Seit 1978, also vor 38 Jahren, brachte Bob Weir sein letztes Soloalbum »Heaven Help The Fool« heraus. Dass Weir danach nicht untätig war, beweist die Diskographie von Grateful Dead, wo Weir als Gründungsmitglied bis zum letzten Studioalbum »Built To Last« 1989 als Gitarrist, Songwriter und Sänger mitwirkte.
Sein neues Album »Blue Mountain« erscheint zu einem ehrenwerten Zeitpunkt, denn Grateful Dead feiern dieses Jahr ihr 50-jähriges Bandjubiläum. Auf dem Album zeigt sich Bob Weir inspiriert von der amerikanischen Tradition der Cowboy Songs. Im Teenageralter verbrachte Bob einen Sommer im Amerikanischen Westen, arbeitete und lebte dort bei Rangern, die ihm ihre Geschichten erzählten und ihre Lieder vorsangen.
Die Songs auf dem Album schrieb er zusammen mit dem amerikanischen Songwriter Josh Ritter und nahm sie mit Bandmitgliedern der Indie-Rockband »The National« auf. In Zusammenarbeit mit dem Produzenten Josh Kaufman entstand dann eine stimmungsvolle, visuelle und modern strukturierte Intepretation seiner Lebenserfahrungen, die er auf 12 Songs zum Besten gibt.
16er, nach langer Zeit war er mal wieder im Studio. Und überrascht! Die Stimme ist gut gealtert, das ganze Werk klingt relaxt und altersweise, die Essenz ist bei vielen Stücken „alt“, der Sound aber (meist) „neu“ (halbwegs zeitgenössisch), das Ergebnis ist keineswegs ein pures Retro-Album. Mit Grateful Dead in ihrer „klassischen“ Form hat das kaum etwas zu tun wohl aber läßt es sich teilweise als eine Art „modernere“ Fortsetzung von Workingman´s Dead/American Beauty lesen. Heißt: Die Musik bewegt sich zwischen (Alt.) Country/Proto-Americana und Folk, das Ganze in hohem Maße atmosphärisch (nicht zwangsläufig balladesk), in apart hallenden Räumen (gewissen Daniel Lanois-Produktionen gar nicht so unähnlich) mit grundierender unauffälliger Ak.Gitarre und geschmackvoll/edel klangmalender elektrischer (bis in Pedal Steel-ähnliche Bereiche, die wie Lap Steel auch tatsächlich eingesetzt wird) sowie z.T. leiser Orgel (bzw. anderen Tasten). Ein, zwei Mal dachte ich an Robert Plants Band Of Joy. Aber es gibt auch je 2x Roots Rock/Country Rock im Stil der 70er, wesentlich trockener/bodenständiger; und nackte zeitlos-exzellente reduzierte berührende akustische Americana-Balladen, darunter das wunderbare Ki-Yi Bossie. Josh Ritter ist Co-Komponist, die Dessners von The National spielen mit. Ehrlich gesagt, in einem Blindtest hätte ich ihn kaum erkannt, aber ich bin über weite Strecken sehr angetan.
(dvd, Glitterhouse)