Es ist schon aussergewöhlich, aber nicht unvorstellbar: TORTOISE
und WILL OLDHAM haben gemeinsam ein Album eingespielt! Dan Bitney, John
Herndon, Douglas McCombs, John McEntire, Jeff Parker sind mindestens genauso
wie der Mr. American Weirdo Will Oldham besessene Freigeister, sie besitzen
alle einen unglaublichen Drang zur absoluten künstlerischen Unabhängigkeit,
eine Eigenschaft, die nur ganz wenigen Pop-Künstlern vorbehalten
bleibt. Sowohl TORTOISE als auch WILL OLDHAM haben seit dem Jahr 1993
die Indie-Kultur maßgeblich beinflußt und obwohl sie schneinbar
in Paralleluniversen tätig sind, ihre Querdenkerei war sicherlich
die gemeinsame Platform für diese ungewöhliche Kooperation.
THE BRAVE AND THE BOLD ist konzeptuell ein reines Cover-Album, TORTOISE
und OLDHAM haben ihre Lieblingssongs gemeinsam neu interpretiert: Ob Springsteen,
Minutenmen, Elton John, Devo oder Richard Thompson, diese Musik macht
unheimlich viel Spaß und ist gleichzeitig bahnbrechend. THE BRAVE
AND THE BOLD unterstreicht die Genialität und Ausnahmestellung aller
beteiligten Künstler und ist für alle TORTOISE & WILL OLDHAM
Fans absolut unabdingbar.
(amazon)
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Will Oldham weiterhin gut im Release-Flow, nach dem aktuellen Live-Album
nun diese Kollaboration mit den zuletzt nicht mehr ganz so produktiven
Post-Rock-Helden Tortoise. Das Album bietet zehn Coverversionen, zum Teil
von eher obskuren Acts wie Quix*o*tic oder Lungfish, aber auch in diesem
Kontext ganz unerwarteten Namen wie Elton John (Daniel), Devo
oder auch Richard Thompson. Schon typischer: Springsteens Thunder
Road, eines der Album-Highlights mit dieser unschlagbar elegischen
Oldham-Stimmung, wunderbaren Gitarren und einem fast noch besseren Synthie,
was wirklich hervorragend zusammen geht. Der andere Hit für den klassischen
Oldham-Verehrer: Pancho von David Henner wäre mit schönem
E-Piano und female Harmony Vocals eine Zierde auch für jedes frühe
Palace Brothers-Album. Und was machen Tortoise? Bleiben zumeist relativ
zurückhaltend, sieht man mal vom heftigen Lungfish-Cover ab, das
mit reichlich Electro-Fuzz ziemlich genau wie Suicide mit Oldham als Gastsänger
klingt. Aus dem Rahmen fällt auch der brasilianische Opener mit Tropicalia-Sixties-Vibe
und portugiesischen Vocals. Der Rest ist aber deutlich bodenständiger,
wie das entschleunigt-psychedelische Minutemen-Cover Its Expected
Im Gone oder die Todesballade (Some Say) I Got Devil
aus der Feder von Melanie Safka, die aber durch und durch wie ein tiefschwarzes
Oldham-Original klingt. Wie es Will Oldham gelingt, seinen enormen Output
auf derart hohem Niveau zu halten, ist eines der Rätsel der Menschheit.
(glitterhouse)
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