"Liebe Paradiso" der Name ist Programm bei diesem wunderschönen brasilianischen Meisterwerk, das gleichzeitig eine Hymne an Berlin und die paradiesische Liebe ist. Entstanden über drei Jahre und in unzähligen Aufnahmesessions, inspiriert von langen Aufenthalten in Berlin und illustriert mit Fotos, Sounds und Videos (Letztere nur im Netz) von diesen Reisen, verbindet "Liebe Paradiso" einige Stars der Bossa Nova oder MPB (Marcos Valle, Joao Donato, Jaques Morelenbaum, Milton Nascimento) mit jüngeren Helden wie der Sängerin Adriana Calcanhotto oder Donatinho von der Band "Paraphernalia". Streng genommen ist dieses Album eine Neubearbeitung eines der großen brasilianischen Erfolge des Jahres 1997.
Aber, um es mit einem brasilianischen Pop-Kritiker zu sagen, der "Liebe Paradiso" hinter Jay-Z/Kanye West und die Derek Trucks Band auf Platz 3 seiner Jahrescharts wählte: "Das hat nichts mit Faulheit zu tun, sondern mit einem gründlichen und sehr durchdachten künstlerischen Ansatz. Man sollte es sich gönnen, das Album mindestens ein Dutzend Mal mit Kopfhörern zu hören, denn jedes Hören enthüllt wunderbare neue Details." Vor bald 16 Jahren komponierten und spielten die Protagonisten Bastos und Fonseca elf Titel für das Album "Paradiso" ein - sehr reduziert, oft nur mit Gitarre, Gesang und Percussion, eine Art moderner ,,Bossa Nova".
Der unmittelbare und anhaltende Erfolg dieses Albums hallte auch gut zehn Jahre später noch nach, als Bastos ,,unvermittelt zu ziemlich viel Geld kam", Wie er es ausdrückt - und sich überlegte, seinen überraschenden Geldsegen in eine Überarbeitung des Albums zu investieren. "lch hatte das Gefühl, dass "Paradiso" noch unergründetes Potential hat", erinnert sich Bastos, ein langjähriger Hit-Lieferant und Kollege von Tom Jobim, Edu Lobo, Dori Caymmi, Milton Nascimento oder Ed Motta.
All das ist interessant, doch schließlich nicht wirklich wichtig: "Liebe Paradiso" wirkt auch ohne die ereignisreiche Vor- und Produktionsgeschichte. "Liebe Paradiso bietet eine dichte, umsichtige und leidenschaftliche Lyrik", meint der Schriftsteller Marco Lucchesi ("Ereignislicht"). "Es ist ein Fenster in das Andere. Mitfühlend und einfühlsam und mit einer raffinierten Ökonomie der Mittel. Das Totale und das Fragment. Das Mehr im Weniger. Als wäre jede Komposition eine einzelne Stimme, sehnsüchtig nach einem klaren und unersättlichen Horizont. (...) Ein Werk von Poeten, Poeten gewidmet. Ein seltenes Juwel in der aktuellen brasilianischen Popmusik." Und eines, das sich schon nach wenigen Tönen als absolut paradiesisch zu erkennen gibt.