Picking up where Want One left off, Rufus Wainwright's Want Two is a
deeply introspective, sometimes kinky, and often personally critical set
of mini-operettas that ruminate on his various relationships, drug abuse,
and image in the media. Metaphorically liturgical and often classical
in sound, Want Two touches on such inner-related themes as love, loneliness,
sin, and sacrifice. It's more focused than Want One and as such packs
more of a wallop both musically and emotionally. On the cover of Want
One, Wainwright appeared as a chivalrous knight in armor, bringing to
mind the conquering crusader -- Sir Gawain the gay knight? Conversely,
on Want Two he appears as a dark-haired maiden -- the suicidal Ophelia?
The imagery not only speaks to the campy and loaded cliché of the
male-and-female, yin-and-yang drive of the gay male persona, but more
importantly how one's personal desires are often sacrificed because of
public successes. Never one to shy away from personal issues, Wainwright
deals explicitly with how his sexuality has affected his life and career,
not merely as a gay man but as a burgeoning gay icon with a complex desire
to both embrace and ignore all that entails. This is no more apparent
than on the album centerpiece, the iconoclastic "Gay Messiah,"
in which Wainwright both mocks gay pop culture and laments his ability
to live up to his fan base's desire for a artistic hero in the culture
wars. He sings, "He will be reborn/From 1970s porn/Wearing tube socks
with style/And such an innocent smile," and later, "No it will
not be me/Rufus the Baptist I be." Similarly, on the opening track,
"Agnus Dei," he croons, "Agnus dei/Qui tollis peccata mundi/Dona
nobis pacem." Translated it means, "Lamb of God/Who takest away
the sins of the world/Grant us peace." It's Wainwright's most direct
plea for both personal and public absolution and helps leave the impression
of an artist attempting to find emotional buoyancy in the often perilous
waters of both the music business and the dating scene. Musically, Wainwright
has never seemed more in command of his muse. References to Nilsson, Brian
Wilson, and Randy Newman are a matter of course, but Wainwright's growth
as a pop craftsman with his own unique lyrical voice -- both conceptually
and literally -- makes such comparisons unnecessary. To these ends, lush
string orchestras, cheery choirs, and piping horn sections decorate the
impeccably scored album and perfectly complement Wainwright's swooning
vocals. Taken as a whole, Want One and Want Two work well together as
a sprawling and ambitious double album that is camp, serious, and utterly
compelling.
(by Matt Collar, All Music
Guide) |
Rufus Wainwright ist ein Musiker und Songwriter an dem sich
die Geister scheiden. Für die Einen ist seine Musik bombastischer Kitsch,
für die Anderen wohltuender musikalischer Ausdruck melancholischer
Sehnsüchte in einer ach so kalten, unromantischen Welt. An diesen unterschiedlichen
Positionen wird wohl auch sein Album Want Two kaum etwas ändern.
Seine Fans dürfen sich also freuen, seine Gegner allerdings nicht
minder, denn beide Lager können sich getrost in ihrer bisherigen
Meinung bestärkt sehen. Want Two ist ein rund 56-minütiges versponnenes
Schwelgen in wohlklingender Tragik. Eines jedoch kann man dem Kanadier
nicht absprechen. Wohl niemand außer ihm bewegt sich derartig gekonnt
auf der gesamten Gefühlsskala zwischen Verzweiflung, sehnsuchtsvollem
Schmachten und Schwärmerei. Rufus Wainwright und Produzent Marius
deVries, der u.a. mit Björk, Massive Attack, Madonna, David Bowie
zusammenarbeitete, bedienen sich auf Want Two mit sicherer Hand der gesamten
Klangpalette von Englisch Horn, Streichern und Chören, um Gänsehaut
erzeugen. Doch was die raffinierte Ausdrucksvielfalt der Orchestrierung
verspricht, vermögen die stimmlichen Künste Rufus Wainwrights
nicht immer einzulösen. Sie gleiten zuweilen ab ins Falsettähnliche,
bei der Bemühung mit den Instrumenten mitzuhalten. Schade, dass Wainwright
hier nicht immer das rechte Maß findet. Dass es auch anders geht
beweist das Live-Stück "Hometown Waltz", bei dem Rufus
Wainwright auf eine kleiner Besetzung vertraut. Auf den meisten Tracks
der CD jedoch ist ausgiebiges Schwelgen in großen Gefühlen
angesagt. "I dont know what I am doing, I dont know what
I am saying..." singt Wainwright in "This Love Affair"
oder in "The one you love", "Im only the one you
love. Am I only the one you love?". Alles klar? Das zu verstehen
braucht Zeit, und zwar mindestens ebensoviel, wie um hinter all dem Prunk
und Zierrat die eigentliche Struktur der Songs von Rufus Wainwright auszumachen.
Wer allerdings ein Faible fürs Opulent-rätselhaft-romantische
hat, wird an der CD Want Two von Rufus Wainwright seine wahre Freude haben.
(Andreas Schultz, aus der Amazon.de-Redaktion)
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Irgendwo zwischen Dream City Film Club und Divine Comedy, zwischen Operette
und Zirkuskitsch, zwischen Schwulenkabarett und dem Artpop eines Shawn
Phillips hat Rufus Wainwright eine geradezu kathedralische Nische gefunden.
Seine Musik schwappt und schwelgt, sie suppt und schmalzt - und all das
würde bestimmt platzen wie eine zeppelingroße Seifenblase,
wenn der Sänger die Klangstatik nicht mit schön schräggelegten
Melodien und kontrollierten Dissonanzen stabilisieren würde. "Want
two" ist ein uriges Album voller großer Gesten und ebenso großen
Augenzwinkereien, und es liegt sicher nicht nur am geteilten Schwulsein,
dass Wainwright für sein langes, hypnotisches Finale "Old Whore's
Diet" den großartigen New Yorker Sänger Antony verpflichtete
- die barocke Drag Queen passt perfekt in Wainwrights opernhaftes Interieur.
Ein Album wie ein sonisches Labyrinth, in dem sich Klangforscher glatt
verirren können. Aber der Hit, von dem Rufus träumt, ist wieder
nicht drauf.
(Kulturnews)
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Als hätte man nach nur ca. 3 Monaten auf das Flehen
der Wainwright-Verehrer ohne Amerika-kompatibles DVD-Abspielgerät gehört,
gibts das 2004er Album des Sohnes großer Eltern endlich auch als CD-Schlicht-Version.
Aber was heisst hier Sohn? Und was heisst vor allem schlicht? Want Two ist
ein umwerfender Rundum-Beleg für die Reife, die Rufus erreicht hat.
Mit einer weichen, warmen Stimme zwischen Jeff Buckley und John Grant und
dem Klavierspiel zwischen Bar-Jazz, Swing und großem Ben Folds-Pop-Handbuch
führt uns Wainwright durch das ganz große Gefühls-Kino,
und das in Breitwand und Cinemascope. In einer Produktion, die Van Dyke
Parks und Brian Wilson wohl gefiele, wandert der Verehrer reiner, wehmütig-süsser
Harmonien durch die Jahrhunderte des Wohlklangs, wobei er uns von Barock
und wahrer Oper über die Variete-Bühnen der Jahrhundertwende,
die Bars und Clubs der 20er und die Tin Pan Alley bis ins Jetzt bringt,
begleitet von Streichern, die mal liebreizend solierend, mal in voller
Orchester-Macht auch vor Sentimentalitäten nicht zurückschrecken,
wohl wissend, dass diese einzigartige Stimme schon den läuternden Segen
verleihen wird. Die 12 Songs sind bei aller Unterschiedlichkeit sämtlich
für das Langzeitgedächtnis geschrieben, seien es die einleitenden
6 Minuten Agnus Dei, die zwischen irdener Weltmusik und gewaltigem Orchester-Erwachen
geeignet sind, auch den Widerspenstigsten in den Schoß der Kirche
zurückzulocken, das direkt folgende, fröhliche, weltliche (aber
nicht profane) The One You Love, der von französischer Leichtigkeit
getragene Hometown Waltz (mit einem Refrain, der in seinem Schmeicheln fast
schon Joelesk ist), der in melodiegewordenen Gefühlen schwelgenden
Klavierballade Memphis Skyline oder dem großartigen 9-Minuten-Monument
Old Whores Diet, das den grandiosen Abschluss bildet und mich überwältigt,
gereinigt und geläutert in die Welt entlässt. Wenn es nicht schon
zu oft gesagt worden wäre: Das ist wahrhaft ganz großes Kino.
Zeit, das Licht wieder zu löschen und in den Film zurückzutauchen.
(Glitterhouse) |