"Schwer musste sich Kurt Wagner beschneiden, als er
zur Konzipierung seines neues Albums schritt: 49 Titel hatten sich zum Aufnahmebeginn
angesammelt, 24 schließlich bilden zusammen das neue Werk, verteilt
auf zwei eigenständige, für sich wirkende Tonträger. Und
genauso verlangen sie auch rezipiert zu werden: Als volle, runde, abgeschlossene
Werke, die jedes für sich genossen werden wollen. Unerläßlich
ist es aber, wie immer, dem Lambchop-Lauschen die volle Konzentration zu
widmen - nebenbei gehört, fliessen die Stücke dahin, versäumt
man die die Feinheiten, die sich bei mehrmaligem intensiven Hören herauskristallisieren,
geht die Wirkung an Ohr, Kopf und Herz vorbei. Nimmt man sich allerdings
die Zeit, lehnt sich zurück, schließt die Augen und lässt
die reif durchstrukturierten, symphonisch aufbereiteten Americana-Chansons
auf sich wirken, so eröffnet sich dem glücklichen Hörer ein
lustvolles Schwelgen in natürlich gewachsenen Harmonien. Aw C'Mon bietet
neben den Songs - wie Edelstein geschliffene Abendausklangsballaden, nach
in Samt und Brokat gekleideten Theaterbühnen Vaudeville-Zitaten, Bacharach-Costello-Abgeklärtheiten
gepaart mit folkiger Erdverbundenheit - 3 hell gestimmte/stimmende, sonnenstrahlende
Instrumentals, in Gitarren-Klavier-Geigen gegossene Hintergründe für
die positiven Momente des Lebens.
No You C'Mon setzt auf die gleichen Mittel - fließende Klavier-Akkorde,
klar-filigrane Gitarren, meist zurückhaltend-gestreicheltes Schlagzeug,
die üppigen Streicherarrangements von Lloyd Barry - gibt ihnen aber
melancholischere Themen, lässt dunklere Gefühle durchscheinen;
mitunter wird gar die Gitarre verzerrt dem hektischen Rhythmus hinterhergejagt
(auf Aw C'Mon unvorstellbar) oder als Dreingabe ein Black Sabbath-Zitat
eingedrückt. Und Wagners Stimme, ob an der Klippe des Atem-/Tonlosen
entlang knarzend oder in warmen Tiefen hingehaucht, findet den Weg zwischen
hautnahem Schmeicheln, körperloser Weltentrücktheit und den geflüsterten
weisen Worten des gereiften Mannes. Diese Reife im Ausdruck, im Umgang mit
dem mächtigen Instrument Stimme, fügt sich aufs Trefflichste in
die vollmundigen, romantisch-reichen Arrangements und schafft ein Genuss-Erlebnis,
dessen Tiefe nur von wenigen Werke erreicht wird." (Glitterhouse) |