Im Februar 1964, wenige Monate nach dem Mord an Präsident Kennedy, spielte Miles Davis auf einem Benefizkonzert verschiedener Bürgerrechtsorganisationen. Die Live-Aufnahme wurde in zwei Alben geteilt: Four & More enthält die schnellen Titel, auf My Funny Valentine sind die in langsamem und mittlerem Tempo gespielten Stücke zu finden. Für Davis markiert My Funny Valentine einen Wendepunkt. Zum letzten Mal veröffentlicht er ein Live-Album mit Standards und nicht mit eigenen Kompositionen. Zudem ist die Aufnahme eine der letzten mit derselben Band, die Seven Steps of Heaven hervorbrachte.
Davis spielt elegant und poetisch wie nie zuvor. Pianist Herbie Hancock, Bassist Ron Carter und Schlagzeuger Tony Williams begleiten den Trompeter, doch die kongeniale Ergänzung ist George Coleman. Subtil und mit Understatement, dabei immer mit klarer Richtung und dennoch flexibel ist der Tenor-Saxophonist der optimale Partner für Davis.
Die aber erklingen in einer faszinierenden Intensität, selten hat man Davis Standards wieder so beseelt spielen gehört. Dazu trägt das vorzügliche Remastering von MFSLs- Überspielmeistern Kreig Wunderlich und Rob LaVerde bei. Dass es bei Spielzeiten von knapp unter und über einer halben Stunde pro Seite so fein klingt, kommt begeisternd dazu.
(Good Times, April/Mai 2017)