Als Kjellvandertonbruket haben der schwedische Songwriter Christian Kjellvander und die schwedische Soundfabrik Tonbruket um e.s.t. Bassist Dan Berglund und Gitarrist Johan Lindstöm haben ein ganz besonderes Werk geschaffen: »Doom Country«.
Christian Kjellvander kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken. Der Singer-Songwriter gehört seit seinen Anfängen in Bands wie Loosegoats oder Songs of Soil zu Schwedens besten Sängern und Interpreten. Sein letztes Album »Wild Hxmans« wurde als eines seiner bisher besten Alben gefeiert und für die schwedischen Grammys nominiert. Ein wahrer Geschichtenerzähler mit einem ausgeprägten Sinn für Melodien und Emotionen. Crossover war gestern!
Musikalische Schubladen funktionieren nicht für die schwedische Soundfabrik Tonbruket um e.s.t. Bassist Dan Berglund und Gitarrist Johan Lindstöm. Zusammen mit Martin Hederos, u.a. Mitglied der erfolgreichen Indierockband »The Soundtrack of Our Lives«, an diversen akustischen wie elektronischen Tasteninstrumenten und Schlagzeuger Andreas Werliin, entsteht eine einzigartiger Bandsound zwischen Jazz, Psychedelic Rock und Neo-Folk. Seit der Gründung vor zehn Jahren hat Tonbruket einen schwedischen Grammy für alle ihre bisherigen vier Studioalben in der Kategorie Jazz gewonnen. Die Band ist beim deutschen Jazz-Label ACT unter Vertrag.
Mit allen nur erdenklichen Erwartungen gewappnet näherte ich mich dieser grenzüberschreitenden Collaboration, auf alles Mögliche gefasst, haben hier doch musikalisch eigensinnige Feingeister zusammengefunden, die auf den ersten, oberflächlichen Blick erst einmal nur die Herkunft verbindet: Christian Kjellvander ist uns unter den schwedischen Samttönern uneingeschränkt der liebste, das auf dem Act-Label veröffentlichende Tonbruket-Ensemble hingegen zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass jede, aber auch jede seiner Albumveröffentlichungen den Jazz-Grammy seiner Heimat gewann. Aus gegenseitigem Interesse am Schaffen des jeweils anderen traf man sich ohne allzu ausschweifende Vorarbeiten, um frisch ersonnene musikalische und textliche Kjellvander-Skizzen in spontaner, Session-naher Atmosphäre in Musik umzusetzen – und erschuf dabei ein Americana-Klangspsektrum von einer bislang selten gefühlten Tiefe. Denn dem beeindruckend beweglich agierenden Bassisten Dan Berglund, dem mit allen Jazz-, Roots- & Steel-Wassern gewaschenen Gitarristen Johan Lindström, Schlagzeuger Andreas Werliin und vor allem dem uns nicht nur von den Soundtracks Of Our Lives wohlbekannten Tasten-Maler Martin Hederos gelingt es, eine ungemein intensive, Stilgrenzen nicht scheuende, ungeahnte Tiefen auslotende, aber nie zu weit gehende Desert/Alternative-Country-Klang-Leinwand zu weben, die auch des Wurzel-Kenners Ohr erfasst, packt und fasziniert. Auf den beseelt fließenden, unterschwellig aber heftig fiebernden Instrumental-Strukturen lässt Kjellvander seine sanft-sonore Stimme zwischen Cash und Cohen, zwischen Lanegan und Hazlewood schmeicheln und raunen, berühren und bewegen, singt, schmeichelt, reibt und spricht er die wehmütigen Worte tief unter die Haut, dabei gleichermaßen der mitunter hypnotischen Gänsehaut-Atmosphäre eine weitere wüstenwindumwehte Ebene verleihend und stets die verbindenden Brücken zum gewohnt-geliebten Scandamericana-Kosmos schlagend. Und ist der Einstieg in den von sechs langen Epen (darunter das magisch hypnotisierende Tryptichon Normal Behaviour In A Cutting Garden) getragenen Aufbruch in neue Alternative-Country-Welten mit dem von Klang-Experimenten belebten Yacht In The Fog auch für den Roots-Hörer zunächst etwas holprig, so wird er auf Dauer mit einem unendlich faszinierenden, gleichermaßen gewohnten wie ohrenöffnenden Americana-Weg belohnt, der Bill Frisell, Hugo Race und die Cowboy Junkies miteinander versöhnt, und dennoch ganz und gar Kjellvander ist.
(cpa, Glitterhouse)