»What A Terrible World, What A Beautiful World« von The Decemberists:
Das Leben in Songs gepackt
Mit ihrem neuen Studioalbum »What A Terrible World, What A Beautiful World« kehren die Decemberists nach knapp vier Jahren Pause zurück. Sie hatten sich eine mehrjährige kreative Auszeit vom Decemberists-Dasein gegönnt. Colin Meloy veröffentlichte in der Zwischenzeit eine Kinderbuch-Trilogie und schrieb ein Musical, und die vier anderen Decemberists haben ihr Nebenprojekt, die Country-Band Black Prairie, zum Hauptprojekt gemacht.
Abgesehen von der Pause haben sich die Decemberists auch beim Proben und Einspielen des neuen Albums »What A Terrible World, What A Beautiful World« viel Zeit gelassen. Über 15 Monate hinweg gingen sie immer wieder ins Studio und widmeten sich jedem der von Colin Meloy geschriebenen Songs einzeln und intensiv. Entstanden sind die Tracks zum Teil schon vor fünf Jahren, zum Teil erst während der Arbeit im Studio.
Die Decemberists bleiben sich mit »What A Terrible World, What A Beautiful World« treu und schlagen dennoch eine neue Richtung ein. Statt mystischer und historischer Themen widmen sich die Songs nun dem alltäglichen Leben (wenn es z.B. darum geht, bloß nicht das Kind aufzuwecken) und der Verarbeitung von Katastrophen und anderen schrecklichen Ereignissen, die in unseren Alltag eindringen.
Der Klang des neuen Albums ist wesentlich schlanker als früher: Weniger fetter Bombast, dafür mehr Folk- und Country-Einflüsse. Laut Colin Meloy möchte sich die Band deutlicher zu den zahlreichen Vorbildern bekennen, die jeden einzelnen von ihnen beeinflussen. Außerdem werden die Black-Prairie-Erfahrungen offenbar in den Sound der Decemberists integriert. Das beste Zeichen für die Kreativität einer Indie-Band ist schließlich, dass sie sich kontinuierlich weiterentwickelt.
Alles in allem ist »What A Terrible World, What A Beautiful World« von den Decemberists eine schöne Rückkehr des Quintetts und ein spannendes Album.
Jedes Lied entfaltet sich langsam zu einem kleinen Kunstwerk, ohne ins Pompöse abzudriften.
(Rolling Stone, Januar 2015)