Hoffnung ist alles
Bereits vor fünf Jahren haben The Dream Syndicate ihre Live-Reunion gefeiert. Ein neues Album der Alternative-Rocker ließ aber lange auf sich warten. 2017 ist es endlich so weit: Hier ist »How Did I Find Myself Here«.
Es handelt sich dabei um das fünfte Album der Band, die aktuell aus Steve Wynn (Gitarre, Gesang), Dennis Duck (Schlagzeug), Mark Walton (Bass) und Jason Victor (Gitarre) besteht. Gleichzeitig ist es der Nachfolger von »Ghost Stories« aus dem Jahr 1988 und damit die erste Platte seit 29 Jahren.
Dass The Dream Syndicate ihr Handwerk in der Zwischenzeit nicht verlernt haben, bewiesen sie bereits im Juni mit der ersten Singleauskopplung, dem über 11-minütigen Titeltrack »How Did I Find Myself Here«. Insgesamt warten acht neue Tracks auf dem Album.
Fast hätten wir die Hoffnung aufgegeben: The Dream Syndicate präsentieren 2017 ihr sehnsüchtig erwartetes Comebackalbum »How Did I Find Myself Here«.
Das erste Studioalbum nach 29 Jahren. (...) Es hat gedauert. Doch es lohnt sich.
(stereoplay, September 2017)
Die acht Songs klingen kompakt und erinnern mit ihrer Atmosphäre an exzessive Soundwälle à la Velvet Underground oder Neil Young im Krachmodus.
(Audio, Oktober 2017)
Grandiose Studio-Album-Rückkehr des Generationen von Gitarren-Rock-Bands prägenden Quartetts, nahezu drei Jahrzehnte nach dem letzten Gruppenwerk. Seit einem 2012er Wiedervereinigungsauftritt bei einem Wohltätigkeits-Festival in Spanien wieder sporadisch aktiv (so auch Teil des Wilco Solid Sound Festivals), entschloß sich die Band um Frontmann Steve Wynn 2016 die wiedergewonnene Magie ins Studio zu tragen. Das neue 8-Song-Werk beim bemerkenswerten Anti-Label, und exklusiv und nur bei uns gibt es das Werk in der strikt limitierten Version in knallrotem Vinyl!
Uff. Als wären sie nie weg gewesen. Und als hätten sie hier ihre Frühwerke als Blueprint genommen und da noch eher die legendäre Down There EP als das geniale Days Of Wine And Roses Debüt. Der Opener Filter Me Through You versetzt einen mit seinem Trademark Riff direkt in alte Zeiten, schleppend und noisy. Glide, der zweite Song, klingt dann mal direkt nach einem Velvet Underground Outtake. Jason Victor mit John-Cale-Viola-Gedächtnis-Gitarrenwand, Steve Wynn in bester Lou Reed Manier und die Nadeln im roten Bereich. Und so geht es quasi durchweg weiter, mal abgesehen von Like Mary, das in etwas ruhigerer That's What You Always Say Manier daher kommt. Ansonsten schrubbt Steve Wynn eine trockene Rhythmusgitarre, über die Jason Victor einen nebligen Feedback-Schleier legt, oft undurchdringlich dick. Manchmal schaffen es Soli durch den Dickicht, manchmal bleibt es beim puren Overkill (in gut natürlich).
Kurz vor Schluss hören wir mit How Did I Find Myself Here noch einen 11-minütigen Freiflug, scheinbar aus einem Studio-Jam entstanden, mit langen Instrumentalpassagen irgendwo zwischen Quicksilver Messenger Service und Sun Ra. Kendra's Dream, offenbar eine Hommage an das Urmitglied Kendra Smith, kommt schließlich sehr verträumt psychedelisch.
Langfristige Klassiker lugen hier jetzt noch nicht durch, und wie immer scheitere ich etwas an meiner zu hohen Erwartungshaltung, schließlich sind die grüne Down There EP und das Days Of Wine And Roses Album Inselplatten für mich (Karl Precoda ist Gott!). Aber das neue Dream Syndicate Werk ist eine willkommene Rückkehr zu alten Werten und Sounds und hat nicht nur aus diesen Gründen das Zeug alle alten Fans glücklich zu machen.
(rh, Glitterhouse)