Heimweh
Jonathan Wilson ist ein begnadeter Sänger, Songwriter, Multiinstrumentalist und Livemusiker. Vor kurzem ging er als Gitarrist auf große Tour mit Roger Waters. Dort fand er die Inspiration für sein neues Album.
»Dixie Blur« heißt die Platte, der Nachfolger von »Rare Birds« aus dem Jahr 2018.
Genau genommen war es das Heimweh unterwegs, dass den Musiker aus Kalifornien inspirierte, die 14 neuen Songs zu schreiben. Und auch musikalisch hört man dem Album die Heimatverbundenheit an: Country, Bluegrass und Americana sind die Richtungen, mit denen Wilson aufgewachsen ist.
Wie »Dixie Blur« klingt, verriet er mit den Songs »69 Corvette« und »Korean Tea«. Insgesamt warten 14 Tracks auf der Platte, die Wilson zusammen mit Produzent und Kumpel Pat Sansone im Sound Emporium in Nashville aufnahm. Außerdem mit dabei: Mark O’Connor (Fidel, Gitarre), Dennis Crouch (Kontrabass) und sechs weitere Musiker.
Eine Stück musikalische Heimat, ein sehnsuchtsvolles, und wie der Vorgänger, verträumtes und experimentierfreudiges Album. Hier ist »Dixie Blur« von Jonathan Wilson.
Wilson serviert zeitlos schöne und bodenständige Kompositionen. ... ein großes stilistisches Spektrum ...
(Audio, April 2020)
Welch ein Werk! Allein schon der Fülle wegen (14 neue Songs in mehr als 55 Minuten, das ruft ja geradezu nach der guten alten Doppel-LP-Darreichungsform!) darf man beim 2020er Wilson-Werk getrost von einem Opus Magnum sprechen, aber dieser derart lukullisch und lustvoll dargereichte Klangreichtum überzeugt nicht nur an der köstlichen Oberfläche, der Sound-Schöpfer, profilierte Produzent (Roy Harper, Lana Del Rey, Father John Misty), Roger Waters-Gitarrist, Song-Autor und inzwischen auch erheblich gereifte Sänger schöpft mit seinen neuen, durchweg grandios gelungenen Weisen aus den tiefsten Wurzeltiefen und kredenzt uns ein aus allen kunstvoll geflochtenen Fasern, in allen erdenklichen irdenen Farben strahlendes Country-Meisterstück. Als versierter Arrangeur und auch Dank der ihm zur Verfügung stehenden instrumentalen Mittel schöpft der allwissende Zeremonienmeister aus dem Vollen, überzeugt in karg-ehrlichen Besetzungen ebenso wie in herzhaft aufeinandergehäuften Klang-Gebilden, voller Lust und Leidenschaft an der Fülle aus Gitarren, Bässen, Fiddle, Tastenwerk, Querflöte, Klarinette, Mundharmonika und der nahezu omnipräsenten, durchweg prägenden Steelguitar von Russ Pahl bis in Spector-gleiche Höhen geschichtet. Mit einer solch prachtvoll agierenden, vielköpfigen Musikermannschaft im Rücken springt der Spiritus Spector mit sanfter Stimme herzhaft zwischen alle Country-Stühle, wechselt die Stilrichtung auch schon mal auf der halben Höhe des Songs, bleibt dabei aber stets im melodieseligen Fluss, und trifft immer den richtigen weichen Ton, um Herz und Hirn gleichermaßen zu rühren. Einfach meisterlich auch seine Art, mit den Country-Stilen zu spielen, dabei die gesamte Genre-Geschichte zitierend, Backporch-Bluegrass wie wiegenden Country Swing, samtweich fließenden Singer Songwriter- und Psyche-Folk, Country Rock, Pub Rock und West Coast, beschwingenden Honky Tonk und auch die ganz großegefühlstiefe Breitwand-Ballade bewunderungswürdig beherrschend und mit ehrlichem, emotionsreichem Leben füllend. Auch den Gesangspart erledigt der Vielinstrumentalist (A- & E-, Nashville- & 12-String-, Baritone- und Slide-Gitarren, Mellotron, Arp, Synth, Schlagwerk, Perkussion) mal im Alleingang, mal in vielstimmigen Harmonielagen mit Bravour, dezenter Zurückhaltung und voller Gefühl, verweist dabei sowohl stimmlich als auch häufig in den Harmoniewechseln in die balladeskeren Weiten der späten, ihm nicht unbekannten Pink Floyd-Welten und erschafft ganz nebenbei ein wahrhaft opulentes Opus von genregrenzensprengender Größe. Ein kunstvolles, vor Idee
(Glitterhouse)