Man bekommt von den spinnerten Indies auf Constellation, was man gewohnt ist, aber man sollte nicht glauben, daß da nicht noch dicker aufgetragen werden kann. Es episch zu nennen wäre die pure Untertreibung, es ist als würden Rammstein, Philipp Glass und Richard Wagner gemeinsam in Komponisten-Klausur gehen und ein berauschter Bertold Brecht die Texte dazu verfassen. Die dritte Indie-Oper des Godspeed You Black Emperor Nebenprojektes. Betrieben von Efrim, Sophie und Thierry aus dem Constellation-Kollektiv.
Wie hier Elemente der klassischen Musik, des alternativen Rock und hochschwangerer Progressive-Schwulst in – überwiegend akustisch intonierte Musik-Monumente verwandelt werden ist Beispiellos. Die ersten 15 Minuten der CD Nr. 1 werden von der Tra-La-La-Band und vor allem dem kräftigen, mittelalterlich ausgerichteteten Männerchor dominiert. Im zweiten „Satz“ übernehmen dauerhaft die Streicher das Regiment, die schwellen auf und ab und gestatten in den Pausen klagenden Gesang zu akustischen Gitarren.
Die Musik ist ohne Limit und nie berechenbar, aber meisterlich gefügt und hochdramatisch. Der gemeine Rockmusik-Hörer nimmt den imaginären Taktstock in die eine Hand und spielt mit der anderen Luftgitarre und fiebert dem – wiederholt stattfindenen Finale Furioso entgegen. Besser denn je, verstehen es die Musiker, einerseits Nonkonformisten zu sein, aber trotzdem in Harmonien zu denken, den Eintritt für den Hörer zu zu lassen. Aber Zeit sollte man sich nehmen, der 3 Minuten Song ist wahrlich nicht die Sache der wundersamen Genies aus Montreal.
(Glitterhouse)