Klaus Paul stammt aus Stuttgart, wo er in den vergangenen vier Jahren als Kneipier (“1. Stock”), Labelgründer (Naiv) und nicht zuletzt als Gitarrist von Loretta in Erscheinung trat. Diese Band um Andreas Sauer, den einstigen “Lloyd Cole aus Leonberg”, hat seit ihrer Neuformierung Ende der 90er beständig Alben und Maxis auf Klaus Pauls Liebhaberlabel herausgebracht und genießt inzwischen auch bei nicht-schwäbischen Freunden dessen, was gemeinhin als Americana bezeichnet wird, einen guten Ruf. So gehört zum Loretta-Freundeskreis etwa Barbara Manning, die eine Zeit lang in Geislingen an der Steige wohnte und deren Go-Luckys (die Brüder Fabrizio und Flavio Steinbach) auch beim Klaus Paul Quintet Gitarre und Schlagzeug spielen.
Sie selbst stand Klaus Paul als Duettpartnerin beim akustischen “The Way We Talk” bei, das die sanfte, verletzliche Seite seines Solo-Debüts sehr schön repräsentiert. Solo-Debüt? Ja, denn von den dreizehn Stücken auf “Beautiful Ground” wurde lediglich der Titelsong in der jetzigen Quintett-Besetzung aufgenommen. Ansonsten ist der Großteil im Duo (mit dem Loretta-Drummer Bernhard Hahn als Koproduzenten) über einen Zeitraum von drei Jahren entstanden. Eine so gestaltete Mogelpackung wird aber gerne in Kauf genommen, wenn sie solch Kostbarkeiten wie “My Backyard”, “Another Round Around The Wheel” und “Waltz # 4” enthält, die in ihren reduzierten Arrangements an die schönsten Momente von Elliott Smith (die Fingerpickings!) und Chris Cacavas erinnern. Auch der Gastbeitrag von Elektrolochmann, die das Outro-Stück “Alone (In My Fucking Room)” komplett eingespielt haben, macht sich gut, gerade weil er einen Kontrapunkt zur gelegentlichen Schunkel-Tendenz setzt. Nicht, dass hier den Württembergern der Frohsinn missgönnt werden soll, aber solch augenzwinkernd vorgetragene Ratschläge wie “Oh no, play no song / Musicians don’t live long” geben dem auf weite Strecken vorzüglichen Folk-Pop-Album einfach keine Pluspunkte. Hoch anzurechnen ist “Beautiful Ground” aber, dass hier die Sympathie für Tom Petty nicht so stark durchscheint wie bei Loretta, sondern sich vielmehr Gemeinsamkeiten mit Archer Prewitt und frühsiebziger Softrock à la Bread und James Taylor entdecken lassen.
(Markus von Schwerin, www.intro.de)