"After splitting from Fairport Convention, the UK's most consistently exploratory folk-rock outfit, Richard Thompson launched what's been one of the most infuriatingly on/off solo careers this side of Bob Dylan. It wasn't until he struck out on his own that he began to sing most of his own material and his voice - with its dark, wry, quality - was the perfect vehicle for the increasingly nihilistic material he was penning. 1974's I Want To See The Bright Lights Tonight was the first of six albums recorded with his wife Linda and it's the couple's bleakest and most ambitious work.
Thompson's exhilarating tremolo guitar work beautifully disfigures a series of songs that work as aural snapshots from the desperate margins, where drink has the power to level all comers and girls dream of escaping to anywhere. In many ways it feels like an English version of Bruce Springsteen's bleak masterpiece Nebraska.
Although the pair are still working within folk forms they expand those parameters as boldly as Fairport Convention, no more so than on The Calvary Cross, where Thompson's guitar spirals out into elegiac clusters of pure, free sound.
Still, the highlight is undoubtedly The End Of The Rainbow, a breathtaking dialogue directed to a newborn child warning that: "There's nothing at the end of the rainbow / There's nothing to grow up for anymore." It's Thompson's unblinking ability to poeticise these kind of uncomfortable sentiments that make it such a harrowingly affecting record."
Die große Tradition des britischen Folk-Rocks ist im Laufe der letzten drei Pop-Jahrzehnte vielfach mutiert. Während die Identitäts-stiftende Wirkung der Zauselfrisuren und bodenlangen Hippie-Kleidern längst von zig anderen Subkulturen überwuchert ist, feiert das musikalische Erbe dieser "Bewegung" fröhliche Urstände. Nicht nur fesche Indie-Mädchen stemmen sich heutzutage mit einsamer Gitarre höchst erfolgreich gegen jeden elektronischen Trend. Handgemacht und emotional.
Dieses Vermächtnis haben Richard und Linda Thompson zwischen Ende der sechziger und Mitte der siebziger Jahre mitgeprägt: Die melancholische Schönheit in ihren Songs, die sanfte Düsternis einer von Schicksalen geplagten Welt, in der gekämpft, geliebt und gelitten wird. Mit ihrer glockenhellen Stimme war Linda eine Art europäischer Widerpart der berühmten US-Kolleginnen Joan Baez oder Joni Mitchell. Das amerikanische Nachrichtenmagazin "Newsweek" bezeichnete sie einmal als "the brightest voice in popmusic".
Diese Konzentration auf den reinen, klaren (Gitarren-)Song erfolgte erst bei der vielköpfigen Band Fairport Convention (nur Richard) und ab 1974 dann als frisch vermähltes Singer-/Songwriter-Ehepaar mit diesem Debutalbum. Als Duett perfektionieren die Beiden den spröden Charme von Richard Thompsons Solo-Debut "Henry, The Human Fly". Während Lindas Stimme das brummig-virtuose Spiel ihres damaligen Gatten in lichte Höhen führt, hält Richard dagegen und lässt im Klassiker "Calvary Cross" die Saiten jaulen. Das unmittelbar darauf folgende "Withered and Died" zeigt die Technik des Wechselspiels sehr eindrucksvoll: Auf die tieftönende Vorgabe Richards folgt eine zerbrechliche, aber nicht minder ergreifende Ballade Lindas.
"I Want to See.." ist sicherlich die düster-gefärbteste Platte der Thompsons. Manchmal scheint es, als wollten die Beiden mit ihrer virtuosen Musikalität direkt zu Beginn ihrer gemeinsamen Ära allen gebeutelten Gestalten trotz allen Unglücks Hoffnung und Zuversicht einhauchen. Dass sie nicht nur Meister der Moll-Stimmungen sind, sondern auch brillante Studiotüftler, zeigen kleine, feine Produktions-technische Kniffe im Chorus des Titelsongs oder die Holzblas-Instrumente in "We Sing Hallelujah".
Etwa ein Jahrzehnt hielt die Musik- und Liebes-Beziehung des Folk-Paares. Während Richard stets bei seinem Instrument blieb, wechselte Linda, neben gelegentlicher Engagements als Songschreiberin, zum Theater und führte später in London ein Schmuckgeschäft, bevor sie 2002 ins Musikgeschäft zurückkehrte.
(Ralf Niemczyk, www.pure.dee)