ballard
war auch für die Hits von Alanis Morissette zuständig!).
Klasse war dagegen der Vor-Vorgänger "I
Am Shelby Lynne" (Produzent: Sheryl
Crow- und Kim Richey-Spezi Bill
Bottrill). Jetzt hat sie selber produziert und auch noch alle
Gitarrenparts höchstpersönlich eingespielt. Das ist vielleicht
nicht ganz so virtuos, als wenn sie dafür irgendwelche Studiocracks
herangeholt hätte, aber immer absolut passend. Nicht nur geschmackvolle
Akustikgitarren (z.B. bei "I Don't Think So"), sondern sogar
richtige Brettgitarren ("Gotta Be Better"). Das Ganze gefällt
mir sogar besser als der vergleichbare Versuch von Maria McKee,
die mich zu Beginn diesen Jahres mit einem eher spröden Comback
- ebenfalls mit komplett selbst eingespielten Gitarrenparts - eher
irritiert hat. Irritiert vor allem wegen der für meinen Geschmack
schwächeren Songs. Muss ich mir aber wohl noch mal anhören.
Shelby, Rickie Lee, Emmylou,
Rosanne, Gillian und
Lucinda: Wie schon im letzten Jahr zeichnet
es sich ab, dass im Rennen um meine Lieblinxplatten des Jahres auch
2003 ein paar starke Ladies dabei sein werden!
(15.11.2003)
Mehr ...
... Es gibt kaum eine Sängerin, der ich lieber auf ihrem gewundenen, nicht immer leichten, oft auch steinigen Weg folge wie Shelby Lynne. Immer wieder wird sie von einem Major aufgegriffen, hochgejubelt, fallengelassen. Und was macht sie: Kümmert sich einen Dreck drum. Schreibt Songs für die Ewigkeit. Jede neue Platte überrascht mit weiteren Facetten, manchmal mit einem komplett neuen Gesicht. Und stetig wächst sie, als Sängerin, als Autorin; für Identity Crisis hat sie sämtliche Gitarren und die Produktion übernommen. Von Krise keine Spur. Der Ballard-Breitwand von Love, Shelby ist dahin, was zählt ist Reinheit, die knapp besetzte Arbeit an den Wurzeln. Mit Gitarre, Upright Bass und etwas Schlagwerk mischt sie Country, Honky Tonk, ein wenig Blues, etwas Jazz, eine Prise Rock in einer Atmosphäre, die zu gleichen Teilen die Luft der Keller-Bar und der Backporch atmet. Ihre Stimme ist gefühlvoll und mitreissend wie immer, unvergleichlich diese schleichenden-bittersüßen Töne, die das Herz schwer werden lassen. Kongenialer Partner bei den Aufnahmen an Piano, Rhodes, Wurlitzer und Hammond B 3: Bill Payne.
(glitterhouse.de)
In giving Shelby Lynne's Identity Crisis even a cursory listen one has to ask the question as to whether the titles of Love, Shelby and this one were reversed by accident. While Love, Shelby, produced by Glen Ballard, was a schizoid mess of R&B, rock, and whatever, Identity Crisis is a deeply focused yet wildly adventurous look at American roots and popular musics as processed by Lynne, who is in top songwriting, vocal, and production shape here. Acting as her own producer with help from mixing engineer Bruce Robb, Lynne has penned 12 tough songs that showcase her true gift for lyricism and melody and display the real reach of her vocal prowess on a series of rootsy, souled-out — sometimes psychedelic — rockers and pop tunes. The sheer rock & roll abandon of "Gotta Get Better" could have been recorded by Beck, whereas the shimmering, down-tempo folkiness of "I Don't Think So," with gorgeous Fender Rhodes touches by Billy Payne of Little Feat, is harrowing in its heartbroken candor and seductive with its sultry melody that crosses Dusty Springfield with Scott Walker. Elsewhere, such as on the loopy, funky B-3-drenched "I'm Alive," Sheryl Crow's dark side meets the razor-sharp lyric sensibilities of John Mellencamp's Scarecrow-era material. But then, on "Lonesome," the classic countrypolitan-style honky tonk of Owen Bradley with Patsy Cline, or Chet Atkins with Connie Smith comes flowing through like honey in a sieve. The easy bluesy swing — à la Ma Rainey and Bessie Smith — on "Buttons and Beaus" is a something Bonnie Raitt might have recorded in the early '70s, if she had a razor's-edge delivery and skewed sense of humor. The tough, acoustic Chicago blues colored by a B-3 makes a standout of "Evil Man." The Tin Pan Alley-meets-Donovan touch on "One With the Sun" makes it the perfect closer, a loopy love song with clever lyrics, pastoral, romantic strings, and a melody that comes from timeless American pop music. Suffice to say, that while Lynne's career has produced many fine recordings — I Am Shelby Lynne from 2000 being a recent case in point — Identity Crisis is easily the most consistent record she had released since Tough All Over in 1990, and is without a doubt the most moving, ambitious, and elegant album of her career thus far. She sets a new standard for singers and songwriters with this collection, making it a candidate for any serious Top Ten of 2003. There is no identity crisis here, just the indelible mark of a mature, intense, always engaging artist.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Mojave 3: "Spoon And Rafter" (4AD, Sept. 2003) |
Lange nichts mehr von dem englischen 4AD-Label gehört! Das hat
sicherlich was damit zu tun, dass die Platten des Labels früher
mal von Rough Trade vertrieben wurden, die ja bekanntlich Pleite gegangen
bzw. von einer großen Plattenfirma aufgekauft worden sind. Mojave
3 kommen nicht aus der amerikanischen Wüste, sondern aus Cornwall/England.
Sänger, Drummer und Bassistin waren früher mal bei den mir
nur namentlich bekannten Britpoppern(?) Slowdive. Hier gibt
es jetzt aber statt fettem E-Gitarren-Sound viel Akustikgitarre, Country-Instrumente
(Banjo, Pedalsteel), akustische Tasteninstrumente (Klavier, Melodika),
aber auch schöne Analogkeyboards (Hammondorgel, Moog-Synthesizer),
was inzwischen ja auch schon was sehr Altmodisches an sich hat.
Manchmal wird die Band als "Countryband" bezeichnet, wohl
wegen der verwendeten Instrumente. Das ist natürlich Blödsinn.
Am ehesten kommen noch Vergleiche mit Tim Buckley, Nick
Drake und aus "etwas jüngerer Zeit" vielleicht
den Cowboy Junkies, Mazzy Star oder Galaxy 500
hin. Auf jeden Fall ist das keine "Alt-Country", wie man
heutzutage sagt, sondern einfach wunderschöne, meist ruhige Singer/Songwriter-Musik
mit gewissen Abgründen hinter der schönen (Cover-)Oberfläche.
Und beim 4AD-Label durchaus passend aufgehoben.
(08.02.2004)
Mehr ...
"Slowdive gehörten zu dem Besten, was die Gitarrenmusik
der 90er hervorbrachte. Unwürdig aber war das Ende: Als Belohnung
für das Ambient-Album Pygmalion wurde der Band seitens des Labels
Creation der Vertrag gekündigt. Anstatt sich aber in sein Kämmerlein
zu verkriechen und Klagelieder anzustimmen, komponierte Neil Halstead
Lieder, die mehr auf Songstrukturen denn Sounds wie bei Slowdive basieren.
Mojave wurde die neue Gruppe genannt, die 3 musste aus namensrechtlichen
Gründen angehängt werden. Seine alter Weggefährte Ian McCutcheon
und die bezaubernde Rachel Goswell folgten ihm und sind auch auf dem vierten
Mojave-3-Album Spoon And Rafter dabei.
Die Mojave-Wüste beheimatet ausgetrocknete Salzseen und eine Steppenvegetation.
Die Halstead-Songs würden dort gut hinpassen mit ihren tief im Country-Folk
verankerten Wurzeln, den dezenten Neil-Young-Zitaten, einem spätnächtlichen
Honky-Tonk-Feeling, lang gezogenen Slidegitarren-Riffs, bittersüßen
Mundharmonika-Klängen und dem verträumt daherkommenden Glockenspiel.
Manchmal rockt es auf Spoon And Rafter, doch zumeist sind die Stücke
karg arrangiert und schleppen sich elegant voran. Trauervoll klingen sie
und doch geht eine angenehme Wärme von ihnen aus. Wenn sich Mojave
3 überhaupt eine Kritik gefallen lassen müssen, dann dass Rachel
Goswell nur als Backing-Sängerin auftaucht, anstatt Spoon And Rafter
eine weitere wohl klingende Note zu verleihen. Das nächste Mal vielleicht..."
(Sven Niechziol, Amazon.de)
"Three years on the heels of the Halstead-hybrid album
Excuses For Travelers the fossils of Slowdive return with a new, evolved
Mojave 3 record. The band has shaken things up a bit in order to get their
house in order, replacing much of frontman Neil Halstead's acoustic guitar
leads with Halsteads minimalist piano leads. The sparse melodies
are wrapped in warm, dry currents of ambient lap steel, harmonica, banjo,
cello, Moog, various keyboards and guitars, blowing in a soft howl. Bassist
Rachel Goswell has been relegated to singing backups on this album, with
Halstead taking the reins on his own to guide the band's meandering country/shoegaze
freefall. Spoon and Rafter makes a powerful opening argument with the
lengthy, lush nine-minute-plus Bluebird of Happiness shifting
between languid yuppie pop and dusty Americana nuggets, setting the tone
for the rest of the album. Mojave 3 have grown considerably as a unit
since Excuses for Travelers and I must admit that the previous album has
itself grown on me since I stiffly reviewed it years ago. It is that familiarity,
that worn understanding between artist and listener that can only be achieved
after long nights, long drives and general drunken longing together. It
has been said that familiarity breeds monotony, and Halstead and company
have a serious vice of sticking to the straight and narrow. The Londoners
have proven themselves masters at mixing the swirling hyper-pop of Lassie
Foundation with Canyons psychedelic barbed-wire twang, but it would
be nice to hear them crawl out on a limb every now and then. Mojave 3
employ the soft lyrical delivery and sultry melodic drone to what fans
of Wilco, Grandaddy and Dylan would consider great effect, and in all
honesty you probably won't hear a better soundtrack for your depressing
old home movies this year." (ERIC J. HERBOTH)
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The Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band With Choir: "'This Is Our Punk-Rock,'Thee Rusted Satellites Gather + Sing" (Constellation, Sept. 2003) |
Meine neue Lieblinxband mit dem ewigen Witz des variierenden Bandnamens.
Bei diesem Album ist er, genauso wie der Titel, besonders lang geraten
und vor allem wörtlich zu nehmen: das Doppelalbum enthält
gerade mal vier Lieder, bei denen die Band auf dem ersten und dem
letzten von einem großen Chor unterstützt wird. Außerdem
hat das hier weder etwas mit Klassik (ein Chor und gleich vier Streicher
in der Besetzung; 2x Geige, Cello und Kontrabass!) noch mit Punkrock
zu tun. Wie immer bei dieser Band: eine einzigartige und spannende
Musik.
(19.04.2010)
Mehr ...
Man bekommt von den spinnerten Indies auf Constellation, was man gewohnt ist, aber man sollte nicht glauben, daß da nicht noch dicker aufgetragen werden kann. Es episch zu nennen wäre die pure Untertreibung, es ist als würden Rammstein, Philipp Glass und Richard Wagner gemeinsam in Komponisten-Klausur gehen und ein berauschter Bertold Brecht die Texte dazu verfassen. Die dritte Indie-Oper des Godspeed You Black Emperor Nebenprojektes. Betrieben von Efrim, Sophie und Thierry aus dem Constellation-Kollektiv.
Wie hier Elemente der klassischen Musik, des alternativen Rock und hochschwangerer Progressive-Schwulst in – überwiegend akustisch intonierte Musik-Monumente verwandelt werden ist Beispiellos. Die ersten 15 Minuten der CD Nr. 1 werden von der Tra-La-La-Band und vor allem dem kräftigen, mittelalterlich ausgerichteteten Männerchor dominiert. Im zweiten „Satz“ übernehmen dauerhaft die Streicher das Regiment, die schwellen auf und ab und gestatten in den Pausen klagenden Gesang zu akustischen Gitarren.
Die Musik ist ohne Limit und nie berechenbar, aber meisterlich gefügt und hochdramatisch. Der gemeine Rockmusik-Hörer nimmt den imaginären Taktstock in die eine Hand und spielt mit der anderen Luftgitarre und fiebert dem – wiederholt stattfindenen Finale Furioso entgegen. Besser denn je, verstehen es die Musiker, einerseits Nonkonformisten zu sein, aber trotzdem in Harmonien zu denken, den Eintritt für den Hörer zu zu lassen. Aber Zeit sollte man sich nehmen, der 3 Minuten Song ist wahrlich nicht die Sache der wundersamen Genies aus Montreal.
(Glitterhouse)
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The Autumn Defense: "Circles" (Cooking Vinyl, Okt. 2003) |
zwar "nur" ein Wilco-Nebenprojekt
- aber was für eins! Bassist John Stirratt erschafft zusammen
mit dem Gitarristen/Keyboarder Pat Sansone eine Art von entspanntem
Folkrock, der sicherlich nicht unabsichtlich an die drei großen
B's (Byrds, Beatles & Beach Boys) und den
ganzen Westcoast-Folkrock á la Eagles, CSN&Y
und Jackson Browne erinnert. Gute Songs, tolle Harmoniegesänge,
perfekte Arrangements und Vorbilder nur vom Feinsten. Ach ja - auch
Pat Sansone verdient inzwischen ebenfalls sein Geld bei Wilco.
(12.05.2008)
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John Stirrat ist das erste Mal bei Uncle Tupelo aufgetaucht. Deren letztes Album „Anodyne“ veredelte er mit feinen Banjo-Linien, die vor allem aus den ruhigen Songs richtige Perlen machten. Danach ist er direkt Jeff Tweedy zu Wilco gefolgt, wo er sich fest in der Band als Multiinstrumentalist zu erkennen gab und – mittlerweile ist es offensichtlich – einiges dazu beitrug, dem rauen Midwest-Chicago-Sound von Wilco flockiges Westcoast-Feeling zu verpassen. Mit Wilco wurde ihm dabei auch Erfolg und Kritiker-Ehre zuteil, solo mit seinem Projekt The Autumn Defense konnte er bislang nicht so sehr punkten, auch wenn ihm dabei mit Pat Sansone eine sehr sonnige Stimme und musikalische Partnerin zur Seite steht.
Der orchestrale Pop mit deutlichen Einflüssen von den Beach Boys und Love wurde auf ihrem Debüt „The Green Hour“ als etwas platt und unspannend beschrieben. Auf das aktuelle Nachfolge-Album „Circles“ trifft das jedoch nicht zu, auch wenn Stirrat und Sansone sich im Sound treu bleiben. Bei aller Ruhe und Westküsten-Entspanntheit sind hier knackige Songs versammelt, die nicht selten mit Melodien und Arrangement-Ideen aufwarten, die eher an die Byrds erinnern als an den Monumentalpop von Beach Boys und Love.
Allerdings können die beiden das Orchestrale nicht ganz lassen und reiten ab und zu einen Song auf watteweichen Schwingen in den Sonnenuntergang. Das ist zugegeben mitunter an der Grenze des Klebrigen, aber die sonnig-leichten Melodien der Songs retten das Ganze dann doch vorm Ertrinken, und wer umgibt sich nicht manchmal gerne mit der Sorglosigkeit endlosen Sommers, auch wenn die Band offensichtlich von dessen unvermeidlichem Ende weiß und leichte Melancholie darüber immer mit transportiert. Hier arbeitet The Autumn Defense ganz in der Nähe der irischen Band The Thrills, deren aktualisierter Westcoast-RipOff-Sound ja auch für allgemeine Freude sorgt und die ich an dieser Stelle zur gediegenen Unterhaltung einfach gleich mit empfehlen will.
(Glitterhouse)
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The Autumn Defense let down their guard on Circles, their second album, to reveal the blue-green beauty trembling beneath. Less ambitious and far more intuitive, it's a mellow stretch of earthy folk-pop, where horns and strings are used because they sound nice, not out of a self-appointed duty to past musical idols. Between John Stirratt's busy touring schedule with Wilco and Pat Sansone's multitude of production engagements, Circles exudes the ameliorative qualities of an escape record that was made during downtime, for downtime — while mentally liberated from the pressures of the daily world, where the two writers could reflect upon the geyser of circles that is life. Sunny acoustics and vintage keys over lazy brushes set the character throughout Circles. "The Answer" rolls out a strata of guitars that suddenly reminds the listener of an old Gordon Lightfoot album, only to have the notion reinforced by the wave of strings and gentle background shakers that follow. "Some Kind of Fool" steals into brief moments of Pet Sound drama, with its bass-and-percussion breaks, but more often rides a '70s groove of vibes, Rhodes, and Bread-like guitar effects. Though comfortably stoic on their second album, the Autumn Defense maintain the charm of a perennial explorer, for whom Europe is still far away, and the California sun could still bring love back.
(by Lisa M. Smith, All Music Guide)
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Joe Camilleri: "Bakelite Radio Volume II" (Head, Okt. 2003) |
Die Zufalls-(wieder-)entdeckung eines alten Helden! Auch wenn sein
Name nur als einer von fünfen vorne auf dem Cover steht, muss
man wohl von einem Soloalbum sprechen, obwohl der Mann bisher immer
in einem Bandgefüge auftrat - wenn auch immer dominierend. Das
war schon in den 70ern bei Jo Jo
Zep & The Falcons und in den 80ern/90ern bei den Black
Sorrows so. Was wir geboten? entspannter "Blues i.w.S.".
Eigenes, aber auch schöne Cover, die die Richtung deutlich machen:
Howlin' Wolf, Reverend Gary Davis, Ray Charles,
Tampa Red, John Mayall, Hank Williams, Blind
Willie McTell und J.J. Cale.
(01.07.2004)
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Nach der Entdeckung des Revelators Albums vor einigen Monaten und hinweisen
von Euch, haben wir die Spur von Joe Camilleri weiter verfolgt. Vorerst
flog mir ein Muster der Bakelite II Sessions auf den Tisch. Bei uns weitgehend
unbemerkt, ist Camilleri beständig dabei, neue Alben zu veröffentlichen
und fortzusetzen, was er schon bei den Black Sorrows und Jo Jo Zep And
The Falcons spielte (noch und wieder). Vor allem Bluesrock von
einer satten, zurück- gelehnten Sorte. Das auf Bakelite Radio ein
JJ Cale Song gespielt wird (Same Old Blues), macht klar wo es hingeht,
das Howlin Wolf (Whos Been Talking) und Ray Charles (Losing
Hand) gecovert werden, schließt den Kreis um entsprechende eigene
Songs.
Die rauchigen Vocals von Camilleri passen perfekt. Ansonsten macht er
vieles auf Saiten und Tasten und besonders gut ist er, wenn er das Sax
bläst, vornehm und klar, mit einer Zurückhaltung, die Saxophonisten
sonst nicht zu eigen ist. Die Mitspieler gehören zur australischen
Studioelite, spielen mal für John Butler oder andere Prominenz. Handwerkliches
Feinwerk ist hier noblesse obligè. Camilleri, aus einer anständigeren
Musikwelt, die man wohl nur noch weit entfernt finden kann, hat zu jedem
Song einige Gedanken und Hinweise aufgeschrieben, die einen veranlassen,
auch das Booklet mit Interesse zu lesen.
Das Album ist lässig und cool, wirkt unangestrengt und ist eine
bequeme Limousine zwischen quietschbunten Kleinwagen.
(Glitterhouse)
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Gabriel Gordon: "Gypsy Living" (Trocadaro, Okt. 2003) |
Noch ein Nachtrag von 2003 - was daran liegt, dass ich erst beim Liveauftritt
des Gitarristen von Natalie Merchant auf sein viertes (?) Soloalbum
aufmerksam geworden bin. Klasse Songs, klasse Sounds mit viel 70er-jahre-Feeling.
Natürlich mit viel Gitarre, aber auch Hammond-B3, Wurlitzer,
Mellotron, Hohner-D6 und Moog: schöne Keyboardsounds aus der
Zeit vor den digitalen Grausamkeiten der 80er.
PS: das Konzert im Weseler Karo am 12.Februar war meiner
Meinung nach viel besser als Kollege Ipach in seiner Kritik im Home
Of Rock schreibt. Trotzdem danke für den Tipp!
(14.03.2004)
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Van Morrison: "What's Wrong With This Picture" (Blue Note, Okt. 2003) |
Mit seinem tatsächlich 32. Soloalbum ist
Van The Man nun bei Blue Note gelandet. Aber hierbei handelt es sich
nicht um ein straightes Jazz-Album, sondern um die Verdichtung seiner
mannigfaltigen Einflüsse und um diesen unnachahmlichen Flow seiner
Kompositionen, der sich auf What´s Wrong With This Picture
gut geerdet zeigt. Mit einer brillianten Version von Saint James
Infirmary, aber leider auch sattsam bekannten Songmustern (jeder
weiß wie der Song Somerset klingt). Sicher ist das
hier aller Ehren wert, einige werden hier ein großes Alterwerk
hören und ich will hier auch nichts Schlechtes über meinen
alten Helden sagen
Also lasse ich es und suche mal nach Tupelo
Honey. (Glitterhouse)
Das mag ja stimmen, lieber Glitterhäusler. Und sicherlich
ist das Album nicht auf die Ebene von Tupelo
Honey zu heben. Aber im Gegensatz zu einem anderen meiner alten
Helden, Mr. Neil Young, liefert uns Mr. Morrison auch im fortgeschrittenen
Alter noch höchste Qualität ab. Außerdem muss ich sagen:
das neue Album von VAN THE MAN ist wie schon allen anderen Alben
zuvor, Balsam für Ohren & Seele!
(26.10.2003)
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Die Rock & Roll Hall of Fame durfte er 1993 betreten,
die Songwriters Hall of Fame zu Beginn 2003; und nun, mit What's Wrong
With This Picture? hat Van Morrison auch eins der maßgeblichen
Labels der Jazzmusik betreten, Blue Note Records. Wohl getan, muss
man sagen, für Label und Sänger gleichermaßen, der
nicht erst mit zunehmendem Alter die Ästhetiken und Dynamiken
des Jazz, speziell seines großen Favoriten Mose Allison, in
seine songorientierte Musik mit einbezog.
Alles in allem ist dies Morrison, wie man ihn kennt, sein poetisch
ambitioniertes Songwriting, sein soulgetränkter Gesang, die blueshafte,
irisch-lakonische Grundhaltung und die warmen, fließenden Texturen
in den Arrangements, die das einfache seiner Songs adelnd hervorheben.
Wie der Mann mit dem Ruf, gerade dann die besten Konzerte zu spielen,
wenn er die übelste Laune hat, das genau macht, hat bisher niemand
analysieren können; wahrscheinlich wieder der "notorische"
menschliche Faktor, der Van, wie auch Elvis Costello, T-Bone Burnett,
Terry Callier und ein paar andere dieser seltenen Vögel, über
das restliche Federvieh hinaus hebt. Die Qualität seines neuen
Albums lässt sich folgerichtig ironisch dahin gehend beschreiben,
dass man nun hoffen muss, dass Morrison in nächster Zeit keine
Konzerte gibt -- denn er ist guter, sehr guter Dinge auf dieser Platte.
What's Wrong With This Picture? beginnt mit dem Titelsong, in dem
Van müde lächelnd und geduldig verdeutlicht, dass er einiges
dessen, was viele immer noch in ihm sehen, längst hinter sich
gelassen hat. Das geht über in gut gelaunten R'n'B-Swing, eine
Soulnummer in bester Marvin-Gaye-Tradition, dann wieder: der Blues,
unvermeidbar und gut. Die Band ist seine beste seit Jahren, die Bläser-
und Streichersätze sind vom Allerfeinsten, der legendäre
Mr. Acker Bilk hat einen wunderbaren Gastauftritt beim Standard "St.
James Infirmary" und Van singt so entspannt, energetisch und
treffsicher wie lange nicht mehr.
Wenn man das Album letztlich doch nicht in eine Reihe stellen kann
mit Morrison-Klassikern wie Astral
Weeks, Veedon Fleece oder
auch Common One, dann nur, weil
die Vorgenannten in ihrer Zeit fortschrittlich, innovativ waren und
What's Wrong With This Picture? es heute nicht sein kann. Die neuerliche
Manifestation eines überdurchschnittlichen Standards ist sie
allemal. (Rolf Jäger, Amazon)
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Movietone: "The Sand And The Stars" (Domino, Okt. 2003) |
Diese Band aus Bristol/England war mir bislang völlig unbekannt.
Der Stil der Band wird manchmal als "Psych Folk" bezeichnet.
Klingt bescheuert - aber mir fällt auch nichts anderes ein. Vielleicht
"Ambient Folk Jazz"? Oder einfach Filmmusik (ohne Film)?
Manchmal kommen einem Erinnerungen an so schräges Zeug wie Soft
Machine (ohne deren instrumentale Kraftmeierei) oder eben Robert
Wyatt, ihren alter Trommler und Querdenker. Vielleicht auch an
den Labelkollegen Will Oldham AKA "Palace Music",
bevor er als Bonnie Prince Billy
"normalere" Musik spielte. Auf jeden Fall macht die Band
um die Sängerin Kate Wright deutlich, dass man Banjo,
Klarinette und elektronische (?) Sounds mischen kann, ohne das es
wie ein Gag wirkt. Aufgenommen wurde die CD u.a. am Strand, unterhalb
der Klippen, inklusive Meeresrauschen. Meine Oma würde vielleicht
sagen: ja was so Künstler sind...
(09.04.2004)
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"Taking a cue from early English forebears Pentangle,
The Incredible String Band, and Fairpoint Convention, Bristol's pastoral
psych folkies, Movietone give the old guard a run for their money.
Though the original hype around the band centered around Kate Wright's
and other members involvement in Flying Saucer Attack as well as Third
Eye Foundation, their first two records (Day and Night and The Blossom
Filled Streets) saw the band shake off the predetermined attitudes
of their influences and carve their own niche.
Movietone has slowly taken a more blissful and traditional acoustic
route, bringing exotic instrumentation and horn arrangements to the
proceedings. As they explain in the liner notes on The Sand and the
Stars, the album originated on a beach under the stars and later was
finished on a coastal path illuminated by a lighthouse. These unique
notes help put the mellow and sedate ambience of the album into perspective.
The Sand and Stars does exude a myriad of moods both subtle and overt.
Mournful, sea chantey-like ballads ("Pale Tracks") conjure
up a sadness that would do Shame McGowan's "Summer in Siam"
proud, while traditional Spanish classical guitar work is on display
during "In Mexico". Each of the 11 songs here acts as a
distinctive satellite, held in fragile orbit by the band's deft songwriting.
The record does suffer from a few setbacks when the groups reach
surpasses its grasps. The ramshackle arrangements on a number of songs
come off a bit cluttered. Still, on "Snow Is falling" Movietone
show that their naiveté can at times produce unfettered and
unrestricted moments of tranquility. Revolving around a jazz-noir
double bass figure, the instrumentation lends itself perfectly to
watching celestial bodies on a brisk October evening.
Much like contemporaries Ghost, Damon & Naomi and the most of
the Terrastock-nation, Movietone seem to be moving the ideas, structure
and possibilities of psych folk beyond traditional, cagey boundaries
and stifling restrictions. The Sand and the Stars has the ability
to fill the listless winter night as a soporific aid or a harbinger
of deeper thoughts." (Paul Burress)
"F. Scott Fitzgerald's The Love of the Last Tycoon
contains a passage that reads: "It would come in some such guise
as the auto-horns from the technicolor boulevards below or be barely
audible, a tattoo on the muffled drum of the moon. He strained to
hear it, knowing only that music was beginning, new music that he
liked and did not understand." The book's climactic love scene
served as the basis of a Movietone song from 2000's beguiling and
beautiful The Blossom Filled Streets. Yet the description above continues
to lend itself to the Bristol group's follow-up, The Sand and the
Stars, in that their music embodies both closeness and distance, the
encompassing sounds in between (be they boulevards or heavenly bodies)
as much a part of the music as the music itself.
This is not accidental: the quintet lugged recording equipment out
of their home studio and into churches and warehouses, up a cliff,
and even into a bay near Land's End to capture that quality. The incidental,
environmental sounds infuse with guitar, dulcimer, banjo, brushed
drums, cubist bass, and the pastoral whispers of Kate Wright and Rachel
Brook (who offset the brunt of early Flying Saucer Attack with a gentle
serenity in her maiden days). The songs in turn reflect the cyclic
patterns of ebb and flow found out there in the elements. "Ocean
Song" gently sways along with the tremolo guitar and malleted
patter of toms, as dripping water makes its own rhythm somewhere deeper
in the mix. "Let Night In" vacillates between Rachel's "Chopsticks"-piano
and more pedal-heavy resonance, accompanied by her husband's strums.
Harmonizing with accordion and wine glasses on "Pale Tracks",
Sam and Matt Jones have all the morose male throat of the early, shadow-shrouded
records of their fellow stable-mates Palace Brothers. Perhaps to keep
up with the incoming tide, Movietone expand to nine players for "We
Rode On"-- here, clarinet, trumpet and saxophone breathe along
with the bay. "Snow Is Falling" imagines a subdued, small
Mingus group accompanying Vashti Bunyan through the drifts swirling
at nightfall, juxtaposing a dark, walking bass with the lighter exhalations
of Kate Wright. The only bit of abstract noise to make it over from
The Blossom Filled Streets comes in the organ interlude of "Not
Even Close", and even that recedes into subdued guitar and the
banjo and wobbly jazz of "Red Earth".
The final two songs of the disc find the group wandering about with
their instruments out to the beach itself. "Beach Samba"
is as joyful and refreshing as a quick, chilly dip with Shirley Collins,
Astrud Gilberto and Lionel Belasco, while closer "Near Marconi's
Hut" finds Kate Wright alone on a coastal path at night, with
only her guitar to warm her voice and a lighthouse to shine in the
darkness. In its final minutes, The Sand and the Stars gleans a delicate,
human music between the distant heavens and cold terra firma."
(Andy Beta)
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Toni Price: "Born To Be Blue" (Antone's, Okt. 2003) |
Diese Lady aus Austin/Texas ist eine späte Entdeckung von mir,
auf die mich Kollege Ipach von den Craving Hands gestoßen hat. Hat
diese angenehme Mischung aus Country und (Swing-)Jazz mit viel Singer/Songwriter-Atmosphäre,
die man/frau wohl nur in Texas findet, wohin Mrs. Price vor einigen
Jahren aus Nashville gezogen ist. Heimlicher Star der Platte ist der
Gitarrist James Burton, früher bei Ricky Nelson, Elvis
Presley und Emmylou Harris. Klasse Mann!
(14.03.2004) |
"The Resentments" (Freedom, Okt. 2003) |
Die Platte ist noch so frisch, dass es aus dem Internet nur dieses
Bild mit mieser Auflösung zu saugen gab - und mein eigener Scanner
ist im Moment leider kaputt.
Wahrscheinlich kennt auch kaum einer die Truppe aus Texas, die als
mehr oder weniger feste Band seit ca. 5 Jahren einmal wöchentlich
in einem Club in Austin aufspielt und dort auch ein Livealbum mitgeschnitten
hat, das ich aber (noch) nicht kenne. Gestern war die Burschen schließlich
im Weseler Karo zu Gast und haben dort ein fantastisches Konzert
abgeliefert. Von rechts nach links saßen dort auf der Bühne Stephen Bruton
(Gitarre, Mandoline, Sidekick u. a. bei Kris Kristofferson
und Bonnie Raitt), Jud Newcomb (Gitarre), Bruce Hughes
(Bass) und Jon Dee Graham (Lapsteel, Gitarre, Ex-True Believers,
Sidekick u.a. bei Green On Red und Calvin Russell),
die immer genau reihherum abwechselnd ein Lied gesungen haben. Dahinter
machte der neue Drummer John Chipman einen ausgezeichneten
Job (sein Vorgänger "Mambo" John Treanor spielt
leider nur noch in der "Angel Band"). War schon der Auftritt
sehr beeindruckend (gleichzeitig sehr lässig und trotzdem absolut
auf den Punkt gespielt), ist jetzt auch die Studiopremiere gelungen:
"Americana" mit viel "Roots", Blues & Rock
und nicht ganz soviel Country. Neben wunderbaren eigene Songs von
allen vier Sängern (beeindruckend sowohl live als auch auf Platte:
"People Ask Me" von Bruce Hughes - der Mann war für
mich mit Stimme und Bass der Gewinner des Abends - wenn es denn einen
einzelnen Gewinner gab) sind auch geschmackvolle Coverversionen zu
hören, z. B. "Thirteen" (Alex Chilton/Chris Bell) vom
ersten Big Star-Album, "You
Don't Know My Mind" von Leadbelly und "Annie"
von Ronnie Lane (geschrieben mit Eric Clapton und von Lanes
unterbewertetem Duoalbum "Rough
Mix" mit Pete Townsend). Im Konzert waren drei weitere
Coverversionen die Highlights: "River Of Love" (eine eher
unbekannte Nummer von Michael Hall, einem weiteren Kollegen
der Band aus Austin), Chuck Berry's "Bye Bye Johnny"
(eine echte Überraschung: wer so eine olle Kamelle in neuem Glanze
erstrahlen lässt, hat unseren Respekt verdient!) und Warren
Zevons "Werewolves Of London" (als fröhliche Hommage
an den gerade verstorbenen Kollegen schon eher nahe liegend!)
(03.10.2003) |
Ryan Adams: "Rock N Roll" (Lost Highway, Nov. 2003) |
Nicht so schlimm, wie zu befürchten war. Aber auf keinen Fall
so gut wie "Gold" oder
auch nur eine der "Love Is Hell"-EP's.
(14.12.2003)
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"Tja, eigentlich bin ich ja Fan der ersten Stunde.
Und auch wenn ich lange nichts mehr von ihm aufgelegt habe (das liegt
am Dauerbeschuss hier), so halte ich seine Platten und vor allem einige
Songs in Ehren. Gerade die Balladen sind es, die mich noch immer zutiefst
berühren, die man immer noch auf Mixcassetten packen würde,
wenn man 20 und frisch verliebt wäre. Und die die Hoffnung nährten,
eine lange Karriere mit vielen Meisterwerken erleben zu dürfen.
Das ist Rock`n´Roll nicht. Nicht nur weil keine Balladen
drauf sind, sondern weil das (fast) durchweg hart rockende Album gerade
im Bereich Songwriting zu wünschen übrig lässt. Zu oft
wird für meine Begriffe ein Klischee-Hardrock-Riff mit irgendwie
unfokussiert klingenden Gitarren (alle selbstgespielt) runtergenudelt.
Und was die Riff-Vorlagen anbetrifft, so scheinen die nicht mal bei den
Besten geklaut.
Die ersten 3 Rocker überbieten sich nicht gerade in punkto Substanz,
beim vierten schaltet er einen Gang runter, aber der Song ist auch eher
unerheblich. Richtig ärgerlich wird es allerdings bei Track #5
einer Hymne, die klingt wie der erste selbstgeschriebene Song einer U2-Coverband
aus dem Sauerland.
Dann bin ich ausgestiegen. Tut mir leid. Ehrlich..." (Glitterhouse)
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Class of their own: Ryan Adamss fantastic Rock
n Roll features his best singing and guitar work ever; its the album
he and we always knew he could make. ( US-Magazin Vanity
Fair) |
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Ever the garage-rock lover, Adams owes a serious debt
to the Rolling Stones and the Replacements, as this third outing makes abundantly
evident: Catchy, crunchy Paul Westerberg-ish anthems (Do Miss America)
mix with vintage-Stones blues-rock (the chugging Shallow) amidst
a bevy of Bic Lighter moments. (Interview-Mag) |
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And Also The Trees: "Further From The Truth" (EfA, Nov. 2003) |
Völlig "out of the blue" kommt dieses Album der obskuren
"80er/New Wave"-Band über mich, denn eigentlich hatte
ich mich seit langen Jahren nicht mehr mit ihnen beschäftigt!
Unlängst ging ich in der CD-Abteilung eines grossen und nervigen
Elektrodiscounters ganz unbedarft meinem Lieblinxhobby "Plattenwühlen"
nach, als mich dieses immerhin schon im vergangenen Jahr erschienene
und damals von mir überhaupt nicht wahrgenommene Album dazu aufforderte,
es zu den bereitstehenden CD-Playern zum Probehören zu tragen.
Keine Ahnung eigentlich, warum. Beim Hören war ich dann so fasziniert,
dass ich es sofort kaufen musste. Zuhause konnte ich es dann aber
nur noch 1x kurz hören, da ich am nächsten Tag in den Urlaub
nach Formentera zum Bluesgitarrespielen durchgestartet bin (that's
another story...).
Frisch zurückgekehrt nach 14 Tagen finde ich zwischen den ungefähr
400 Spammails auf meinem PC eine von jemanden, der meinen Plattentipp
zur frühen AATT-Komplation "Et
Aussi Les Arbres" gelesen hatte und mir "Further From
The Truth" wärmstens an's Herz legte. Ich hab die Scheibe
natürlich sofort wieder in das DVD-Laufwerk meines Rechners geschoben
(momentan mein beliebtester Ort, um Musik zu hören!) und muss
sagen: Gute Scheibe! Guter Kauf! Gelungenes Comeback! Aber wahrscheinlich
waren sie garnicht weg.
(13.06.2004)
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Es begann so viel versprechend für vier junge Männer aus Inkberow in der Nähe von Worcester, einem Ort in den geschichtsträchtigen englischen Midlands. Ohne Veröffentlichung einer eigenen Platte gingen And Also The Trees mit The Cure auf ausdrücklichen Wunsch von Robert Smith auf Tour. Vier Jahre später debütierte das Quartett mit dem von Laurence Tolhurst produzierten Album And Also The Trees und begleiteten The Cure erneut. Gerne reden die Bäume nicht darüber, denn hilflose Zeitgenossen verglichen die Trees stets mit Cure in einem völlig falschen Epigonen-Kontext. And Also The Trees haben in ihrer Heimat dann auch nie einen Fuß auf die Erde bekommen, Gitarren-Genius Justin Jones nannte die Gruppe mal als "in England nicht existent
Ihre Fans hatten AATT immer in Deutschland und Frankreich, Fans die die Distanz zu Moden und Trends ihrer Lieblinge stets und gerne unterstützten. Further From The Truth setzt diese Tradition fort. Bei genauem Hinhören kriecht Wehmut, fast Abschied aus den Boxen. And Also The Trees stehen am Scheideweg. Trommler Nick Havas (der Grafiker hat das Cover gestaltet) ist schon lange ausgestiegen und durch Paul Hill ersetzt worden. Sänger Simon Jones hat die Liebe in die Schweiz gezogen, sein Bruder lebt in London und Bassmann Steven Burrows siedelt in die USA über. Das macht ein Bandleben schwer.
Zwischen Silver Soul aus dem Jahre 1998 und Further From The Truth liegen schon fünf Jahre und eine Menge stilistischer Veränderungen und Rückbesinnungen. Die Trees wollten in der Vergangenheit erwachsener klingen, spielten mit Roadmovie-Elementen und verneinten einfach ihre romantische Seite. "Du kannst nicht einfach etwas unterdrücken, was da ist", sagt Steven. Sie sind halt Countryboys. Gefühlsverstärkend wirkte auch noch der Aufnahmeraum in Malvern, unterhalb der berühmten Berge in einer alten viktorianischen Schule. Nigel Kennedy arbeitet dort, Elgar und Bernard Shaw auch. Die Trees sind dort eng zusammengerückt, getragene Melodien sind ihnen eingefallen, zerbrechliche und warme, melancholische Klänge wurden zum Schweben gebracht. Dennoch ist die weit gehend live eingespielte Musik der Briten nie depressiv oder beklemmend, einfach nur gnadenlos romantisch und immer noch einzigartig."
(Sven Niechziol, amazon)
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Dirk Darmstaedter & Bernd Begemann: "This Road Doesn't Lead To My House Anymore" (Tapete, Nov. 2003) |
Da
haben sich zwei ganz ausgezeichnete deutsche Singer/Songwriter zusammengetan,
um ihren (amerikanischen) Helden aus den 70ern die Ehre zu erweisen:
bei Dirk Darmstaedter, dem ehemaligen Sänger der Jeremy
Days ist das nicht so sehr überraschend, während Bernd
Begemann sich doch bislang eher mit deutschen Texten hervorgetan
hatte. Auf jeden Fall wird hier standesgemäß englisch gesungen,
sowohl in den wenigen Covers (z.B. "I Got A Name", zwar
nicht komponiert, aber zum Hit gemacht von Jim Croce und das
in meinem Alter wahrscheinlich jeder aus dem Radio kennt, auch wenn
er den Titel nicht weiß!), als auch in den eigenen Liedern der
beiden. Dazu gibt's exquisite Dobroarbeit von Folke Jensen,
der unter dem Namen Ledernacken in den 80ern ein paar ganz
furchtbare Technoplatten (oder wie man das damals genannt hatte) gemacht
hatte, der aber wohl auch auf Countrymusik steht. |
Al Green: "I Can't Stop" (Blue Note, Nov. 2003) |
Völlig überraschend nach so vielen Jahren ein Album des
besten Soulsängers überhaupt (natürlich neben Otis
Redding). Als wäre seit "Let's Stay Together" keine
30 Jahre vergangen. Wenn es zeitlos gute Popmusik gibt: dann so was!
Und der Glitterhäusler soll sich die Platte einfach noch mal
anhören.
(11.12.2003)
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Nach einem großen weißen Soulsänger (Van Morrison) ist nun auch einer der größten schwarzen Soulstimmen beim Jazzlabel Blue Note gelandet. Und das Ergebnis ist wie bei Van aller Ehren wert, Al Green hat keine Kompromisse an Zeitströmungen und aktuelle Moden gemacht - keiner rappt, keine HipHop-Beats sind zu hören und die Neptunes haben auch nicht produziert. Da wird auch die Bemusterung mit 20.000 Postkarten in ausgesuchten Scene-Clubs, Cocktail- und Hotelbars nicht viel nutzen.
Denn das Herstellungsdatum von "I Can't Stop" wäre in einem Blind Date kaum zu lokalisieren, denn Green hat sich mit Entdecker, Produzent und Hi-Labelchef Willie Mitchell zusammengetan, dem Mann, mit dem er seine größten Erfolge feierte. Und dieser hat nur allerfeinste 70er-Southern-Soul-Zutaten für dieses kleine Festmahl verwand, rollende Hammond-B3-Schübe, pechschwarze Gospelchöre und auch dieser perfekte und unachahmliche Hi-Groove hat noch immer nichts von seiner Faszination eingebüsst. Dem Info nach wurde das Album gar quasi live in den heiligen Hi-Studio zu Memphis aufgenommen.
Warum bin ich als alter Fan dann nicht total begeistert? Kann ich nicht mal sagen, vielleicht geht es mir hier ähnlich wie bei Van Morrison. Wenn ich den hören will, dann lege ich was aus den frühen/mittigen 70ern auf. So geht's mir mit Al Green eigentlich auch. Und so ein überragendes Spätwerk wie die Solomon Burke Auferstehung ist "I Can't Stop" auch nicht. Aber andererseits muß man den in den letzten Jahren als Prediger arbeitenden Soul-Giganten auch für seine integere Rückkehr beglückwünschen. Denn eigentlich finden sich mit "My Problem Is You", "Million To One" und einigen anderen noch echte Juwelen unter den 12 selbst geschrieben Tunes. Und Rückgrat hat der Kerl auf jeden Fall und sowieso macht er auf dem Cover einen ganz ausgeschlafenen Eindruck. Und das ist ja auch was.
(Glitterhouse)
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The High Llamas: "Beet, Maize & Corn" (Tricatel/Duophonic, Nov. 2003) |
Sean O'Hagan, ehemaliger Gitarrist von Microdisney,
die ja wahrscheinlich heutzutage niemand mehr kennt (einige der wenigen
Glanzlichter der 80er neben den Go-Betweens) spielt mit seiner Band
inzwischen in einer eigenen Liga. Eine der wenigen Referenzmöglichkeiten
ist natürlich Brian Wilson, obwohl Sean O'Hagan dieser
Vergleich inzwischen wohl nerven wird. Aber ich denke, es gibt Schlimmeres,
als mit dem Kopf der Beach Boys in einen Topf gesteckt zu werden.
Als aktueller Bezug fällt mir nur Stereolab
ein, bei denen O'Hagan gelegentlich mitwirkt und deren inzwischen
leider verstorbene Gitarristin und Co-Sängerin Mary Hansen
bei den Aufnahmen in 2002 dabei war. Allerdings denke ich nicht, dass
O'Hagan es beabsichtigt hat, "wie Stereolab
sein zu wollen", wie ich in einer Kritik lesen musste.
Das hat er überhaupt nicht nötig. Besser gesagt: beide Bands
stammen aus dem gleichen Biotop, befruchten sich gegenseitig und klingen
in gewisser Weise ähnlich!
(07.12.2003)
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"Ein Wintermärchen in Musik. Dezent-gedämpfte
Bläser, himmlische Streicher, liebliche Frauenchöre, ein
Vibraphon, das im richtigen Moment mit den Zähnen klappert, dazu
eine Handvoll Songs, die diese bis in den letzten Winkel ausgefeilten
akustischen Arrangements eigentlich gar nicht nötig hätten.
Das ist impressionistischer Kammerpop, großartiger Kitsch
und weit weg von den High Llamas die eigentlich Stereolab sein wollen.
Das Pet Sounds und Smile der High Llamas in einem. Mindestens.
(Musikexpress. 5 Sterne)
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Lyle Lovett: "My Baby Don't Tolerate" (Curb, Nov. 2003) |
In den USA ist das Album wohl schon seit Ende letzten Jahres draussen,
bei uns habe ich es aber erst vor wenigen Tage im Laden entdecken
können! Nach über 6 Jahren Pause, zumindest was neues eigenes
Material betrifft, knüpft Lovett mit der nahezu unveränderten
alten "Allstar"-Mannschaft (Bassist Viktor Krauss,
Trommler Russ Kunkel, Pianist Matt Rollings, Gitarrist
Dean Parks, Mandolinenhexer Sam Bush, Steeler Paul
Franklin und Geiger Stuart Duncan) nahtlos an alte Glanztaten
an. Manche finden sowas vielleicht langweilig, weil vordergründig
keine Weiterentwicklung zu erkennen ist, aber wie und warum soll man
einen dermaßen perfekt ausgereiften Sound und solch hochkätiges
Songmaterial auch noch verbessern?
(28.02.2004)
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"Lyle Lovett is many things, but prolific is not one
of them. Yes, at the outset of his career, he released an album every year
or two, but by the time he became a star in the early '90s, he slowed down
quite a bit. Between 1992's Joshua Judges Ruth and 2003's My Baby Don't
Tolerate, his first release on Lost Highway, he only released one album
of new original material: The Road to Ensenada, in 1996, which followed
1994's I Love Everybody, a clearing-house of songs he wrote before his first
album. So, My Baby Don't Tolerate is his first album of new songs in seven
years, and two of its 14 songs "The Truck Song" and "San
Antonio Girl" were previously released on 2001's Anthology,
Vol. 1 (which is bound to frustrate fans that bought that uneven collection
just for the new tunes), leaving this as a collection of 12 new songs. Given
the long wait between albums and since the record is so firmly in the tradition
of The Road to Ensenada that it could be branded a sequel, there may be
an initial feeling of anticlimax, since there's not that many songs and
they all feel familiar. Such is the complication of a long wait it
invariably raises expectations but judged as a collection of songs
against Lovett's other albums, My Baby Don't Tolerate holds its own very
well. As mentioned above, it is very similar to The Road to Ensenada, sharing
that album's clean, unadorned production, directness, and preponderance
of straight-ahead country songs. And it's not just that the album is country;
it's that many of his eccentricities are toned down, to the point that when
Lovett ends the album with two gospel numbers, they sound like shtick. Even
the handful of ballads are lighter, lacking the somber introspection of
Joshua Judges Ruth or the subtleness of I Love Everybody. Everything here
is out in the open, and it's the better for it; musically, it may offer
no surprises, but its directness is appealing, particularly because Lovett
simply sounds good singing country songs. And that's what My Baby Don't
Tolerate offers Lovett singing good country songs and sounding good.
It's not a complicated pleasure, but it doesn't need to be, and after a
long dry spell, it sure is nice to have a new collection of songs from this
reliable songwriter." (Stephen Thomas Erlewine, All
Music Guide) |
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"Cibelle" (Crammed Discs/Ziriguiboom, 2003) |
Brazil!
(12.01.2009)
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Dass aus Brasilien nicht nur Samba und Fußball kommt, sondern auch gute und unverschämt charmante Pop-Musik, beweist die Sängerin CIBELLE auf ihrem fantastischen Debütalbum.
Erstmalig in Erscheinung getreten ist das ehemalige Fotomodell auf dem mittlerweile schon klassischen Album von SUBA 'Sao Paulo Confessions', dessen Songs sie mit ihrer unverwechselbaren Stimme veredelte. Auf ihrem Debütalbum tritt sie nun auch als Songwriterin und Ko-Produzentin auf und zeigt eindrucksvoll, dass sich ihr Talent nicht nur auf das Singen beschränkt. Mit Unterstützung durch APOLLO 9 (Brasiliens angesagtestem jungen Produzenten) und den Soundarchitekten CHRIS HARRISON und PETE NORRIS (die u.a. für den MORCHEEBA Sound sorgen) hat CIBELLE ein Album geschaffen, das funkelnde, moderne Songs enthält, die Anleihen nehmen bei Downbeat und Latin, bleiben aber immer POP und tragen den ganz speziellen CIBELLE-Stempel. Trotz aller Internationalität zeigen die Songs CIBELLE's sehr persönliche Welt voller Fantasie und Emotionen und laden uns ein, ihr zu folgen. Wer das tut, wird es ganz sicher nicht bereuen. Ein neuer Stern am Pop-Himmel ist aufgegangen. Tracklisting: Deixa, Só Sei Viver No Samba, Hate, Luisas, Waiting, No Preggo, I'll Be, Train, Inutil Paisagem, Um Só Segundo, Pequenos Olhos.
Die Brasilianerin Cibelle singt wie ein Ex-Model klingen muss, nämlich cool-laziv, und passt damit genauso gut zur zeitgemäßen Electro Bossa wie einst Astrud Gilberto zur Original Bossa Nova. Auf ihrem Debütalbum wirkt sie mit ihrem Gesangsstil wie eine Projektionsfläche für die verspielten Arrangementideen von Produzent Apollo 9.
(H.-J. Lenhart in Jazzthetik 6 / 03)
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Fink: "Haiku Ambulanz" (Trocadero, 2003) |
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Das fünfte Album - ursprünglich 2003 durch Trocadero auf CD und Vinyl veröffentlicht - war 15 Jahre out-of-print und ist nun endlich wieder erhältlich. Inklusive der Songs »Kein schönes Lied«, »Shuffle & Kompott«, »Niemand gibt gern auf«, »Wohin du gehst«, »Sonne nicht gesehen« und »Talking Drum Blues«. Das frische Vinyl-Mastering hat Chris von Rautenkranz (Soundgarden) übernommen, das Vinyl kommt im klassischen schwarz.
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Nanang Tatang: "Muki" (Tiger Style, 2003) |
Um Ida, einer der wunderbarsten Bands auf diesem Planeten,
ist es momentan ein wenig ruhig, weshalb ich meiner Ida-Sucht anderweitig
nachgehen muss. Geeignet sind da besonders Nebenprojekte der beiden
Ida-Hauptakteure Dan Littleton und Liz Mitchell. Nanang
Tatang ist im Prinzip Ida-Pur, ohne weitere Musiker, so wie
zu Beginn der Band in den frühen 90ern ("Tales
Of Brave Ida"), aber mit programmierten Rhythmen. Kein Techno
kommt dabei heraus, sondern typische Littleton/Mitchell-Musik: also
sehr ruhig, verschroben und geheimnisvoll. Also Ida-Musik.
Die Aufnahmen entstanden im Zeitraum von 2000 bis 2003, also zwischen
den Ida Alben "The Braille
Night" von 2000 und "Heart
Like A River" von 2005. Ich denke, ich muss mir keine Sorgen
machen über die musikalische Zukunft der beiden.
(04.05.2010)
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With Nanang Tatang, Ida co-founders Dan Littleton and Elizabeth Mitchell have taken their signature sound -- dreamy slowcore complete with vocal harmonies and slightly dissonant structure -- and added a new level of electronic tones and ambient texture. With simple programmed beats grafted onto the spare arrangements and Mitchell's gentle vocals, tracks like "On Me Forever" make Muki sound remarkably similar to Iceland's electro-pop act Múm, but with the distinct Americana elements of a band like Low. It's hazy, peaceful, and meditative electronic folk music, from the simple "R U Ready" to the sparkling bossa nova lullaby "Wake Up Call." Muki is an album that may never raise listeners' heartbeats to a solid rock & roll thump or get them moving on the dancefloor, but it is also a record that never overextends itself despite being musically experimental -- Nanang Tatang is happy to supply a subtle and intimate collection that tiptoes through drowsy contemplation.
(by Charles Spano, All Music Guide)
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