Auch gut ...
Kerri Powers: "You, Me And
A Redhead" (Leopard Skin, 2001/2002) |
"das
ist eine der aufregendsten neuen Entdeckungen im Frauen-Americana-Lager
der jüngeren Zeit! Powers legt mit diesen fulminanten 11 Tracks
ein geradezu überragendes Album hin, das man sich zum Beispiel
von einer Tift Merritt sehnlichst gewünscht hätte! Stimmlich
und stilistisch begibt sich die junge Frau aus Boston auf die Spuren
von Shelby Lynne und Mary Chapin Carpenter, Rory Block und Kelly Willis,
mit klaren Spuren von Tammy Wynette und Patsy Cline, die sich eindrucksvoll
durch Gesang und Texte ziehen. Kraftvoll und verwundbar zugleich besteht
sie mit Bravour ihre Frauensicht der Dinge in Songs wie 'Hard Road I
Ride', 'Battle Row', 'Don't Tell Me', '4 Wheel Drive'. Ihre cajun-getränkte
"mein-Truck-ist-mir-näher-als-meine-Liebe"-Hymne 'F-150'
ist der perfekt inszenierte Rollentausch - immerhin aus eigener Erfahrung!
Aber nicht nur wegen solcher Stories überzeugen ihre Songs, sie
sind clever und punktgenau, wiedererkennbar und sehr erdnah - mit ganz
viel Southern Flair. Genau wie die exzellente Produktion von Crit Harmon,
der bereits mit Arbeiten für Martin Sexton, Catie Curtis und besonders
an der Seite von Mary Gauthier auffiel. Feat. Harmon (E-Gitarre) und
Steve Sadler (akustische, elektrische, Lap Steel Gitarren, Dobro) an
den Saiten, dazu ein Keyboarder/Akkordionspieler sowie die Rhythm Section
der Swinging Steaks!" (Glitterhouse)
Dem kann ich nur zustimmen! Obwohl es müßig ist auszukegeln, ob
Kerri oder Tift die Krone gehört. Erwähnenswert ist vielleicht
noch, dass einer der beiden Gitarrenspieler mit Begeisterung einen dieser
alten Fender-6string-Bässe, durch einen Fender-Vibrato gejagt,
einsetzt. Das hat nix mit diesen saudämlichen 5saitern für
Fachblattmucker zu tun. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere
von euch noch an "Hank The Knife & The Jets"?
(15.10.2002)
|
"Poet - A Tribute To Townes
Van Zandt" (Catfish, Jan. 2002) |
Es gibt
inzwischen (zu) viele posthum veröffentlichte Livealben von ihm und
auch mehrere Tribute-Alben über ihn: die meisten sind auch ganz ordentlich
(bei diesen Songs kein Wunder!). Jetzt gibt es aber endlich ein richtig
gutes Tribut, eingespielt von den richtigen Leuten! (07.07.2002)
Mehr ...
"Townes Van Zandt-Tribute-Album mit einer Artisten-Riege,
die nur noch schlichtes Erschauern zuläßt. Viele oder fast
alle der Beteiligten waren Freunde von Townes, die sicher so manches
Glas mit ihm getrunken haben. Und diese Intimität spürt man
hier in jeder Sekunde. Jeder gibt sein Bestes, jeder weiß um die
Klasse des Ursprungsmaterials und jeder wußte, das die Liste der
Tributanten erfurchteinflößend ist. So kommen hier wahrlich
magische Momente zustande, vorwiegend ruhig und sparsam vorgetragen
(einzig Billy Joe Shaver gibt richtig Gas), um den exquisiten Liedern
Raum zur Entfaltung zu geben. Hervorheben darf man keinen, nicht einmal
der von No Depression Mag neulich noch in der Luft zerfetzte Pat Haney
leistet sich einen Ausrutscher. Insgesamt ein ganz exzellentes Tribut."
(Glitterhouse)
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- Guy Clark - To Live´s To Fly
- Nanci Griffith - Tower Song
- Billy Joe Shaver - White Freightliner Blues
- Cowboy Junkies - Highway Kind
- Emmylou Harris - Snake Song
- Ray Benson - If I Needed You
- John Prine - Loretta
- Lucinda Williams - Nothin´
- The Flatlanders - Blue Wind Blew
- Robert Earl Keen - Mr. Mudd & Mr. Gold
- Steve Earle And The Dukes - Two Girls
- Willie Nelson Marie
- Delbert McClinton - Pancho & Lefty
- Pat Haney - Waitin' 'Round To Die
- John T. Van Zandt - My Proud Mountain
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Chris Cacavas: "Bumbling
Home From The Stars" (Normal, Feb. 2002) |
Waren die neuen Lieder auf dem Konzert gestern im Weseler JZ Karo für
mich noch etwas gewöhnungsbedürftig, so klingen sie hier auf
der neuen Studioproduktion jetzt absolut überzeugend. Glitterhouse
schreibt:
"Den Titel seines letzten Albums Anonymous
hat Chris Cacavas etwas zu wörtlich genommen, denn fast 4 Jahre
ist er in der Anonymität eines Day-Jobs verschwunden. Gut das er
wieder da ist, denn kann auch mit seinem 6. Album durchweg überzeugen.
ähnlich wie beim Vorgänger verzichtet er hier auf allzu stürmische
Gitarrenfeuer, die einem etwas sensibleren Songwriting weichen mußten,
ohne jedoch auf elektrische Gitarre und eine kräftige Rhythmusgruppe
ganz zu verzichten. Auch scheint er die Liebe zum Piano wiedergefunden
zu haben, denn mit dem Instrument fiel er uns vor Jahrzehnten bei Green
On Red erstmals positiv auf."
(03.03.2002)
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Norah Jones: "Come Away
With Me" (Blue Note, Feb. 2002) |
Spät entdeckt, aber nicht zu spät! Ein wunderbares Album, das
nicht schon alleine deshalb schlecht sein muss, weil so viele Leute es
offensichtlich sehr mögen. Und der Nachfolger von 2004 "Feels
Like Home" ist sogar noch besser, nur eben nicht mehr so überraschend.
(Feb. 2004)
Mehr ...
Norah Jones's debut on Blue Note is a mellow, acoustic
pop affair with soul and country overtones, immaculately produced by
the great Arif Mardin. (It's pretty much an open secret that the 22-year-old
vocalist and pianist is the daughter of Ravi Shankar.) Jones is not
quite a jazz singer, but she is joined by some highly regarded jazz
talent: guitarists Adam Levy, Adam Rogers, Tony Scherr, Bill Frisell,
and Kevin Breit; drummers Brian Blade, Dan Rieser, and Kenny Wolleson;
organist Sam Yahel; accordionist Rob Burger; and violinist Jenny Scheinman.
Her regular guitarist and bassist, Jesse Harris and Lee Alexander, respectively,
play on every track and also serve as the chief songwriters. Both have
a gift for melody, simple yet elegant progressions, and evocative lyrics.
(Harris made an intriguing guest appearance on Seamus Blake's Stranger
Things Have Happened.) Jones, for her part, wrote the title track and
the pretty but slightly restless "Nightingale." She also includes
convincing readings of Hank Williams's "Cold Cold Heart,"
J.D. Loudermilk's "Turn Me On," and Hoagy Carmichael's "The
Nearness of You." There's a touch of Rickie Lee Jones in Jones's
voice, a touch of Bonnie Raitt in the arrangements; her youth and her
piano skills could lead one to call her an Alicia Keys for grown-ups.
While the mood of this record stagnates after a few songs, it does give
a strong indication of Jones' alluring talents" (David R. Adler,
All Music Guide)
|
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Veranda Music: "Look Of
Joy" (iXiXeS, Feb. 2002) |
Es gibt vier Arten von Bands, welche die Songs anderer Leute "nachspielen":
Oldiebands, die alte Hits in feuchtfröhlicher Runde und
auf Stadt- und Schützenfesten präsentieren ('Spielt doch mal
"Take Me Home Country Roads..."', 'Wir wollen "Sexy"
hören...', "Sweet Home Allabamma!"). Da reicht es oft,
wenn das Publikum die Lieder wiedererkennen kann.
Top40-Kapellen, die die aktuellen Charts rauf und runter spielen
und manchmal sogar besser sind als das Original.
Revivalbands, die sich akustisch und zum Teil auch optisch ganz
dem Werk eines Künstlers verschreiben, mal ehrfürchtig, mal
parodistisch. Es gibt zahlreiche solcher Truppen für jeden Geschmack
und in jeder Spielklasse.
Und es gibt, Gott sei Dank, noch andere Bands, die die Songvorlagen
anderer Autoren interpretieren, zelebrieren, verfremden und weiterentwickeln.
Zu dieser vierten Art gehört das Hamburger Trio Veranda Music,
das auf dieser Platte scheinbar unvereinbare Zutaten zusammenführt.
Etwas neuere Lieder vom Gun Club
(Jeffrey Lee Pierce), Palace Music (Will Oldham), den Pixies
(Frank Black) und Depeche Mode auf der einen Seite, aber auch
von Matching Mole (Robert
Wyatt), Joan Armatrading und
Caetano Veloso aus den 70ern. Sogar
"Water Of Love" von den Dire
Straits gelingt (das Lied ist aber auch von deren tollen ersten
Platte und nicht von einer der unsäglichen späteren Bombastproduktionen
Mark Knopflers). Nur "Father And Son" von Cat Stevens
will mir nicht so recht schmecken, da bin ich wohl aus meiner Jugendzeit
vorbelastet. Diese Platte musste ich mal eine Zeitlang jeden Abend mindestens
10x hören, da eine Lady, die ich damals sehr verehrt habe, nun
mal gerne Cat Stevens hörte (das taten damals fast alle Ladies)
und ungern die Platte auf dem Plattenspieler wechselte oder umdrehte.
Was tut man(n) nicht alles für ein bisschen Zuneigung ...
(03.03.2002)
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Drittes Album des überaus gefeierten Pop-Trios aus Hamburg. Ausgefeilte Arrangements, ein raumfüllender Sound, begnadete Songs und eine Stimme für die Ewigkeit: Veranda Music zählen hierzulande längst zu den avanziertesten Bands im Bereich klassisch-zeitloser Popmusik. 2002 erschien das dritte Album des Hamburger Trios und ein Blick auf die Tracklist verrät: "Look Of Joy" enthält ausschließlich Coverversionen. Aber was für welche! Die Band um Songwriter und Sänger Nicolai von Schweder-Schreiner gelang mit "Look Of Joy" das seltene Kunststück, Songs verschiedener Herkunft in ein einheitliches, neues Ganzes zu überführen. Alle Titel verbindet das Glück, dass sie jetzt wie Veranda Music klingen. Von Matching Mole bis Dire Straits, Pixies bis Depeche Mode - die drei Musiker erwiesen sich diesmal als vorzügliche und kluge Interpreten. Aufgenommen und gemischt wurde "Look of Joy" von Veranda Music und Dinesh Ketelsen (Fink).
(Indigo-Info)
Ich war etwas überrascht schon wieder einen Veranda Music Tonträger vor mir zu sehen, hatte irgendwie das Gefühl, dass „Leblon“ noch nicht so lange her ist (tatsächlich erschien die im September 2000). Egal, denn eine Freude ist es immer. „Look Of Joy“ besteht nur aus Coverversionen, gesammelt in verschiedenen Jahrzehnten und gewildert in verschiedenen Stilrichtungen, aber durch den so lässig-kultivierten Veranda Music Sound musikalisch geeint. Die Spender reichen von relativ frisch (Silver Jews, Will Oldham, Pixies), über klassisch (Matching Mole, Caetano Veloso, Gun Club, Cat Stevens) bis zu unerwartet (Joan Armatrading, Dire Straits, Depeche Mode).
Bei der Darbietung hat man sich scheinbar vom Bandnamen inspirieren lassen, denn die Songs kommen durchweg sehr entspannt rüber, als säße man lässig im Vorgarten, völlig unverkrampft und scheinbar nicht von dem Zwang besessen, das Original neu erfinden zu müssen. Was aber nicht heißen soll, das man es hier auch klanglich mit einer knarzigen Frontporch-Session zu tun hat. Nein, da gibt es Streicher und Vibraphon, Saxophon und ein Clavinet, alles in kleinen Portionen an die rechten Stellen gepackt, um eine gute Intrepretation noch besser zu machen.
So kitzeln sie z.B. aus Knopfler´s „Water Of Love“ durch eine verlangsamte Folkbehandlung die Essenz des Songs raus, bringen „O Caroline“ von Robert Wyatt´s Matching Mole durch Streicher zum schweben und siedeln „Mother Of Earth“ des Gun Club irgendwo zwischen Curved Air und Pentangle an. „Hey“ von den Pixies steigert sich bis zur Ekstase, „Dallas“ von D.C. Berman (Silver Jews) ist einfach nur schön (mit perlendem Piano) und dass mal einer Joan Armatrading covert, hätte ich auch nicht gedacht. Eines der Highlights folgt kurz vor Ende, „Riding“ von Will Oldham. Auch hier wird der Song immer intensiver, scheint nach 3 ½ Minuten fast zu bersten. Dass „Shake The Disease“ der (damals) Neuromantiker Depeche Mode nahtlos anschließt, zeigt nur noch einmal, dass die drei von Veranda Music nicht nur eine tiefe Plattenkiste haben (die „Foundation“ zählt), sondern das sie auch damit umzugehen wissen.
Einzig „Father And Son“ von Cat Stevens will nicht richtig funktionieren, was aber auch daran liegen mag, dass mir der Song in der eingedeutschten Version (auf „Popshopping 2“) noch frisch im Kopf klingelt, damals zur Werbung für Teekanne mißbraucht: „Wenn der Teekessel singt...“.
Aber davon ab, mit „Look Of Joy“ haben Veranda Music einen weiteren Treffer gelandet. Tolle Band, tolle Platte. Wird man immer mal wieder auflegen, vielleicht im Verbund mit „Satisfied Mind“ von den Walkabouts und Mark Lanegan´s „I´ll Take Care Of You“
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Chris Cacavas: "Kneel" (Return To Sender,
März 2002) |
Was
für einige merkwürdige Veröffentlichungspolitik? Kurz
nach "Bumbling Home From The Stars"
erschien auf Normals Speziallabel "Return To Sender" bereits
die nächste Platte von Chris, dieses mal als limitierte Mailorder-Only-CD.
Der Mann scheint in seiner kreativen Pause zumindest mit dem Songschreiben
nicht aufgehört zu haben.
(21.03.2002)
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Dolly Varden: "Forgiven
Now" (Undertow, April 2002) |
Leider habe ich diese Platte zu spät für die Jahresliste 2002
entdeckt, bzw. bin erst jetzt vom "musikalischen Bruder im Geiste"
Frankie von den Craving Hands drauf gestoßen worden! Tatsächlich
eine Platte, auf der JEDER Song gut ist, teilweise hatte ich das Gefühl
die Lieder in ihrer Selbstverständlichkeit schon lange zu kennen.
Zweites Highlight neben dem Songwriting ist natürlich der Männlein/Weiblein-Doppelgesang
von Steve Dawson und Diane Christiansen á la Gram
& Emmylou oder Chris & Carla von den Walkabouts.
Und natürlich sind die Steeleinlagen vom "Gaststar" Al
Perkins (wie immer) wunderbar.
(09.11.2003)
Mehr ...
"Guitar Pop/Rock/Country Rock ... 4. Album der bislang
immer überragenden Band aus Chicago um das begnadete Songwriter/Gesangs/Ehepaar
Steve Dawson & Diane Christiansen und drei weitere hochtalentierte
Bandmitglieder. Beseelter Mix aus den o.g. Richtungen mit den besten
Referenzen von Nadine, Tarnation, Scud Mountain Boys, Whiskeytown, Jolene
und Picketts. (Phasenweise erinnert ihr traumhaft sicheres Zusammenwirken
sogar an die Continental Drifters!) Dieser von mir anläßlich
des ebenso fabelhaften Vorgängers 'The Dumbest Magnets' (2000)
geäußerte "Verdacht" verstärkt sich hier geradezu
enorm - besonders der leidenschaftliche, vielstimmige Harmoniegesang
mit gleichermaßen Country und Soul in den Stimmbändern scheint
derzeit konkurrenzlos. 'Forgiven Now' wurde wieder in Nashville von
Brad Jones (s.a. Steve Forbert, Haynes Boys, Tommy Womack, Bill Lloyd,
Ass Ponys, Josh Rouse...) produziert, der dem stark vokal- und saitenlastigen
Quintett eine satte Bodenhaftung verpaßt. Alle 11 Nummern (plus
Hidden Track) sind eigene, darunter wahre Perlen des Genres! Der berühmte
Al Perkins setzt einige Glanzpunkte mit der Pedal Steel, aber es ist
die Qualität der gesamten Produktion, die einen so verblüfft.
Eine sichere Bank für meine Top 10-Liste des Jahres!!" (Glitterhouse)
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Wilco: "Yankee Hotel Foxtrot"
(Nonesuch, April 2002) |
"Eigentlich hätte dieses Album schon letztes Jahr bei ihrem
alten Label erscheinen sollen, doch dort bekam man angesichts einer
- angeblich - fehlenden radiotauglichen Single kalte Füße,
und die Band stand auf einmal ohne Plattenfirma da. Dabei ist die Sorge
des Labels sogar ein wenig nachzuvollziehen. Bisher wurden Wilco immer
als Americana- oder Countryband vermarktet, doch damit hat "YHF"
überhaupt nichts mehr zu tun. Unter Mithilfe von Mischpult-Wizard
Jim O'Rourke wagen sich Wilco an ein soundtechnisch sehr innovativ-ambitioniertes
Popkonzept, das alten Helden wie Big Star ebenso viel schuldet wie deutschen
Avantgardisten à la Neu! oder Can. Klingt nach Drahtseilakt,
ist aber keiner, denn auf dem vierten Album des inzwischen in Chicago
heimisch gewordenen Quartetts finden sich mit "Jesus, Etc.",
"I'm The Man Who Loved You" oder "Reservations"
eine ganze Reihe der besten Songs von Mastermind Jeff Tweedy überhaupt,
und die machen "YHF" in jeder Hinsicht zu einem Highlight
für jeden Popfan mit Köpfchen." (Carsten Wohlfeld, Haldern)
Spätestens bei dem vorletzten Lied "Poor Places" mit
der Telefonstimme, die immer "Yankee, Hotel, Foxtrot" wiederholt,
haben sich die Jungs deutlich vom "Americana-Sound der Anfangszeit
abgesetzt. Und dann am Ende diese Piano-Ballade! Was wohl die "No-Depression"-Jünger
dazu sagen? Mir gefällt's auf jeden Fall!
(22.04.02)
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"Nach knapp 50 Minuten `Yankee
Hotel Foxtrot´ wirkt das bisherige Werk dieser bis dato schon wundervollen
Band wie eine Fingerübung, wie eine Vorbereitung auf dieses Meisterwerk.
Viele werden diese Einschätzung für übertrieben, ja verfehlt
halten. Denn auf den ersten Blick kommt dieses Album fast leicht daher.
Um als Meisterwerk zu gelten, bedarf es ja meist wagnerianischen Bombastes
oder zumindest einer gewissen Verstörung, die sich hier jedoch nur
selten einstellen will. So schön hat bisher noch kaum jemand am Abgrund
balanciert. Nicht auszudenken, was uns entgangen wäre, wenn sich nicht
doch noch ein Label für dieses Album gefunden hätte. `Every song's
a comeback/ Every moment's a little bit later.´ (Rolling Stone.
Platte des Monats Mai. 5 Sterne) |
|
Few bands can call themselves contemporaries of both the
heartbreakingly earnest self-destruction of Whiskeytown and the alienating
experimentation of Radiohead's post-millennial releases, but on the painstaking
Yankee Hotel Foxtrot, Wilco seem to have done just that. In early 2001,
the Chicago-area band focused on recording their fourth album, which ultimately
led to the departure of guitarist Jay Bennett and tensions with their record
label. Unwilling to change the album to make it more commercially viable,
the band bought the finished studio tapes from Warner/Reprise for 50,000
dollars and left the label altogether. The turmoil surrounding the recording
and distribution of the album in no way diminishes the sheer quality of
the genre-spanning pop songs written by frontman Jeff Tweedy and his bandmates.
After throwing off the limiting shackles of the alt-country tag that they
had been saddled with through their 1996 double album Being There, Wilco
experimented heavily with the elaborate constructs surrounding their simple
melodies on Summer Teeth. The long-anticipated Yankee Hotel Foxtrot continues
their genre-jumping and worthwhile experimentation. The sprawling, nonsensical
"I Am Trying to Break Your Heart" is as charmingly bleak as anything
Tweedy has written to date, while the positively joyous "Heavy Metal
Drummer" jangles through bright choruses and summery reminiscences.
Similarly, "Kamera" dispels the opening track's gray with a warm
acoustic guitar and mixer/multi-instrumentalist/"fifth Beatle"
Jim O'Rourke's unusual production. The true high points of the album are
when the songwriting is at its most introspective, as it is during the heartwrenching
"Ashes of American Flags," which takes on an eerie poignancy in
the wake of the attacks at the World Trade Center. "All my lies are
always wishes," Tweedy sings, "I know I would die if I could come
back new." As is the case with many great artists, the evolution of
the band can push the music into places that many listeners (and record
companies for that matter) may not be comfortable with, but, in the case
of Wilco, their growth has steadily led them into more progressive territory.
While their songs still maintain the loose intimacy that was apparent on
their debut A.M., the music has matured to reveal a complexity that is rare
in pop music, yet showcased perfectly on Yankee Hotel Foxtrot. -- Zac Johnson
(allmusicguide) |
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Bruce Robison: "Country
Sunshine" (Continental Recors Service/Boars Nest, April 2002) |
Das aktuelle Album des Singer/Songwriters aus Austin/Texas habe ich
leider zu spät für meine Jahrescharts entdeckt. Es entstand
mit Hilfe seiner Gattin Kelly Willis und einigen guten Freunden
wie Amy Noelle Farris (Chor), Dan Drugmore (Steelgitarren
u.a. Saiteninstrumente), Pete Wasner (Klavier und echtes Wurlitzer-Piano!),
Ex-Face Ian MacLagen an der Orgel (hängt schon seit einigen
Jahren in Austin ab) und Schlagzeuglegende Kenny Malone. Nachdem
einige Hutträger seine Songs in die Countrycharts hievten hatte
Robison genug Zeit und Geld, um dieses schwer abgehangene Album selbst
aufzunehmen und zu veröffentlichen. Dabei ging er keine Nashville
Kompromisse ein.
Die Platte hat doch wirklich ein wunderschönes nostalgisches Cover.
Und gefällt mir (fast) so gut wie "Easy",
das neue Werk seiner Frau, bei dem er ja auch schon kräftig mitmischte.
Wo wir übrigens gerade beim Familientratsch sind: Bruder Charlie
Robison, ebenfalls ein bekannter Singer/Songwriter, ist mit Emily
Erwin (jetzt Emily Robison), einer der beiden Dixie Chicks-Schwestern,
verheiratet. Während Bruce mit der anderen Schwester (Marty Seidel)
für das Album einen Song verfasst hat. Und natürlich auch
einen mit seiner Frau. Mein Lieblingslied ist hier allerdings "What
Would Willie Do", eine witzige und völlig unpeinliche Hommage
an Willie Nelson.
(23.02.2003)
Mehr ...
"The inescapable crowd-pleaser is the heady, gently-goosing
"What Would Willie Do?"-a hilarious, tongue-in-cheek canonization
of the Lone Star State's favorite hemp-tokin' picnic host. Even the
most humorless (if such a creature exists) Nelson fan will recognize
the head-shaking admiration behind the playful digs, and will be joining
in on the chorus before the first play is over. If this ain't a hit,
we all gotta consider relocating to another planet.Apart from that
gem of inspired silliness, Robison runs the gamut of country styles
on Country Sunshine, including some beautiful co-writes with Allison
Moorer ("Can't Get There From Here"), Dixie Chick Marty
Seidel ("Anyone But Me"), and Sean Michaels ("Bed Of
Ashes"). Bruce and wife Kelly Willis team up on the wrenching
"Friendless Marriage," a classic pull-out-the-stops tear
jerker a la George & Tammy, Conway & Loretta or Gram &
Emmylou.
Interestingly enough, it was Music City's current penchant for the
"arena rock" drum sound which ultimately led to the cozy,
classic country vibe found on Country Sunshine. "I'd had it all
set up about how I was gonna do this record with Sony," said
Austin-based Robison, "and then, when I decided to leave them,
I kinda had to come up with a Plan B. The records weren't sounding
like I wanted them to--the records in Nashville were all sounding
like English rock records, ya know? Once we'd get to the point of
cutting vocals, I'd be screamin', and I didn't even know why."
A casual inventory of Bruce's favorite records kept turning up the
name of veteran session drummer Kenny Malone, "and so I called
him, and I said, Kenny, you don't know me, but I'm a songwriter from
Texas, and you played on all the records that I loved the sound of--Don
Williams, Crystal Gayle, Waylon Jennings. I need your help.' And he
said, 'Get this studio, call these guys, and we'll all go in there
and we'll cut it'. And that's just what we did..."
'This studio' was Jack Clement's funky, vintage Cowboy Arms Hotel
And Recording Spa; 'these guys' were a blue-ribbon group made up of
Malone, master of all-things-stringed Dan Dugmore (Linda Ronstadt,
Warren Zevon, etc.), stand-up bassist Dennis Crouch, pianist Pete
Wasner, organist Ian McLagan (Faces, Rolling Stones) and ace harmonicat
Mickey Raphael (yikes!--what will Willie do?...). Singers Kelly Willis
and Amy Noelle Farris lent their voices and helped keep the room from
getting too ugly
The result, not coincidentally, is a casual groove reminiscent of
the great Don Williams, especially on such tracks as "Blame It
On Me," "Tonight" and "Anyone But Me." "Don
has always been a huge influence on me," Robison admitted. "My
dad listened to his 8-tracks constantly when I was a kid, and I've
been looking for that sound. Kind of easy-going, but well-crafted,
and they moved along nicely, too--real intimate, real dry. 'Intimate'
was the word that I was using with all of these guys, and they understood,
because by the time we got to cutting the vocals, I could almost whisper
them, like Don used to do.
"I've played with a lot of A-list drummers," he continued,
"a ton of drummers--and Kenny is the first guy in 15 years who
listened to the lyrics and asked what the song was about before we
cut it. I really felt like he was crafting the whole feel of it to
suit whatever I was trying to say. That seems like such a simple thing,
but nobody does it." (von Bruce's Website: "www.brucerobison.com")
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Cassandra Wilson: "Belly
Of The Sun" (Blue Note, April 2002) |
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Jim Lauderdale & Ralph
Stanley: "Lost In The Lonesome Pines" (Dualtone, Mai 2002) |
Gleichzeitig
ist mit "Hummingbirds" ist bereits
Lauderdales zweite Kollaboration mit Banjospieler Ralph Stanley,
dem Altmeister des Bluegrass, und dessen Band "The Clinch Mountain
Boys" erschienen (für die erste Kollaboration "I Feel Like
Singing Today" von 1999 gab's sogar eine Grammy-Nominierung!). Auch
dieses Album ist voller Klassesongs von Lauderdale und mit "Deep
Well Of Sadness" und "Oh Soul" sind auch hier zwei Songs
in Zusammenarbeit mit Grateful Dead-Texter Robert Hunter dabei.
Im Gegensatz zur Klangvielfalt auf "Hummingbirds" wird hier
aber Hardcore-Bluegrass gebracht. Das Album bleibt im (zwangsläufigen)
Vergleich bei mir momentan nur zweiter Sieger, da ich mich noch nicht
ganz an den Gesang von Ralph Stanley gewöhnt habe.
(14.09.2002) |
Jim Lauderdale: "The
Hummingbirds" (Dualtone, Mai 2002) |
Zwei Alben gleichzeitig raus bringen - das ist sicherlich etwas extravagant.
Und wenn man nicht Bruce Springsteen oder Guns'n'Roses heißt sicherlich
auch kommerziell blödsinnig. Aber bei Herrn Lauderdale kann ich mich
so über zwei schöne Alben freuen. Die Zusammenarbeit
mit Ralph Stanley hat sicherlich mehr Presse bekommen, aber ich ziehe
das Album ohne den Altmeister des Bluesgrass vor.
Mehr ...
by Michael Berick
A consummate Nashville songwriter, Jim Lauderdale has penned hits for
folks like George Strait and Patty Loveless over the years, but he has
long been underappreciated as a solo artist. One of Lauderdale's songwriting
strengths is to craft seemingly simple tunes set around smart but not
excessively clever lyrics, and several songs here serve as excellent case
studies. On "Morning," he uses the start of the day as a metaphor
to gently suggest the possibilities life holds that often slip by "as
the afternoon pulls you away." The twangy, jazz-flavored "It's
a Trap" utilizes the games cats and mice play to discuss human relationships.
The title track, one of the disc's crowning glories, uses hummingbird
imagery in a story of love renewed. Lauderdale's voice, while perhaps
not slick enough for music row, is full of character and warmth. He can
give a suitably rough edge to rocking honky tonk numbers like "There
and Back Again" and "Rollin' the Dice," while also projecting
a poignancy in the bittersweet ballads "I'm Happiest When I'm Moving"
and "I Know Better Now." The disc's bluegrass-flavored closing
cut, "New Cascade," creates a natural segue to his Ralph Stanley
collaboration, Lost in the Lonesome Pines, an album released simultaneously
with The Hummingbirds. The song also highlights Lauderdale's hillbilly
roots and demonstrates how he effortlessly synthesizes them into a more
country-pop sound. It wouldn't be surprising if more than a tune or two
off this stellar effort were recorded by other artists (Kelly Willis has
already covered "I Know Better Now"), but Lauderdale deserves
to have his splendid original renditions recognized and enjoyed for their
own impressive merits.
|
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Van Morrison: "Down The Road"
(Polydor/Exile, Mai 2002) |
Musik
für die Seele! Altmodischer Blues mit viel Mundharmonika und Hammondorgel,
dazu Bläsersätze und Streicher: völlig unspektakulär und sicherlich nicht
so "wichtig" wie "Astral
Weeks", "Tupelo Honey",
"Veedon Fleece" oder "Common
One". Trotzdem - während ich hier sitze und die Platte zum zweiten
Mal höre - merke ich, wie wunderbar entspannend und schön im wahrsten
Sinne des Wortes diese Musik ist! Da will ich gar nicht weiter analysieren.
Na ja vielleicht zwei Bemerkungen: Vans Version von "Georgia On My
Mind" hält locker mit denen von Willie Nelson auf "Stardust"
(1978) oder von "The Band" auf "Islands" (1977) mit.
Irgendwann fragt Van dann noch, was aus P.J. Proby und Scott Walker geworden
ist: das wollte ich auch schon immer wissen!
(14.05.2002) |
The Flatlanders: "Now
Again" (Blue Rose/New West, Juni 2002) |
Was für ein Comeback! Vor 30 Jahren hatten Jimmie Dale Gimore,
Joe Ely und Butch Hancock, die sicherlich zu den besten
texanischen Singer/Songwritern gehören, schon mal eine Platte herausgebracht,
die aber kein Erfolg wurde.
(07.07.2002)
Mehr ...
"Eine kleine Sensation war es schon, als 30
Jahre nach dem ersten und einzigen
Album ein weiteres Werk der legendäre Band aus Lubbock, Texas
angekündigt wurde. Das Singer/Songwriter Dreigestirn Jimmie Dale
Gilmore, Butch Hancock und Joe Ely veröffentliche in der Zwischenzeit
jede Menge Soloalben, es gab immer mal wieder eine Flatlanders Reunion,
aber neues Songmaterial materialisierte sich erstmals auf dem Horse
Whisperer Soundtrack. Diesen Sessions und der großzügigen
Unterstützung von New West Records verdanken wir jetzt Now
Again, welches über einen Zeitraum von drei Jahren in Joe Elys
Studio entstand.
Das Album beginnt mit einem ganz relaxten Going Away (von
Utah Phillips), an das sich mit Julia ein typischer Butch
Hancock Song anschließt. Alle weiteren Songs tragen die gemeinsamen
Credits der drei Songwriter, aber es ist recht offensichtlich, wer für
welche Songs verantwortlich zeichnet, vor allem die Handschrift von Joe
(die rockigere Variante) und Butch (das was der Amerikaner clever
wordplay nennt) ist deutlich erkennbar. Beide singen auch einige
Leadvocals, aber den Löwenanteil bestreitet natürlich der unvergleichliche
Tenor des Zen-Cowboys Gilmore, beim Chorus allerdings oft unterstützt
von den beiden erdigen Texas-Stimmen der anderen.
Musikalisch bewegt sich das natürlich
zwischen Texas-Singer/Songwriting, rootsigem Rock, Twang und Tex-Mex-Border-Feeling,
wie nicht anders erwartet auf sehr hohem Niveau. Mit Tony Pearson (Gesang)
und Steve Wesson (Gesang und singende Säge) fanden sich zwei weitere
Ur-Flatlanders zur Unterstützung im Studio ein." (Glitterhouse)
|
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Phil Lesh & Friends: "There
And Back Again" (Columbia, Juni 2002) |
Hier
kommt mein Outing: Natürlich nicht, dass ich ein großer Dead-Fan
bin- warum sollte man das auch verbergen? - sondern dass ich auf die
TV-Serie "Nash Bridges" stehe. Mit den Hauptdarstellern Don
Johnson, den ich wegen Miami Vice früher für einen
totalen Blödmann gehalten habe, und Cheech Marin, dem mexikanischen
Kiffer von Cheech & Chong. Sie spielen dort zwei Cops aus
San Francisco, wobei einer ihrer Kollegen ein totaler Deadhead ist.
Vor einiger Zeit philosophierte er sogar schon mal über "Working
Man's Dead", während im Hintergrund die Platte lief. Diese
Woche kamen auf VOX die letzten Folgen der letzten Staffel (schnüff)
- mit Phil Lesh in einer Sprechrolle und einem Konzertausschnitt von
Phil Lesh & Friends aus dem Fillmore, bei dem sie "Bertha"
spielen und ihnen von zwei heißen Motorrad-Girls die Abendkasse geklaut
wird. Hach, war das schön. Und vor ein paar Wochen wurde das bereits
im Juni erschienene Album sogar in der Wochenendbeilage der NRZ besprochen.
Weiß der Henker, wie deren Schreiberling da plötzlich drauf kam
- aber egal - ich habe also das Album wieder rausgekramt, das mir bei
der Veröffentlichung vor ein paar Monaten noch viel zu sehr nach
den Allman Brothers geklungen hatte und mir damals insgesamt zu poppig
erschien. Jetzt, mit dem richtigen Schlüsselerlebnis, muss ich
sagen: TOLLE PLATTE. Phil Lesh ist der "wahre Bewahrer" der
Deadkultur (dieser letzte Satz klingt blöde, wird aber nicht gestrichen).
Kurzer Hinweis zu den "Friends": waren das bisher dauernd
wechselnde Musiker aus Phils Freundeskreis, so hat sich inzwischen eine
feste Truppe herausgebildet. Zwei Hexer an den Gitarren: Warren Haynes
(Allman Brothers, Government Mule) und Jimmy Herring (covert
auch in der Band Jazz Is Dead
zusammen mit Billy Cobham, Alphonso Johnson und anderen Jazzrock-Hochkarätern
die Songs der Dead), dazu Schlagzeuger John Molo (Ex-Bruce Hornsby
& The Range) und der mir unbekannte Keyboarder Rob Barraco.
(30.11.2002)
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Missouri/Green Apple Sea: "By
The Time I Get To Phoenix" (Return To Sender, Juni 2002) |
Missouri stammen aus Nürnberg und spielen als schlagzeug-
und bassloses Trio mit Gitarren und alten Analogkeyboards ihre Version
amerikanischer Country(?)- bzw. Pop(?)-Musik, am ehesten noch mit den
gleichfalls schlagzeuglosen Souled American aus Chicago vergleichbar.
Green Apple Sea sind ebenfalls ein Trio, aber in Köln bzw.
Münster beheimatet. Auch ihr Sound ist sehr amerikanisch (Gitarre/Bass/Schlagzeug).
Soweit ich weiss, haben sich beide Kapellen auf der Deutschlandtournee
von Willard Grant Conspiracy als Supportacts kennen- und schätzen
gelernt. Zusammen ging man dann mit dem Pedalsteel-Spieler Mano Nelson
in's Studio, um für die Mailorder-CD-Serie Return To Sender
ein paar eigene Songs und ein paar schöne Coversongs (Nick Drake,
Lou Reed) einzuspielen. Obwohl die Veröffentlichungen in dieser Serie
(bisher 40 CD's) immer eine hohe Qualität haben, war ich dieses mal
doch sehr überrascht: eine richtig, richtig gute Platte, die mich
und vielleicht auch euch auf das sonstige Werk beider Bands neugierig
macht!
(14.07.2002) |
Paul Westerberg: "Stereo"/"Mono"
(Interscope/Vagrant, Juni 2002) |
`Stereo´,
die Rückkehr ins Gehörtwerden, bietet absolute Authenzität:
So wie er früher trank und rockte und es auch danach klang, steht
für ihn nun das Alltagsleben im Vordergrund. Kommt dann eine Songidee,
geht es nachts ab in den Keller. überwiegend solo mit akustischer
Gitarre, ohne Overdubs, und wenn das Band zu Ende ist, dann endet eben
auch schon mnal abrupt der Song. Westerbergs Lieder geraten so weniger
spektakulär als früher: `Baby Learns To Crawl´, `Boring
Enormous´ ... einer von uns und damit inzwischen leichter zu überhören.
Wäre da nicht auch noch die Bonus-CD `Mono´: Elf Tracks seines
alter Egos Granpaboy. Elfmal Paule, wie er herzrefrischend rockt und
rüpelt, als zöge es ihn wieder mit den Replacements auf die
Bühne die wahre Schokoladenseite des Albums. (TIP
Berlin)
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Sonya Hunter: "Sun In Mind"
(Innerstate, Juli 2002) |
Das
aktuelle Album dieser Sängerin aus San Francisco ist leider gar nicht
mehr in Deutschland veröffentlicht worden. Ich habe meine CD persönlich
von Sonya im Austausch mit einer Waiting For Louise-CD bekommen. Traurig,
dass es für dermaßen schönen Folkpop keine breite öffentlichkeit
gibt! |
Tift Merritt: "Bramble Rose"
(Lost Highway, Juli 2002) |
Die Jungs von Glitterhouse vergessen in ihrer Lobpreisung (siehe Info)
leider zu erwähnen, dass hier als Produzent und Gitarrist Ethan
Johns am Werk ist, Sohn der Produzentenlegende Glyn Johns (Eagles,
Stones, Joan Armatrading, Steve
Miller Band, Faces, John Hiatt, etc.). Er hat schon die letzte Whiskeytown-Platte
und beide Ryan Adams-Soloplatten geprägt, was man auch dieser
Platte anmerkt. Der Mann hat mich sehr beeindruckt: er ist in Personalunion
und auf höchstem Niveau gleichzeitig Produzent, Tonmischer, Gitarrist,
Keyboarder und Schlagzeuger! Wer zu Tift Merritt noch einen Vergleich
braucht: es klingt ein bisschen wie Ryans "Heartbreaker",
aber mit der Stimme von Natalie Merchant (Ex-10.000 Maniacs) -
sicherlich keine schlechte Kombination.
(19.07.2002)
Mehr ...
Ein weiteres Goldstück auf dem Lost Highway. Der Labelname bürgt
ohnehin inzwischen für erfreulich auf unserer Linie liegende Qualität
und doch, auch hier gibt es immer wieder Überraschungen, die den
Hörer verzückt Lächeln machen. Tift Merritts Solo-Debut
von 2002 zählt zu diesen Erfreulichkeiten. Wer sie von ihrer Zusammenarbeit
mit Two-Dollar-Pistol bereits kannte, war wahrscheinlich weniger überrascht
und hat mit einem Alternative Country-Juwel zwischen Emmylou und Lucinda
gerechnet. Und sieht sich jetzt nicht getäuscht.
Eine feste Band begleitet die zeitlos wertigen Songs, die sämtlich
aus Tifts Feder stammen, wie auf eine Bank kann sich die Autorin
dabei auf die zurückhaltend singende Steel Guitar von Greg Reading
und das gepflegte, erfahrungsverklärte Keyboardspiel zwischen beruhigendem
Piano- und erhebendem Orgeleinsatz von Benmont Tench verlassen. Merritts
Songs decken fließend die Bandbreite vom Mid-Tempo-Stück über
den Leichtfuß-Rocker ab, besonders aber sind es die breiten Balladen,
die sowohl Stimme als auch Songwriting-Kunst der Artistin vehement unterstreichen.
Ob im zurückgelehnten ¾ Takt wie in Supposed To Make You Happy
oder in den großartigen gospelbeeinflussten 6 Minuten von Sunday:
Hier geschieht Grosses, das zu berühren weiss.
(Glitterhouse)
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Diese Stimme! Je ein Teil Olivia Newton-John, Emmylou
Harris, Lucinda Williams plus jugendliche Zartheit, alles liegt darin: Begehren,
Sehnsucht, Trauer, Glück weiche Knie sind garantiert. Die Songs:
persönliche, an den Klippen des Lebens niemals scheiternde Geschichten,
romantische Balladen ebenso wie rockend im R&B-Stil einer Sheryl Crow
(Neighborhood), auch Wild-Horses-Tiefen weiß sie zu erwecken (Bird
Of Freedom), und das Titelstück lässt Berge schmelzen, ein Songkaliber,
wie es eigentlich nur Lucinda Williams liefert.
Die Band, die lange als The Carbines agierte und erst jetzt ihren Mittelpunkt
auch tatsächlich ins Spotlight stellt, ist versiert und ohne Makel,
und es ist gerade die Schüchternheit dieser atemberaubenden Lady, die
dem beeindruckenden Debüt das Versprechen auf eine noch größere
Zukunft innewohnen lässt. (TIP Berlin) |
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Railroad Earth: "Bird
In A House" (Sugar Hill, Juli 2002) |
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Linda Thompson: "Fashionably
Late" (Rounder, Juli 2002) |
Mit dieser Platte hat wohl kaum jemand noch gerechnet: 30 Jahre nach ihrer
ersten Zusammenarbeit mit Richard Thompson auf dessen Solodebüt,
20 Jahre nach der letzten Duo-Platte "Shoot
Out The Light" und 17 Jahre nach ihrem letzten Soloalbum knüpft
Linda Thompson nahtlos an "I
Want To See The Bright Lights Tonight" an. Unterstützt wird
sie dabei von ihrem Sohn Teddy Thompson und bei einem Lied sogar
von Ex-Ehemann Richard Thompson. Dazu kommen viele britische und
amerikanische Helden von Folk und Rock, u. a.: Van Dyke Parks,
Danny Thompson (db), Richard Greene (vio), Martin Carthy,
Eliza Carthy, Rufus Wainwright und Chris Cutler (dr).
(12.09.2002) |
Bright Eyes: "LIFTED
or The Story is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground" (Wichita
Recordings, Aug. 2002) |
Etwas schwer verdaulicher Pop (?) von Conor Oberst, einem noch
recht jungen "Singer/Songwriter" (darf man jemanden heutzutage
noch so nennen?) aus Omaha/Nebraska. Das soll da eine sehr langweilige
Gegend sein, die einem als einzige Freizeitbeschäftigung das Musizieren
lässt. Ich hatte mal in der Mittelstufe einen schrecklichen Englischlehrer
aus Nebraska, der mit uns "The Boxer" besprechen wollte, wo
wir doch alle, na ja, zumindest die musikalisch Interessierten, Simon
& Garfunkel ziemlich scheiße fanden - aber das ist eine andere Geschichte.
Zurück zu Bright Eyes. An den Sound habe ich mich jetzt gewöhnt
und finde die Platte ziemlich gut (obwohl "spannend" wahrscheinlich
das bessere Adjektiv ist. Vermutlich wird die Platte auch jetzt in einigen
Jahrescharts von Musikjournalisten auftauchen.
Mehr ...
Mit dem dritten Bright-Eyes-Album Lifted Or The Story Is In The Soil,
Keep Your Ear To The Ground entfernt sich Conor Oberst so langsam von
allem, was gut oder böse ist, und wird genial. Über 73 Minuten
schüttet der junge Songwriter sein Herz in einer Weise auf den Tisch,
die ihresgleichen sucht und in ihrer Intensität Wunden zu schlagen
vermag. Von einer akustischen Klampfe begleitet, bis hin zum kompletten
Country-Orchester inklusive Chor, gibt sich Bright Eyes abwechslungsreich
wie nie, außerdem ist mit Lifted... mehr musikalischer Schwung eingekehrt.
Nichtsdestotrotz bewegt sich Oberst weiterhin ausschließlich in
tiefen Tälern, wobei sich die Texte in ihrem künstlerischen
Ausdruck mehr und mehr den ganz Großen der Singer/Songwriter-Szene
annähern, dabei ist der Knabe zum Erscheinungszeitpunkt des Albums
gerade mal Anfang zwanzig. Würde Oberst im krönenden Abschluss
"Let's Not Shit Ourselves" nicht singen: "No, I am not
singing for you", man müsste glauben, er trüge unser aller
Leiden und -- aber lassen wir das.
(Felix von Vietsch, Aus der Amazon.de-Redaktion)
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"Da ist jemand, der uns versteht', sagte eine Freundin zu mir und
sprach von Conor Oberst, seines Zeichens Kopf hinter Bright Eyes. Und
nun beschert er uns eine neue EP sowie den mittlerweile fünften Longplayer.
Die EP "There Is No Beginning To The Story' (eine Anspielung auf
den großartigen Albumtrack "Method Acting') bietet neben dem
Albumtrack "From A Balance Beam' drei Stücke, die man auf "Lifted'
nicht finden wird. Die Besetzung auf beiden Trägern gleicht einem
Orchester inklusive Drum-Corps und Bläser. Man mag es kaum glauben,
dass diese Stücke der Feder eines 22jährigen entsprungen sind.
Und obwohl die Tatsache mal langsam business as usual sein sollte, ist
es doch wieder unfassbar, was Oberst dem Hörer präsentiert:
73 Minuten voller Herz- und anderem Schmerz. Noch nie war der Kontrast
zwischen Lo-fi-nur-Gitarre-Stimme und bombastisch orchestralen Teilen
so ausgeprägt. Noch nie der Kontrast zwischen fragiler Verletzlichkeit
und wütender Verzweiflung tiefer. Die Platte beginnt mit dem achtminütigen
"The Big Picture'. Man hört, wie eine Frau in ein Auto steigt
und eine Kassette einlegt. Auf dieser Kassette die Bright Eyes. Man hört,
wie das Auto beschleunigt, die Frau mitsingt und dann, so Obersts Intention,
wird man in die Platte gesogen und befindet sich inmitten des Ensembles,
inmitten von Bläsern und Streichern. Man findet Stücke, die
einsam und alleine beginnen, wie z. B. "Don't Know When, But A Day
Is Gonna Come'. Allein durch Gitarre und Stimme wird eine unglaubliche
Intensität erzeugt, es wird über den kommenden Tag ohne Mond
und ohne Sonne gesungen, um dann durch Bass und weitere Gitarre ergänzt
zu werden. Man weiß genau, dass da mehr kommen wird, und nach knapp
drei Minuten wird man verschlungen. Verschlungen von Schlagwerk, von Streichern,
der enormen Kraft des Ensembles. Mitgerissen durch die Intensität
der Musik. "Lifted' ist keine Platte zum Nebenbei-Hören. Man
hofft und leidet mit ihrem Protagonisten - auf dem Weg zum Finale, dem
zehnminütigen "Let's Not Shit Ourselves'. Dort angekommen, weiß
man, dass es gut ist - oder wird, trotz allen Leids. Trotz allem, was
einem widerfuhr oder widerfahren wird. Man weiß, dass dort jemand
ist, der einen immer noch versteht.
Daniel Decker / Intro
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Lifted, das dritte Album
ist nicht weniger als ein Meisterwerk!
Woher bloß nimmt ein 22-jähriger Kerl aus Omaha, Nebraska diese
geradezu dylaneske Reife? Diesen an Nick Drake erinnernden Leidensdruck?
Die enorme Intensität?
(TIP Berlin)
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Solomon Burke: "Don't Give
Up On Me" (Epitaph/Fat Possum, Aug. 2002) |
Definitiv
einer der besten Soulsänger auf dem Planeten. Es gibt sicherlich
bekanntere Vertreter des Genres als ihn, aber wenn man Songs von Brian
Wilson, Van Morrison oder anderen Meistern der Liedschreibekunst
geschenkt bekommt - dann sagt das doch wohl eine Menge! Produzent Joe
Henry entwickelt sich immer mehr zu einem Geheimtipp! |
RyanAdams: "Demolition" (Lost Highway, Sept. 2002) |
(Apr. 2018)
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Ryan Adams doesn't have an "off" switch. Talking, drinking, singing - he's done when he says he's done and no sooner. And that's especially true when it comes to writing songs.
To Ryan's fans, his prolific output is no secret. They know that new songs are constantly pouring out of him. And to those fans, the collection you hold in your hands is the stuff of legend. "Demolition" gathers thirteen songs that were recorded over the course of ten months (December 2000 to October 2001) in five separate sessions. Each session resulted in an album-length set of demo recordings, and Ryan had only good intentions for these songs. "I want to be more responsible about not letting go of songs," he told me in Nashville last summer. "I was always creating and running, now I want to create and build." But what's a poor record company to do?
After sitting on stacks and stacks of tracks for over a year - with rumors flying that the plan was to put them all out as a box set - the decision was made to assemble a sort of "Greatest Hits" from the unreleased songs. Not quite Ryan's "Basement Tapes," not exactly his "Odds and Sods," "Demolition" is a retrospective of a high-speed year in the life of a rising star - of days between gigs ("Tennessee Sucks"), of matters of the spirit ("You Will Always Be the Same," "Hallelujah"), and, mostly, of loves come and gone. Like such artists as Neil Young and Joni Mitchell, who constantly challenge their audiences with perpetual change, Ryan's attention-deficit approach to musical genres can be pretty staggering: "Demolition" careens from tough garage rock to weepy, wordy heartbreakers to down-home pickin' and grinnin'. And as soon as one phase is done, Ryan says, "I usually try to do the thing furthest from the last thing."
Two things to keep in mind: one, every song on this album is an unretouched demo, cut live in the studio with no overdubs or fixes or tweaking added later; and two, these were all written and recorded in addition to Ryan's Lost Highway debut "Gold" - one of the ten best albums of 2001, according to the Village Voice critics' poll - and on top of non-stop touring around the world, plus other sessions with the likes of Beth Orton and Counting Crows.
The earliest tracks here come from something originally called "The Suicide Handbook" (which Ryan took to calling "Commercial Suicide" as it grew long enough to fill two discs). Ryan, accompanied by lap-steel wizard (and former Bob Dylan sideman) Bucky Baxter, recorded 21 "miserably sad" songs in Nashville - he says he "imagined the whole record as just me and a guitar and a string section." He then veered into more of a classic-rock direction, resulting in "Gold"; six of the "Suicide" songs made the cut, including the eventual single "Answering Bell," but such forlorn delights as "Dear Chicago" and "Cry on Demand" are only now seeing daylight.
Of course, as soon as "Gold" was finished, Ryan went into full freak-out mode. Inspired by a "mind-boggling" show by his friend Alanis Morissette at Los Angeles's El Rey Theater in May 2001, he immediately started writing again, called up producer Ethan Johns, and was back in the studio that same week. A full album was recorded and mixed in two days - which is why this batch of songs was titled "48 Hours." The sound he was going for was "a country-folk thing like 'John Wesley Harding' or 'Workingman's Dead,' with some shitkicking Merle Haggard stuff in there" - the glorious "Hallelujah" and the irresistible, twangy "Chin Up, Cheer Up" certainly make for a dramatic contrast with the "Suicide" songs.
Ryan's touring musicians took on an alternate life as a garage band called the Pinkhearts - he even flummoxed the crowd at Austin's 2001 South By Southwest festival by turning his much-touted showcase into a raucous Pinkhearts set. Back in Nashville, with CDs by Sonic Youth, the Stooges, and Nirvana propped up on the mixing board for divine guidance, the band knocked out dozens of Replacements-style bash 'n' pop songs over two separate sessions. "It's really liberating for me to cock my hip to one side and sneer sometimes," says Ryan. "Sometimes it just feels good to pick up a guitar and be an idiot. It's not Leonard Cohen or Tom Waits, but it rocks." But the Pinkhearts songs (which make up almost half of "Demolition," a full six selections) are more than just dopey punk workouts - bittersweet, tightly-constructed songs like "Gimme a Sign" and "Nuclear" stand with Ryan's best work.
After "Gold" was released, Ryan returned to the studio yet again - this time in Stockholm, Sweden, one of his favorite cities. The most recent track on this collection, "You Will Always Be the Same," is an intimate, mystic two-and-a-half-minute gem.
"Demolition" is being released just as Ryan goes in to record his official follow-up to "Gold," but don't expect him to stay focused on one project for too long. Who the hell knows what comes next? "I don't think I should slow down until it's time to," he says. "Then I can always go back to my old songs."
(Glitterhouse)
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David Baerwald: "Here Comes
The New Folk Underground" (Lost Highway, Sept. 2002) |
Ich habe diese Platte erst recht spät über einen Kollegen kennen
gelernt. Bei der Veröffentlichung im Herbst war sie mir doch glatt
durch die Lappen gegangen! Deshalb hier jetzt als Nachzügler.
(Jan. 2003)
Mehr ...
... ähnlich wie z.B. T-Bone Burnett genießt David Baerwald einen erheblichen Stellenwert als Musiker, Produzent, Arrangeur und Songschreiber, obwohl er sich in eigener Sache sehr rar macht! Schon 16 Jahre ist es her, daß er als kongenialer Partner von David Ricketts das L.A. Duo David & David formierte - eine einzige LP brachten sie damals fertig, 'Boomtown'. Nach den beiden Soloalben 'Bedtime Stories' (90) und 'Triage' (93) gibt's erst jetzt das dritte Werk des Mannes, der lieber mit komplizierten Stars wie Joni Mitchell, Susanna Hoffs, Toni Childs, Robbie Robertson, Rickie Lee Jones und Sheryl Crow arbeitet. Vor allem seine Präsenz auf 'Tuesday Night Music Club' hat ihm seinen legendären Status eingebracht!
'Here Comes The NFU' bietet eine intelligente, leichtgängige, dabei anspruchsvolle Mischung aus Roots und Pop, Folk und Mainstream, R&B und Rock, bevorzugt analoge und konservative Klänge, tritt den akustischen Beweis dafür an, daß der in Los Angeles wegen seiner (auch politischen) Querdenkerei unbequem gewordene Musiker vor einem Jahr nach Austin, Texas übersiedelte. Drei Vergleiche zur Person: Peter Case (Stimme), Randy Newman (Texte), Lyle Lovett (für diese selbstverständliche Verknüpfung von Folk und Soul, Country und R&B). Feat. Charlie Sexton, Will Sexton, Bukka Allen, Bill House, Rob Gjersoe, Redd Volkaert, die beiden Damnations-Schwestern u.a.
(Glitterhouse)
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Dixie Chicks: "Home" (Columbia,
Sept. 2002) |
drei
starke Mädels! Und seit längerem mal wieder eine sehr erfolgreiche
Platte, die ich sehr mag. |
Fit & Limo: "Ginnistan"
(September Gurls, CD: Sept. 2002, LP: Mai 2003) |
Eigentlich
wollte ich mir den Kauf dieses Doppelalbum aufgrund des stattlichen Verkaufspreises
v0n fast 27€ und einer Lieferzeit, die Geduld erwarten würde,
erst einmal verkneifen, hatte es aber auf dem digitalen Merkzettel eines
Internethändlers meines Vertrauens notiert. Vor wenigen Tagen war
dort zu lesen: Preis 14,99, vorrätig auf Lager. Ein
Irrtum? Sofort habe ich bestellt und nach wenigen Tagen ist die Platte
tatsächlich zum versprochenen Preis, sogar mir Stammkundenrabatt,
bei mir eingetroffen!
"Ginnistan" ist genauso wunderbar wie alle anderen Platten des
Nürnberger Duos (Shiny Gnomes-Sänger
Limo und seiner damaligen Frau Mrs. Fit) und bringt es auf
fast 80 Minuten Länge, darunter das fast 22minütige Klangerlebnis
"Upper And Lower Ginnistan". Freakfolk at it's best.
P.S.: Inzwischen wird das Album im Netz wieder zum alten Kurs und mit
der alten Lieferzeit angeboten. War das jetzt alles nur Einbildung? Kann
man sich Vinyl einbilden? Mein Plattenspieler kommt auf jeden Fall damit
klar!
(13.02.2011) |
Aimee Mann: "Lost In Space"
(V2/Super Ego, Sept. 2002) |
Bachelor No.2 hatte mich total
umgehauen, als ich es zum ersten mal hörte. Deshalb habe ich mir
das neuste Werk meiner Namenscousine (oder sagt man Vetterin?) auch
sofort zugelegt - und war dann nach dem ersten Hören irgendwie
nicht richtig begeistert. Ich hatte wohl gedacht, da gäbe es noch
eine Steigerung seit dem letzten Mal - aber, wenn man ganz ehrlich ist,
das war nicht zu erwarten, da das irgendwie ja auch gar nicht besser
geht. Wenn man/frau sich das neue Werk in Ruhe anhört merkt man:
die alte Spitzenklasse wird bei "Lost In Space" locker gehalten!
(11.10.2002)
Wie man(n) sich doch täuschen kann! Ich hab mir die CD kürzlich
noch mal mit in's Auto genommen und bin auf einmal total begeistert
von Songs, Stimme und Allem! Keine Ahnung, wie ich das bisher nur "ganz
nett" finden konnte!
(07.07.2005)
Mehr ...
"Nur ganz, ganz selten kann ein Nachfolgewerk
sowohl von der Qualität als auch von der Atmosphäre her nahtlos
an den geliebten Vorgänger anknüpfen Mit dem 2002er Lost
In Space macht die 40-jährige Singer-Songwriterin aber derart exakt
dort weiter, wo sie den verliebten Hörer vor 2 Jahren mit Bachelor
No. 2 mit einer Träne im Auge zurückliess, dass es eine eine
einzige Wiedersehensfreude ist. Dezente Streicher, akustische Gitarren,
beatle-eske elektrische Saiten-Melodien begleiten die in ihrer Zurückhaltung
zutiefst bewegende Stimme, vor allem aber sind es diese Melodien und Stimmungen,
die durch sie entstehen, die dieses rundum reife Folk-Pop-Werk zu einem
ganz besonderen Album werden lassen. Dabei wird auch die Frage, welches
Album man höher einstufen möchte, letztlich zweitrangig: Hätte
man Lost In Space zuerst gehört, wäre die Wahl genauso eindeutig
ausgefallen. So kann man sich zuhause ein wunderbares Final-Pop-Doppel-Album
zusammenbauen." (Glitterhouse)
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It is, in a sense, a trick of the times that Lost in Space conveys such
a vivid visual quality; thanks to the high profile given to her music
on the Magnolia soundtrack, it's now impossible to miss the narrative
strength of Mann's writing. The mood throughout this album is autumnal,
with filmy keyboard beds and expressive shifts between major and minor
enhancing the subdued eloquence of her lyrics. (A major chord at the end
of "Guys Like Me offers an ironic twist on the smug portraiture that
precedes it.) Though recorded free of the legal snarls that plagued most
of her previous albums, Lost in Space seems to be mainly about alienation
and, at least as a metaphor, addiction. The latter point is made clear
in "This Is How It Goes," with its assertions that "it's
all about drugs, it's all about shame." But it's clear as well when
Mann offers to "be your heroine" -- or is it heroin? -- amidst
slithering slide guitars and rainy gray textures on "High on Sunday
51," or confesses to seeking salvation where "It's Not."
Recorded largely in Ryan Freeland's home studio, some of these songs receive
discreet electronic treatments -- moments of abstract noise whose application
always enhances the otherwise low-tech arrangements. For all the shadows
that stretch across Lost in Space, what lingers in the wake of this music
is the realization that Mann remains spectacularly underrated among contemporary
songwriters; no one surpasses her as a master of poetic regret, and few
albums examine the peculiar beauty of depression with the skill she brings
to Lost in Space.
(by Robert L. Doerschuk, All
Music Guide)
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Kathryn Williams: "Old
Low Light" (EastWest/Caw, Sept. 2002) |
Diese englische Folksängerin und Songschreiberin habe ich erst recht
spät mit ihrem Coveralbum "Relations"
(vom Herbst 2004) entdeckt und "arbeite" mich nun mit Verspätung
(und Vergnügen!) durch ihr Frühwerk. Besonders überzeugend
finde ich dieses Album, bei dem der von Akustikgitarre, Cello und Kontrabass
getragene Klang von "Relations"
schon voll entwickelt ist. Und dazu kommen jetzt noch diese gelungenen
Eigenkompositionen.
(06.04.2005)
Mehr ...
Zwei Jahre, nachdem Kathryn Williams' zweites Album Little Black Numbers
überraschend für den britischen Mercury-Musikpreis nominiert
wurde, zeigt die temperamentvolle Sängerin und Songschreiberin mit
Old Low Light, dass sie den erfrischenden, sensiblen Folk, der sie auszeichnet,
nicht verlernt hat. Old Low Light ist musikalisch so schlicht und textlich
so intensiv wie ihre bisherigen Werke; nur sind die Themen oft deutlich
ernster.
Doch selbst wenn die Songs von Einsamkeit, Tod und Ähnlichem handeln,
wirken die Texte dank Williams' unverkrampfter Art und dank ihrer trockenen
Selbstironie charmant. "No One Takes You Home" ist das beste
Beispiel: "You've watched all the romance on your television/It's
too much to bear, you got to get a new sort of vision/You've done your
best at the gym, you got your lip gloss on/You're going to the doctor's
to see if it's a medical problem." Zwar verbreitet der Song "Wolf"
mit seinem schwermütigen Streicherpart und seinem düsteren Thema
-- Williams erinnert sich an ihren obsessiven ersten Partner -- eine bedrückende
Atmosphäre, aber insgesamt wirkt Old Low Light gleichermaßen
tiefgründig und locker.
Williams wird allzu oft mit der Folklegende Nick Drake verglichen --
dessen kreatives Gitarrenspiel ist praktisch unvergleichlich --, doch
sie besitzt tatsächlich ein ähnliches Talent dafür, anrührend
schöne, akustisch gespielte Melodien mit melancholisch-nachdenklichen
Texten zu verbinden. Old Low Light ist geeignet für einen Abend,
den man zu Hause mit einer Flasche Wein verbringt, aber genauso für
rasante Überland-Spazierfahrten am Wochenende. Kostbar.
(Christopher Barrett, Amazon.de-Redaktion)
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Es gibt kein besseres Seelenbalsam nach einer wilden Nacht als diese
Musik. Kathryn Williams singt, als hege und pflege sie eine hochachtungsvolle
Scheu vor ihren eigenen Worten, und irgendwo da hinten webt eine gedämpfte
Trompete an einem Sehnsuchtsteppich, Akustikbass und -gitarre trippeln
vorsichtig durch die Räume, um unserem Katerkopfweh keinesfalls zu
nah zu kommen. Die beleibte Folklady aus Newcastle ist nicht nur eine
sensible Dichterin am Rande der Menschenscheu, sondern auch ein Pop-Phänomen.
Denn eigentlich dürften ihre hauchzarten Songs um das Fühlen
in einer Welt, die sich zu wenig um einen kümmert, die Isolation
des Mädchenzimmers nicht verlassen, wenn es nach MTV und Viva ginge.
Tun sie trotzdem. Und das ist wunderbar - auch nach weniger wilden Nächten.
(Kulturnews)
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Johnny Cash: "American IV:
The Man Comes Around" (Lost Highway/American, Okt. 2002) |
Der
Schwanengesang des größten Countrysängers aller Zeiten! |
Kasey Chambers: "Barricades & Brickwalls"
(Virgin, Okt. 2002) |
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Thalia Zedek: "You're A Big
Girl Now" (Kimchee/Acuarela, Okt. 2002) |
Eine "Zwischendurch"-EP der ehemaligen Sängerin von Live
Skull und Come mit zwei schönen
Coversongs, die jeweils zu meinen Favoriten bei den Autoren gehören: Lou
Reeds "Candy Says" und Bob Dylans "You're A
Big Girl Now".
(07.06.2009)
Mehr ...
Thalia Zedek is the kind of artist who is easy to overlook — her work is so consistently strong, so oblivious to trends, and so true to its uniquely grim, world-weary ethos that for better or worse you can check in after a prolonged absence but still know exactly what to expect. The You're a Big Girl Now EP, her second solo effort, continues the haunted, strung-out blues-rock approach Zedek perfected with her band Come, albeit softened by spartan piano and mournful viola accompaniment (courtesy of Victory at Sea's Mel Lederman and the Willard Grant Conspiracy's David Michael Curry, respectively). Highlighting the six-song set are two covers — Bob Dylan's title song and the Velvet Underground's transsexual ode "Candy Says" — that confront themes of gender identity and dislocation with a directness comparable to Zedek's most intimate material; given that her own songs also rely on her raw, gripping vocals to get the message across, she invests in these covers an emotional intensity that the originals never realized, making the songs her own in the process.
(by Jason Ankeny, All
Music Guide)
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Laura Cantrell: "When
The Roses Bloom Again" (Diesel Only, Nov. 2002) |
Bei dieser CD weiß ich jetzt nicht so recht, wo ich sie anpreisen
soll: eigentlich ist sie nicht wirklich "frisch", aber auf jeden
Fall noch kein Fall für die Grabbelkiste.
Vor ein/zwei Jahren hatte ich schon mal versucht, die CD bei Glitterhouse
zu bestellen - sie war aber leider schon ausverkauft. Jetzt gibt es ein
"kleines Hype" um Laura Cantrell, sie gilt als der neue Stern
am "Alternative-Country-Himmel", was immer das auch bedeuten
soll. Es handelt sich aber in jedem Fall nicht um Nashville-Massenware,
sondern um altmodische, handgemachte Musik, also "traditionelle"
Country-Musik, so wie sie auch von Gillian Welch gepflegt wird.
Elvis Costello soll ein Fan sein und die für eine "Nachwuchskünstlerin"
mit über 30 Jahren bereits zu alte Sängerin musste erst von
Nashville nach New York "auswandern" (wo sie beim Radio arbeitet)
um "entdeckt" zu werden. Zwar schreibt Laura Cantrell auch eigene
Lieder, aber es sei besonders eine Coverversion empfohlen, die deutlich
macht, warum ich so viel Spaß an solchen Aufnahmen habe: "Conquerer's
Song" von Dave Schramm! Tja - die Schramms
muss ich mir wohl unbedingt mal wieder anhören! Ebenfalls ein wunderbares
Album!
(31.07.2005)
Mehr ...
Zweitwerk der jungen Sängerin aus der Hoboken, New Jersey Scene
mit einer reinen Country- und Country Rock-ausgerichteten Musik, in der
ihre wunderschöne, klare Stimme perfekt zur Geltung kommt. Stilistisch
befindet sie sich in der Mitte zwischen dem neo-traditionellen Insurgent
Zeug von Kelly Hogan, Catherine Irwin oder Sally Timms und den größer
betriebenen Alben von Kelly Willis und Elizabeth Cook. Die mitmachenden
Musiker sind u.a. Jon Graboff, Doug Wygal, Produzent und Gitarrist Jay
Sherman-Godfrey, Mary Lee Kortes.
Wie bereits auf dem ebenso höchst gelungenen Debut 'Not The Tremblin'
Kind' hat Cantrell 4 eigene Lieder geschrieben, dazu gibt's Stücke
aus ihrem Umfeld - von Dave Schramm, Joe Flood, Dan Prater, Amy Rigby...
und alten Stoff wie den Titelsong von der Carter Family, hier allerdings
ausdrücklich dem Arrangement von Wilco nachempfunden.
(Glitterhouse) |
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RHINESTONE-FREE COUNTRY TRUMPETED BY JOHN PEEL**** (4 stars)
"How ironic that it took a Scottish indie label to kickstart the career
of Nshville-born, New York-based Cantrell by first picking up on her debut,
Not The Tremblin Kind. Having worked once, there's no earhly reason to change
things scond time around. Something of a throwback to the late-'50s pre-countrypolitan
sound with lashings of steel guitar, there's an uncomplicated freshness
to her, almost bordering on innocence. Not afraid to mix covers (including
Amy Rigby's Don't Break The Heart) with her own tunes, she's the perfect
riposte to those who reckon they don't make country music like they used
to. "
(Q magazine)
"Although based in New York, Cantrell displays a fine country-folk
pop sensibility, and merits being mentioned alongside Lucinda Williams,
Mary Chapin Carpenter and (early) Nanci Griffith. Even more assured than
her debut, this contains plenty of toe-tappers as well as lyrical insights.
**** (4 stars)
(The Independent)
"Rolling Stone magazine called Laura Cantrell "the sweetest
country voice in New York" when her album Not The Tremblin' Kind
hit the racks in 2000. Now it's time for the singer described as "Nanci
Grittith meets Emmylou Harris - only better!" to make a whole host
of new friends in high places. And this collection of 12 carefully crafted
songs can only help her achieve that aim. Born in Nashville, Laura's spent
the last 15 years living and performing in New York City, as well as pursuing
a parallel career as a radio Deejay (she hosts The Radio Thrift Shop every
Saturday afternoon on WFMU in New York). But songs like the achy heartbreaker
Too Lat For Tonight, the steel guitar-laced Wait and All The Same To You,
with its sassy, in-your-face delivery reminiscent of Mary Chapin Carter,
suggests she should stay this side of the fence. After all the must be
one of the few artists to have caught the ear of both John Peel and Bob
Harris. Give her the chance, and Laura Cantrell's intelligent country
will catch yours."
(HMV Choice)
"When Laura Cantrell's last album Not The Tremblin' Kind was declared
by none other than our very own John Peel to be possibly his favourite
album of the last ten years the music world of couldn't help but sit up
and listen. If a country folk album by a New Yorker and released on an
up and coming Scottish independent label didn't sound the most promising
thing in the world When The Roses Bloom Again proves that it was no fluke
and that old Peely was right on the money. Let those with sympathetic
ears listen and spread the word.
Using the same team of producer and guitarist Jay Sherman-Godfrey of the
World Famous Blue Jays and a fine ensemble featuring the accomplished
pedal steel of Jon Graboff, Cantrell has settled on a winning formula.
Mixing self-written originals with songs by fellow NYC roots rock veterans
Joe Flood (who also worked with Kelly Willis) and Amy Rigby amongst others
she delivers a solid four-to-the-floor set that rings with Byrds-like
guitar figures (Flood's "All The Same To You" and "Vaguest
Idea") and retains a Merle Haggard simplicity; especially on her
version of "Yonder Comes A Freight Train". Not a belter in the
vocal department, she manages to retain a charming fragility while knowing
enough to be able to inject humour and colour where its needed ("Too
Late For Tonight").
None of this is surprising when you consider that though a Gotham city
resident, she hails from Nashville and has an alternative career as a
DJ - hence the ability to spot fine material when she sees it. The finest
example of this is the A P Carter-penned title track, that retains the
Wilco arrangement (bestowed upon it from its days as a contender for their
Billy Bragg collaboration, Mermaid Avenue). Its mandolin-driven lilt is
perfectly pitched to appeal to all those recent bluegrass converts and
alt country fiends alike. Such assured knowledge of musical roots and
contemporary trends puts her easily in the same league as, say, The Handsome
Family, though a little less dark or ironic.
Ultimately though, its her own material that seems to offer the most promise.
The storytelling of "Mountain Fern", is by far the most affecting
of the cuts on offer. We can only hope that - with such plaudits already
being gathered - next time around she has the confidence to offer us more
of herself. In the meantime, this will do just fine."
(bbc.co.uk)
"Subtly understated but gloriously realised, Cantrell purveys a
softly beguiling craft. Country music blessed with soul and touched by
pop. Songs that touch and connect. Music of twang and jangle, shivery
with mood and swoon. 'Vaguest Idea' is a breezy Byrdsian blast. 'Yonder
Comes a Freight Train' rocks and strolls and chugs irresistibly. 'All
The Same To You' floats by, but lingers long. Title track is a cover of
an out-take from the Wilco/Billy Bragg 'Mermaid Avenue' album of Woody
Guthrie songs (except it turned out to have been written by AP Carter...).
This is a lovely record. A delicate mix of covers and originals. A happy,
sad and very beauteous thing"
(Time Out)
"This is a beautiful, warm, affecting album, which shows up many
floaty, tastefully angsty songstresses for the major label-sponsored empty
vessels that they are. Part-time radio DJ, Cantrell is Nashville-born
but has lived in New York for years, not that there is any trace of urban
frenzy in her gently heartbreaking country laments. The antithesis of
the big-haired, flashy divas of her birthplace, she is equally at home
with melodic Byrdsian jangling, traditional country cover versions and
intimate, heart-on-sleeve balladry. John Peel ranks her 2000 debut album,
Not The Tremblin Kind, as one of his all-time favourites. Now he
has another gem to add to his list."
(The Scotsman)
"Alt.country songbird Laura Cantrell cuts to the heart of the matter
right from the first line of her second album. "I've been sitting
all night listening to my records," she croons, and the well-developed
aesthetics of this sometime college DJ are strongly in evidence here.
"All The Same To You" is like a fresh-scrubbed Lucinda Williams,
while the title track flirts successfully with old-time country, and closer
"Oh So Many Years" channels the honky-tonk ghost of Kitty Wells.
With agreeably bare-bones production and a feathery, unmannered vocal
style, Cantrell positions herself as the Emmylou Harris of the post-Uncle
Tupelo country-rock crowd, touted accordingly by such know-it-alls as
Elvis Costello."
(Uncut magazine)
"...a case of the raptures all over again..."
(Netrhythms)
"Like 'Not The Tremblin' Kind' before it, 'When The Roses...' is
a mixed bag of Cantrell's own tracks (she confesses to being happy if
she only produces four fully developed songs each year; those four are
presumably the ones credited to her on this album), those of other contemporary
New York songwriters, and also covers of some "vintage" country
standards of old, this time from the likes of Jim and Jesse and Kitty
Wells; and right from the opening bars of the opening Cantrell penned
'Too Late For Tonight', you can tell that something great is at work here
under the surface of the wistful shimmer.
The opening eight songs rattle along in great style. In the hands of anyone
else but Cantrell some of them may have come accross as slightly overblown,
but in her trademark understated drawl here they are tempered into near
brilliance, Cantrell the sedating ringleader of the aching harmonies,
proving herself a true country music virtuoso in her own self-made style;
voice like a bath full of honey.
Of the stand-out tracks: the recent single 'All The Same To You', believe
it or not, is Status Quo at their very best; 'Mountain Fern' is a plaintive
epic of mammothly understated proportions and this album's answer to the
previous album genius of 'Queen Of The Coast', Cantrell's storytelling
excelling to Kafka like proportions; on 'Wait', her voice goes together
with the gentle guitar like a dream, meanwhile the percussionist sets
a languorous beat to which the temptation to reside in the local hay stable
for the next twenty years has never before seemed to attain such an element
of allure (this is good); 'Vaguest Idea' is as good as pure country music
ever gets; and 'Broken Again' twists away like a flower in the breeze
before we are treated to the awesome rendition of the Carter Family penned
title track that follows.
To say hers are dulcet tones would be a vast understatement, but then
she'd probably like that. There is no doubt that Cantrell is at her best
when her songs give her a chance to understate things when they're almost
bursting at the seams, and the songs on here seem to fit her laid back
charm like a glove.
'When The Roses Bloom Again': an acclaimable team performance, no doubt.
But for Cantrell herself we should really be rolling out the red carpet
and fervently pitching roses.
Truly outstanding. 4 and 1/2 out of 5"
(Drownedinsound.com)
"Anyone coming to Laura Cantrell's second album on the strength
of the hype surrounding her first (John Peel pronounced it was 'possibly
the best record of his life') may suffer an initial disappointment, but
this is a record whse virtues are of the old-fashioned kind.
A New York country DJ, Cantrell has an ear for a good song, a voice whose
simplicity is disarming and a fondness for the kind of disciplined, crafty
musicianship which goes a long way to redeeming the tarnished name of
pop-country. Three or four listens and the effect is entirely beguiling.
****(4 stars)"
(The List)
"The follow-up record to an album described by no less an authority
as John Peel as My favourite record of the last ten years and possibly
my life was never going to be an easy ride, but New York based country
DJ Laura Cantrell has just about managed it with her second collection
of songs, When the Roses Bloom Again. Featuring twelve three
and four minute tracks written both by Cantrell herself and by a wide
variety of renowned mainly local New York singer-songwriters, Cantrells
voice sounds as pure and distinctive as ever, but its the music
itself again that sells it as succesfully as it does. Beginning with one
of her own songs, Too Late for Tonight is co-written by Francis
McDonald (Teenage Fanclub) and sparkles with the energy of its chiming
chords and the contemplative late night musings of a relationship, complete
with alluring lapsteel and Cantrells stong acoustic playing. Her
own songs are indeed some of the strongest on the album, but there are
other points of interests too, most notably the title track, a cover of
an out-take from the Wilco/Billy Bragg collaboration Mermaid Avenue,
which genuinely sounds better than you could ever have imagined Tweedy
and Bragg performing it - in itself a testament to Cantrells skill
with even the most respected material. Despite all the almost perfunctory
credit that will get heaped upon the album, its still clear that
very much like the first record, its key ingredient is charm, which it
has in abundance - it really does make you glow with the songs and even
at its most poignant moments, leaves you feeling happily soporific. One
of this years essential albums - again."
(www.americana-uk.com)
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Beth Gibbons & Rustin Man:
"Out Of Season" (Go Beat, Nov. 2002) |
Beth Gibbons ist die Stimme der wunderbaren Band Portishead aus
Bristol. "Rustin Man" ist das Pseudonym des ehemaligen Talk
Talk-Bassisten Paul Webb. Wer den kaum beschreiblichen Sound
des Portishead-Debüts "Dummy"
noch im Ohr hat (und sich dessen Rhythmus wegdenkt) und sich dann die
Orchesterarrangements des letzten Talk Talk-Albums "Laughing
Stock" dazu denkt (ohne Mark Hollis Stimme) kann sich vielleicht
eine Vorstellung machen. Aber: unbedingt selber hören!
(08.12.2002)
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"Um es vorweg zu nehmen: Mit Out Of Season
ist ihnen ein absolutes Meisterwerk gelungen, ein Album, dem man anmerkt,
wieviel Liebe zum Detail drinsteckt. Ein Album, dass gleichzeitig federleicht
und unheimlich deep klingt. Beide lieben den Sound einer Big Band auf
den Aufnahmen von Nina Simone und Frank Sinatra, beide sind aber auch
Fans von Nick Drake und Neil Young und deren Akustik-Songs. Beide Herangehensweisen
haben sie nahezu perfekt miteinander verbunden.
So beginnt das Album mit Mysteries, einer Art Field Recording
mit dezent gezupfter akustischer Gitarre, elfengleichen Backingvocals
und Regen- und Waldgeräuschen. Dazu diese Stimme, die den Hörer
schon zu Dummy-Zeiten für 45 Minuten in andere Sphären
entführen konnte. Automatisch stellt man sich auf eine ganz relaxte,
Pink Moon-mäßige Platte ein, bevor schon der zweite Song
Tom The Model mit ganzer Orchesterkraft wachrüttelt.
Da haben Gibbons/Webb den Hörer schon gepackt und lassen ihn erst
nach 43 Minuten und 54 Sekunden wieder los. Was folgt ist große
Kunst, die so manchen zuletzt so gehypten Singer/Songwriter vor Neid
erblassen lässt. Da sind zum einen die Arrangements, die mit unglaublich
viel Gespür für den richtigen Ton zusammengefügt wurden.
Obwohl in so manchem Song eine Vielzahl von Instrumenten zu hören
ist, klingt das Gesamtwerk rein und glasklar wie ein Gebirgsbach. Nie
wirkt etwas überladen, eine alte Wurlitzer seufzt kurz auf und
verschwindet wieder, Geigen schrauben sich zum Himmel empor und
sind wieder weg, eine kurzer Piano-Lauf perlt ins Nichts, ein akustischer
Bass verströmt seiner unnachahmliche Wärme. Nur selten kulminiert
das in einem fulminanten Finale, wie etwa beim fast 7-minütigen
Funny Time Of The Year.
Die gelernte Schauspielerin Beth Gibbons schlüpft für die
Songs in verschiedene Rollen, bei Tom The Model klingt sie
wie Elvis meets Bryan Ferry, bei Spyder flüstert sie
den Text, die Worte des abschließenden Rustin Man
scheinen wie durch ein altes Megaphon gesungen, bei Romance
klingt sie wie Billy Holiday. Diese stimmliche Wandelbarkeit ist für
die Klasse dieses Albums ebenso wichtig wie die ich wiederhole
mich da gerne- unglaublichen Arrangements und die analoge Wärme
der Aufnahme.
Out Of Season ist ein Album aus einer anderen Zeit, eines,
dass sich gut macht neben den Klassikern, die man seit Jahrzehnten so
schätzt. It´s among the best albums ever made,
jubiliert das Mojo Magazin und da ist was Wahres dran. Ein Album, beim
dem man das Ende nicht abwarten kann. Damit man wieder auf Start
drücken darf." (Glitterhouse)
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Godspeed You! Black Emperor:
"Yanqui U.X.O." (Constellation, Nov. 2002) |
Und hier meine nächster Schatz von Kanadas bestem Bandkollektiv.
Dieses vierte und vorerst letzte Album gefällt mir sogar noch besser
als "Lift Your Skinny Fists Like Antennas To
Heaven" - vielleicht, weil es etwas zugänglicher ist? Was
nicht heißen soll, GYBE! machen plötzlich sowas
wie "kommerzielle Musik".
Auch hier handelt es sich um ein Doppelalbum mit lediglich vier Titeln,
die ganz ohne Gesang auskommen und wie immer voll von eigentlich unbeschreibbarer
Musik sind.
Ach ja - genauso wie bei der Parallelband Silver
Mt. Zion ändert sich auch hier der Bandname immer mal wieder,
wenn auch nur geringfügig: das Ausrufungszeichen ist vom Ende in
die Mitte gerutscht. Was immer uns die Künstler damit auch sagen
wollen. Oder auch nicht.
(31.10.2010)
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Montreal politico-art/music terrorist unit Godspeed You Black Emperor! has been working on the material for Yanqui U.X.O. (unexploded ordnance-landmines) for the past four years. Some of the material predates Lift Your Skinny Fists Like Antennas to Heaven and even Slow Riot for New Zero Kanada. Recorded with Steve Albini, the nonet that is Godspeed has issued its most mysterious recording yet. The sound over these three long cuts, like all of the band's recordings, develops slowly over time and creates layers of dynamic tension that expresses itself in waves and off-kilter, shimmering flows. Usually these elements resolve themselves in earth- and ear-shattering, dissonant intensity that leaves the listener emotionally drained -- especially live. But here, a more minimal and -- dare I say -- quiet approach is used. For over 75 minutes, no "found" voices are wafting through the mix like displaced ghosts at a musical inquiry into the nature of mass control and fascism. The ghosts here are not disembodied or free to roam; they are contained within the vibrational structures and harmonic encounters along the dynamic field itself. There is more melody, not less; there are more sections in each piece, complex parts of compositions that articulate themselves more slowly and pronouncedly. Above all, there is beauty, aching, anguished beauty created by dissonance between electric guitars, keyboards, and a string section propelled by a drum kit that is barely contained within the frame of the music. Tonal extensions of simple melodic structures create new melodic fragments that are incorporated into an already growing mass of tension that is alleviated not by force, but by engaging silence as a compositional and improvisational tool. This is evident in all three tunes, but particularly in the second section of "9-15-00," which begins by stepping out of a void into a fullness of color and texture that eventually raises the tension bar over 22 minutes without resolution. For the second section, spare fragments and chords are placed carefully next to the altar of silence and engage it in dialogue, in contradiction, and in echoing its own concerns at how it is possible in our world, very possible, that at the whim of some fool, all of this -- the music; it's haunted, hunted melody; the veritable grain of its voice; along with all life -- could enter into the silence forever. A close inspection of the record cover with its photograph of bombs in free-fall and its indicting chart shows concretely how the major record labels are all involved with the creators and purveyors of weapons of mass destruction. This may be melancholy music, but this is a dark time. At least it isn't music of mourning -- yet. And for the record, though the stupid critical backlash against Godspeed You Black Emperor! has already begun, the band is making the finest music in the history of its collective. This is music for a different kind of engagement -- that of becoming aware of tyranny and disappearance.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Hank Dogs: "Half Smile"
(SpinArt, Nov. 2002) |
Wie schon auf ihrem ersten Werk 'Bareback' von 1998 hält der legendäre
Produzent Joe Boyd (u.a. "The
Hangman's Beautiful Daughter" und alle anderen Elektra-Alben
der Incredible String Band, "Unhalfbricking"
und "Liege & Lief"
von Fairport Convention, "Five
Leaves Left" und "Bryter
Later" von Nick Drake, "Fables
Of The Reconstruction" von R.E.M., "Shoot
Out The Light" von Richard & Linda Thompson, "Hand
Of Kindness" von Richard Thompson, das Debüt
von Kate & Anna McGarrigle und "The
Wishing Chair" von den 10,000 Maniacs) seine schützende
Hand auch über das neue Album des Londoner Familien-Trios: Nach
meinem etwas dürftigen Kenntnisstand sind das auf dem Cover v.l.n.r.:
Piano (Gesang, Gitarre, etc.), Dixie (Tochter von Piano
und Andy, noch zu jung, um mitzuspielen), Andy (Pianos Ex-Lover,
Multiinstrumentalist) und Lily (Andys große Tochter, Schlagzeug,
Gesang, etc.).
Die Stimmen der beiden Frauen passen perfekt zusammen und es gibt eine
Unmenge an Instrumenten zu hören: akustische, elektrische, Pedal
Steel und Bassgitarren, Akkordeon, Schlagzeug, Perkussion, Banjo, Mandoline,
Autoharp, E-bow, usw. Das ergibt eine beeindruckende, bezaubernde, beseelte,
irgendwie gar neuartige Folkmusik mit hauptsächlich melancholischen,
verträumten Balladen, gelegentlich aufgemischt von lockeren Midtempostücken.
(01.02.2003)
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Nicolai Dunger: "Tranquil
Isolation" (Virgin/Dolores, Dez. 2002) |
Ein neues Talent aus Schweden zu Gast bei Will Oldham. Spät
entdeckt.
(22.08.2004)
Mehr ...
Lügen und Legenden waren schon immer ein Teil der Geschichte.
Das geht in Ordnung, denn nicht selten sind sie spannender als die nackte
Wahrheit. Die Legende erzählt, dass Nicolai beim Singen und Gitarrenspielen
auf seinem Balkon im schwedischen Pitea entdeckt wurde, und dass er sich
zwischen einem Leben als Fußballprofi oder Musiker entscheiden musste.
Wahr ist wahrscheinlich, dass sich seine ersten, oft experimentellen Platten
lausig verkauften und Dunger seinen Lebensunterhalt als Gärtner in
Stockholm verdienen musste. Er arbeitete mit Soundtrack Of Our Lives, ging
mit dem Streicherquartett Tämmelkvartetten ins Studio, ließ die
Jazzband Esbjörn Svensson Trio auf Soul Rush Rock spielen. Das blue-eyed
Soulalbum wurde mit Van Morrisons Meisterwerk Astral Weeks verglichen.
Mittlerweile hatte Will Oldham den jungen Schweden für sich entdeckt,
und wie sich das für einen Bruder im Geiste gehört, sein Interesse
auch öffentlich kundgetan. Nun schließt sich der Kreis, denn
Nicolai Dunger reiste nach Louisville/Kentucky zu dem rauschebärtigen
Singer-Songwriter-Schrat (aka Bonnie 'Prince' Billy) und dessen Bruder
Paul. Es muss gewesen sein, als hätten sich in einer bunten Farmwelt
Freunde zwischen Misthaufen und allerlei Getier wieder umarmt und gleich
die Gitarren und Mundharmonika rausgeholt, um entspannte, häufig
karg arrangierte Country-Songs anzustimmen. Der blonde Schwede, der schweigsame
Oldham sowie Peter Townsend (Schlagzeug) und Jessica Billey (Violine)
lassen die Gelassenheit, Ruhe und Harmonie dieser Zeit stark in die Musik
einfließen. Tranquil Isolation ist Albumtitel und Zustandsbeschreibung
zugleich. Der Schwede mit der Tim Buckley sehr ähnlichen Stimme hat
seine Heimat verlassen und eine neue gefunden. Manchmal führen eben
nur Abwege zum Ziel. --Sven Niechziol (amazon)
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Kulturnews
Dass Nicolai Dunger in Schweden geboren wurde, ist sicher ein Versehen.
Den Irrtum hat er jetzt ausgeglichen, indem er ins Land seiner Bestimmung
reiste, die USA. Immerhin stammte die Einladung nach Louisville von niemand
geringerem als Songschreiber-Eremit Will Oldham. Den hatte Dungers Visitenkarte
"Soul Rush" überzeugt. Ergebnis des Treffens sind 13 akustisch
eingespielte spartanische Songs. Was kompositorisch eigentlich recht unspektakulär
ist, wird veredelt durch das Zusammenspiel von Dungers Quengelstimme und
Oldhams fragilem Background-Gesang. Wer den Blues hat, wird für dieses
Album seine Seele verkaufen. Und ich werde bei meinen schwedischen Freunden
nachfragen, ob es sie da oben im Norden nicht vielleicht doch irgendwo gibt,
die unendlich weiten Baumwollplantagen. (cs)
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If Soul Rush brought Nicolai Dunger to America's attention (via Lakeshore's
domestic release), the Swedish singer/songwriter kicked things up a notch
with Tranquil Isolation. This time he actually recorded in the States
-- specifically the state of Kentucky -- with such quintessentially American
musicians as Will and Paul Oldham of the Palace Brothers. With all the
American influences in his music, like jazz, folk, blues, and gospel,
it's a decision that makes as much sense in theory as in practice (and
he's also collaborated with New York psych-rockers Mercury Rev on occasion).
If nothing on the album is quite as majestic as string-laden opening track
"Last Night I Dreamt of Mississippi" -- and even if Dunger's
the kind of scarf-wearing gent who can sing about "mamas" and
"lovers" without a lick of irony -- the relaxing spell Tranquil
Isolation casts remains unbroken throughout. And Dunger's flexible voice
couldn't be more distinctive; whether he's moaning, crooning, or humming,
he comes across like a bolder Nick Drake (see "Cello Song")
or Astral Weeks-era Van Morrison, which is to say that his record collection
must surely have a few British and Irish artists sprinkled in amongst
all the Tim Buckley, Miles Davis, and Mississippi John Hurt LPs. (by Kathleen
C. Fennessy, AMG)
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The Falcons: "Fallen"
(Aurora, 2002) |
Diese
CD ist natürlich nicht neu, aber fand ihren Weg erst vor kurzem
zu mir. Ein Dankeschön an das WorldWideWeb. Aber lest selbst, was
mir Jim Wood neulich geschrieben hat:
"I have just spent an hour on the waiting4louise
site. Brilliant! I guess that you must like the Byrds/Eagles/Parsons
as I do. On your website, among the LPs on the 1974 and 1975 pages are
the Starry Eyed and Laughing releases. Did you know that Tony Poole
playing in a band named the Falcons has released another record in 2002?
I bought a copy direct from him - via mail -and can only say that it
is really good, and captures the jangle sound but with a good country
feel.
... Keep up the good work with the reviews!"
Ich habe schließlich ebenfalls über Email mit Tony Poole
Kontakt aufgenommen und mir sowohl die um unveröffentlichtes Material
und ein schönes Booklet erweiterte Neuauflage der beiden alten
Starry Eyed & Laughing-Alben
und natürlich auch die neue CD besorgt. Zu den alten SEAL-sachen
brauche ich wohl nichts mehr sagen. Bei den Falcons knüpft Tony
Poole zusammen mit dem alten SEAL-Sänger und Bassisten Ian
Whitmore nahtlos an die alten Zeiten an. Das will heißen: Gesang
und vor allem die 12saitige Ricky klingen so schön wie gehabt oder
sogar noch besser. Der Byrds-Einfluss ist immer noch unüberhörbar.
Manchmal erinnert es mich aber auch ein wenig an die Schotten von Del
Amitri, bei denen ja auch der Bassist singt. Wie schon Jim Wood
sagte klingt es ein klein wenig mehr nach Country als damals: Poole
und Whitmore hatten eigentlich vor, sich über Demoaufnahmen als
Nashville-Songwriter zu etablieren, Aus diesen Plänen wurde zwar
nichts, aber es entstand diese neue Band. Nur im Opener "The Devil
Made Me Do It" wird etwas zu sehr zum Nashville-Mainstream á
la Garth Brooks und Konsorten geschielt, ohne deren produktionstechnische
Möglichkeiten zu haben: entsprechend unangenehm klingen Schlagzeug
und Keyboards bei dem Stück. Der Rest der CD ist Gott sei Dank
wunderschön, sodass man Track #1 wohl als Ausrutscher abhaken kann.
Wenn ich jetzt den einen oder anderen neugierig gemacht habe: wendet
Euch direkt an Tony Poole (
). Im übrigen ist Tony ein sehr netter Mensch, mit dem ich mich
sehr schnell und freundlich via Internet ausgetauscht habe.
(17.02.2005)
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Loretta: "La Capitale Des
Douleurs" (Naïv, 2002) |
Americana aus Stuttgart! Eine tolle Band, von der man kaum was mitbekommt
und die schon mehrere vorzügliche Alben veröffentlich hat!
(01.11.2009)
Laut Info auf der Webseite von Naïv ist das Album vom britischen
Meister Roger Willoughby produziert worden, der auch schon
die Weather Prophets und Badly
Drawn Boy betreut haben soll. Im Netz lässt sich aber über
diesen Mann aber leidern nichts ergoogeln: vermutlich soll das wieder
ein kleiner Insiderwitz sein, denn der einzige Herr Willoughby, den
ich finden konnte, ist der Name von Rock Hudson in einem Film
aus lang vergangenen Zeiten, in dem er einen Mann spielt, der als Verkäufer
für Angelbedarf einen Bestseller über den Angelsport schreibt,
ohne selber Angeln zu können, worauf dann die typischen komödiantischen
Verwicklungen beginnen. Ich kann mich - glaube ich - sogar noch an den
Film erinnern.
Zwei Lieder sind noch besonders erwähnenswert: für "Keepsake"
scheint als Rhythmus ein Tischtennisspiel (Ping-Pong) gesampelt worden
zu sein. Klingt echt schräg. Und mit "Reel Around The Fountain"
gibt es eine der seltenen - und natürlich gelungenen - Coversongs
der Band, die sowas bei einem eigenen Songschreiber wie Andreas Sauer
eigentlich garnicht nötig haben, aber es trotzdem tun. Wahrscheinlich
mögen die Jungs das Lied bloss ...
(01.02.2010)
Mehr ...
La vie est belle", singt ausgerechnet Andreas Sauer, der meisterliche Misanthrop und begnadete Songschmied a.k.a. Loretta im Eröffnungsstück seiner neuen und, das sei gleich zu Beginn festgestellt, ganz hervorragenden Platte "La capitale des douleurs" und rät uns: "...the only way to suffer life is to find it great". Da hätte man auch selber draufkommen können!
Was dieses Werk so auszeichnet, daß es selbst in einem Frühjahr voller schöner Neuerscheinungen seinen besonderen Platz in der Sammlung des Kenners finden sollte, ist Sauers Fähigkeit, unverdrossen immer wieder neue zauberhafte Melodien zu ersinnen.
Auch wenn man denkt, "jetzt ist Schluß, jetzt sind alle vorhandenen Notenwerte miteinander mehrfach kombiniert, ab jetzt gibt's nichts mehr zu erfinden", kommt der Mann mit neuen Songs, und man weiß gar nicht, wie man bisher ohne diese leben konnte.
Hier gleicht er Könnern wie Lloyd Cole, der ebenfalls noch nie eine schlechte Platte herausgebracht hat, oder XTC, die allerdings auch den einen oder anderen Käse zu verantworten haben. Und ebenso wie diese Kollegen wird sich Andreas Sauer gegen den Vorwurf, seine Musik sei gelegentlich durchaus von anderen inspiriert, mit den Worten "entscheidend ist, wie man's macht!" wehren.
Und wie man's macht, schauen wir uns doch jetzt einfach mal Stück für Stück an.
La vie est belle: die erste Single, eine klassische mid-tempo Popnummer mit einer Gitarren-Hookline, von der man nachts träumen wird. Beschrieben wird eine junge Dame, wie man sie gerne in Universitätsstädten antrifft: Vor lauter politischer Korrektheit, gepaart mit Rechthaberei leidet erheblich die Lebensqualität. Schöne Schweineorgel.
Pyjama Outlaw # 2: ein Stück, wie es die Stones seit 15 Jahren nicht mehr fertig gebracht haben. Sensationell jedoch ist die Alternativversion auf der Single. Hier glänzt Dave Kusworth mit Stimme und Gitarre. In der vorliegenden Variante gegen Ende vielleicht ein wenig zu verspielt.
Dear Maya: melancholischer Beitrag zum Thema "wie erklärt man seinem Nachwuchs, daß Dinge im Leben schieflaufen, ohne daß irgend jemand die Schuld trägt?" Das Lied wird noch schöner durch die Stimme von Ahlie Schaubel und den spartanischen Gitarreneinsatz.
Man Of Instant Sorrow: nicht die erwartete Dylan-Persiflage, trotz Mundharmonika, Gitarrist Klaus Paul zeigt, daß er ein Wah-Wah-Pedal besitzt. Nur wenige können so kitschfreie Balladen schreiben.
Why Is There Something Instead Of Nothing: besinnliche Betrachtung philosophischer Grundfragen. Freunde keltischer Fiedeln kommen hier ganz auf ihre Kosten.
It's All So Sad She Said: kurzer sympathischer Füller, mantraesk.
Monkey: schöne, ruhige Nummer, die sich bereits auf Klaus Pauls Soloplatte unter dem Titel "The Monkey" befindet. Sehr feines Zusammenspiel zwischen gezupfter und geschlagener Gitarre.
Keepsake: nicht erwartete 80 er-Jahre-Schweinerockpersiflage, leider ohne Bläsersätze, dafür mit Chören und komischen Geräuschen. "Now I got everything, except you", schön, wenn jemand das so beschwingt von sich geben kann. Klassestück, beim öfteren Hören der heimliche Hit der Platte.
Setting Sun: hübsche Gitarrenübung, bedenkliche Jammerorgel. Nicht das stärkste Stück der CD. Wäre aber auf einer Platte von Tom Petty gut aufgehoben.
Angelic: sanftmütige Lobpreisung des Weibes, nur von Verliebten wirklich zu ergründen.
La capitale des douleurs: großes Epos, schmachtende Geigen. Könnte peinlich sein, ist es aber nicht.
Bedroom Window: wunderschöne, wehmütige Ballade mit einem tollen Gitarrensolo.
Reel Around The Fountain: Dieses Lied kennt eh' jeder. Durchaus mögliche und in der Tat eigenständige Version; andere wären gescheitert. Sehr mutig und gelungen ist der Einsatz der Steelguitar. Sauer klingt zum Glück überhaupt nicht nach Morrissey.
Bemerkenswert ist die Teamfähigkeit der durchweg hochklassigen Musiker. Es stehen ganz klar die Songs im Vordergrund und die anrührenden, aber niemals sentimentalen Geschichten, die Andreas Sauer zu erzählen hat.
Das alles ergibt zusammen mit der ausgesprochen geschmackvollen Aufmachung der CD ein außergewöhnlich starkes Album, das mutmaßlich von der Kritik massiv gelobt wird und vom Käufer beharrlich ignoriert; aber das ist das Los der Hochbegabten.
Da hilft auch kein Gejammer, wie schlecht die Welt sei. Wer immer noch nicht begriffen hat, daß es in der Populärkultur um den kleinsten gemeinsamen Nenner geht, darum, den zahlenmäßig klar überlegenen Debilen und Geschmacksautisten das Geld aus der Tasche zu ziehen, soll zur Strafe den Rest seines Lebens U2 hören, Kommerzmüll für die Gutmenschen, die perfideste Form des Corporate Rock.
Natürlich bricht ein kalt kalkulierter Drecksfilm wie "Titanic" alle Zuschauerrekorde und heimst die Oskars ein und nicht der großartige "Clerks". Natürlich kauft jeder kalt kalkulierte Drecksplatten von Celine Dion und/oder Bon Jovi und nicht die wundervolle Musik der Go-Betweens.
Aber genau deshalb können sich Sektierer wie auch der Verfasser dieser Zeilen behaglich in angebrachter Selbstgerechtigkeit suhlen und andere für Vollidioten halten. Dieses Spiel funktioniert wunderbar.
Loretta haben es so gewollt. Sie könnten ja auch schlechte Musik machen.
(www.kultura-extra.de)
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Nada Surf: "Let Go"
(Virgin/Labels, Okt. 2002) |
Gefunden in der Grabbelkiste!
(14.10.2005)
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A funny thing happened to Nada Surf on the way to sure-fire late-'90s
alt-rock stardom. Despite obtaining a decent amount of MTV exposure, their
sardonic first single, "Popular," ultimately arrived just moments
too late to capitalize on the era's short-lived mainstream fancy with
geek rock. And with no quality second hit in sight, neither 1996's moderately
successful High/Low nor its forgettable 1998 follow-up, The Proximity
Effect, gained much traction outside the indie rock underground -- seemingly
consigning the trio to the dreaded one-hit-wonder bin. Subsequently dropped
by Elektra, Nada Surf settled into a prolonged state of hibernation (only
drummer Ira Elliot was heard from, thanks to his regular session work),
so that even committed fans would have to be forgiven for washing their
hands of the group during this four-year silence. That is, until the belated
and understated 2002 arrival of their revealing third opus, Let Go, on
which Nada Surf showed that they refused to quietly fade away into gimmick-enforced
exile by putting their faith into their own pop songwriting instincts.
The resulting record takes its title quite literally, as layer after layer
of preconceived notions and excess noise are stripped away to unveil both
soft-spoken charm and intense newfound confidence. Upbeat, electrified
fare like "Hi-Speed Soul" and the Foo Fighters-lite of "The
Way You Wear Your Head" is now the exception to the rule established
by predominantly acoustic numbers like "Blizzard of '77," "Fruit
Fly," and "Neither Heaven nor Space," all of which strike
a heartaching chord with their bewitching melancholy. The French-sung
"La Pour Ca" offers a mesmerizing, Pink Floyd-styled laziness,
while additional mellow highlights such as "Inside of Love,"
"Blonde on Blonde," and "Paper Boats" somehow manage
to sound sadly introspective and positively sunny at the same time, welcoming
the listener to doze in their arms. Not exactly a reinvention as much
as a reaffirmation of their original purpose, Let Go seems to mark a new
beginning for Nada Surf.
(by Ed Rivadavia, All
Music Guide)
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