Die herrliche Cherilyn MacNeil ist angekommen, auch wenn der angedachte Alleingang erfreulicherweise nicht ganz so allein geriet wie geplant. Die Südafrikanerin mit Schaffensplatz in Neukölln (zum Glück muss sie nicht pendeln) widmet ihren selbstproduzierten Drittling ihrer Heimat und Herkunft, und kleidet ihre berührend-bewegenden Worte in eine Musiksprache, die in ihrer inzwischen gewonnenen Einzigartigkeit die Welten verbindet. Aber anstatt, wie anfangs angedacht, die Songs nur mit Piano, Perkussion und Gesang auszugestalten, füllte sie nach und nach ihre Arrangements mit verschiedenerlei farbigen Klang-, Gesang-, Ton- und Stimm-Schnipseln, die sie im Studio zu einem funkelnden Ganzen zusammenführte. Ihrem Plan folgend steht dabei das Klavier im instrumentalen Mittelpunkt, mindestens ebenso prägend, tragend und treibend wirkt aber die vielfältige, tönende wie tänzerische Perkussion, mit der Tindersticks-Schlagwerker Earl Harvin den bewegten Grund für die vielfarbigen Klang- und Stimmspielereien von Rivonia legt. Auf diese Basis häufte Cherilyn, unter der Misch-Mitwirkung von Eli Crews (Why?, Deerhoof etc.), einen bunt schillernden, auch in Momenten größter Fülle noch delikat durchschimmernden Klang-Palast aus Streichern, Holz- und Blechbläsern, Akkordeon, Gitarren und allerlei tönendem Schlagwerk, wobei sie stets ein köstliches Gleichgewicht aus Momenten intensiv-intimer Einsamkeit, kammermusikalischer Konzentration, exotischer Einladung zum Tanz und Phasen wahrer symphonischer Größe wahrt. Wundervollstes Instrument von allen aber ist Cherylins Stimme, die sie kunst- und gefühlvoll in viellagigen Harmonie-Sätzen über-, mit- und gegeneinander setzt, im Gospel-Chor erstrahlen, in fast perkussiven Phrasierungen rhythmisch betonen oder in verletzlicher Einsamkeit zart-zerbrechlichen Zauber verströmen lässt. Seine markant-sonore Stimme leiht gästeweise auch Konstantin Gropper, und zur romantisch-tragischen Größe seiner Get Well Soon-Welt lassen sich auch leise Parallelen feststellen. Aber auch Geistesverwandtschaften zur eigenbestimmten Kate Bush oder gar zu Joe Jackson‘s Body & Soul schimmern durch dieses kristallene Klang-Kaleidoskop, aber wirklich vergleichen lässt sich Dear Reader nur mit Dear Reader.
(Glitterhouse)
Das dritte Album unserer Berliner Lieblingssüdafrikanerin Cherilyn MacNeil, besser bekannt als Dear Reader. Es heißt Rivonia und ist eine wilde Mischung aus Folk, Pop, Musical, Shapenote-Chören, Afrobeats, Holzbläsern und Stimmen. Immer wieder Stimmen. Gesang und Gesänge in allen Formen und Schattierungen: ausufernd, abgeschnitten, Fetzen, Schnipsel, Fugen. Alles gesungen. Durch diesen ungewöhnlichen Einsatz von Gesang hebt sich die Musik meilenweit vom gängigen Folk Kanon ab wie, ja, ca. so weit wie James Blake sich von jähem Dubstep entfernt aufhält.
Dear Reader gelingt hier eine sehr untypische und persönliche Klangsprache. Da rauschen urplötzlich ganze Chor-Wände auf den Hörer zu, dass es eine wahre Freude ist. Und trotzdem bleibt jeder Song bei aller Sanges- und Spielfreude immer ganz bei ihr. Das Resultat ist eine Dear Reader-Platte, die auf völlig andere Art und Weise als ihre Vorgänger in sich ruht und wie nichts anderes klingt, was wir hier bei City Slang jemals hatten...
Ein weiteres Mal betört die in Berlin lebende Südafrikanerin Cherilyn MacNeil alias Dear Reader mit herbstlichen Klavieretüden.
(Rolling Stone, April 2013)
Mehr als 13000 Kilometer entfernt von ihrer Heimat ist Dear Reader mit RIVONIA ein Meisterwerk gelungen.
(musikexpress, Mai 2013)