Erstes Album nach 16 Jahren: Rückkehr der englischen Folksängerin.
Beverley Martyn zählte Ende der 60er-Jahre zu den bekanntesten englischen Folksängerin. Die 1947 geborene Musikerin veröffentlichte 1965 ihre erste Single, zog danach mit Paul Simon nach New York, spielte zusammen mit Simon & Garfunkel und trat 1967 beim Monterey Pop Festival auf. Zwei Jahre später lernte sie den englischen Folksänger John Martyn kennen, den sie später heiratete. 1970 veröffentlichte sie zusammen mit Martyn zwei Alben, „Stormbringer“ und „The Road To Ruin“, erst 28 Jahre später folgte mit „No Frills“ ihr bis dato letztes Werk.
Mit „The Phoenix & The Turtle“ meldet sich Beverley Martyn eindrucksvoll zurück. Es enthält Lieder aus ihrer gesamten Karriere, von ihrem ersten Song „Sweet Joy“ bis zum noch nie aufgenommenen Song „Reckless Jane“, den Martyn 1974 zusammen mit Nick Drake schrieb, als dieser nahe den Martyns in Hampstead lebte. Das Album entstand zusammen mit dem Produzenten Mark Pavey in Wales, den Bass spielt Matt Malley (Ex-Counting-Crows), Schlagzeug Victor Bisetti (Ex-Los-Lobos). Das Ganze klinge wie „an old style analogue record“, so Martyn.
Beeindruckend ruhig-reife Rückkehr der britischen Folk-Sängerin, die vor allem durch ihre beiden Collaborations-Alben mit Gatten John im Gedächtnis haftet. Mit Veröffentlichungen hielt sie sich seit Stormbringer und Road To Ruin erstaunlich zurück, nur ein einziges Werk, No Frills, unterbrach die nahezu 45-jährige Studio-Stille seit den Paar-Platten. Umso bemerkenswerter die zeitlose Gelassenheit, die die 2014er 9-Song-Kollektion durchzieht, geschuldet nicht zuletzt auch der Lied-Auswahl – die Frau mit der tief berührenden, mitunter nahezu androgynen Stimme irgendwo zwischen Marianne Faithfull und Thalia Zedek, wählte Songs aus verschiedensten Phasen ihrer künstlerischen Karriere, darunter ihr erstes Stück Sweet Joy und mit Reckless Jane eine bislang unveröffentlichte Gemeinschaftskomposition von Beverley mit Nick Drake, um ihnen neues Leben einzuhauchen. Letzterer ist es auch, der wie ein sanfter Pate über den vorwiegend akustisch dargereichten Weisen schwebt, leise Folk-Melancholie leuchtet durch kunstvolle Akustik-Gitarren-/Klavier-/Streicher-Arrangements, dezente Twang- und Country-Elemente weisen immer wieder über den großen Teich, während die unterschwellig düster-bedrohlichen Rock-Band-Stücke den grimmigen Geist Lou Reed’s atmen. In Wales aufgenommen mit Produzent Mark Pavey, Bassist Matt Malley (Counting Crows) und Schlagzeuger Victor Bisetti (Los Lobos) umgibt das weise Werk eine herrlich losgelöste Atmosphäre, scheint jeder Song irgendwie aus der Zeit gefallen, just dem Vergessen entrissen, und verlangt streng genommen nach eine warmen Vinylveröffentlichung. In Ermangelung einer LP begnügen wir uns aber dennoch glücklich mit einer CD, die uns mit in die vehement vermisste Vergangenheit nimmt.
(cpa, Glitterhouse)
Mehr als nur der weibliche Nick Drake.
Nick Drake ist einer dieser wenigen Künstler, deren Material ausnahmslos zur absoluten Extraklasse gehört. Und leider auch einer, von dem aufgrund seines frühen Todes viel zu wenig Material existiert. Umso mehr freut man sich, wenn hin und wieder doch noch eine verschollene Perle aus den Archiven auftaucht. So geschehen auf "The Phoenix And The Turtle" von der mit Drake befreundeten Beverley Martyn.
Besagte Perle hört auf den Namen "Reckless Jane" und beendet als Opener des Albums die lange Studiopause der Ex-Frau des Singer/Songwriters John Martyn. Fast vierzig Jahre sind vergangen, seit Nick Drake wenige Wochen vor seinem Tod mit Beverley an dem Lied schrieb. Nun grub sie den Track wieder aus und vollendete ihn. Das Ergebnis klingt nach einem Pink Moon-Song, instrumentiert wie zu Zeiten von Bryter Layter. Drakes Melancholie gepaart mit Beverleys markanter, gealterter Stimme und der Sehnsucht nach längst vergangenen Tagen.
Das Soundbild "Reckless Janes" prägt "The Phoenix And The Turtle" auch insgesamt. Handgemachter 60er- und 70er Folk: ruhig, nachdenklich, mit gefühlvollen Vocals, denen man die Lebenserfahrung ohne Einschränkung glaubt. Der Einfluss Nick Drakes ist allgegenwärtig spürbar ("Women And Malt Whiskey"), Beverley Martyn verleiht den neun Liedern jedoch auch eine deutliche eigene Note. Allerdings reicht leider keines der anderen Stücke – lyrisch wie musikalisch – an "Reckless Jane" heran.
Songs wie "Potter’s Blues" oder "Sweet Joy" haben zwar immer noch einen sehr hohen Standard, zünden aber nicht richtig, sondern plätschern eher dahin. Ihnen fehlt einfach die Griffigkeit. Erst in der zweiten Hälfte ändert sich das, wenn etwa "Levee Breaks" mit einem ziemlich coolen Gitarrensolo ankommt. Dieses stammt ebenso wie "Going To Germany" aus den Anfangstagen von Beverleys Karriere, als sie mit der Jug-Band The Levee Breakers unterwegs war.
Das Schlussdoppel "Mountain Top" und "Jesse James" bietet noch einmal Singer/Songwriter-Country vom Feinsten und bleibt sogar hängen. Ein zurückhaltendes Schlagzeug klopft sanft an, die mit viel Hall und Vibrato angereicherte Cleangitarre sorgt für ein warmes Fundament, während die Zupfgitarre den Folk ins Spiel bringt. Hintergründige Details sorgen für Atmosphäre.
"The Phoenix And The Turtle" bietet eine gute halbe Stunde Weltflucht mit universellen und gleichzeitig intimen Geschichten aus dem Leben. Beverley Martyn setzt damit ein individuelles Lebenszeichen und ist weit mehr als "nur" der weibliche Nick Drake. Ganz so einzigartig und unsterblich wie dessen Lieder präsentiert sie sich auf "The Phoenix And The Turtle" aber nicht.
(Manuel Berger, laut.de)
The Phoenix And The Turtle is a warm, engaging, record. A fitting capture of an illustrious career.
(Daryl Easlea, Record Collector)
She sings beautifully throughout -- committed, authoritative, totally inhabiting the songs. Her voice is rich and mellow with a hint of smoke and huskiness around the edges. It goes down beautifully, like a fine malt..."
(Neil Hussey, Shindig Magazine)
Baleful Soul and Shimmering Blues; Life is rarely more tellingly captured in music.
(Colin Irwin, MOJO)
... she has power and expression in abundance.
(LG, New Internationalist)