Was soll ich sagen... ich bin begeistert! Cold Roses ist mindestens so
gut, wie man es als Ryan Adams Fan der ersten Stunde erwartet hatte. Aber
da es auch locker hätte in die Hose gehen können, ist die Freude
doppelt groß.
Die Band besteht aus den Gitarristen J.P. Bowersock und Cindy Cashdollar,
Catherine Popper (Bass) und Brad Pemberton (Drums). Von denen ist mir
nur Frau Cashdollar bekannt, Mr. Bowersock soll der Gitarren-Guru der
Strokes sein, aber Einzelheiten sind hier egal, denn man präsentiert
sich als locker swingende, gefühlvoll agierende Mannschaft, die voll
und ganz im Dienste des Songs tätig ist.
Dazu hat Ryan Adams 19 großartige Songs geschrieben, die seine
so liebgewonnenen Qualitäten in den Vordergrund stellen. Vorwiegend
mittelschnell bis langsam geht man hier zu Werke, singt über verlorene
Liebe und arrangiert das im klassischen Country-Rock-Style der späten
60er/frühen-70er. Das ist nicht unbedingt umwerfend neu, aber die
Tiefe, die Adams in diese Tunes legt, wurde nur von alten Helden wie Gram,
Gene oder Tim erreicht. Das geht zumindest mir direkt ans Herz, aber das
ist der Weg, den alle Adams-Balladen bei mir genommen haben.
Song-Highlights will ich gar nicht nennen, das Albums ist gespickt mit
erstklassigem Material, von denen einige nur direkter wirken als andere.
Immer wieder kommen Erinnerungen auf an die Flying Burrito Brothers, Byrds,
Neil Young, Whiskeytown und was man sonst noch so in Ehren hält aus
den Phasen Country Rock/No Depression, komplett mit Steel, Twang und Slide.
Bei einigen Songs schüttelt der Gitarrist noch ein paar Summer Of
Love Soli aus dem Ärmel, die schwer an Garcia, Kaukonen und
Cipollina erinnern und dem in Ehren ergrauten Hörer ein Lächeln
ins Gesicht zaubern.
Beide CDs laufen knapp 40 Minuten, sie hätten also auch auf einen
Silberling gepasst. Aber so hat das Album die Aura eines alten Vinyl-Doppelalbums,
inklusive wunderschönem Klappcover und einem LP-ähnlichen Aufdruck
auf der CD. Man braucht einfach diesen Moment des Innehaltens, um das
Album als Ganzes lieben und schätzen zu lernen.
Zwei weitere Alben hat Adams für dieses Jahr noch angekündigt.
Lassen wir uns überraschen. Cold Roses jedenfalls ist der Volltreffer,
auf den ich seit Heartbreaker und Stangers Almanac gewartet habe.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand anders sieht. Ganz großartig!
Glücklichmachend! Pflicht für jede Sammlung!
(Glitterhouse)
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Aus der Amazon.de-Redaktion
Der Mann ist ein Workaholic und hält doch, trotz der überbordenden
Fülle seiner Arbeiten, ein gleichbleibend hohes Niveau. Ryan Adams
schreibt am laufenden Band neues Liedmaterial, veröffentlicht in immer
schnellerer Folge erstklassige Alben. Nachdem er sich 2004 während
eines Konzertes in London die Hand gebrochen hatte (es war mal wieder Dämon
Alkohol im Spiel), musste er die restliche Tour absagen und hatte viel Zeit
fürs Songwriting. Danach lag soviel Neues auf Halde, dass ein Longplay
nicht gereicht hätte. Kurz entschlossen verkündete der emsige
US-Amerikaner auf seiner Homepage die Veröffentlichung von gleich drei
Tonträgern im Jahr 2005.
Cold Roses, der erste CD-Streich, wurde in New York City eingespielt.
Gemeinsam mit der hierfür zusammengestellten Backing-Band The Cardinals
nahm Mister Adams ein großartiges Doppelalbum auf, das all seine
musikalischen Vorlieben berücksichtigt. Das Spektrum der insgesamt
neunzehn Titel reicht von Americana und Alt-Country über Roots- und
Folkrock bis zum angepunkten Rock & Roll -- wobei die folkigen und
countryesken Akustiktöne hier eindeutig überwiegen.
Thematisch steht einmal mehr fast alles im Zeichen von L.O.V.E. sowie
den Problemen, die sich in jeder Partnerschaft früher oder später
ergeben. Wohl kein anderer schreibt heute so wunderschön-traurige
Songs über das Leiden, das fast immer mit der Liebe einhergeht. Das
ehemalige Whiskeytown-Mitglied erzählt anrührend von Beziehungen
kurz vor dem Aus ("Sweet Illusions"), von einer unnützen
Liebe, die keiner haben will ("Cold Roses"), und den Qualen,
die Erinnerungen an die Verflossene bewirken ("Now That You're Gone").
Bei aller Bitternis, die wohl auf eigene Erfahrungen zurückgeht,
vergisst der Dreißigjährige allerdings auch die Glücksmomente
nicht. Trotz schmerzlicher Erlebnisse hat er sich den Glauben an die traute
Zweisamkeit bewahrt ("Life Is Beautiful") und sucht weiterhin
die Erfolgsformel für eine beständige, ewig währende Liebe
("How Do You Keep Love Alive").
(Harald Kepler, amazon.de)
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RYAN ADAMS hat in einigen Bands gespielt und gern auch gleich immer ein
paar neue Alben gemacht. Er schreibt nun mal verdammt gern verdammt viel
Musik und ab und zu trägt er diese dann auch in die nächste
Jam-Session. Im Moment tut er die Dinge im Stillen, ohne viel Bohei darum
zu machen, professionell. Er hofft auf einen ruhigen, coolen, bedeutungsvollen
Ritt durch seine Dreißiger. RYAN liebt seinen Hund und seine Gitarre.
Er mag Comics, Kaffee und Zigaretten. Sein Lieblingsessen ist, was immer
gerade die Suppe des Tages ist. (solange es vielleicht eine Gemüsesuppe
ist, oder irgendwas mit Muscheln und Meeresfrüchten), dazu Schinken/Käse-Sandwiches.
Wenn er neben seinem Hund einschläft, denkt er, dass der Himmel wahrscheinlich
so aussieht: Händchen halten mit deinem Mädchen an einem wunderschönen
See; im Gras liegen mit deinem Hund; vom Firmament träumen, von Wolken
und dem Geruch von Rasen und Regen.
RYAN denkt gern über das Sonnensystem nach, die Dynamik der Rotation,
seine Auswirkungen auf das binäre Sternensystem und ob das nun lineare
oder emotionale Auswirkungen sind. Er liest gern Ram Dass und liebt dessen
Stimme. Journey of Awakening hat ihn sehr berührt. Die
meiste Zeit denkt RYAN überhaupt nicht an Musik, oder das, was es
mit sich bringt, Musik zu spielen, oder was sie anderen bedeutet. Stattdessen
denkt er über kleine Dinge nach wie Ob sie das wohl mag?
oder Vielleicht ist das zu schäbig, nicht das schäbig
gleich schlecht wäre, aber vielleicht passt es doch nicht zu ihren
anderen Sachen oder Warum habe ich Twilight Zone
immer so gern gemocht? Das lässt mich erschaudern. Ich meine, das
sind fast Panikattacken. Warum können sie nicht mal eine Episode
schreiben, in der alles funktioniert? Wo alles o.k. ist und die Leute
einfach mal da sein können, und atmen und eine Verbindung zu sich
selbst fühlen. Halt, normaler Kram.
Meistens hofft RYAN ADAMS, dass er einfach nur ein paar Songs spielen
kann und so. Und wenn das nicht ok ist mit jemandem, auch kein Problem.
Er wird nicht gleich in Häuser eindringen und oben aufm Fernseher
eine Jam-Session veranstalten, oder direkt vor Ihrem Gesicht, nichts weiter
an als einen Cowboy-Gürtel mit Pistolen-Halftern und Frauenunterwäsche,
schreiend Hört mir zu... seht, seht nur was ich getan habe...
HÖRT MIR ZU ODER KOMMT UM!!! Und sich dann in eine gigantische
Metal-Spinne verwandeln und wen auch immer in elektrische Fäden einwickeln
und verschlingen, nicht ohne wem auch immer vorher Gift injiziert zu haben,
auf dass ihr Inneres zu Brei werde.
Also, auf sowas steht er überhaupt nicht, vielmehr ist er dieser
Tage lieber für sich. Er weiß, dass jeder denkt, er sei irgendwie
ein Verrückter, und vielleicht ist das so. Aber solange das nicht
im Hof eines anderen abgeht, und, klar, das passiert jedem mal oder auch
zwei mal, also wirklich.
RYAN mag Dokken sehr, ohne rot zu werden, nicht dass sich irgendjemand
dafür entschuldigen müsste. Er sucht momentan nach der tieferen
Bedeutung der Dinge, versucht dem Licht zu gehören und sich nicht
einem bedeutungslosen Ego-Trip zu ergeben. Er hofft wirklich das Beste.
The Cardinals sind seine neue Band. Cold Roses ist sein neuer
Jam. Bis später.
(amazon.de)
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Last time we received a dispatch from Ryan Adams, the self-styled savior
of rock & roll, it was in 2003, when he delivered his straight-up
rock & roll record (aptly titled Rock N Roll) and his two-part mope-rock
EP (later combined as one LP) Love Is Hell. Admirable records both, but
not quite the sequel to Heartbreaker that fans craved. They also weren't
quite as successful as all the hype surrounding their release suggested
that they would be, so Adams briefly retreated from the spotlight to regroup,
heading back in 2005 with a planned triptych of new albums, the first
of which is the double-album Cold Roses, recorded with his new backing
band the Cardinals and released at the beginning of May. Three albums
in one year is overkill even for an artist predisposed to releasing his
every whim, and while it's too early at this writing to judge whether
he needed to release all three of the records, it's safe to say that Cold
Roses is the record many fans have been waiting to hear -- a full-fledged,
unapologetic return to the country-rock that made his reputation when
he led Whiskeytown. Not that the album is a retreat, or a crass attempt
to give the people what they want, but it's an assured, comfortable collection
of 18 songs that play to Adams' strengths because they capture him not
trying quite so hard. He settles into a warm, burnished, countryish groove
not far removed from vintage Harvest-era Neil Young at the beginning and
keeps it going over the course of a double-disc set that isn't all that
long. With the first disc clocking in at 39:39 and the second at 36:29,
this could easily have been released as a single-disc set, but splitting
it into two and packaging it as a mock-gatefold LP is classic Ryan Adams,
highlighting both his flair for rock classicism and his tendency to come
across slightly affected. As always, he's so obsessive about fitting into
classic rock's long lineage that he can be slightly embarrassing -- particularly
on the intro to "Beautiful Sorta," which apes David Johansen's
intro to the New York Dolls' "Looking for a Kiss" in a way that
guarantees a cringe -- which is also a problem when he drifts toward lazy,
profanity-riddled lyrics ("this sh*t just f*cks you up" on "Cherry
Lane") that undercut a generally strong set of writing. But what
makes Cold Roses a success, his first genuine one since Heartbreaker,
is that it is a genuine band album, with the Cardinals not only getting
co-writing credits but helping Adams relax and let the music flow naturally.
It's not the sound of somebody striving to save rock & roll, or even
to be important, but that's precisely why this is the easiest Ryan Adams
to enjoy. The coming months with their coming LPs will reveal whether
this is indeed a shift in his point of view, or just a brief break from
his trademark blustering braggadocio.
( Stephen Thomas Erlewin, All
Music Guide)
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