Der zweite Teil der Songkollektion liegt vor
mir und der Fan, der Ryan Adams seit Whiskeytown-Tagen (oder zumindest
seit Heartbreaker) liebt, bekommt mit zirka 19 Songs total
absolute Vollbedienung. Und all das auf einem Niveau, das seinesgleichen
sucht. Wirklich Ausfälle finde ich hier keine, neue Adams-Favoriten
jede Menge.
Mit einer an große Torchsongs erinnernden Ballade (My
Blue Manhattan) öffnet Teil 2 besinnlich und im Prinzip
ändert sich an der Gundstimmung bis zum Ende wenig. English
Girls Can Be So Mean ist der einzige Song (dreht es sich hier
um Beth Orton?), der etwas Leichtigkeit versprüht und sowas wie
eine poppige Hookline hat. Das wundervolle Thank You Louise
(Cello!) ist schon eher Nick Drake als Gram Parsons und mit Please
Don´t Let Me Go (Steel!) und I See Monsters
(ganz dezente Streicher zur Akustikgitarre) legt er zwei weitere Gänsehaut-Balladen
vor.
Perlendes Rhodes-Piano eröffnet das abschließende, lennonnesque
Hotel Chelsea Nights, das in der zweiten Hälfte einige
nette Arrangement-Überraschungen bietet und ... nach 7 Songs
und 28 Minuten sanft zu Ende bringt. ...
Nach einigen Spins des Rock`n´Roll Albums wollte
ich Ryan Adams schon abschreiben, aber Love Is Hell beweist
durchgängig, dass er nichts verlernt hat.>/p>
(Glitterhouse)
Meisterlich: beinahe weihnachtliche Liebes- und
Sehnsuchtslieder... Die Geister von Leonard Cohen, von Paul Simon,
Lloyd Cole, Jeff Buckley, Steely Dan spuken durch solche zeitlupenhaften
Lieder, doch hat Adams ihnen seine eigene Stimme gegeben, die Stimme
des Soul... Die undeutliche, fiebrige Sprache des Herzschmerzes.
(Rolling Stone. 4 1/2 Sterne)
Wie jedes Album des Alternative-Country-Musikers Ryan Adams hat auch „Love Is Hell“ eine Entstehungsgeschichte der spezielleren Art. Ursprünglich geplant als Nachfolger des Erfolgsalbums Gold, tat sich der bekennende „The Smiths“-Fan Adams mit deren Produzenten John Porter zusammen und plante einen wahren Trauerkloß in Plattenform. Sein Label Lost Highway hatte jedoch anderes im Sinn und bat um neue Aufnahmen, die dann unter dem Titel „Rock N Roll“ verkauft wurden. Der Kompromiss: am Veröffentlichungstag erschienen auch einige der abgelehnten Titel – als EP „Love Is Hell Pt. 1“. Und nur wenige Wochen später folgte die EP „Love Is Hell Pt. 2“.
Die Fans waren dann endgültig irritiert, als Lost Highway fünf Monate nach „Rock N Roll“ auch „Love Is Hell“ als volles Album herausbrachte, als Kombination beider EPs plus das unveröffentlichte „Anybody Wanna Take Me Home“. Man kann also sagen: Adams hat sich durchgesetzt. Und allein das atemberaubend ehrliche Cover von Oasis’ „Wonderwall“ ist es wert, diese LP zu hören.