Nach drei eigenwilligen schönen Platten bei einer kleinen Firma gerät der Krefelder Gruppe ihr Einstand beim Polygram-Konzern zur laschen Stil- Übung. Zwar setzen Akkordeon und Geige reiz- und stimmungsvolle Tupfer im kräftig rockenden Konzept - doch man muß die ersten drei oder vier Titel überstehen, um die Faszination wiederzuentdecken, die die Gruppe noch vor Jahresfrist zum Hoffnungsträger für die deutsche Szene machte. Auch der holprige teutonische Akzent des Sängers wirkt hier aufdringlich.
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Ihr Debüt machte sie zu Heroen der deutschen Independent-Szene, mit "Pluto", Album Nummer 2, avancierten sie zu Kiritkerlieblingen. Reicht's im dritten Anlauf, die famose Mini-LP "The Waltz" nicht mitgerechnet, gar in die Charts? Im Rücken die geballte Macht eines Branchenriesen, im Gepäck ein gelungenes Album mit elf feinen Songs - die Chancen stehen nicht schlecht für M. Walking On The Water. Der Vergleich bietet sich an: M. Walking On The Water - die deutschen Pogues? Wie die Rum-Rocker um die wandelnde Schnapsleiche Shane McGowan flirtet das Quintett unbefangen mit volksmusikalischen Elementen. Für einen derben Ländler ist da ebenso Platz wie für einen langsamen Walzer. Die Water-Boys befreien Akkordeon und Violinen aus den Klauen des tumben Teutonen-Tätärä und stellen sie mit größter Selbstverständlichkeit neben schroffe Gitarren. Dabei entstehen Kleinode wie das Kraftvolle "Fools Of Reality" oder "Caress Days", bei dem über flottem Baß/Schlagzeug-Fundament weiche Streicher für melancholische Obertöne sorgen. Unter der kantigen Oberfläche urwüchsiger Straßenmusik, die dem Punk erfolgreich entfloh, liegen reizvolle Details verborgen. Befremden muß allerdings erneut der Albumtitel, "Elysian". Die Band hat es doch nicht nötig, ihre Produktionen mit astronomischem oder philosophischem Schnickschnack zu versehen - die Musik ist verführerisch genug. Vollkommen zu Recht auch repräsentiert die Ruhrpott-Rasselbande im Auftrag des Goethe-Instituts deutsche Kultur in aller Welt: Authentischer als der krachlederne Kunst-Stoff aus dem Musikantenstadel sind die elysischen Klänge des Quintetts allemal. ** Klang.: 07-08
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